Stress positiv nutzen - positives Mindset aufbauen, besser fühlen mit Entspannungstechniken - Herausforderungen im Berufs- und Privatleben meistern (eBook)
176 Seiten
Stiftung Warentest (Verlag)
978-3-7471-0648-8 (ISBN)
Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Hillert ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Er ist Chefarzt und Leiter der Tagesklinik der Schön Klinik Roseneck in Prien. Interessen-, Behandlungs- und Forschungsschwerpunkte sind die diversen Interaktionen zwischen beruflichen Belastungen, gesellschaftlichem Wandel und psychischen Erkrankungen.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Hillert ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Er ist Chefarzt und Leiter der Tagesklinik der Schön Klinik Roseneck in Prien. Interessen-, Behandlungs- und Forschungsschwerpunkte sind die diversen Interaktionen zwischen beruflichen Belastungen, gesellschaftlichem Wandel und psychischen Erkrankungen.
Der Stress muss weg! Oder etwa nicht?
- Alles halb so schlimm?!
- Die Stresswelle richtig surfen
Über die stressigen Dinge
- Stressoren der Urzeit: Der berühmte Säbelzahntiger
- Es kommt auf die Perspektive an!
- Wie reagiert man auf Stressoren richtig?
- Die Biologie und die medizinischen Folgen
- Auf dem Weg in den Burnout?
- In den Flow kommen
Von 180 auf ganz entspannt!
- Die Evolution schafft Realitäten
- Stresskonstellationen schnell erkennen
- Stress im Hier und Jetzt reduzieren
- Wie Entspannung funktionieren kann
- Achtsamkeit: Viel mehr als "einfach loslassen"
Stressbeschleuniger entschärfen!
- Einfache Lösungen gibt es nicht
- Die eigenen Muster aufdecken
- Jetzt wird's knifflig: Stressbeschleuniger Entschärfen
- Energiequelle: Die eigenen Werte und Ziele
Strategien für Stresssituationen
- Selbstwertgefühl: Das stabile Fundament
- Stress mit Arbeit, Chef und Co
- Bringen Sie die Waage ins Gleichgewicht
- Familienstress? Eine Frage der Kommunikation
- Less Stress für Sie, Ihre Kids und Teenager
Ihre persönliche Erholungswelt
- Work-Life-Balance-Falle
- Was Erholung auszeichnet
- Bausteine für Erholungswelten
- Mehr als nur "Batterien aufladen"
- Everybody's gone surfin'!
Hilfe
- Literatur (Auswahl)
- Register
Stressoren der Urzeit: Der berühmte Säbelzahntiger
Auch unsere Vorfahren hatten Stress. Und der funktionierte in etwa so, wie Stress heute noch funktioniert.
Kennen Sie den Säbelzahntiger? Leibhaftig begegnet ist er Ihnen sicher nicht, da er vor etwa 12 000 Jahren ausgestorben ist. Die spärlichen Überreste seiner Existenz, ein paar Skelette und eben die Zähne, sind in naturhistorischen Museen zu besichtigen. Wobei diese Reste nicht sonderlich eindrucksvoll sind, verglichen etwa mit Skeletten vom monumentalen Tyrannosaurus Rex. Dass der Säbelzahntiger so prominent werden konnte, hat er einzig der Stressforschung zu verdanken, die in ihm anscheinend den exemplarischen Feind der frühen Menschheit sieht.
Man stellt es sich üblicherweise so vor: Unsere Vorfahren in der Altsteinzeit sitzen entspannt und gemütlich, die Überreste des gestern erlegten Mammuts verdauend, an ihrem Lagerplatz. Plötzlich ist ein Knacken im Unterholz zu hören. Es geht um Sekunden und ganz klar ums nackte Überleben! Ein mächtiger Säbelzahntiger springt aus dem Gebüsch. Im Moment des Angriffs musste gehandelt werden: aufspringen – und dann? Auf einen nahen Baum zu klettern wäre eine denkbare Lösung. Einen brennenden Ast aus dem Feuer ziehen und zum Angriff auf die Bestie überzugehen eine andere. Im Idealfall zog der Säbelzahntiger dann irgendwann frustriert und unverrichteter Dinge seines Weges. Vielleicht sogar mit einigen Blessuren im Fell. Am Ende haben unsere Vorfahren den Tiger jedenfalls überlebt und die Menschheit konnte sich erfolgreich weiterentwickeln. Unsere Vorfahren mussten sich mit zahlreichen Unsicherheiten und Gefahren auseinandersetzen. Allerdings befanden sie sich durchaus nicht ständig im existenziellen Kampfmodus. In guten Zeiten, mit genügend Nahrung, dürfte es ein eher gemütliches Leben gewesen sein. Wenige Arbeitsstunden am Tag reichten aus, um satt und zufrieden zu sein. Vorratshaltung gab es nur sehr begrenzt, denn für nicht sesshafte Menschen ist über das Notwendige hinausgehender Besitz nur eine Belastung. Man zog eben dorthin, wo es genügend Nahrung gab. Zwar gab es den Klimawandel und mehrere Eiszeiten, auf die man entsprechend reagieren musste, indem man in wärmere Gebiete zog. Doch angesichts von jedes Jahr etwa 1 500 Meter vorrückenden (und später sich zurückziehenden) wandernden Eismassen (so Schätzungen) war diese Epoche für sich genommen nur bedingt „stressig“. Insgesamt war die Steinzeit jenseits der Säbelzahntiger vermutlich sogar ein relativ stressarmes Paradies.
RIESE AUS DER VERGANGENHEIT: Der Säbelzahntiger war ein riesiges Tier mit einer Schulterhöhe bis zu 1,20 Meter und einem Gewicht von bis zu 360 Kilo. Die namensgebenden Säbelzähne waren bis zu 28 Zentimeter lang und ragten dabei bis zu 17 Zentimeter aus dem Kiefer des Tigers heraus. Sein Aussterben wird heute mit einer Kombination aus dem massenhaften Auftreten der Frühmenschen und dem Klimawandel, den es seinerzeit auch schon gab, in Verbindung gebracht.
Wirklich problematisch wurden Dürreperioden, das Ausbleiben von jagbaren Tieren und ähnliche längerfristige Probleme, denen man auch durch längere Wanderungen nicht entkommen konnte. Solche Erfahrungen motivierten die Menschheit letztlich dazu, sesshaft zu werden, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben und so von äußeren Gefahren unabhängiger zu werden. In der Geschichte der menschlichen Zivilisation ging es also darum, die Welt langfristig kalkulierbarer und sicher zu machen. Diese Bemühungen waren einerseits sehr erfolgreich. Andererseits führten sie offenbar nicht zu einer abschließenden Lösung des Stressthemas.
Kämpfe! Oder flieh …
Zunächst noch einmal zurück zum originalen Säbelzahntiger: Aus der völligen Ruhe und Entspannung heraus auf den Punkt flucht- oder kampfbereit zu sein, war und ist offenbar eine überlebenswichtige Eigenschaft jedes Individuums sowie der ganzen Menschheit. Die praktische Umsetzung davon ist physiologisch und psychologisch ziemlich anspruchsvoll. Ähnlich wie bei einem Pkw, den man in wenigen Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen kann, um in kritischen Situationen zu reagieren, sind beim Menschen diverse Voraussetzungen zu erfüllen, wenn der Tiger kommt. Dazu zählen tragfähige Knochen, belastbare Gelenke, kräftige Muskeln und ein Gesamtsystem, das garantiert, dass genug Energie zur Verfügung steht, um schnell und kraftvoll zu reagieren. Langes Nachdenken ist angesichts einer lebensbedrohlichen Situation unmöglich. Die Handlungsweise kann, eben weil es so schnell gehen muss, nur von dem ausgehen, was sich in der Entwicklungsgeschichte als erfolgversprechend erwiesen hat: Flucht oder Kampf. Zwischen diesen beiden Optionen gilt es, sich umgehend und richtig zu entscheiden.
Offensichtlich ist es der Natur im Laufe der Evolution gelungen, Mechanismen zu entwickeln, die all diese Anforderungen gut erfüllen. Diese Mechanismen wurden dann derart „selbstverständlich“ und „normal“, dass sie viele Jahrtausende lang kaum als solche wahrgenommen, geschweige denn kritisch hinterfragt wurden. Vielmehr war das Training von Strategien im Umgang mit Gefahrensituationen immer ein Teil der Erziehung und Ausbildung, vor allem junger Männer. Um sich möglichst gut verteidigen oder möglichst schnell weglaufen zu können wurde trainiert und Sport getrieben. Dass Sport darüber hinaus langfristig gesehen der Gesundheit zuträglich sein kann (etwa zum Stressabbau), ist ein angenehmer Nebeneffekt. Aus Perspektive der Evolution heraus betrachtet ist Gesundheit zunächst einmal die Fähigkeit, sein Überleben auch unter schwierigen Situationen sichern zu können. Dieser Aspekt blieb vorrangig, auch unter sich verändernden Rahmenbedingungen. In unserer allseits abgesicherten westlichen Welt haben sich diese Prioritäten grundlegend verändert (solange man nicht in Kriegs- und Krisengebieten lebt).
Was von Natur aus gut funktioniert und selbstverständlich ist, das läuft Gefahr unter dem Radar unserer Wahrnehmung zu bleiben. Anders ist nicht zu erklären, warum sich vor dem 20. Jahrhundert fast niemand über das System, das unser Überleben in Belastungssituationen sichert, weitergehende Gedanken gemacht hat. Niemand kam bis dahin auf die Idee, hinter unserem Umgang mit belastenden Situationen ein elementares Phänomen des Lebens zu suchen. Beachtung findet auch heute üblicherweise nur das, was Probleme macht oder anderweitig als Sensation imponiert. Dass Sie ein Buch zum Thema „Stress“ in den Händen halten, muss somit etwas mit den veränderten Lebensbedingungen zu tun haben. Und damit, wie der Mensch auf sich selbst blickt.
Hans Selye und die Ratten
Wie uns der Säbelzahntiger zeigt, gab es Stress schon immer. Die aktive Stressforschung dagegen ist ein eher junges Phänomen. Stress, so wie wir den Begriff heute verwenden, wurde erst von Hans Selye (1907–1982) entdeckt. Dem ungarischen Forscher war bereits als Student aufgefallen, dass Patienten, unabhängig davon, welche Diagnose gestellt worden war, äußerlich tatsächlich auch krank aussahen. Von seinen Kommilitonen wurde seine „banale“ Beobachtung belächelt, schließlich war das doch selbstverständlich. Später, als Assistenzprofessor in Quebec, beschäftigte sich Hans Selye unter anderem mit Hormonen, also Botenstoffen, mit denen vom Gehirn ausgehend Körperfunktionen gesteuert werden. Diese Forschung war seinerzeit erheblich komplizierter als heute, wo Labore umgehend Hormonspiegel bestimmen können und man umgekehrt Hormone in Ampullen kaufen und in Experimenten einsetzen kann.
Hans Selye verwendete seinerzeit notgedrungen aus dem Schlachthof stammendes Eierstockgewebe von Kühen, aus dem er so gut es ging unter Verwendung von Formalin Hormone extrahierte und sie Ratten spritzte. Die Tiere zeigten dann alle ähnliche Auffälligkeiten: eine Vergrößerung der Nebennierenrinde und eine Schrumpfung des Thymus. Erst nach und nach wurde Hans Selye klar, dass es nicht die Hormone selber waren, die diese Veränderungen hervorgerufen hatten. Es war schlicht der Effekt des giftigen Formalins. Ganz ähnliche Effekte fand er, wenn er die Tiere auf andere Art und Weise traktierte, etwa indem er ihnen die Vorderpfoten umwickelte und sie damit ihrer Bewegungsfreiheit beraubte. Man kann Ratten auch in Wassereimern schwimmen lassen. Zunächst versuchen sich die Tiere schwimmend aus ihrer misslichen Situation zu befreien, bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte. Wenn man die entsprechend schikanierten beziehungsweise gestressten Tiere dann untersucht, findet man in allen Fällen eine Vergrößerung der Nebennierenrinde.
FORSCHUNG IST SPANNEND – ruft aber selten Begeisterung hervor. So aufregend für Hans Selye die Befunde waren, niemand konnte davon ausgehen, dass sie einmal zum Allgemeinwissen gehören würden. Das ist das Schicksal vieler Forschung: Trotz der investierten Zeit und des eingesetzten Geldes landet sehr vieles von den Experimenten, Aufsätzen, Vorträge, Ideen und Hypothesen letztlich...
Erscheint lt. Verlag | 24.3.2023 |
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Zusatzinfo | mit farb. Abb. und Grafiken |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Achtsamkeit • Achtsamkeitsbuch • Antistress • Atemtechnik • Burn on • Burn out • Burnout • Energie • Entspannung • Entspannungsmethoden • Erholung • Erholungswelt • Erschöpfung • Fachbuch • Gedankenkarussell • Gelassenheit • Gesundheit • innere Ruhe • Krafttankstellen • Lebenshilfe • mentale Gesundheit • Mental Health • Positiv denken • Psychologie • Ratgeber • Resilienz • Sachbuch • Selbstfürsorge • Selbstliebe • Selbstwirksamkeit • Selfcare • Stress • Stressabbau • Stressbeschleuniger • Stressbewältigung • Stressmanagement • Stressor • Tipps • Übungen |
ISBN-10 | 3-7471-0648-X / 374710648X |
ISBN-13 | 978-3-7471-0648-8 / 9783747106488 |
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