Lebenstraum Western States 100 -  Wolfgang Kölli

Lebenstraum Western States 100 (eBook)

Erlebnisberichte eines (Ultra-)Läufers
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99152-003-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Als sich in mir der Traum festsetzt, einmal an der Startlinie des wohl geschichtsträchtigsten 100-Meilen-Langstreckenlaufes der Welt zu stehen, ist die Aufgabe körperlich und mental weit außerhalb meiner Vorstellungskraft. Wie sollte ich es schaffen, 161 anspruchsvolle Kilometer durch die Wildnis der kalifornischen Sierra Nevada zu laufen? Der Western States 100 führt über schneebedeckte Gipfel und durch tiefe Canyons. Mehrere tausend Höhenmeter warten auf der Strecke zwischen Squaw Valley und Auburn. Aber dieser Ultra-Trail zieht mich in seinen Bann. Auf dem Weg zur Erfüllung meines sportlichen Lebenstraumes erlebe ich viele großartige Laufabenteuer. Das in den Laufschuhen Erlebte habe ich in diesem Buch zu Papier gebracht. Auf über 200 Seiten finden sich ausgewählte Erlebnisberichte vieler Läufe im In- und Ausland. Dem Western States 100 ist natürlich ein exklusives Kapitel gewidmet.

Wolfgang Kölli ist leidenschaftlicher (Ultra-)Läufer. Aber er läuft nicht nur, sondern bringt seine in Laufschuhen erlebten Abenteuer auch gerne zu Papier. Denn auch er selbst liest seine Erlebnisberichte immer wieder gerne und kann sich dadurch die auf den Läufen erlebten Emotionen immer wieder in Erinnerung rufen. Wolfgang Kölli lebt mit seiner Lebensgefährtin in der Steiermark und hat zwei Kinder.

1: Mud and Chocolate

Meine Geschichte nimmt gewissermaßen im Sommer 2013 ihren Anfang. Unser Sohn feiert in wenigen Wochen seinen zweiten Geburtstag und ich kämpfe noch immer gegen die überschüssigen Pfunde an, die ich mir während der Schwangerschaft meiner Frau solidarisch auf die Rippen gepackt habe.

Um die Kilos purzeln zu lassen, laufe ich seit ein paar Wochen einigermaßen regelmäßig. Laufen scheint mir für meine Ansprüche ein geeignetes Mittel zu sein, um die Körperfettwaage zufriedener zu stimmen. Beim Laufen werden passabel Kalorien verbrannt, dazu ist man bei der Ausübung des Sports zeitlich flexibel, kann dem Laufen bei jeder Witterung nachgehen und zudem entfällt der Anfahrtsweg zu einer Trainingsstätte.

Zu dieser Zeit habe ich auch noch gedacht, dass es für diesen Sport nicht viel Ausrüstung braucht. Ein paar Laufschuhe, eine adäquate Bekleidung genügen und schon kann es losgehen. Die Wahrheit ist, dass zwar nicht Vieles erforderlich ist, aber doch einiges nicht unbedingt Notwendige recht viel Spaß macht. So wie zum Beispiel die Benützung einer GPS-Uhr. Die Entfernung, die Geschwindigkeit, überwundene Höhenmeter und die gelaufene Strecke grafisch darstellen zu können sind Features, die mir die Motivation hochhalten.

Grob informiere ich mich in diversen Lauf-Foren. So lese ich, dass die Umfänge mit Bedacht zu steigern sind, damit Überlastungsverletzungen keine Chance kriegen. Sehr viele Laufanfänger hängen nach kürzester Zeit die Laufschuhe wieder an den Nagel, weil sich durch zu forsche Steigerung der Umfänge Beschwerden im Knie oder Sprunggelenk einstellen. Auch die häufig auftretende und sehr schmerzhafte Beinhautentzündung – vorwiegend am vorderen Schienbein – ist auf zu große Laufumfänge bzw. zu wenig Regeneration, zu wenig Stretching und/oder auf falsches Schuhwerk zurück zu führen. Es gibt für Laufanfänger doch viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen.

Eine Balance zwischen Belastung und Regeneration ist enorm wichtig. Dem Laufschuh kommt ebenfalls eine sehr große Bedeutung zu.

Dass ich beim Sportmediziner eine Laufanalyse durchführe, ist eine gute Investition. Bei mir läuft es zum Glück von Anfang an recht beschwerdefrei. Zugegeben, auch ich habe zwischendurch mit Schienbeinschmerzen und Bänderproblemen zu kämpfen. Aber ich erhole mich meist innerhalb von wenigen laufreduzierten Tagen davon. Somit sind Distanzen zwischen 10 und 15 Kilometer in einem moderaten Tempo bald gut zu bewältigen.

Um gesundheitlich keine bösen Überraschungen zu erleben, lasse ich mich beim Internisten meines Vertrauens untersuchen. Nach einer Sonografie von Herz und Halsschlagader bzw. nach einem Belastungs-EKG und diversen Bluttests wird mir körperliche Gesundheit attestiert. Und seien wir uns ehrlich. Nicht immer halten wir nach einer Infektion die angeratene Sportkarenz vollständig ein. Man weiß nie, ob nicht irgendwann der Herzmuskel eine Beeinträchtigung erlitten hat. Daher lasse ich diesen Check weiterhin im zweijährigen Rhythmus über mich ergehen.

Eine Gelegenheit zur Formüberprüfung bietet sich mir während unseres Aufenthaltes bei meinen Schwiegereltern in der Nähe von Seattle/USA. Am Labor Day, einem in den USA gesetzlichen Feiertag vergleichbar mit unserem Tag der Arbeit, findet ganz in der Nähe der sogenannte Overlake Labor Day Halfmarathon statt. Die umgerechnet 13,1 Meilen sind eine große Herausforderung, scheinen aber machbar.

Ich erinnere mich mit Schaudern an die schier endlose Gerade entlang des Willows–Golfcourse zurück, die einfach nicht enden will. Diese letzten Kilometer sind richtig hart. Ich verfalle unentwegt in den Gehschritt, schimpfe innerlich und hinterfrage die Sinnhaftigkeit dieser sportlichen Überforderung. An diesem Tag werden mir meine körperlichen Grenzen aufgezeigt. Aber ich halte durch. Mehr schlecht als recht quäle ich mich nach 2 Stunden und 6 Minuten über die Ziellinie. Obwohl der Spaßfaktor auf der zweiten Streckenhälfte sprichwörtlich auf der Strecke geblieben ist, profitiere ich mental vom Zähne zusammenbeißen.

Mit ein wenig Abstand macht es mich doch stolz, den Lauf trotz vieler Mühen und Tiefschläge zu Ende gebracht zu haben. Die Floskel »Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt!«, trifft den Nagel auf den Kopf.

Zurück in Österreich bleibe ich dem Laufen treu. Kontinuität zahlt sich bei ausdauerorientierten Sportarten aus. Die Radien, die ich zu laufen vermag, erweitern sich. Auch das Tempo, das ich zum Laufen im Stande bin, wird allmählich höher.

Irgendwann in dieser Zeit lasse ich den Glimmstängel links liegen. Es fühlt sich dämlich an, einerseits an meiner Fitness zu arbeiten, andererseits an meinem Körper durch Nikotin und anderen Giftstoffen Raubbau zu betreiben. Ich werde nicht rückfällig. Es bedarf jedoch ein paar Jahre eiserne Konsequenz, bis die Lust nach einer Zigarette gänzlich verblasst ist.

Inzwischen nehme ich gelegentlich an regionalen Wettkämpfen teil. Es motiviert mich, mit einer Startnummer und einer offiziellen Zeitnehmung auf die Strecke zu gehen und mich zu messen. Die Distanzen variieren zwischen 5 Kilometer und der Halbmarathonmarke. In meiner Altersklasse platziere ich mich – wenn es gut läuft – am Ende des ersten Drittels der Teilnehmer. Aber der eigentliche Endgegner ist man im Grunde ohnehin immer selbst.

Im Herbst 2014 wage ich mich an die Königsdisziplin des Langstreckenlaufens und ich starte beim Graz-Marathon. Nach einer gewissenhaften und verletzungsfreien Vorbereitung steht einem erfolgreichen Finish nach exakt 4 Stunden nichts im Wege. Es ist eine zeitliche Punktlandung. Wie ein Uhrwerk spule ich Kilometer um Kilometer ab und habe nie einen Zweifel daran, das anvisierte Ziel zu erreichen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum sich beim Zieldurchlauf keine unbändige Freude einstellt. Ich habe Bilder im Kopf, in denen Leute vor Glück und Erleichterung in Tränen ausbrechen, sich gegenseitig in die Arme fallen. Ich nehme im Gegensatz dazu eher nüchtern zur Kenntnis, dass ich die Mission Marathon erfolgreich zu Ende gebracht habe. Fragen wie »Das war es also? Habe ich mir vielleicht die Messlatte zu niedrig gelegt?«, beschäftigen mich noch einige Zeit.

Auch wenn die Premiere nicht so emotional überwältigend wie erhofft verlaufen ist, sehe ich mich in den kommenden Jahren dennoch an den Startlinien der bekannten Städtemarathons wie Wien, Berlin oder Barcelona. Was sollte ich mir auch sonst für Ziele setzen?

Aber wie häufig im Leben kommt es dann doch anders als erwartet. Wir sind im Sommer des Jahres 2015 neuerlich bei meinen Schwiegereltern zu Besuch. Ich möchte meine Finisher-Medaillensammlung erweitern und halte nach einem in der Nähe stattfindenden Lauf Ausschau. Tatsächlich findet ein Wettkampf in einem Park unweit unseres Aufenthaltsortes statt. Es ist ein Halbmarathon, genauer gesagt ein Trail-Halbmarathon. Der Mud & Chocolate Run im Soaring Eagle Park wird mein erster Trail-Wettkampf überhaupt sein.

Mein auf beste Sportverträglichkeit mehrfach getestetes Frühstück besteht aus Kaffee sowie je einem Toast mit Honig und einem mit Schokocreme und wird – so halte ich es für praktikabel - rund drei Stunden vor dem Start verspeist. Kaloriengestärkt bringt mich mein Schwiegervater zum Eingangsbereich des Parks, der als Start- und Zielgelände dient. Der Soaring Eagle Park bietet nicht nur Radfahrern, Nordic Walkern sowie Reitern tolle Möglichkeiten. Hinweisschilder geben Auskunft, dass er auch die Heimat von Berglöwen und Bären ist.

Die Startgebühr wurde tags zuvor bei der Online-Anmeldung beglichen, sodass die Abholung der Startnummer eine Angelegenheit von wenigen Minuten ist. Ein Großteil des Nenngeldes fließt übrigens nach Angaben des Veranstalters direkt in die Erhaltung der wunderschönen Parkanlage.

Zwanzig Minuten sind es noch bis zu meinem Start. Zuvor machen sich die Teilnehmer des 4,5 Meilen langen Laufes auf den Weg. Ihnen steht eine Runde bevor. Im Gegensatz dazu setzt sich die Halbmarathonstrecke aus der Start- und Zielgeraden sowie drei Runden im Park zusammen. Das ergibt in Summe recht genau die Distanz von 21,1 Kilometer.

Beim Race-Briefing erläutert man uns die Streckenführung. Zudem wird darauf hingewiesen, dass wir uns nach jeweils einer gelaufenen Schleife am Checkpoint mit der Startnummer zu erkennen geben müssen, damit die gelaufenen Runden dokumentiert werden können. Nach Abschluss der dritten Runde darf man dann auf die Zielgerade laufen. Meine Ambitionen kann ich nicht recht einordnen. Spaß haben und sich dabei ein wenig quälen, trifft das gesetzte Ziel wohl am besten. Ich reihe mich bei den rund 130 Teilnehmern im vorderen Teil ein und wir zählen die letzten 10 Sekunden bis zum Start. Auf einem breiten Schotterweg laufen wir leicht bergan hinein in den Wald. Bis zu dieser Stelle konnten wir vor einer halben Stunde die 4,5-Meilen-Läufer nachverfolgen.

Ich befinde mich ungefähr an...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-99152-003-6 / 3991520036
ISBN-13 978-3-99152-003-0 / 9783991520030
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 9,5 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Bewegungs- und Trainingswissenschat integrativ betrachtet

von Christian Hartmann; Hans-Joachim Minow; Gunar Senf …

eBook Download (2020)
Lehmanns (Verlag)
19,99
Alles, was man wissen muss

von Ruwen Möller

eBook Download (2024)
Meyer & Meyer (Verlag)
14,99