PRAKTISCH GESEHEN

Mittendrin

Den Verletzungen auf der Spur

Prägungen, Konflikte und Spannungen - es gibt unzählige Brandherde in der Vergangenheit, die zu einem unsichtbaren Schwelbrand mutiert sind. Unterschwellig bilden sie eine Konstante. Es gibt genügend Gelegenheiten für all das, was sich eingenistet hat, um sich bemerkbar zu machen. Es flammt immer wieder auf und scheint so richtig hartnäckig zu sein. Wir spüren diese Plagegeister nicht immer, aber sie schweben wie ein Damoklesschwert über uns und verunmöglichen Ausgelassenheit und Entspannung. Sie beeinflussen unser Verhalten und nehmen Einfluss auf unser Leben.

Mit Entspannung meine ich nicht den Ausflug ins Thermalbad oder einen Fernsehabend auf der Couch, sondern die Entspannung, die das gesamte System ausgleicht. Muskeln, Nerven, Organe, alles befindet sich in ständiger Anspannung, die dann Druck schürt und für Unausgeglichenheit sorgt. Man möchte es nicht glauben, aber ein Entspannungskünstler, der den Körper völlig zur Ruhe kommen lässt, wenn man ihn lässt, ist der Orgasmus.

Emotionen wie Ängste, Aggressionen, Wut, Gier oder Trauer sitzen tief. Die Eifersucht, aber auch unbefriedigte Sehnsüchte können uns ebenfalls ganz schön zusetzen. Wollen wir uns nun die Schwerenöter etwas genauer anschauen, die wie Blei auf unserem Herzen lasten ...

Der Zugang zum inneren Kind wird möglich, wenn wir die Mauer unserer Persönlichkeit durchbrechen. Fragen wir uns: Warum verhalte ich mich derart? Warum bin ich so? Woher rühren all unsere negativen Eigenschaften, die wir bei unserer Geburt noch nicht hatten? Wenn ich mich mit einer Verhaltensweise identifiziere, fühle ich mich schlecht. Sobald ich mich schuldig fühle, verletze ich mich selbst. Negative Eigenschaften sind von Grund auf nicht schlecht, sie beruhen auf einem Missverständnis, das sich eingeschlichen hat, weil das Bild, das wir über sie haben, falsch ist. Keine Eigenschaft ist in Stein gemeißelt, es ist und bleibt eine Eigenschaft, die wir bei der Geburt noch nicht hatten. Irgendwann hat sie sich verfestigt, und dies geschieht weiterhin, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Der Charakter formt sich durch das Umfeld, wie Wohnort, Erziehung, Freunde, Schule und Beruf. Manche Eigenschaften eignen wir uns aus Trotz an, andere entstehen aus Unverständnis und Selbstschutz, dennoch haben alle etwas gemeinsam: Sie beruhen auf Unverständnis und Missverständnissen, sowohl auf eigenen als auch auf denen von anderen.

Alles hat eine Auswirkung auf alles, nicht nur Verletzungen sitzen tief. Das innere Kind leidet, solange wir uns ausschließlich als Persönlichkeit erleben, und das trifft auf die Mehrheit der Menschen zu.

Lastet auf dem inneren Kind das, was uns widerfahren ist? Oder ist es unsere Last? Oder beides? Ist das innere Kind zu etwas geworden, was man als verkorkst, verklemmt, befangen, blockiert, unsicher und verkrampft bezeichnen könnte, weil wir falsch behandelt worden sind oder uns falsch verhalten haben?

Das innere Kind steht in uns wie ein Fels in der Brandung und wartet nur darauf, geheilt zu werden. Wir sind eine unzertrennliche Einheit, was es zu erkennen gilt.

Welche Eigenschaften hast du in welchem Maße? Kreuze an!