Die liebevolle Gefährtin in dir -  Natalia de Barbaro

Die liebevolle Gefährtin in dir (eBook)

Von falschen Erwartungen, verführerischen Stimmen und der Suche nach innerer Freiheit
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
mvg Verlag
978-3-96121-974-2 (ISBN)
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Auch heute noch kämpfen Frauen überall auf der Welt tagtäglich mit den Ansprüchen und Erwartungen anderer. Durch unsere Erziehung, Traditionen und die Gesellschaft wurden uns diese über die Jahre so stark auferlegt, dass sie sich wie eigenständige Stimmen in uns verwurzelt haben. Stimmen, die nicht die unseren sind, die uns aber allzu oft bestimmen und uns daran hindern, wir selbst zu sein. Die Psychologin und Bestsellerautorin Natalia de Barbaro hilft Frauen dabei, selbstbestimmt ihren eigenen Weg zu gehen. In ihrem Buch berichtet sie in bewegenden und sehr persönlichen Geschichten von dem täglichen Kampf mit Zweifeln, vermeintlichen Mängeln und dem Druck, perfekt sein zu müssen. Dabei hilft sie Frauen durch ihre Darstellung der Figuren, in einen liebevollen Dialog mit sich selbst zu gehen und so ihr inneres Wesen, die gütige Gefährtin, und damit sich selbst kennenzulernen.

Natalia de Barbaro ist Psychologin, Coach, Kolumnistin und Schriftstellerin. Seit vielen Jahren leitet sie Workshops und arbeitet individuell mit Frauen, die erschöpft sind von den Erwartungen und Ansprüchen, die ihnen von anderen der Familie, der Gesellschaft oder von Traditionen aufgezwungen werden. Ihre Workshops wurden für viele Frauen zu einem Wendepunkt und halfen ihnen dabei, ihr Leben nachhaltig zu verändern.

Natalia de Barbaro ist Psychologin, Coach, Kolumnistin und Schriftstellerin. Seit vielen Jahren leitet sie Workshops und arbeitet individuell mit Frauen, die erschöpft sind von den Erwartungen und Ansprüchen, die ihnen von anderen der Familie, der Gesellschaft oder von Traditionen aufgezwungen werden. Ihre Workshops wurden für viele Frauen zu einem Wendepunkt und halfen ihnen dabei, ihr Leben nachhaltig zu verändern.

VORWORT

»Warum fühlt sich alles nicht richtig an?«, fragte sie mich, und die Tränen flossen, verschmierten die Wimperntusche. »Ich habe einen tollen Mann, Kinder, einen Job, eine Wohnung. Warum habe ich morgens keine Lust aufzustehen?« Und gleich darauf fragte sie besorgt: »Bin ich verschmiert?«

Diese Frau, meine Klientin, kam zu dem Schluss, dass sie in einem Zustand chronischer Unterordnung lebte. Sie hat Jura studiert, weil ihre Eltern es wollten. Sie hat in einem großen Unternehmen gearbeitet, weil man dort gutes Geld verdient. Sie hat die Wohnzimmerwände in einer Farbe gestrichen, die Designer als angesagt empfahlen. »Warum fühlt sich alles nicht richtig an?«, fragte sie anfangs. Und zwei Treffen später: »Wie soll ich glücklich sein, wenn ich selbst irgendwie nie anwesend bin?«

In ihren berühmten Vorträgen von 1928 beschreibt Virginia Woolf das »Zimmer für sich allein«, den Rückzugsraum, der Frauen fehlt, um sich entfalten zu können.1 Bei der Arbeit mit Frauen in den »Zimmer für sich allein«-Workshops und in Einzelsitzungen stelle ich oft fest, dass sich viele von ihnen von sich selbst entfernen. Wie viele strukturieren ihren Tag danach, was (ihrer Meinung nach) andere von ihnen erwarten.

Das ist auch mir passiert. Als ich anfing, darüber nachzudenken, woher das kam, stellte sich heraus, dass es die Angst war. Die Angst flüsterte mir zu, dass ich zurückgewiesen werden könnte, wenn ich das Wort ergreife und meine Meinung sage. Wenn ich aufhöre, von Meeting zu Meeting, von Training zu Training, von Auftrag zu Auftrag zu hetzen, werde ich mein Recht verlieren, auf Mutter Erde zu wandeln. Dass ich mich schämen werde, wenn ich den Heiligabend-Borschtsch in einer Kneipe bestelle, anstatt ihn selbst zu kochen.

Es stellte sich heraus, dass dies alles nicht der Wahrheit entsprach.

Wenn wir etwas angstgetrieben tun, dann entfernen wir uns von uns selbst. Und überlassen die Regie unseres Lebens einem strengen Tribunal, das auf jeden unserer Schritte mit Argusaugen schaut. Was in uns lebendig und warmherzig ist, erstarrt unter ihrem Blick.

Während der Arbeit an mir selbst entdeckte ich, dass in mir noch jemand anderes lebt. Sie, diese innere Figur, die mir, wenn ich sie darum bitte, mit ihrer Weisheit und Reife zur Seite steht. Ich nenne sie die liebevolle Gefährtin. Vielleicht wirst auch du, wenn du die Augen schließt und ein paarmal tief durchatmest, ihr Bild vor deinem inneren Auge sehen. Tue es jetzt, auch wenn du nur in diesem Buch blätterst, während du in einer Buchhandlung stehst. Denke an die liebevolle Gefährtin.

Wie kommt es, dass sie wartet? Warum glaube ich, dass du sie gesehen haben könntest? Für mich ist das ein Rätsel. Aber ich spüre, dass sie auch in dir lebt.

Und ich tue es jetzt gemeinsam mit dir, indem ich meine Augen schließe, um sie zu erblicken. Meine liebevolle Gefährtin zeigt mir ihr Gesicht nicht, aber ich kann von Weitem ihren Mantel sehen und wie sie einen Weg entlanggeht. Ich fühle in meinem Herzen, dass ich ihr folgen muss.

Ich weiß: Wenn ich das tue, wandelt sich meine Angst in Wohlwollen mir selbst gegenüber – etwa so, wie das Eis auf einem Fluss dank der wärmenden Sonne in lebendiges, rauschendes Wasser verwandelt wird. Das ruhige Ein- und Ausatmen dann ersetzt die Atemlosigkeit; in mir wird Platz sein für mein »Ja« und mein »Nein«, für meine eigenen Entscheidungen, für Verspieltheit, für Herzlichkeit gegenüber Menschen, die ich liebe. Und es wird der Glaube vorhanden sein, dass ich selbst von ihnen vorbehaltlos und bedingungslos geliebt werden kann.

Meiner Erfahrung nach ist dieser Schritt – die Verwandlung der Angst in eine Art Selbstliebe – nichts Einmaliges. Es erklingt keine Fanfare, es gibt keine Ziellinie, kein finales Happy End. Dieser Schritt erfordert Übung, Achtsamkeit, die Pflege der Beziehung zu uns selbst – jeden einzelnen Tag. Aber immer wieder bringt er uns – Tag für Tag – uns selbst näher und macht unser Leben mehr zu unserem.

In diesem Buch geht es darum, dass wir, auch wenn wir uns weit von uns selbst entfernt haben, den Weg zurückfinden können. Er führt über Schlaglöcher, Bodenwellen und auch mal in die Irre. Aber dieser Weg liegt vor uns. Und am Ende des Weges warten wir auf uns selbst. Wie jemand, der vor die Tür auf die Veranda hinausgetreten ist und Licht für einen Wanderer eingeschaltet hat.

PROLOG

Ein Traum über verschnürte Frauen

Vor einigen Jahren hatte ich diesen Traum: Tief unter der Erde, in einer Art Salzbergwerk wie in Wieliczka, gibt es einen großen unterirdischen See mit dunkelgrünem Wasser. Ich tauche in dieses dunkle Wasser ein, gekleidet in ein schwarzes, eng geschnürtes Kleid aus dem 19. Jahrhundert, ähnlich dem, das Holly Hunter in dem Film Das Piano trug. Neben mir schwimmen noch andere Frauen, die genauso gekleidet sind. Ich kann ihre Gesichter nicht sehen. Wir schwimmen, oder besser gesagt, wir stecken in diesem Gewässer fest, und ich, die Träumende, weiß, dass dies eine Art Spiel ist. Die Grundregel dieses Spiels lautet: nicht auftauchen, nicht durchatmen. Als ich das träume, habe ich das Gefühl, dass mir gerade die Luft ausgeht, dass mein Körper langsam nach oben gleitet, in Richtung der Oberfläche. Ich habe das Gefühl, dass ich scheitern werde und dass dieses Scheitern unmittelbar bevorsteht. Ich schäme mich. Ich weiß, dass am Rand dieses Beckens ein Mann steht – auch er hat, wie die Frauen, die um mich herumschwimmen, kein Gesicht, aber seine Silhouette gleicht in meiner Erinnerung der eines kühlen Geschäftsmannes, ähnlich denen, die uns aus der Werbung für Investmentfonds oder Luxusuhren ansehen. Später habe ich ihn Beckenaufseher genannt. Seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir nicht auftauchen. Ich habe den Eindruck, dass er einen Stock in der Hand hält, mit dem er uns zurück ins Wasser stoßen will. Ich weiß, dass es für ihn ein Leichtes ist – eine Bewegung mit dem Stock oder gar mit der Spitze seines Schuhs.

Ich habe mehreren Frauen von diesem Traum erzählt. Eine von ihnen sagte, dass ich auf dreifache Weise darin gefangen sei: unter der Erde, unter Wasser und zudem in einem Korsett. »Eine verschnürte Frau«, dachte ich damals. Es war ein Traum über verschnürte Frauen. Damals, als ich diesen Traum hatte, verstand ich seine Bedeutung nicht ganz. Aber mit meinem ganzen Wesen spürte ich, dass es meine Aufgabe sein würde, seiner Aufforderung zu folgen: die Arbeit zu tun, zu der er mich gerufen hatte. Ohne diesen Traum hätte ich mich vielleicht nicht auf den Weg gemacht, dieses Buch zu schreiben.

Ich beschloss, die verschnürten Frauen in mir selbst aufzuspüren. Wann fahre ich mit dem dunklen Aufzug unter die Erde? Wann steige ich in meinem Alltag in moosgrünes Wasser und trage ein Kleid, in dem sich selbst an Land und bei vollem Sonnenlicht niemand wohlfühlen könnte? Wer sind sie und woher kommen diese verhedderten, eingeschlossenen Teile von mir? Wer ist mein innerer Beckenaufseher?

Und die wichtigste Frage: Wie komme ich da raus, wie kann ich mein Korsett ablegen und in die Sonne treten? Welche Arbeiten werden dafür erforderlich sein? Von mir?

Von dir?

Meine Antwort auf diese Frage wird viele Seiten lang und nicht vollständig sein. Ich weiß jedoch, dass ich diese Aufgabe zu Ende bringen muss. Und ich spüre, wie die Freude bei dem Gedanken an diese Arbeit meinen ganzen Körper durchdringt.

TEIL I


DIE GEFÜGIGE


In meiner Vorstellung ist sie eine erwachsene Frau. Sie hat glattes, dunkles Haar und trägt eine kurze Perlenkette. Ihr Gesicht ist wie mit einem Tuch umwickelt, nur ihre Augen sind zu sehen: Sie sind geweitet; sie schauen mich direkt an – ich kann Angst und erhöhte Wachsamkeit in ihnen erkennen. Für mich ist sie das typische »Good Girl«. Das brave Mädchen hört nicht auf, mich anzuschauen, und ich kann nicht aufhören, es zu betrachten.

Ich habe einmal einen zweitägigen WenDo-Workshop besucht, der eine Kombination aus Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungsübungen sowie Reflexionen darüber war, was als weiblich gilt, womit wir gefüttert wurden. Eine der Übungen bestand darin, dass wir den Satz »Ein Mädchen sollte ...« vervollständigen mussten. Du weißt, wovon ich spreche. Ich muss es dir nicht erklären, wir alle haben dieselbe Luft geatmet. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern hören wollten, was ich zu sagen hatte. In der Schule galt ich als die mit der frechen Klappe, und die Lehrer sagten mir mit unverständlichem Hohn und Spott, ich würde Anwältin werden, weil ich mich für andere einsetzte. Das war genug, um zu verhindern, dass »die Gefügige« zu meiner inneren Hauptfigur wurde. Aber ich kenne sie. Ich kenne dich, braves Mädchen. Ich weiß, dass du aus Angst gemacht bist.

Die Gefügige kommt in mir zum Vorschein, wenn ich die hochgezogene Augenbraue eines Geschäftsführers bei einer Vorstandsschulung sehe. Wenn die Stimme meines Sohnes oder meines Mannes gereizt ist und ich spüre, wie sich die Anspannung in meiner Magengegend bemerkbar macht. Wenn ich zögere, eine Einladung zu einer Gesprächsveranstaltung anzunehmen, obwohl ich weiß, dass andere, die daran teilnehmen werden, nicht zögern werden. Sie ist in mir, wenn ich im Gespräch automatisch Platz für das Unbehagen eines anderen schaffe, es in mich aufnehme und mich zuständig fühle, das Wohlbefinden meines Gesprächspartners wiederherzustellen, und dabei vergesse zu prüfen, wie es mir selbst dabei geht, ob ich wirklich den Raum dafür habe und was der Preis dafür ist, den ich zahlen werde. Sie zeigt sich in mir, wenn meine Schüchternheit, meine Unterwürfigkeit zum Vorschein kommen, wenn ich frage: »Noch etwas Salat?«, um das Thema zu wechseln, weil...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2024
Übersetzer Rotkel. Die Textwerkstatt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Ausgeglichenheit • Begleiterin • Beruf • Beziehungen • Charakter • Charakterzüge • Erwartungsdruck • Feminismus • Glaubenssätze • Lebensziele • metoo • Persönlichkeit • Psyche • Ratgeber • Seele • seelische Belastung • Selbstliebe • Selbstwert • Stärke
ISBN-10 3-96121-974-5 / 3961219745
ISBN-13 978-3-96121-974-2 / 9783961219742
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