Das Nord (eBook)
288 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0616-1 (ISBN)
Ein atemberaubender Thriller in der schillernden Welt der Haute Cuisine
Alex ist allein, arbeitslos und mit seinem Selbstwertgefühl am Boden. Als er ein Jobangebot erhält, das zu schön scheint, um wahr zu sein, zögert er keine Sekunde. Es handelt sich um die begehrte Stelle als Commis de Cuisine, im weltbekannten, mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant Nord im rauen Nord-Schweden.
Der Job ist mühsam und wird noch dadurch erschwert, dass Alex sich in die elektrisierende Besitzerin Alice Duwal verliebt, die wesentlich älter als er und verheiratet ist. Es dauert nicht lange, und er stellt fest, dass der schöne Schein des Restaurants trügt, denn Alice hat viele Geheimnisse. Kann er es schaffen, diese aufzudecken, ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten?
Spannend, rau und einfach anders - dieses Autorenduo begeistert mit einem intelligenten Thriller rund um Macht, Geld und Begierde
»Ein sehr spannender Krimi in einer Restaurantumgebung, die so eiskalt ist wie die Natur, die sie umringt.« Spiegel-Bestsellerautorin Viveca Sten
<p>Katarina Ekstedt & Anna Winberg Sääf sind das Power-Publishing-Duo, das jetzt die Thriller-Szene erobert.<br/>Katarina Ekstedt (geb. 1976) ist eine schwedische Verlagsleiterin und Autorin, die in Stockholm lebt. Sie ist mit dem Sternekoch Niklas Ekstedt verheiratet und hat bereits mehrere gefeierte Kinder- und Jugendromane geschrieben.<br/>Anna Winberg Sääf (geb. 1984) ist eine schwedische Autorin und Dozentin, die auf Öland lebt. Sie hat bereits zahlreiche populäre Romane geschrieben und wurde 2021 zur Regionalautorin des Bezirks Kalmar ernannt.<br/>Nord ist der erste gemeinsame Spannungsroman des Autorenduos.</p><p><br/></p>
1
Alex fährt sich zwanghaft mit der Hand durch die Haare. Sie sind trocken und ungewaschen, und er wünscht sich, dass der graue Collegepullover, den er trägt, frischer wäre. Er riecht komisch und ist schmutzig. Seit Tagen hat er nicht geduscht. Er steht schon über zwei Stunden an der Vingårdsstraede im Zentrum Kopenhagens und wartet, weil er Angst hat, zu spät zu kommen oder noch schlimmer: zu früh zu kommen und zu bedürftig zu wirken.
Obwohl er Emils Nachricht schon öfter gelesen hat, als ihm guttut, holt er das Handy erneut hervor und schaut sie noch einmal an. Inzwischen kennt er sie auswendig.
Hab gehört, dass du in KPH bist, Lust auf ein Treffen? Ich habe vielleicht einen Job für dich. Komm morgen um 18 Uhr in den Kronprinsens Kælder, wenn dich das interessiert. /Emil Rantzberg
Alex hatte seit Jahren nicht mehr an Emil gedacht, aber am ungewöhnlichen Nachnamen erkannt, dass die SMS von Peders Bruder stammte. Als Peder und er noch Freunde waren, war sein älterer Bruder Emil manchmal beim Skaten mit dabei, und Alex erinnert sich, dass er ein cooler Typ war, aber er versteht nicht, warum er ihn jetzt kontaktiert. Emil hatte Växjö im Sommer vor dem Unfall verlassen, war ins Ausland gegangen und hatte in einem schicken Restaurant an der Côte d’Azur gearbeitet. Bis gestern hatte Alex vergessen, dass es ihn überhaupt gab.
Der Eingang des Restaurants, in dem er Emil treffen soll, besteht aus einer geschnitzten Holztür mit vergoldeten Griffen und Buntglas, die er von Bildern im Internet kennt. Natürlich weiß er bereits alles über Kronprinsens Kælder, ein Restaurant, von dem er schon während seiner Ausbildung auf Öland gehört hatte, aber in den ersten sechs Monaten nach seinem Abschluss in Kopenhagen hatte er es nicht geschafft hierherzukommen. Seine Arbeit ließ ihm weder Zeit noch Geld.
Am liebsten würde er kehrtmachen und gehen, aber er weiß nicht, wohin. Stattdessen schaut er ein letztes Mal auf die Uhr, beschließt, dass es in Ordnung ist, fünf Minuten zu früh zu kommen, atmet tief durch und stößt die schwere Tür auf. Die Kristalllüster im Foyer funkeln ihm von der hohen Gewölbedecke entgegen, und er geht ein paar Schritte in Richtung des Restaurants. Keiner der wohlhabenden Gäste würdigt ihn eines Blickes. Ihm ist nicht klar gewesen, dass es so exklusiv ist. Die Frage ist, ob er bei seinem Aussehen überhaupt reingelassen wird. Er vermeidet es, seinem eigenen Blick im glänzenden Spiegel hinter der Bar zu begegnen, aber als er sein Haar sieht, gerät er in Panik und versucht wieder verzweifelt, es mit den Händen zurückzukämmen.
Der Oberkellner, ein schlanker Mann mit dichtem Bart und schicker Brille, mustert ihn neutral, aber Alex ahnt, was er denkt. Dass er von der Straße gekommen ist, um etwas zu stehlen oder sich aufzuwärmen.
»Ja?«
»Ich bin hier mit jemandem verabredet, Emil Rantzberg.«
»Rantzberg?«
Während der Kellner auf einem Tablet scrollt, inhaliert Alex die Gerüche und die Wärme. Müdigkeit überkommt ihn. Zum Glück lächelt der Oberkellner.
»Emil ist schon im Roten Zimmer. Darf ich fragen, ob der Herr sich ein Jackett leihen möchte?«
Alex nickt dankbar, natürlich gibt es an einem Ort wie diesem eine verbindliche Kleiderordnung.
»Wir kümmern uns gern auch um Ihre Tasche und verstauen sie im Schrank?«
Trotz des höflichen Tons versteht er, dass es keine Frage, sondern eine Aufforderung ist. Er stellt seine Tasche ab und lässt sich in das Jackett helfen, das ihm der Oberkellner reicht. Das übergroße Sakko über dem grauen Kapuzenpullover sieht nicht besonders elegant aus, aber es gibt keine Alternative. Bevor er sich entscheiden kann, ob er den Pulli ausziehen oder anbehalten soll, wird er durch den Raum geführt. In einem großen Kamin in der Mitte brennt ein offenes Feuer, an den Tischen, die über den ganzen Raum verstreut sind, unterhalten sich einige Leute. Der weiche Teppich unter seinen Füßen dämpft das Geräusch seiner Schritte, die im Gelächter und Knistern des Feuers untergehen, als er dem Oberkellner in eine Ecke des Raumes folgt. Am besten Tisch unter einem der hohen Glasfenster sieht er Emil in eine Speisekarte vertieft sitzen.
Er sieht älter aus, als Alex ihn in Erinnerung hat, und sein erster Gedanke ist, dass er Peder wahnsinnig ähnelt. Normalerweise verdrängt Alex diese Gedanken, wie er es immer tut, wenn jemand auftaucht, der mit seinem alten Leben verbunden ist. Emil hat ihn immer noch nicht gesehen, und Alex nutzt die Gelegenheit, ihn heimlich zu betrachten. Er sieht immer noch gut aus, vielleicht ein bisschen gealtert, aber er hat seinen Stil völlig verändert. Früher trug er übergroße Hemden, eine Schirmmütze und zerrissene Jeans, jetzt hat er das Haar kurz geschnitten und trägt ein frisches weißes Hemd. An seinem Handgelenk funkelt eine große Armbanduhr, die aussieht wie eine Omega. Alex möchte am liebsten mitsamt seinem geliehenen Jackett im Boden versinken, doch Emil entdeckt ihn, steht auf und begrüßt ihn mit einem breiten Grinsen.
»Mensch, wie schön, dich zu sehen! Ist lange her.«
»Oh ja«, antwortet er und hört selbst, wie unsicher er klingt.
»Setz dich. Willst du was trinken?«
Emil schiebt ihm eines der beiden Sektgläser vor sich zu und reicht ihm die Speisekarte. Er wirkt gut gelaunt, und Alex sinkt erleichtert auf den Stuhl. Kein Wort über das geliehene Jackett, seine offensichtlich ungewaschenen Haare und vor allem kein Wort über den Unfall. Noch nicht. Wenn er eines in den letzten Jahren gelernt hat, dann, dass niemand es vergisst, egal wohin er geht, egal wie viel Zeit vergeht. Aber Emil sieht wirklich glücklich aus, fast aufgeregt, und sobald sein Gaumen den Champagner schmeckt, geht es auch ihm besser. Alex wirft einen Blick auf das Etikett der Flasche, die aus dem Kühlgefäß lugt. Krug 90. Meine Güte, was feiern sie? Er dachte, Emil würde ihn auf ein Bier einladen, und die Sache mit dem Job klang natürlich interessant, aber jetzt fragt er sich, ob es um etwas anderes geht. Vielleicht will Emil mit seinem neuen Lebensstil angeben, ihm ist es offenkundig gut ergangen. Er hebt sein Glas und prostet Alex zu.
»Ich hatte gehofft, dass du kommst.«
»Na ja, ich bin tatsächlich auf der Suche nach einem neuen Job, also ja, klar.«
Verdammt, er klingt so eifrig und ungeduldig. Er muss sich zusammenreißen, das hier ist das Einzige, was er noch in petto hat, er will nicht, dass Emil es bereut, ihn hierher eingeladen zu haben. Alex nimmt noch einen Schluck vom Champagner und versucht, entspannt auszusehen, aber er spürt, wie ihm der Schweiß aus allen Poren dringt.
»Gut, aber lass uns erst bestellen, bevor wir über die Arbeit reden, ja? Ich hätte Lust auf Smörrebröd mit Zwiebelroulade als Vorspeise, und ich glaube, danach nehme ich Tournedos Rossini mit Trüffeln. Was nimmst du?«
Alex versucht Zeit zu gewinnen, indem er so tut, als würde er sich in die Speisekarte vertiefen, während er in Wirklichkeit die Preise studiert. Das muss das teuerste Restaurant in Kopenhagen sein, denn allein die Vorspeisen kosten mehrere Hundert dänische Kronen. Als könnte Emil seine Gedanken lesen, fährt er unbeirrt fort:
»Du bist natürlich eingeladen, bestell, was du willst. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wenn du meinen Posten im Nord übernimmst.«
Dann lächelt er und lehnt sich zurück, um auf Alex’ Reaktion zu warten.
»Was? Hast du Nord gesagt?«
Alex hört sich selbst lachen. Am besten kippt er noch den Champagner weg, bevor er hier wieder einpacken kann. Er hat nicht im Mindesten genug Erfahrung, die für das Nord erforderlich wäre, aber er will Emil nicht enttäuschen, bevor sie überhaupt bestellt haben.
»Du hast im Nord in Åre gearbeitet, und jetzt soll ich deinen Job übernehmen? Als was?«
»Als Commis de Cuisine, als Assistent des Küchenchefs natürlich. Wenn du willst, kannst du morgen anfangen. Ich habe die Stelle bekommen, nachdem ich die Besitzer kennengelernt hatte, die Familie Duwal, weißt du, drunten in Cagnes-sur-Mer.«
Er sieht, wie Emil ihn mustert, während er ihm vom Nord erzählt, und Alex beugt sich vor, um kein Detail zu verpassen. »Ich dachte, das passt zu mir, ich hatte damals genug von der Hektik da unten. Aber vielleicht hast du diesen Winter Besseres zu tun?«
Alex weiß nicht, was er sagen soll, die ganze Sache ist absurd. Er leert sein Glas.
»Nein, eigentlich nicht.«
Das Nord. Eines der erfolgreichsten Restaurants Schwedens, mitten auf dem Land, in den Wäldern außerhalb von Åre. Der Traumarbeitsplatz der meisten seiner alten Schulfreunde, vor allem, weil der Küchenchef Thomas Turner in der Branche für seinen Einsatz für junge Köche bekannt ist. Die Küchen, in denen Thomas Turner arbeitet, sind immer auch Keimzellen für neue Talente, und es heißt, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Meistern jungen Köchen wirklich die Chance gibt, ihr Können schon früh unter Beweis zu stellen. Egal, wie viel Erfahrung sie mitbringen, wenn sie in seine Küche kommen. Aber auch für viele weitaus erfahrenere Köche und junge Absolventen der besten Restaurantschulen ist es ein Ziel, im Nord zu arbeiten, mit einer Ausbildung, die um Lichtjahre besser ist als jene an seiner alten, nicht mehr existierenden Schule. Die Starköchin Vanessa Lotts arbeitete dort, und heute ist das Nord eines der wenigen schwedischen Restaurants in Skandinavien, die vom Guide Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnet wurden. Mehrere Jahre...
Erscheint lt. Verlag | 1.12.2023 |
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Reihe/Serie | Kulinarikthriller | Kulinarikthriller |
Übersetzer | Max Stadler |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Nord |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Sachbuch/Ratgeber ► Essen / Trinken | |
Schlagworte | Aarö • Affäre • Am Rand der Zivilisation • Ausbildung Koch • Betrug • dänischer Prinz • Dänisches Königshaus • Einöde • Erpressung • Ex-Häftling • Fallstaff • frischer Fisch • Kopenhagen • Krimi • Manipulation • Micheline • Mord in der Vergangenheit • Neuerscheinung • NOMA • Nordschweden • Outback • Psychothriller • Restaurant • Sauna • Schweden • Schwedenkrimi • Schweden Krimi • Schweden Krimi Neuerscheinung • Schwedenthriller • Schwedisches Königshaus • Sex • Sex Macht Geld Gier • Sex mit jungem Mann • Skandinavien • skandinavische Delikatessen • Skifahren Schweden • Skigebiet Schweden • Sternekoch • Toyboy • Trondheim • Überwachung • Vergewaltigung Mann • weiblicher Narzissmus |
ISBN-10 | 3-7499-0616-5 / 3749906165 |
ISBN-13 | 978-3-7499-0616-1 / 9783749906161 |
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Größe: 1,1 MB
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