Sex und Bewusstsein (eBook)

Intimität und Lust in ihrer ganzen Fülle entdecken

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Arkana (Verlag)
978-3-641-30387-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sex und Bewusstsein -  Liz Goldwyn
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Unsere Sexualität ist ein integraler Bestandteil von uns selbst und Ausdruck unserer Lebensenergie. Wie wir sie leben und erleben, berührt unser ganzes Sein. Doch kulturelle Prägungen, gesellschaftliche Normen und Tabus stehen uns oft im Weg. Wie wir unser sexuelles Selbst zurückerobern und unsere Sinnlichkeit ohne Scham, Leistungsdruck oder Versagensangst völlig neu entdecken können, erklärt die Sexpositiv-Aktivistin Liz Goldwyn in ihrem ganzheitlichen Guide. Der Schlüssel liegt in einem größeren Bewusstsein: Stärkende Übungen wie die »Orgasmic Breath Meditation« oder Beckenbodentrainings sorgen für ein besseres Körpergefühl, mehr Selbstliebe und achtsame Kommunikation. Sie unterstützen uns dabei, in einen lustvollen Flow zu kommen, mehr Intimität zu kreieren und die heilsame Urkraft sexueller Ekstase in ihrer ganzen Tiefe zu erfahren.

Liz Goldwyn, geboren 1976, ist Autorin, Filmemacherin und Sexpositiv-Aktivistin. Im Jahr 2018 gründete sie The Sex Ed, eine digitale Plattform für sexuelle Aufklärung. Im gleichnamigen Podcast spricht sie mit Gästen wie Lou Paget oder Dita von Teese über Fragen rund um Intimität, Lust und Ekstase. Als leidenschaftliche Botschafterin für sexuelles Empowerment möchte Liz Goldwyn möglichst viele Menschen dazu ermutigen, Sex als Quelle für Wohlbefinden und Bewusstsein zu entdecken.

1 Die neue Normalität


Wissen Sie noch, wie alt Sie waren, als Sie das Wort »normal« zum ersten Mal im Zusammenhang mit Sex, Körpertyp, Geschlechtsorganen, sexuellem Verlangen, Liebe oder Verhalten gehört haben? Haben Sie es von Ihren Eltern, in den Medien oder von Freundinnen und Freunden gehört? Können Sie in Ihrer Erinnerung zurückgehen, um festzustellen, wann Ihre Definition von normal entstanden ist?

Jeder von uns hat eine andere Version der Dinge, die wir normal finden – je nachdem wo und wie wir aufgewachsen sind, welche Schönheits- und Verhaltensstandards uns von frühester Kindheit an vorgelebt wurden und wie wir diese Information aufgenommen haben. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass jemand mithilfe des kritischen Denkens überprüft hat, ob diese Botschaften zur »Normalität« auch tatsächlich korrekt sind. Stattdessen haben wir akzeptiert, dass wir bei der Körpergröße, dem sexuellen Verlangen, den körperlichen und emotionalen Entwicklungsprozessen und so weiter »erwarteten« oder »typischen« Normen zu entsprechen haben.

Es ist merkwürdig, dass wir unabhängig davon, wer wir sind und woher wir kommen, alle gelernt haben, uns an einer standardisierten »Norm« zu messen. Wenn jeder Mensch Farben anders wahrnimmt (was für mich Blau ist, bezeichnen Sie vielleicht als Türkis, Petrol oder Violett) und unsere Fingerabdrücke (und sexuellen Identitäten) einzigartig sind, warum verwenden wir dann alle den gleichen Normalitätsmaßstab?

Statt ein eigenes Bezugssystem für das aufzubauen, was wir normal finden, lernen wir unbewusst, uns im Hinblick auf Sexualität, Liebe und den eigenen Körper mit anderen und an kulturellen Erwartungen zu messen. Und das tun wir pausenlos.

Was wäre, wenn wir beschlössen, dieses unsichtbare »Normalitätsbarometer« über Bord zu werfen, und lernten, uns mit unserer Sexualität, unserem Körper, unseren Gefühlen und Wünschen wirklich wohlzufühlen? Jeder Körper, jedes Gehirn ist anders, und jeder von uns besitzt individuelle Maßstäbe für Wachstum, Körperform und Stimulation. Äußere Einflüsse veranlassen uns dazu, uns dafür zu schätzen, zu verurteilen und zu schämen, wer wir sind und wie »normal« wir sind.

Leider ist Scham ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses, mit dem wir etwas über die Sexualität und das lernen, was wir als »normal« definieren. Von Kindheit an sorgen Sex und unser Körper oft dafür, dass wir uns schämen, schlecht und töricht fühlen. Wir geraten in eine Endlosschleife des Urteilens über uns und andere, basierend auf dem, was wir für »richtig« halten – also was uns nicht in Verlegenheit bringt oder uns aus der »Norm« herausstechen lässt.

In einer Kultur, die uns keinen Zugang zu authentischen Informationen über Sex, das Aushandeln von Beziehungen, Kommunikation oder Verlangen gewährt, ist es sehr verwirrend herauszufinden, was für uns persönlich normal oder richtig ist. Wir bekommen in erster Linie explizite pornografische Bilder zu sehen – aber erhalten nicht das emotionale Instrumentarium, sie zu entschlüsseln. Wir bekommen bereits in jungen Jahren oft unabsichtlich von unserer Familie und Gleichaltrigen beigebracht, uns für unseren Körper zu schämen. Und wir bekommen von den Massenmedien und der Literatur Bilder eingetrichtert, die uniforme Ideale untermauern, denen es nachzueifern gilt.

Ab wann hatten Sie eine bewusste Idealvorstellung davon, was bei der Penisgröße »normal« ist, oder vom Zeitpunkt, wann man Sex haben sollte? Viele Jungen lernen in ihrer Jugend aus der Mythologie der Popkultur und aus Pornos, dass ihr Penis zwischen 15 und 18 Zentimeter lang sein sollte. Statistisch korrekter wäre ein Durchschnitt von 13 bis 14 Zentimetern. Weist irgendjemand sie darauf hin? Oder ihre Sexualpartnerinnen, die sie nach diesen Maßstäben beurteilen? Wenn man bedenkt, dass sich die meisten, wenn nicht sogar alle frühen sexuellen Aktivitäten – einschließlich der Masturbation und der sexuellen Experimente im Freundeskreis – ohne jede Kommunikation (und oft im Geheimen) abspielen, wie sollen wir dann die zahllosen Lügen rund um die »Normalität« entwirren, auf deren Akzeptanz wir konditioniert sind?

Das ständige Vergleichen und Verzweifeln,1 wenn wir uns an dem messen, was »normal« ist, erzeugt eine massive verinnerlichte Scham, die uns erstickt. Sie hindert uns daran, zu der am stärksten verwirklichten, freudvollsten und orgasmischsten Version unserer selbst zu werden.

Lassen Sie uns analysieren, welche Normalität uns als Standard dient.

Haben Sie sich bei der Entscheidung darüber, was normal ist, mit Ihren Freundinnen und Freunden verglichen? Mit Filmstars oder Sportlerinnen und Sportlern? Pornostars? Den Kardashians? Haben Sie sich geschämt, weil Ihr(e) Pussy/Schwanz/Titten/Po zu klein/groß/behaart/unbehaart waren? Waren Sie besorgt, Ihr Körper oder Ihre Sexualität würden nicht der Norm entsprechen? Mit wem haben Sie über diese Unsicherheiten gesprochen?

Ich habe meine Eltern jedenfalls nicht gefragt, ob ich normal bin oder ob es in Ordnung ist zu masturbieren oder ob mein Körper begehrenswert ist. Als Kind hat mir niemand gesagt, dass es normal und gesund ist zu masturbieren, dass mein Körper schön ist oder dass es besser für mich wäre, keine Vergleiche zur Physiologie und sexuellen Entwicklung anderer zu ziehen.

Wann haben Sie zum ersten Mal etwas von Pubertät, Menstruation, Schambehaarung, Ejakulation, Blowjobs und Intimhygiene gehört? Hat sich jemand mit Ihnen hingesetzt und ein »Aufklärungsgespräch« geführt? Vielleicht haben Sie – genau wie ich – ein paar Comics von Peter Mayle in die Hand gedrückt bekommen: Wo komm’ ich eigentlich her?, das von Babys und ihrer Geburt handelt, und Was ist bloß mit mir los? über die Pubertät. Ich weiß noch, dass ich mir die Abbildungen von Körperteilen in der Entwicklung angesehen und mich gefragt habe, wann ich wohl den ersten BH brauchen würde und ob meine Vagina im richtigen Tempo wuchs.

Nick Kroll ist Mitschöpfer und Autor der mehrfach für den Emmy nominierten Netflix-Comedy-Zeichentrickserie Big Mouth über die peinliche Zeit der Pubertät. Er erzählte mir, dass ihn diese Bücher als Kind tief beeindruckt hätten. So sehr, dass sie ihn beim Schreiben der Figuren für seine Serie beeinflussten. Nick sagte: »Wir haben Was ist bloß mit mir los? im Büro, und ich habe es nur angeschaut und gedacht: ›Oh wow.‹ Diese Bücher waren prägend für mich im Sinne von: Okay, so sieht ein Penis in diesem Alter aus, in der Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen, zum jungen Mann, zum Mann, zum alten Mann. Und ich weiß noch, wie ich Männer und Frauen abcheckte und mich fragte, an welchem Punkt ich mich gerade befand.«2

Als Kinder lernen wir nicht, dass unser sexuelles Verlangen in Ordnung ist oder wie wir in Bezug auf den eigenen Körper und die eigenen sexuellen Wünsche Grenzen setzen können. Ist es da ein Wunder, dass es auf der Welt nur so wimmelt von verkorksten Erwachsenen, denen es schwerfällt, Kontakt zur eigenen Sexualität aufzunehmen und sich einen Reim darauf zu machen, geschweige denn Liebe, gesunde Beziehungen und großartigen Sex mit anderen zu finden?

Die meisten allgemeinen Aufklärungsbücher vor 2016, Lehrpläne zur Sexualerziehung (falls vorhanden) und medizinischen Lehrbücher – ja eigentlich das gesamte medizinische System – basieren auf einem patriarchalischen,3 white supremacist,4 heteronormativen und binären Modell von Geschlecht und Sexualität. Geschlechtsverkehr wird als etwas beschrieben und bezeichnet, was ausschließlich zwischen einem Mann und einer Frau zu Fortpflanzungszwecken stattfindet. Innerhalb dieses Paradigmas gibt es nur zwei Geschlechter und zwei Identifikationsmöglichkeiten.

Innerhalb des (alten) »normalen« sexuellen Systems, mit dem die meisten von uns aufgewachsen sind und in dem sie sich noch immer bewegen, wird nicht berücksichtigt und erst recht nicht verstanden, wie man Menschen unterstützt, die nicht in den engen Rahmen passen: Mann. Frau. Vögeln. Missionarsstellung.

In Wahrheit existieren Geschlechtsidentifikation und sexuelle Identifikation auf einem sehr breiten Spektrum. Wenn wir unsere Geschlechtsidentität und unsere sexuelle Identität durch eine einschränkende Brille betrachten, können wir ihnen nicht erlauben zu fließen und sich zu entwickeln. Es ist anders als beim Ausfüllen eines Krankenhausaufnahme- oder Zensusformulars, wo wir nur bestimmte Kästchen ankreuzen können. Ich identifiziere mich derzeit vielleicht als heterosexuelle Frau, aber inwiefern berücksichtigt dies, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle? Halte ich mich für 100 Prozent hetero? Nein, und oft kämpfen Menschen (für gewöhnlich Heteros), die vehement behaupten, zu 100 Prozent am einen Ende des Spektrums verortet zu sein, gegen internalisierte Verdrängung und die Angst, dass ihre Identität weiter in der Grauzone liegen könnte, als sie sich eingestehen wollen. Wenn wir versuchen, unsere Einzigartigkeit in eine hübsche kleine Schublade zu stecken, damit die anderen oder die Kultur im Allgemeinen uns leichter einordnen und damit »verstehen« können, beschränken wir uns auf eine Ideologie, die ohnehin nicht funktioniert.

Ich sage, pfeif auf die alte Normalität. Wenn sie funktionieren würde, gäbe es keinen Markt für Bücher wie dieses über Selbsthilfe, Spiritualität oder eine bessere sexuelle und emotionale Gesundheit.

Die (alte) »Normalität« beruht auf...

Erscheint lt. Verlag 23.8.2023
Übersetzer Andrea Panster
Sprache deutsch
Original-Titel Sex, Health, and Consciousness: How to Reclaim Your Pleasure Potential
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte 2023 • Beckenbodentraining • Bewusstsein • Beziehung • Beziehungsratgeber • Body Positivity • Coco Berlin • david deida • Die 5 Sprachen der Liebe • eBooks • Ekstase • Erotik • every body • female empowerment • flow • Gesundheit • guter sex trotz ehe • Ilan Stephani • konsensueller sex • Leidenschaft • Lust • Neuerscheinung • Partnerschaft • Ratgeber • Selbstermächtigung • Sex • sex life • sexpositiv buch • Sex Toys • Sexualität • sexuelle Unlust • sinnlich • solo sex • the sex ed • Transzendenz • vibration für frauen
ISBN-10 3-641-30387-7 / 3641303877
ISBN-13 978-3-641-30387-7 / 9783641303877
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