Scheiße, ein Notfall -  Dr. med. Lüder Warnken

Scheiße, ein Notfall (eBook)

Warum Erste Hilfe ganz einfach ist und wie du richtig handelst, wenns drauf ankommt - mit spannenden Geschichten aus dem Alltag eines Notarztes. Mit einem Vorwort von Dr. Johannes Wimmer
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2247-7 (ISBN)
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Lachen - lernen - Leben retten Wie war das noch gleich mit der stabilen Seitenlage? Und wie lauten die fünf W-Fragen, die bei einem Notruf angeblich wichtig sein sollen? Ein Notfall ist immer eine Extremsituation - und wer ist darauf schon vorbereitet? In Zukunft: du! Denn egal wie unwissend und unsicher du ich fühlst: Es ist wirklich ganz einfach, das Richtige zu tun, weil du eigentlich gar nichts falsch machen kannst. Deshalb sieht es Notfallmediziner Dr. Lüder Warnken als seine Aufgabe, mehr Menschen zum Handeln zu ermutigen und zu kompetenten Ersthelfern zu machen. Anhand amüsanter und manchmal auch skurriler Anekdoten aus seinem Leben als Notarzt stellt er anschaulich dar, wie du in Not- und Unfallsituationen richtig reagierst und betroffenen Personen helfen kannst. Unterstützt werden seine einfachen und präzisen Handlungsanweisungen von Illustrationen, die zeigen, wie du richtig vorgehst, wenn deine Hilfe benötigt wird. Alles andere als trocken vermittelt der Arzt und Comedian so lebenswichtiges Wissen, von dem wirklich jeder profitiert.

Dr. med. Lüder Warnken hat viele Facetten: Während er tagsüber in seinem Hauptberuf als Notarzt Leben rettet, steht er abends auf der Comedy-Bühne ebenfalls im Namen der Hilfeleistung. Zusätzlich gibt er in Notfallseminaren sein Wissen zum Thema Erste Hilfe an Laien, aber auch an medizinisches Fachpersonal weiter. Seine Mission: Menschen die Angst vor dem Helfen nehmen. Sein Credo: Helfen kann ganz einfach sein.

Dr. med. Lüder Warnken hat viele Facetten: Während er tagsüber in seinem Hauptberuf als Notarzt Leben rettet, steht er abends auf der Comedy-Bühne ebenfalls im Namen der Hilfeleistung. Zusätzlich gibt er in Notfallseminaren sein Wissen zum Thema Erste Hilfe an Laien, aber auch an medizinisches Fachpersonal weiter. Seine Mission: Menschen die Angst vor dem Helfen nehmen. Sein Credo: Helfen kann ganz einfach sein.

Lachen, lernen, Leben retten – das ist meine Mission


Mein Name ist Dr. Lüder Warnken, ich bin 17 Jahre alt, kleiner Scherz, komme aus Hamburg und bin Comedian und tatsächlich Notarzt. Das mit dem Notarzt muss ich so betonen, denn viele Menschen glauben es einfach nicht. Deshalb ist es auch keine Seltenheit, dass die Menschen nach meinen Auftritten Sätze wie »Das nenne ich mal einen talentierten Schauspieler, der hat den Notarzt richtig authentisch rübergebracht!« fallen lassen. Und ich weiß, die Ähnlichkeit mit George Clooney ist verblüffend, aber der Kollege spielt den Doc nur, ich arbeite wirklich als Notarzt. Was allerdings nicht bedeutet, dass mir diese Rolle beim Einsatz im Rettungsdienst abgenommen wird. Selbst da passiert es, dass bei meinem Erscheinen die Patientin oder der Patient enttäuscht anmerkt: »Ach, ich dachte eigentlich, da kommt auch ein Notarzt mit.« Dann drehe ich mich um, zeige den Schriftzug »Notarzt« auf meiner Jacke und antworte freundlich, dass ich der Notarzt bin. Worauf eine Dame einmal sagte: »Na, warum zeigen Sie mir das denn nicht gleich?!«

Immerhin haben die meisten Comedy-Kollegen, mit denen ich zusammen bei Shows auftrete, inzwischen verstanden, dass ich ein echter Notarzt bin und nicht nur eine Rolle spiele. An dieser Stelle gibt es allerdings ein ganz anderes Problem, denn manche Kollegen denken, dass ich immer, also 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche, als Notarzt unterwegs und einsatzbereit bin. Aus diesem Grund fragte mich ein Kollege bei einer Show in Krefeld sogar: »Sag mal, Lüder, wie läuft das, wenn du zu einem Einsatz gerufen wirst, während du auf der Bühne stehst? Gehst du dann einfach?« Im ersten Augenblick dachte ich, der will mich auf den Arm nehmen, aber es war sein voller Ernst. Da habe ich kurz überlegt, ob ich ihm das jetzt wirklich seriös erkläre, dass es auch für Rettungskräfte Arbeitszeiten gibt und wir in unserer Freizeit machen können, was wir wollen, und dann auch nicht zum Notfall müssen. Die Frage war allerdings so unglaublich abgefahren, dass ich mich gegen die Rolle des ernst zu nehmenden Notarztes mit einer sachlichen Antwort und für den Comedian mit einer ironischen Retourkutsche entschied: »Das funktioniert folgendermaßen«, sagte ich deshalb todernst, »wenn ich hier in Krefeld auf der Bühne stehe und einen Notarzteinsatz bekomme, dann mach ich natürlich meine Show erst mal fertig. Die Leute haben schließlich für ihre Karten bezahlt. Danach gehe ich gemessenen Schrittes zum Krefelder Hauptbahnhof, suche mir da die passende Zugverbindung nach Hamburg raus und bin etwa sechseinhalb Stunden später da. Sobald ich angekommen bin, hole ich mir schnell ein Franzbrötchen vom Bäcker und laufe zu der Adresse, die mir aufs Handy gefaxt wurde. Das Gute an der Sache ist, dass sich das Problem mit der Atemnot meistens bereits erledigt hat und ich direkt weiter nach Hause kann. So funktioniert Rettungsdienst in Hamburg.« Und schon haben wir gemeinsam die Frage »Warum nimmt man mir den Comedian eher ab als den Notarzt?« geklärt.

Aber kommen wir nun zu dem Thema, um das es in diesem Buch geht. Eine typische Frage, die man als Notarzt oft gestellt bekommt, ist diese: »Sieht man als Notarzt nicht jeden Tag ganz furchtbare Sachen? Also, ich könnte das ja nicht!« Natürlich sieht man als Notarzt im Rettungsdienst unter anderem furchtbare Sachen. Eine davon ist zum Beispiel, dass der Kollege im Rettungswagen innerhalb von 20 Minuten den dritten Döner isst und danach das Zaziki vom Lenkrad leckt. Damit kann ich aber inzwischen ganz gut umgehen, weil ich einfach im Einsatz meine Brille absetze. Und ob ihr es glaubt oder nicht, nach den Comedy-Shows kommen immer wieder Leute zu mir und sagen: »Du, Lüder, jetzt mal ganz im Ernst – als Notarzt im Einsatz die Brille abnehmen, das ist doch ein Scherz, oder?« Dann antworte ich: »Nein, Eigenschutz geht vor Versorgungsqualität!« Aber selbstverständlich ist das ein Scherz! Diesen Humor braucht man nämlich als Notarzt, weil man eben wirklich schlimme Dinge mitbekommt.

Aber vor allem habe ich die Möglichkeit, ganz vielen Menschen zu helfen, und zwar nicht nur dabei, die Einkaufstüten in den dritten Stock zu tragen, sondern zu überleben, wenn sie ein fettes medizinisches Problem haben. Damit sind wir direkt beim Thema: Im Notfall zu helfen ist so viel einfacher, als ihr denkt. Deshalb ist meine persönliche Mission, Deutschland gemeinsam mit euch zum besten Ersthelferland der Welt zu machen. Ich weiß, das klingt sehr heroisch, ist aber bitter nötig und überhaupt nicht kompliziert.

Wir müssen nur einen ganzen Haufen erlernter Dinge und Leitsätze über Bord werfen und durch eine viel simplere Vorgehens- und Denkweise ersetzen. Ihr kennt doch garantiert alle den Spruch, der einem im Erste-Hilfe-Kurs zur Begrüßungsmotivation entgegengeschmettert wird: »Es ist besser, etwas falsch zu machen, als nichts zu tun.« Ganz ehrlich, das ist schön gedacht, aber in welchem Universum ist es »besser, etwas falsch zu machen«? Lasst uns die eigentlich gut gemeinte Message bitte sinnvoll umformulieren:

Statt kompliziert das Falsche, ganz einfach das Richtige machen.

Genau so ist es nämlich. Und es ist viel einfacher, das Richtige zu tun, als viele glauben. Aber weil die meisten Menschen Angst haben, etwas falsch zu machen, machen sie stattdessen was? Genau: nix! Wenn zum Beispiel im Jahr 2013 in Deutschland jemand kollabiert ist, haben nur in 17 Prozent der Fälle die Umstehenden mit der Herzdruckmassage begonnen, während es in den Niederlanden und in Skandinavien 70 Prozent waren. Da stellt man sich schon die Frage: Warum ist der Unterschied so groß? Haben wir das mit der Ersten Hilfe in Deutschland nicht so drauf oder wollen wir einfach keine Menschen retten?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns einmal ansehen, was wir den Teilnehmenden in den letzten 300 Jahren in Erste-Hilfe-Kursen mitgegeben haben. Denn ich glaube, dass wir zwei Sachen so richtig schön verkackt haben. Das Erste ist, wir haben den Teilnehmenden vermittelt, dass sie im Notfall nur dann effektiv helfen können, wenn sie das Medizinstudium bis zum Physikum absolviert haben und diverse Erkrankungen diagnostizieren können. Wie zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Hitzeschlag und einer Hitzeerschöpfung. Glaubt mir, den können einige Profis nicht einmal genau definieren! Auch heute noch wird in Erste-Hilfe-Kursen über den Symptomkomplex Schlaganfall geredet, was zugegebenermaßen eine beschissene Krankheit, für den Ersthelfer aber im Grunde erst einmal total egal ist. Warum das Wurscht ist, das werdet ihr verstehen, wenn wir hier ein gutes Stück weiter sind, das verspreche ich. Und dann werdet ihr auch wissen, wie einfach ihr Leben retten könnt, ohne eine Diagnose im Kopf zu haben.

Das Zweite, was wir in Erste-Hilfe-Kursen falsch gemacht haben, ist: Wir haben die Teilnehmenden in den Kursen bedroht. Ja, richtig gehört! Einer der ersten Hinweise ist nach dem gängigen Kurs-Prozedere nämlich folgender: »Nach Paragraf 323c, Strafgesetzbuch, ist es unterlassene Hilfeleistung, wenn du nichts oder etwas falsch machst.« Diese Information hat sehr erfolgreich dazu geführt, dass ein Ersthelfer in Deutschland im Notfall total verunsichert und mit schlotternden Beinen dasteht und nicht weiß, was er tun soll. Dabei ist es völlig egal, ob ihr niedergelassener Arzt seid, im Krankenhaus auf Station arbeitet oder gerade dieses Buch hier lest, wir alle können nur auf drei verschiedene Notfallsituationen zukommen, für die es ganz simple Vorgehensweisen gibt. Welche drei Notfallsituationen das sind und was ihr dann macht, das erkläre ich euch gleich hier in diesem Buch Scheiße, ein Notfall.

Bevor wir aber dazu kommen, möchte ich noch kurz erklären, wie es überhaupt zu diesem Straßenwort-Titel kam. Ganz ehrlich – als ich darüber nachdachte, wie ich mein Show-Programm nennen will, war das der naheliegende Titel, denn genau das ist der erste Gedanke, der den Menschen durch den Kopf geht, wenn sie in einer Notfallsituation helfen müssen. Allerdings musste ich auch feststellen, dass Scheiße, ein Notfall ganz offensichtlich ein wirklich krasser Programmtitel ist. Als ich einmal in einer Talkshow war, haben die Medienmenschen mir unten in die Bauchbinde geschrieben: Lüder Warnken mit seinem Bühnenprogramm Hilfe, ein Notfall.

Da habe ich natürlich in der Redaktion angerufen und nachgefragt: »Sagt mal, wie kommt ihr denn auf Hilfe?« Wir haben zehnmal vor der Aufzeichnung genau deswegen telefoniert. Da haben die Menschen vom Sender wohl gedacht, dass das Wort »Scheiße« vielleicht eine Nummer zu heftig für die Zielgruppe sein könnte und es einfach in »Hilfe« umgewandelt. Das Schöne an diesem Dilemma war, dass ich einen Tag nach der Ausstrahlung eine Nachricht von meiner Tante bekommen habe, in der sie schrieb: »Lieber Lüder, das war ein toller Auftritt in der Talkshow und schön, dass du den Namen von deinem Programm geändert hast.« Was die Zielgruppe des Senders angeht, lag die...

Erscheint lt. Verlag 16.6.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Allergie • Atemnot • Auto • Bewusstlos • Blutung • Erstversorgung • Fahrrad • gebrochene knochen • Gesundheit • Herzdruckmassage • Herzinfarkt • Krampfanfall • Kreislauf • Stabile Seitenlage • Unfall • Verband anlegen • Verletzung • Wiederbelebung • Wunde
ISBN-10 3-7453-2247-9 / 3745322479
ISBN-13 978-3-7453-2247-7 / 9783745322477
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