Inside Liverpool FC - Intensität ist unsere Identität (eBook)
384 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-063-8 (ISBN)
Pep Lijnders, geboren 1983 in Broekhuizen, Niederlande, begann seine Trainerkarriere 2002 beim PSV Eindhoven als Techniktrainer. Über den FC Porto, wo er zuletzt auch für die Profi-Mannschaft arbeitete, gelangte er 2014 zum FC Liverpool. Bei den Reds bekleidete er das U18-Traineramt, ehe er 2015 zum Co-Trainer von Brandon Rodgers und anschließend von Jürgen Klopp aufstieg. Zusammen gewannen sie 2019 die Champions-League und 2020 die Englische Meisterschaft, die erste für Liverpool seit 30 Jahren.
Pep Lijnders, geboren 1983 in Broekhuizen, Niederlande, begann seine Trainerkarriere 2002 beim PSV Eindhoven als Techniktrainer. Über den FC Porto, wo er zuletzt auch für die Profi-Mannschaft arbeitete, gelangte er 2014 zum FC Liverpool. Bei den Reds bekleidete er das U18-Traineramt, ehe er 2015 zum Co-Trainer von Brandon Rodgers und anschließend von Jürgen Klopp aufstieg. Zusammen gewannen sie 2019 die Champions-League und 2020 die Englische Meisterschaft, die erste für Liverpool seit 30 Jahren.
Woche 1
„Training ist unser Transfer“
Bestimmt haben sich einige da draußen gewundert, warum wir vor dem Saisonstart – nach vier Wochen in Trainingslagern in Österreich und Frankreich – beschlossen, direkt nach der Heimkehr zu Hause an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Freundschaftsspiele gegen Athletic Bilbao und Osasuna Pamplona auszutragen.
Ehrlich gesagt, wollten wir schon immer an zwei Tagen hintereinander im Anfield spielen: ein Miniturnier, um die Vorsaison abzuschließen, so ähnlich, wie es Bayern München mit dem Audi Cup macht. Das Ganze erfordert viel Planung, aber wir waren sicher, dass wir davon profitieren würden.
Von Evian waren wir am Samstagabend zurückgekehrt. Am John Lennon Airport schüttete es, aber die Stimmung war gut. Wir vom Trainer- und Betreuerteam waren uns alle einig, dass der Monat unterwegs extrem erfolgreich gewesen war und sich dies im Laufe der Saison auszahlen würde.
In den Trainingslagern hatte zwischen Spielern und Staff eine unglaublich gute Stimmung geherrscht, und wir wollten, dass das jetzt auch zu Hause so blieb. Also besprachen wir mit Mona Nemmer, dass man doch ab und zu gemeinsam auf der Terrasse grillen könne, und schlugen Ray Haughan vor, im Flur des AXA-Trainingszentrums (ATC) Tischtennisplatten aufzustellen.
Am Morgen des Bilbao-Spiels saß ich in Jürgens Büro, um mit ihm für die anstehenden beiden Partien die Aufstellung und Wechsel zu besprechen sowie die Trainingspläne für die letzte Woche vor dem Start der Premier League und unsere erste Partie der Saison gegen Norwich City durchzugehen.
Der Kader, der im ersten Testspiel gegen Bilbao antreten sollte, war schon im Hotel. Also trainierten wir erst mit den Jungs, die gegen Osasuna spielen würden, und fuhren dann auch rüber zum Hotel.
Vorher traf ich mich noch mit einem unserer Analysten, Mark Leyland, um mehr Informationen über Osasunas Standardsituationen zu erhalten. Es handelte sich zwar „nur“ um ein Freundschaftsspiel, aber wir nehmen auch solche Spiele ernst und bereiten uns entsprechend vor.
Als ich den Trainingsplatz betrat, hielt ich kurz inne und sog das Gefühl ein, wieder „zu Hause“ zu sein. In unserer Basisstation. Die Plätze im AXA sind dank des Deso (einem Hybridrasen) superschnell, was uns hilft, an unserem Passspiel zu arbeiten. Du weißt erst, wie gut die eigenen Plätze sind, wenn du im Trainingslager auf „normalen“ Plätzen spielst – ein großes Lob gebührt an dieser Stelle unserem Greenkeeping-Team.
Als wir nach draußen gingen, wussten wir aber auch aus einem anderen Grund, dass wir wieder in Kirkby waren: der Wind! Sogar die teuren Schutzwände konnten ihn an diesem Morgen nicht brechen.
Viele Menschen fragen mich, wie der Umzug von Melwood ins neue Trainingszentrum in Kirkby war. Sehr emotional natürlich, da Melwood mit so viel Geschichte, so vielen Erinnerungen verbunden ist. Aber das ATC ist einfach anders und wir müssen hier neue Erinnerungen kreieren.
In Melwood fügte sich für uns alles. Wir konnten von dieser Kultstätte Abschied nehmen, nachdem wir die Premier League und die Champions League gewonnen hatten und unser eigenes, neues Kapitel zu Liverpools unglaublicher Geschichte hinzugefügt hatten. Das Timing für den Umzug war also perfekt.
Ich erfuhr, dass Nat Phillips Oberschenkelprobleme hatte, also beschlossen wir, dass Rhys Williams 20 Minuten gegen Bilbao und am nächsten Tag 30 gegen Osasuna spielen würde. Joe und Virgil waren noch nicht bereit für volle 90 Minuten und Rhy hatte sich bei uns enorm weiterentwickelt. Klar war, dass wir für die neue Saison fünf Innenverteidiger brauchten, vor allem, da Virgil und Joe lange Verletzungspausen hinter sich hatten.
Und Nat war nicht der Einzige, der fehlte. Shaq [Xherdan Shaqiri] hatte sich im Training eine Oberschenkelzerrung zugezogen und damit den Platz frei gemacht für Kaide Gordon – ein vielversprechendes junges Talent, das in der Saisonvorbereitung auf sich aufmerksam gemacht hatte. Ich freute mich schon sehr darauf, ihn in Anfield auflaufen zu sehen, da er uns den ganzen Sommer über so beeindruckt hatte. Er ist erst 16 – unsere Scouting-Abteilung hat da mal wieder tolle Arbeit geleistet.
In dieser Saison würden wir ein neues Mannschaftshotel haben: das Titanic in Liverpools historischen Docklands. Es fühlt sich wie ein Neustart für uns an, aber ich werde das Hotel in der Hope Street vermissen. Als ich damals bei Liverpool unterschrieb, wohnte ich drei Tage dort. Der Geruch des Holzbodens und der Holztäfelung, das Telefonat mit meinem besten Freund, dem ich erklärte, warum ich nach England statt zu Ajax gehe, die Verhandlungen mit dem Verein, das Gespräch mit Alex Inglethorpe und Michael Beale über unsere Fußballvisionen in einem Restaurant in der Nähe – daran werde ich mich immer erinnern.
Kurz vor Beginn von Jürgens Team-Meeting schrieb mir Vitor eine Textnachricht, in der er mir mitteilte, dass Lautaro Martinez vielleicht von Inter Milan zu Tottenham wechseln würde. Das würde vermutlich bedeuten, dass Harry Kane zu Manchester City kam. Wir mussten auf jeden Fall dieses Jahr als Kollektiv stark sein. Darin lag unsere Chance. Wir mussten innerhalb des Kaders eine Atmosphäre schaffen, die aus uns allen das Beste herausholte. „Training ist unser Transfer“, sagte ein Staff-Mitglied immer zu mir. Das trifft es genau.
Vor der Besprechung fragte mich Jürgen, ob wir beim hohen Pressen an unserem Plan festhalten wollten. Die Antwort war „Ja“, aber wir mussten erklären, dass die Strategie variierte, je nachdem, ob der Gegner einen oder zwei Mann auf der Sechserposition hatte. Das hatten wir nach unseren Testspielen gegen Bologna Anfang August in Evian als verbesserungswürdig ausgemacht: direkt nach einem Angriff den Ball zu beobachten und sofort ins hohe Pressing umzuschalten. Einer unserer mutigsten Spielansätze, es brauchte aber eine Weile, um genau die richtige Dynamik zu finden, die bei allen Gegnern funktionierte. Jetzt hatten wir das Gefühl, die idealen Abläufe gefunden zu haben. Man muss die Momente genießen, in denen plötzlich alles ineinandergreift. Wir hatten das in Bezug auf unseren Abstoß-Spielaufbau nach dem Auswärtsspiel gegen Bayern München in der Champions League 2019 erlebt und diesen seitdem nie verändert.
Mo Salah und Virgil betraten den Konferenzraum gemeinsam. Sie sitzen lustigerweise immer an genau denselben Plätzen. Virgil roch gut, was ich ihm auch sagte. Wenn man einem der beiden ein Kompliment macht, dann kichert er darüber immer mit dem anderen. Dasselbe gilt für Robbo [Andrew Robertson] und Trent. Ich mag diese Vertraulichkeit zwischen den Jungs.
Virgil und Sadio zum Beispiel wetteifern beim Aufwärmen vor einem Spiel immer darum, wer am höchsten springen kann. Ich muss immer Schiedsrichter sein ... und erkläre immer Sadio zum Sieger!
Nach dem Meeting fragte mich Virgil, was ich für ihn geplant hätte. „Vielleicht 60 Minuten“, sagte ich. „Minimum 70“, erwiderte er. Ich bin auf seiner Seite, aber in der Halbzeitpause werden wir mit Jürgen dieselbe Diskussion führen und dann entscheiden. Die besten Spieler muss man manchmal zu ihrer eigenen Sicherheit zügeln.
Beim Meeting vor dem Match gegen Bilbao sagten wir den Jungs, der einzige Unterschied wäre, dass es keine drei Punkte zu holen gäbe. Wir wollten alles geben – denn warum sollte man alles bekommen, wenn man nicht alles gibt? Den Unterschied machen immer die letzten vier oder fünf Prozent aus. Wir hassen den Begriff „Freundschaftsspiel“, bevorzugen „Vorsaison-Testspiel“ – und dieses würde das härteste sein. Zum einen, weil es über die vollen 90 Minuten ging, und zum anderen, weil wir in dieser Saison oft Mittwochnacht von einem Auswärtsspiel zurückkehren und am Samstag drauf schon wieder würden spielen müssen.
Wir mussten also gemeinsam die richtige Atmosphäre schaffen. So hatte ich es für dieses Wochenende geplant. Während der Saisonvorbereitung braucht man auch Schwierigkeiten und Herausforderungen. Jürgen sprach darüber, was wir im Vergleich zum letzten Spiel besser machen konnten: dass wir uns nach einer eigenen Chance oder einem Abstoß des Gegners schneller neu formieren.
Seine abschließende Botschaft war einfach, aber wichtig: Lasst es uns genießen, vor all den Fans zu spielen, und lasst uns ihnen Freude bereiten.
Wir fuhren rüber nach Anfield und beim Reingehen sah ich einen meiner Sprüche in großen Lettern an der Wand prangen: „Unsere Identität ist unsere Intensität“. Es erfüllt mich mit Stolz, dass die Spieler das sehen, wenn sie aus der Kabine kommen. „Kommt als Teamkameraden zusammen und geht als Familie“, steht an der Wand des Spielerrestaurants. Wow! Wenn es einen Spruch gibt, der für den FC Liverpool steht, dann dieser. Im Restaurant hängen viele Mannschaftsfotos, es ist toll dort. Vor der Pandemie aßen wir nach einem Spiel immer zusammen hier. Solche Aktionen wurden auf unserer Reise zur Meisterschaft so wichtig. Früher ließen wir uns immer Fast Food von Nando’s liefern ... das spricht für sich. Mit Mona haben wir uns auf diesem Gebiet enorm weiterentwickelt.
In unserem Trainerraum im Anfield hängen drei Fotos. Eines zeigt die Coaches, wie sie den CL-Pokal nach dem Spiel in Madrid hochhalten ... ich kann noch immer das Bier riechen, wenn ich es ansehe. Auf dem zweiten sieht man uns – den gesamten Kader – mit dem Henkelpott in Madrid; Hendo hält ihn so ausdrucksstark hoch. Und auf dem dritten singen alle Spieler und Mitarbeiter nach dem Barcelona-Spiel You’ll Never Walk Alone mit unseren Fans auf...
Erscheint lt. Verlag | 8.7.2023 |
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Übersetzer | Sonja Kerkhoffs |
Vorwort | Jürgen Klopp |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Ballsport |
Schlagworte | Alexander-Arnold • Anfield Road • Brandon Rogers • Buch • Champions League • Englische Meisterschaft • FC Porto • Firminho • Fußball • Fußball-Buch • fußball champions league • Fußballtraining • Geschenk-buch Männer • Hinter den Kulissen • Jürgen Klopp • Linders • Liverpool-fan • liverpool FC • Ljinders • Ljnders • Luis Diaz • Mo Salah • Pep Linders • Pep Ljinders • Pep Ljnders • Premier • Premier League • Profi-fussball • Profifußball • reds • Sport-Buch • Taktik • Trainings-lehre • Trainingslehre • Verein • Virgil van Dijk • You Never Walk Alone |
ISBN-10 | 3-98588-063-8 / 3985880638 |
ISBN-13 | 978-3-98588-063-8 / 9783985880638 |
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