Der Trauma-Notfallkoffer (eBook)

Praktische Übungen zur Selbsthilfe. Für mehr Stabilität und innere Ruhe im Alltag

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
144 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11726-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Trauma-Notfallkoffer -  Anke Precht
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<p><strong>Erste Hilfe bei Trauma</strong></p> <p>Traumata sind sehr vielfältig und reichen vom Bindungstrauma bis zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Viele werden durch Trigger immer wieder neu aktiviert und machen dadurch den Betroffenen das Leben schwer. Häufig werden traumatisierte Menschen von heftigen Gefühlen wie Angst und Wut überschwemmt. Andere spüren sich gar nicht mehr richtig, greifen gar zu Suchtmitteln oder neigen zu selbstverletzendem Verhalten.</p> <p>Um die Symptome von Traumafolgestörungen zu lindern, bietet der Trauma-Notfallkoffer:</p> <ul> <li>Alles Wissenswerte, um Traumata zu verstehen,</li> <li>Vielfältige Möglichkeiten zur Selbsthilfe,</li> <li>Praktische Übungen und Tipps aus der therapeutischen Praxis.</li> </ul> <p>Für mehr Stabilität und innere Ruhe.</p>

Anke Precht ist Diplom-Psychologin und arbeitet in eigener Praxis in Offenburg. In den letzten Jahren hat sie einen traumatherapeutischen Schwerpunkt aufgebaut und sich bei den Koryphäen auf dem Gebiet fortgebildet. In ihrer psychologischen Arbeit ist ihr besonders das Thema Resilienz wichtig - also Menschen zu vermitteln, was sie selbst tun können, damit es ihnen besser geht. Sie hat bereits zahlreiche Bücher geschrieben und das Coaching-Programm "Be happy" entwickelt. Mehr erfahren Sie unter www.ankeprecht.de.

Anke Precht ist Diplom-Psychologin und arbeitet in eigener Praxis in Offenburg. In den letzten Jahren hat sie einen traumatherapeutischen Schwerpunkt aufgebaut und sich bei den Koryphäen auf dem Gebiet fortgebildet. In ihrer psychologischen Arbeit ist ihr besonders das Thema Resilienz wichtig – also Menschen zu vermitteln, was sie selbst tun können, damit es ihnen besser geht. Sie hat bereits zahlreiche Bücher geschrieben und das Coaching-Programm "Be happy" entwickelt. Mehr erfahren Sie unter www.ankeprecht.de.

Was sind die Folgen von Traumata?


Wie wird ein Trauma natürlich verarbeitet? Was passiert, wenn das nicht geht? Was sind Risikofaktoren und was schützt vor einer Traumafolgestörung?

In diesem Kapital geht es um die natürliche Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen und darum, was passiert, wenn diese nicht möglich ist. Aber wir schauen uns auch die Faktoren an, die das Entstehen einer posttraumatischen Störung erleichtern, wie auch jene, die davor schützen können.

Nicht jede stark belastende Erfahrung im Leben wird zu einem Trauma. Traumata sind seelische Katastrophen – was aber als Katastrophe empfunden wird, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Die Aussage »Ereignis X ergibt Trauma« stimmt deshalb so nicht. Wenn zwei einen Brand überleben, kann einer ein Trauma davontragen, während der andere gesund bleibt. Und selbst wenn ein gleiches Ereignis für zwei Menschen traumatisierend ist, wird es nicht auf beide gleich wirken. Wir haben im letzten Abschnitt schon gesehen, dass nur etwa ein Viertel aller Traumata auch zu einer Traumafolgestörung führen, während die anderen ausheilen oder sogar zu posttraumatischem Wachstum, also zu einer Stärkung, führen. Und auch die Art der Traumafolgestörung unterscheidet sich von Mensch zu Mensch.

In den folgenden Abschnitten gehen wir der Frage nach, wie es dazu kommen kann, dass Menschen schlimme Erfahrungen so unterschiedlich verarbeiten, welche Faktoren vor posttraumatischen Belastungsstörungen schützen können und welche gefährlich sind.

Traumafolgen


Unter posttraumatischem Stress verstehen wir die Übererregung des Organismus nach einer traumatischen Erfahrung. Traumata aktivieren immer den Notfallmodus, der mit einer hohen Ausschüttung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin einhergeht. Betroffene spüren diesen Stress meistens während der traumatischen Erfahrung noch nicht. Wer zum Beispiel bei einem Bergunfall den verletzten Freund birgt und in die Talstation trägt, wo er von Helfern übernommen und in den Rettungshubschrauber gebracht wird, wird wahrscheinlich erst dort spüren, unter welcher Anspannung Körper und Seele stehen. Man fühlt sich aufgewühlt, aufgeregt, kann erst einmal nicht zu schlafen, das Herz schlägt schneller als gewohnt und die Gefühle fahren Achterbahn.

Der normaler Verarbeitungsprozess braucht Zeit


Nach einem Trauma kann dieser Stress mehrere Tage oder auch einige Wochen andauern. Das ist befremdlich und anstrengend, aber in Ordnung. Die Erfahrung wirkt, vieles muss verarbeitet werden, der Schock muss sich erst lösen. Das braucht Zeit und ist Teil des normalen Verarbeitungsprozesses. Die meisten Traumata heilen innerhalb der ersten sechs Monate auf dieses Weise von allein aus. Nach und nach stellt sich wieder mehr Ruhe ein, das Ereignis bekommt seinen Platz und seine Bedeutung im eigenen Leben. Es wird mehr und mehr Teil des alltäglichen Lebens, aus dem man für eine gewisse Zeit herauskatapultiert wurde. Die traumatische Erfahrung führt zu Veränderungen, im Außen oder in der eigenen Persönlichkeit. Ich vermute, dass es keinen wirklich starken Menschen mit einer leichten Vergangenheit gibt. Das Überstehen von Katastrophen, auch gefühlten, gehört zu dem, was uns wachsen und weise werden lässt. Das heißt, schwierige Erfahrungen sind nicht per se schlecht. Sie können auch zu sehr guten Entwicklungen führen. Eltern stärken ihre Kinder also am besten, indem sie ihnen zutrauen, auch mit Schwierigkeiten zurechtzukommen, und ihnen nicht alles abnehmen. Dafür aber sollten sie emotional für die Kinder da sein, sie trösten, wenn sie traurig sind, sie lieben, auch wenn sie eine Fünf in Mathe haben, Milch mit Honig kochen, wenn das Bein gebrochen ist, aber nicht per se verhindern, dass ihre Kinder auf einen Baum oder ein Mäuerchen klettern.

Daueralarm als Traumafolgestörung


Erst wenn der Stress länger als ein halbes Jahr andauert, sprechen wir von einer Traumafolgestörung. Dann konnte das Trauma nicht vollständig verarbeitet werden. Die Mandelkerne sind immer noch auf Alarm eingestellt. Die Erfahrungen sind nicht im Zusammenspiel mit dem Kortex nach und nach ins kalte Gedächtnis überführt worden.

Posttraumatisches Wachstum


Die Erfahrung, eine Katastrophe nicht nur überstanden, sondern vielleicht auch bewältigt zu haben, gibt dem Selbst Kraft. Man hat sich bewiesen, wozu man in der Lage ist. Manche Menschen lernen während oder nach einer traumatischen Erfahrung sehr viel Neues, manche erleben sich selbst im Schmerz oder Loslassen als stärker, als sie bisher dachten. Sie fühlen sich gegen künftige Schwierigkeiten besser gewappnet und haben vielleicht den Eindruck, dass sie im normalen Leben nicht mehr viel umhauen kann. »Normale« Probleme kommen ihnen plötzlich banal vor, sie regen sich über Kleinigkeiten nicht mehr auf und sind belastbarer als früher.

Manche Menschen entwickeln eine große Dankbarkeit gegenüber dem Leben, das sie im Angesicht einer Katastrophe umso mehr schätzen gelernt haben. Manche Menschen können sich nun endlich entscheiden, das Leben in vollen Zügen zu leben. Vorher fühlten sie sich vielleicht ausgebremst, vielleicht immer achtend auf die Meinung von anderen oder ängstlich. Nach einem überstandenen traumatischen Erlebnis haben sie den Eindruck, dass das alles nichts mehr zählt, und sind bereit, sich zu zeigen oder endlich das zu tun, was sie eigentlich tun möchten. Beispielsweise berichten Menschen, eine schwere lebensbedrohliche Krankheit überstanden haben, davon, ein zweites Leben geschenkt bekommen zu haben, das sie ganz anders leben als das bisherige.

Welche Faktoren gefährden, welche schützen?


Wir kennen langfristige und kurzfristige Schutzfaktoren. Langfristige Schutzfaktoren können dazu führen, dass auch Erfahrungen, die gravierend sind, nicht als Trauma erlebt werden. Die Summe dieser Faktoren wird ▶ Resilienz genannt. Sie wirkt wie ein psychisches Immunsystem. So wie ein starkes körperliches Immunsystem auch gefährliche Krankheitserreger abwehren kann, sorgt Resilienz dafür, dass die Psyche nicht so leicht verletzt wird. Resiliente Menschen sind deswegen auch gegen gravierende Einschläge im Leben besser gewappnet und verarbeiten sie weniger häufig als Trauma. Weil Resilienz ein so wichtiger Schutzfaktor ist, habe ich ihr ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem du erfährst, woraus sie sich zusammensetzt und wie du sie stärken kannst.

Gefährdende Faktoren


Während Resilienz langfristig und die folgenden Faktoren kurzfristig schützen und helfen können, gibt es auch Faktoren, die die Gefahr einer Traumatisierung erhöhen.

Dazu gehört die Häufigkeit von Ereignissen. Rettungskräfte erleben zum Beispiel, dass sie mehrere Einsätze gut überstehen. Und bei einem weiteren, der vielleicht gar nicht viel schlimmer ist als die vorhergegangenen, klappt die Verarbeitung nicht mehr. Menschen, die mehrere schwere Verluste kurz nacheinander erleben, werden häufiger traumatisiert als solche, die für jede Verletzung ausreichend Zeit zum Verarbeiten haben.

Außerdem sind Traumata immer dann für die seelische Gesundheit gefährlicher, wenn nicht ein Ereignis dafür verantwortlich ist, das zufällig ist oder hinter dem zumindest kein Vorsatz steckt wie bei einem Unfall – sondern wenn das Trauma absichtlich oder sogar böswillig durch einen Menschen ausgelöst wurde. Ist dieser Mensch kein Fremder, sondern jemand, den man kennt und dem man vertraut oder der einen beschützen soll, verstärkt das die Gefahr einer Verletzung.

Schützende Faktoren


Wenn ein Trauma geschehen ist, können ebenfalls verschiedene Faktoren dabei helfen, dass das Trauma gut verarbeitet wird und es nicht zu einer Folgeerkrankung kommt.

Menschliche Nähe und Verständnis

Wer ein Trauma erlebt hat, braucht menschliche Nähe. Das bedeutet nicht nur, dass jemand da sein sollte. Wichtig ist auch, dass wirklich Nähe stattfinden kann. Die entsteht am einfachsten durch Körperkontakt, zum Beispiel eine Umarmung. Aber auch eine Hand, die ein Helfer nimmt, ein Arm, der um die Schultern gelegt wird, ruhig auch wortlos, kann das Gefühl auslösen, nicht allein zu sein. Dann kann sich der Aufruhr im Nervensystem leichter legen.

Genauso können Worte helfen. Diese sollten aber sparsam gewählt sein. Einerseits braucht es klare Ansagen wie »Wir gehen jetzt hier weg«, »Setz dich auf das Sofa, ich koche uns einen Tee«, »Du bist jetzt in Sicherheit«. Gleichzeitig ist es wichtig, die bestehende Nähe zu bestärken: »Ich bin bei dir,« »Ich bleibe heute Nacht hier,« »Ich helfe dir,« »Du kannst dich auf mich verlassen.« Helfer in einer Notfallsituation können Sicherheit geben, indem sie zum Beispiel sagen: »Das Schlimmste ist überstanden«, »Sie sind jetzt in Sicherheit«, »Wir sind gleich im Krankenhaus, wo schon alles vorbereitet ist, um Ihnen zu helfen.«

Gemeinschaft hilft, gerade mit Menschen, die wohlwollend und liebevoll sind. Wer gerade ein Trauma erlebt hat, darf auch jemanden anrufen, der noch gar nichts davon weiß, und um Hilfe bitten: »Ich habe gerade etwas Schlimmes erlebt. Kannst du bitte kommen und bei mir sein?«

Den Körper spüren

In der...

Erscheint lt. Verlag 5.4.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte Arousal • Bindungstrauma • Depersonalisation • depersonalisierung • Derealisation • Entwicklungstrauma • Posttraumatische Belastungsstörung • Selbstverletzendes Verhalten • Trauma • Traumabewältigung • Traumafolgestörung • trauma symptome • Traumata • Traumatisiert
ISBN-10 3-432-11726-4 / 3432117264
ISBN-13 978-3-432-11726-3 / 9783432117263
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