Teil 1

Wichtige Grundlagen

Wichtige Begriffe

Zu Beginn möchte ich ein paar Begriffe definieren, damit du meinen Erklärungen später im Buch gut folgen kannst. Diese Begriffe können auch anders definiert werden. Und für die Phänomene, die ich im Buch beschreibe, können auch andere Begriffe verwendet werden. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns auf eine gemeinsame Sprache einigen, weshalb ich im Folgenden meine Definitionen schildere.

Seele – das große Selbst

Eine recht prägnante Definition des Begriffs »Seele« ist: Die Seele ist bewusste Energie. Das bedeutet, dass eine Energie existiert, und diese ist sich ihrer Existenz bewusst. Energie ist eine Kraft, die etwas bewirken kann. Mit dieser Definition ist die Seele ein bewusstes Sein, das fähig ist, etwas zu bewirken.

Eine weitere Definition, die ich gerne verwende, ist folgende: Die Seele ist wach und bewusst anwesend, sie beobachtet alles genau und macht im Hier und Jetzt genau diese Erfahrung.

Gerne benutze ich auch Synonyme wie etwa »Wahres Selbst«, »Großes Selbst«, »Wirkliches Selbst«, »Multidimensionales Selbst« oder »Seelen-Ich«. Damit meine ich immer gerade denjenigen, der diese Zeilen liest und die Erfahrung macht, diese Zeilen zu lesen, ohne dass etwas daraus folgt. Die Seele erfährt die eigene Existenz und beobachtet, was geschieht. Sie ist der ewige Zeuge.

Mit »Seele« meine ich nicht denjenigen, der darüber nachdenkt, was er gerade liest, sondern denjenigen, der nur als stiller Beobachter anwesend ist: Hallo, ich grüße dich, liebe Seele!

Du als Seele bist der große Kontext, in dem das alltägliche Ich sich selbst erlebt. Dieser größere Teil von dir kann auch nicht sterben. Es ist das unendliche Selbst – liebend, mitfühlend, glücklich, friedlich, akzeptierend und wertfrei beobachtend. Manche würden vielleicht auch sagen, das sei Gott.

Ich meine damit den Teil von dir, der sich ganz tief drinnen, am hintersten Ende deiner Alltagserfahrung befindet. Er ist hellwach und präsent, sogar noch vor der grundlegenden Erfahrung von »Ich bin da« – ein reines bewusstes Sein.

Dieser Teil von dir vereint und übersteigt alles, was du im Alltag erfahren kannst. Die Seele ist wie eine unendlich und unaufhörlich, absolut bedingungslos liebende Umarmung für dein kleines Alltags-Ich.

Ego – das kleine Selbst

»Ego«, oder »Ich«, ist unser alltägliches Selbst. Ich nenne es auch »das kleine Selbst«. Seine Funktion besteht darin, den menschlichen Alltag zu erfahren. Es analysiert, beurteilt, organisiert, sucht seine Wege und trifft Entscheidungen.

Es ist in der Regel damit beschäftigt, für Sicherheit zu sorgen und es sich und den Nahestehenden gut gehen zu lassen. Das Ego ist aber auch im Mangel und hat oft Angst. Meistens blendet es das große Selbst aus und verhält sich so, als sei es ganz allein und auf sich gestellt.

Es bemerkt nicht, dass es eigentlich nur eine ganz eingeschränkte Perspektive des großen Selbst ist und seine Ich-Erfahrung auf dem Grundgefühl der Trennung basiert – der Trennung vom großen Selbst und damit von der Welt.

Aus der Sicht des großen Selbst ist das kleine Selbst wie ein Kind, das angeleitet werden muss, seine Erfahrungen zu machen und seine Rollen zu spielen, um sich in der Welt auszuprobieren. Es muss getröstet werden, wenn es ihm nicht gut geht. Es braucht genug Raum, eine gute Struktur und manchmal Korrekturen, damit es sich sein Leben nicht zu schwer macht.

Aus der Sicht des großen Selbst läuft immer alles genau nach Plan, alles ist immer wunderbar. Aus der Sicht des kleinen Selbst herrscht oft Verwirrung, und es fragt sich oft, was das hier alles eigentlich soll.

Hohes Selbst

»Hohes Selbst« ist der Begriff, den ich gewählt habe, um eine ganz bestimmte, erweiterte Bewusstseinsebene zu beschreiben. Ich bin mir darüber im Klaren, dass dieser Begriff (auch »Höheres Selbst«) in Esoterikkreisen viel Verwendung findet, aber im Grunde viele gar nicht so genau wissen, was sie damit meinen. Daher erkläre ich hier kurz, wie ich diesen Begriff nutze: Wenn ich schamanisch arbeite, steure ich exakt diese Bewusstseinsebene an. Dieser Bewusstseinszustand ist nicht alltäglich. Hier finde ich alle Informationen, die ich für meine schamanische Heilarbeit brauche. Außerdem habe ich Zugriff auf alle Ebenen des Geistes und auf alles, was die Wege der Seele betrifft. Über diese Ebene habe ich im Laufe der Jahre die meisten Infos erhalten, die du in diesem Buch lesen kannst.

»Hohes Selbst« nenne ich diese Bewusstseinsebene, weil sie sehr hoch schwingt. Hier befinden sich Frieden, Glück, Liebe, Einheit, Wissen und Harmonie. In der Regel bekommt man auf der Ebene auch eine gute Anleitung für den weiteren Weg, wenn man mal den Überblick verloren hat. Und das kommt im Alltag bekanntlich recht häufig vor. Der Unterschied zwischen dem Hohen Selbst und der Seele liegt darin, dass die Seele das ist, was du wirklich bist. Die Bewusstseinsebene Hohes Selbst ist wie eine Vermittlungszentrale zwischen der Erinnerung an dein reines, unbegrenztes, alles umfassendes Seelensein und deinem alltäglichen Ego. Aus der Sicht des Egos können wir über das Hohe Selbst wichtige Informationen abrufen und Kraft tanken, um im Alltag unseren Lebensweg besser beschreiten zu können. Aus der Sicht der Seele ist das Hohe Selbst wie eine Art Organisationshilfe für das oft umherirrende Alltags-Ich.

Persönlichkeit

Mit »Persönlichkeit« meine ich die seit der Geburt antrainierten Wahrnehmungs-, Verhaltens-, Fühl-, Glaubens-, Beurteilungs- und Denkweisen.

Auf dieser Ebene befinden sich die Verletzungen, die alten Emotionen, die inneren Widerstände, die Schutzmechanismen und die Glaubenssätze des Egos. Die Persönlichkeit ist wie ein gigantischer Computer mit komplexen Programmen, die bewusst aufgerufen werden oder unbewusst im Hintergrund auf Autopilot laufen können, egal, ob sie im Alltag sinnvoll sind oder nicht. Irgendwann jedoch waren sie es, sonst gäbe es sie nicht.

Hier findet man alle Muster für die Rollen, die wir im Alltag einnehmen. Auf diesen inneren Ebenen gibt es viel zu harmonisieren, loszulassen, zu lernen und zu entwirren. Persönlichkeitsentwicklung ist der Weg, die Schichten der Persönlichkeit abzuwickeln. Im Kern befindet sich die Seele, das große Selbst. Je weiter sich die Persönlichkeit entwickelt, umso mehr strahlt die Seele hervor. Die Seele scheint dann immer deutlicher durch die Persönlichkeit hindurch.

Wenn die Seele die wärmende Sonne ist, die immer scheint, dann ist die Persönlichkeit das Wetter, das durch die Wolken gebildet wird. Und das Ego schaut in den Himmel: Manchmal sieht es den blauen Himmel und manchmal ein heftiges Unwetter. Die heitere Sonne darüber scheint aber trotzdem immer.

Das »Seelensein« – das heißt, wie man als Seele beschaffen ist – ist etwas anderes als ein Persönlichkeitstyp. Wie eine Seele ist, zeigt sich jedoch durch die Persönlichkeit. Das Seelensein ist für die meisten Menschen nur intuitiv greifbar und nicht oberflächlich in der Persönlichkeit zu finden. Man kann eine alte oder eine junge Seele nicht unbedingt anhand von Persönlichkeitsmerkmalen erkennen. Daher kann man auch nicht über einen Persönlichkeitstest das Alter einer Seele herausfinden. Das ist wichtig zu verstehen.

Das liegt daran, dass eine Persönlichkeit sich im Vergleich zur Seele im Laufe eines Lebens immer wieder ändern kann – je nachdem, welche Erfahrungen gemacht werden und wie die Persönlichkeit entwickelt wird. Mit jedem neuen Leben ändert sich die Persönlichkeit. Die Seele bleibt jedoch im Kern dieselbe, auch wenn sie durch ihre Erfahrungen immer reifer wird. Eine alte Seele kann zum Beispiel eine besondere innere Ruhe und Ausgeglichenheit haben, auch wenn die dazugehörige Persönlichkeit durch die Lebensumstände sehr unausgeglichen oder gar traumatisiert ist.

Die Seele ist derjenige, der durch die Persönlichkeit handelt. Man erfährt umso mehr von diesem Seelensein, je weniger alte Emotionen, Zweifel, Negativität und Grübelei in der Persönlichkeit vorhanden sind. Je klarer die Persönlichkeit ist, umso mehr strahlt die Seele hindurch. Bei Menschen, die regelmäßig meditieren, spürt man genau das.

Menschen sind aber normalerweise von ihrer Persönlichkeit so eingenommen, dass sie nicht mehr wissen, wer sie eigentlich (als Seele) sind. In unserer Kultur haben die Menschen gelernt, dass sie ständig etwas tun müssen, um jemand zu sein. Die Natur der Seele ist allerdings das pure Sein, das (Einfach-)So-Sein, das Tun durch Nichttun. Solange ein Mensch viel tut, um dieser oder jener zu werden, solange wird er nicht erkennen, dass er bereits jemand ist. Und zwar genau der, der er schon immer war. Und dieser Jemand ist pure Liebe und einfach perfekt.

An der Persönlichkeit erkennt man zwar nicht unbedingt das Alter der Seele, dennoch scheint es hindurch. Es ist präsent in jeder Haltung und in jeder Handlung. Bei alten Seelen geschehen die Dinge im Leben eher durch das Sein der Seele als durch das Tun der Persönlichkeit beziehungsweise des Egos. Sie wissen intuitiv, dass es das Bewusstsein ist, das...