Familienrat nach Dreikurs - Ein Gewinn für alle (eBook)

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2023 | 1. Auflage
168 Seiten
Herzsprung-Verlag
978-3-7546-9561-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Familienrat nach Dreikurs - Ein Gewinn für alle -  Heide Köpfer,  Erika Becker
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Eine Familie ist dann ein Team, wenn jeder dem anderen zuhört, jeder seine Meinung sagen kann und jeder ernst und wichtig genommen wird. Wie das gelingen kann? Mit dem Familienrat nach Dreikurs. Hier kommen alle regelmäßig zusammen, bestimmen gemeinsam die Regeln für ein friedliches Miteinander und erleben sich als gleichwertig. Hier haben kleine und große Menschen eine Stimme und werden gehört und gesehen. Sie denken das ist utopisch? Nein, es ist ganz einfach! Es braucht nur ein wenig Mut, und genau dazu hilft Ihnen dieses Buch. Probieren Sie's aus!

Heide Köpfer wurde 1941 geboren. Nach ihrem Abitur studierte sie Pädagogik und war dann 44 Jahre im Schuldienst tätig, die letzten 25 Jahre an der Förderschule in Salem. Erika Becker wurde 1948 geboren. Sie erlernte den Beruf der Werkstoffprüferin und managte danach ein kleines Unternehmen.

Heide Köpfer wurde 1941 geboren. Nach ihrem Abitur studierte sie Pädagogik und war dann 44 Jahre im Schuldienst tätig, die letzten 25 Jahre an der Förderschule in Salem. Erika Becker wurde 1948 geboren. Sie erlernte den Beruf der Werkstoffprüferin und managte danach ein kleines Unternehmen.

*

1.5.1 Beratungssitzung: Alltag, eine normale Situation in der Erziehungsberatung


Vor mir sitzt Rita, eine sehr dynamische junge Frau aus bäuerlichem Milieu, bodenständig und zupackend. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder, einen Jungen, Peter, sechs Jahre, und ein Mädchen, Sila, drei Jahre alt. Die wichtigsten Erziehungsgrundsätze aus der Dreikurs-Pädagogik wurden in den vorhergehenden Einzelberatungen erfahrbar gemacht und zu Hause eingeübt. So kennt Rita bereits den Begriff soziale Gleichwertigkeit, sie weiß, was das Zugehörigkeitsgefühl bewirkt, auch logische Folgen kommen zum Einsatz und die vier Nahziele störenden Verhaltens sind ihr ein Begriff. Inzwischen hat sich vieles verändert in der Familie, ihr Mann Karl empfindet das Chaos als weniger groß und kann seinen Feierabend und die lebhaften Kinder wieder genießen, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Die Partnerschaft läuft deutlich entspannter, es gibt wieder Luft für die Liebe.

Natürlich sind sowohl positive als auch negative Reaktionen des sozialen Umfelds auf Ritas neue Erziehungsmethoden nicht ausgeblieben. Rita ist trotzdem guter Dinge und will sich vom einmal eingeschlagenen individualpsychologischen Weg nicht abbringen lassen. Aber nun gibt es da noch den geistig behinderten Onkel, der mit im Haus wohnt, und ab und zu die über 90-jährige Großmutter, die immer wieder mehrere Wochen zu Gast und dann Teil der jungen Familie ist. Rita ist ihre Enkelin und erwägt, die Großmutter ganz zu sich zu nehmen und zu pflegen. Somit steht spätestens jetzt die Einführung des Familienrats an, damit das bisher Gelernte umgesetzt und erweitert werden kann.

Wozu? Und warum gerade jetzt?

Es läuft doch einigermaßen ...

Unsere Antwort: Gerade wenn es einigermaßen gut läuft, besteht die Chance, aus dem Guten etwas Besseres zu machen, mit dem Ziel, glücklicher zusammenzuleben.

Dann folgen die Fragen und Befürchtungen: Ein FR, was ist das?

Wozu ist der FR denn gut, was haben wir davon?

Wie geht das? Wie mache ich das denn? Kann ich das überhaupt?

Werden meine Lieben mitspielen? Und wie vermittle ich, was ich damit erreichen will?

Und später:

Wie bekomme ich alle an einen Tisch? Wie lade ich ein?

Und wie geht es dann weiter?

Ich schlage vor, einfach zu beginnen und die Fragen dann zu beantworten, wenn sie sich stellen, zum Beispiel nach einer Familienratssitzung.

Ich wende mich wieder an Rita und erkläre: „Ein Familienrat findet statt, wenn sich alle Mitglieder eurer Familie, die dauerhaft zusammenleben, regelmäßig treffen, um miteinander über anstehende Fragen, Vorhaben und Aufgaben zu sprechen, die eure Gemeinschaft betreffen.“ Damit ist klar, dass auch jüngere Kinder teilnehmen können und ganz kleine dabei sein dürfen, wenn sie sich einigermaßen ruhig mit einem Spielzeug beschäftigen.

Sila kann mit ihren drei Jahren bereits sprechen, sie kann dabei sein, solange sie durchhält, Peter will schon selbst eine Rolle einnehmen und ein Amt ausführen. Dabei kann ihm ein Erwachsener helfen. Der behinderte Onkel kann sprechen und hat zu manchen Dingen eine eigene Meinung, er gehört unbedingt dazu. Die pflegebedürftige Großmutter dagegen wäre mit einer Sitzung völlig überfordert. Sie will ihre Ruhe und Pflege. Die Aufgaben, die daraus erwachsen, könnten zu einem Thema für den FR werden.

Diese Treffen können natürlich – je nach Fantasie – auch ganz anders heißen, ich nenne hier einige Beispiele und Vorschläge aus anderen Familien: Anstatt FR spricht eine Familie einfach von unserem Treff, unserem Familientreffen oder vom runden Tisch, eine andere vom family meeting, wieder eine andere vom Palaver unterm Affenbrotbaum und aus Kanada stammend das mondaynight-dinner, bei dem sich im Anschluss an die wöchentlich montags stattfindende Besprechung immer ein schönes Essen gibt. Der Name ist aber natürlich nur die Verpackung, viel wichtiger ist der Inhalt.

Und noch wichtiger: die erste Sitzung, der Anfang

„Ja, aber wie fange ich denn nun damit an? Und vor allem: Wie kriege ich alle an einen Tisch?“, ist Ritas nächste Frage.

Meine Antwort ist ganz einfach: „Du lädst ein zu einem ersten Treffen, bei dem ihr dann alles Weitere besprecht. Alle, das sind: dein Mann, der Onkel, Peter und Sila. Du suchst dafür einen geeigneten Termin, an dem du sicher sein kannst, dass alle Zeit haben.“ Das könnte beispielsweise der Sonntagvormittag oder -nachmittag sein oder eben ein freier Abend in der Woche, bevor die Kinder zu Bett gehen. Mit kleineren Kindern ist eine Abendsitzung naturgemäß weniger sinnvoll, aber das muss jeder selbst wissen und für die eigene Familie richtig planen.

Die Einladung kann mündlich erfolgen, wirksamer ist sie nach Erfahrung aber schriftlich, als Plakat an der Tür oder an einem anderen gut sichtbaren Platz – geschrieben oder gemalt – sodass sich jedes Familienmitglied angesprochen fühlt – und vor allem: an den Termin denkt! „Deiner Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt, am besten bewährt hat sich eine schriftliche Einladung, auf einem großen Blatt Papier schön gestaltet und so platziert, dass es alle sehen müssen“, antworte ich auf Ritas Nachfrage. „Du kannst das erste Treffen auch etwas geheimnisvoll gestalten, eventuell Silas Teddy mit einladen, es ist ja etwas ganz Besonderes, was da eingerichtet werden soll.“

Ebenso ist es mit dem Raum: Am besten bewährt hat sich der Esstisch (vielleicht ist er sogar rund), an dem alle ihren Platz haben, der ohne große Diskussionen eingenommen werden kann. Der Tisch kann hübsch hergerichtet werden, vielleicht eine gestaltete Mitte haben, zum Beispiel mit einer schönen Kerze oder einem besonderen Stein, den man nachher zur Beratung gleich als Redestein benutzen kann.

„Auch hier richtest du dich ganz nach den Gepflogenheiten und Ritualen deiner Familie, sie sind wichtig, aber nicht unbedingt notwendig“, gebe ich Rita mit auf den Weg. „Schön und motivierend für die Folgetreffen ist es, wenn du für den Ausklang etwas zum Knabbern bereithältst, auch ein besonders beliebtes Getränk hebt die Stimmung ganz von selbst. Ein Lied oder ein Spiel können sehr motivierend für die Kinder sein. Wichtig dabei ist, dass diese Ausschmückungen die eigentliche Beratung nicht zudecken oder gar stören und dann als Ablenkungsmanöver wirken.“

Unverzichtbar ist allerdings die Ermutigungsrunde.

„Ermutigung ist jedes Signal, das mir den Glauben gibt: Ich kann!“ (Zitat aus Theo Schoenakers Vorträgen)

Sie gehört zu den Inhalten und damit an den Beginn jeden Familienrats. Ermutigung ist an dieser Stelle deshalb so wichtig, weil sie von vornherein die Atmosphäre des Familienrats verändert. Die Teilnehmer werden auf eine lösungsorientierte Beratung eingestimmt, die Beiträge sind grundlegend positiv, die Stimmung automatisch freundlich. Ermutigung wirkt Wunder!

Ermutigungen kannst du jeder Person in der Runde geben, zu der dir etwas Ermutigendes einfällt. Ihr könnt euch reihum ermutigen oder querbeet. Es kann jeder von jedem eine Ermutigung bekommen oder ihr beschränkt euch auf eine Ermutigung pro Person. Das hängt von der Größe der Familie ab, d.h. von der Zeit, die ihr dafür aufwenden wollt. Wichtig ist, dass jeder ermutigt wird, egal, wie groß oder klein er ist – und gleichgültig, wie gut oder schlecht er sich in der letzten Zeit benommen hat. Eine Ermutigung lässt sich immer finden, auch wenn man vielleicht danach suchen muss wie nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Die Zeit, die für die Ermutigungsrunde aufgewendet wird, ist keineswegs verlorene, sondern vielmehr gewonnene Zeit, das wirst du rasch merken. Die gute Energie im Raum lässt manches Problem dahinschmelzen wie Schnee an der Sonne. Und wenn es außerhalb dieser Runde dann vielleicht nur noch dazu reicht, über Ämter und Regeln zu sprechen, ist mehr gewonnen, als wenn man Programmpunkte durchziehen will und die Ermutigung vernachlässigt. Ämter und Regeln – es gibt nur jeweils zwei – sind für den FR wichtig, weil sie den Ablauf strukturieren und Ergebnisse sichern.

Zwei Ämter:

Der Vorsitzende: Amt sehr begehrt, Benennung austauschbar. Kinder mögen die Bezeichnung Sager oder Bestimmer. Der Sager hat in dieser einen Sitzung das Sagen, er vergibt den Redestein und moderiert die Beiträge, je nach seinen Fähigkeiten. In einer anderen Familie heißt der Vorsitzende König, entstanden aus der Frage des Sohnes: „Vater, warum musst du eigentlich immer König sein?“, als der Vater mal wieder verzweifelt versucht hatte, bei Tisch für Ordnung zu sorgen.

Der Protokollführer: auch Schreiber, Schriftführer oder Sekretär genannt. Er schreibt die wichtigsten Ergebnisse der Beratung in Kurzform in ein von allen gemeinsam schön gestaltetes Familienrat-Buch.

Zwei Regeln:

Gleichwertigkeit aller Mitglieder des Rates.

Gegenseitiger Respekt zeigt sich beispielsweise im Achten der Meinung des anderen und im Ausredenlassen.

Ein Einwand von Rita: „Eigentlich machen wir das schon, aber ohne diese Regeln und...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Alfred Adler • Familienkonflike • Familienrat • Familientherapie • Friedvolles Miteinander • Gruppenzusammenhang • Harmonie • Individualpsychologie • Konfliktbewältigung
ISBN-10 3-7546-9561-4 / 3754695614
ISBN-13 978-3-7546-9561-6 / 9783754695616
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