Geldanlage für Vorsichtige - Anlagerisiken minimieren - souverän investieren ohne Angst und Sorgen (eBook)

Hauptsache ruhig schlafen? So gelingt’s!

Einfach nur in aller Ruhe sparen? Dagegen spricht nichts, zumal Zeit und Streuung Ihre besten Verbündeten sind. Die Risiken auf dem Weg dorthin sollten Sie kennen und beherrschen.

Wer schon mal versucht hat, den Börsenkurs des nächsten Tages vorherzusagen, weiß: Mit solchen Prognosen kann man ganz schön baden gehen. Tatsächlich ist das Vorhaben ein Lotteriespiel. Dafür gibt es eine logische Erklärung: In einem Börsenkurs sind in unseren hoch effizienten Kapitalmärkten nämlich letztlich alle zu diesem Zeitpunkt bekannten Informationen verarbeitet. Wüsste jemand etwas, was die anderen Kapitalmarktteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht wissen, dann würde derjenige schließlich versuchen, diese Information durch Käufe oder Verkäufe zu Geld zu machen – und damit automatisch den Kurs bewegen. Heißt umgekehrt: Der künftige Kurs einer Aktie wird sich nur bewegen, wenn bislang unbekannte Informationen dazukommen. Und die lassen sich nun mal nicht vorhersagen – denn dann wären sie ja nicht mehr unbekannt.

Ganz praktisch gesagt: Entscheidungen an Kapitalmärkten sind immer Entscheidungen unter Unsicherheit. Daran führt kein Weg vorbei. Entscheidend ist daher eine kluge Risikoabwägung.

Schritt 1: Risiken identifizieren

Bei der Geldanlage haben Sie es mit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Risiken zu tun. Manche davon können Sie umgehen oder ausschließen, anderen sind Sie ausgeliefert, sobald Sie am Kapitalmarkt aktiv werden. Der erste Schritt zur klugen Risikoabwägung ist daher ein scharfer Blick auf die unterschiedlichen Risikoarten:

Marktrisiko. Der Begriff umfasst ganz grundsätzlich das Risiko, durch eine Investition Kursverluste zu erleiden. Das Marktrisiko lässt sich nach seinen Ursachen noch einmal in zwei Arten unterteilen: Zum einen stecken darin allgemeine oder auch systematische Risiken. Dazu gehören etwa die politische Lage, neue Gesetze, die Inflation oder auch die wirtschaftliche Großwetterlage. Der zweite Teil des Marktrisikos hängt spezifisch mit dem Anlageziel zusammen, für das Sie sich entschieden haben. Dazu gehören zum Beispiel schlechte betriebliche Entscheidungen eines Unternehmens, in das Sie angelegt haben, oder ein Strukturwandel in einer speziellen Branche. Dieser Teil des Marktrisikos heißt auch unsystematisches Risiko. Anders als das systematische Risiko, dem Sie ausgesetzt sind, sobald Sie am Kapitalmarkt aktiv werden, können Sie das unsystematische Marktrisiko durch kluge Anlageentscheidungen reduzieren oder sogar komplett umgehen.

Liquiditätsrisiko. Das ist das Risiko, aus einem Investment nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt das Geld zurückzubekommen. Wenn Sie beispielsweise ein Eigenheim besitzen oder erben und es verkaufen wollen, kann es sein, dass es viele Monate dauert, bis Sie jemanden finden, der es erwerben möchte. Es gibt auch Anlageformen, die Sie Monate im Voraus kündigen müssen, bevor Sie wieder an Ihr Geld kommen, etwa Festgeldanlagen, Sparbücher oder auch Offene Immobilienfonds mit besonderen Haltefristen. Manche Anlageformen können Sie vorzeitig gar nicht oder nur mit hohem Verlust verkaufen.

Emittentenrisiko. Das ist das Risiko, dass der Aussteller eines Wertpapiers pleitegeht und zahlungsunfähig ist. Dann droht im schlimmsten Fall ein Totalverlust. Das Risiko besteht vor allem bei festverzinslichen Wertpapieren. Zwar sind solche Pleiten zum Glück selten, sie kommen aber durchaus vor – und zwar bei Industrieunternehmen genauso wie bei Banken oder sogar bei Staaten. Das bekannteste Beispiel aus der Vergangenheit ist sicherlich die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers, die während der Finanzkrise im Jahr 2008 Insolvenz anmeldete. Daraufhin verloren auch in Deutschland viele Menschen Geld, die in sogenannte Anlagezertifikate der Bank investiert hatten. Diese Schuldscheine waren nach der Pleite wertlos.

Währungsrisiko. Geld kann an Wert verlieren. Im Inland merken wir das durch die Inflation, im weltweiten Handel an den schwankenden Währungskursen. Und die treffen alle, die außerhalb des eigenen Währungsraums anlegen, also beispielsweise in den USA, in Großbritannien oder in der Schweiz. Der Umtausch solcher Wertanlagen in Euro kann mit Verlusten einhergehen. Währungskurse vorherzusagen ist selbst für Profis nahezu unmöglich. Wer dem Risiko entgehen will, muss sich daher dagegen versichern. Das macht man über Geschäfte zur Währungsabsicherung, auch Währungshedging genannt. Die kosten, wie jede Versicherung, Geld. Aber das ist allemal besser, als sich den Unwägbarkeiten der Währungsmärkte auszusetzen.

Zinsrisiko. Zinserträge waren über viele Jahrzehnte eine sichere Einnahmequelle, und damit einer der Lieblinge unter vorsichtigen Anlegern. Im Nachlauf der weltweiten Finanzkrise senkten die Notenbanken dann aber weltweit das allgemeine Zinsniveau so stark, dass Festgeldkonten, Staatsanleihen und zinsorientierte Kapitallebensversicherungen unterm Strich keinerlei Gewinne mehr einbrachten. Denn die äußerst geringen Zinserträge wogen nicht mal mehr die allgemeine Teuerung auf. Das Geld auf dem Festgeldkonto verlor an Wert, statt sich zu vermehren – der risikolose Zins hatte sich in ein zinsloses Risiko verwandelt. Nicht nur das allgemeine Zinsniveau, auch Zinsänderungen können ein Risiko darstellen.

Schritt 2: Risiken bewerten und begrenzen

Wie in Schritt 1 gesehen, lassen sich bei der Geldanlage Risiken nicht komplett ausblenden, wenn man sein Geld vermehren will. Denn schließlich findet Geldanlage immer unter Unsicherheit statt. Vorsichtige Anlegerinnen und Anleger gehen solche Risiken daher bewusst ein, weil sie dafür eine Rendite, einen Anlageertrag erwarten dürfen. Im besten Fall überwiegen die Chancen die Risiken – im Normalfall sollten sie zumindest im Gleichgewicht dazu stehen.

Das große Wort für den Weg zu diesem Ziel heißt Risikomanagement. Profis nutzen eine Menge unterschiedlicher mathematischer Formeln, um auszurechnen, in welchem Verhältnis Risiko und Rendite zueinander stehen, im Lauf der Zeit hat sich eine ganze Reihe von Kennziffern etabliert. An dieser Stelle soll ein Hinweis auf die zum Glück recht simplen Methoden für die Praxis reichen, die den Sinn für unterschiedliche Risiko-Ertrags-Verhältnisse schärfen können. Das Kapitel „Anlagestrategien“ ab S. 119 geht näher darauf ein, zum Beispiel auch auf unser Pantoffel-Portfolio (siehe dazu S. 122) für besonders bequeme Sparerinnen und Sparer.

Unabhängig von der Wahl der konkreten Anlagestrategie verdienen zwei Faktoren besondere Beachtung. Denn sie sind die beiden mächtigsten Verbündeten im Kampf gegen Risiken:

Die Streuung

Der genaue Blick in das Marktrisiko (siehe auch S. 13) hatte es offenbart: Wer das Risiko von Schwankungen bei der Geldanlage senken will, kämpft gleich gegen zwei Feinde: erstens gegen die systematischen Schwankungen des gesamten Marktes. Und zweitens gegen unsystematische Risiken einzelner Titel, wie schlechtes Management.

Die gute Nachricht lautet, gegen beide Erscheinungsformen des Marktrisikos hilft dasselbe Instrument: breite Streuung oder – noch etwas feiner ausgedrückt – Diversifikation. Denn wer sein Geld breit auf unterschiedliche Anlageklassen und Märkte verteilt und wer innerhalb dieser Märkte dann auch noch darauf achtet, eine breite Auswahl möglichst unterschiedlicher Titel zu berücksichtigen, der schützt sich dagegen, wenn im Einzelfall hohe Schwankungen aufkommen.

Die breite Streuung erweist sich in Studien tatsächlich regelmäßig als das einflussreichste Werkzeug für Anleger und Anlegerinnen, die ihr Risiko-Rendite-Profil optimieren wollen – zugleich liegen in vielen Depots schlicht zu wenige Einzeltitel.

Streuen, streuen, streuen!

Wenn Sie es sich leicht machen wollen, bauen Sie ein breit gestreutes Pantoffel-Portfolio auf (siehe S. 122). Für den Aktienteil reicht beispielsweise schon ein einziger breit investierter börsengehandelter Indexfonds (ETF) aus, um in weit über 1 000 einzelne Unternehmen zu investieren. Je nach Risikoneigung gehören zudem unterschiedliche Anlageklassen in unterschiedlicher Mischung in ein Depot. Details zur Auswahl und genauen Höhe der Anteile folgen in den nächsten Kapiteln.

Die Zeit

Zeit ist für die Geldanlage ein unverzichtbarer, wenn nicht der wichtigste Faktor überhaupt. Denn sie wirkt auf das Geld gleich dreifach – als Schubantrieb, Spurhalteassistent und Motivator.

Erstens: Die Zeit funktioniert wie der Schubantrieb bei einer Rakete. Beim Start wirkt...