Schlagfertigkeit (eBook)
254 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-16980-3 (ISBN)
Dr. Matthias Nöllke hat Kommunikationswissenschaften, Politik und Literaturwissenschaft studiert. Er ist seit vielen Jahren als Autor und Keynote-Speaker tätig, u.a. für den Bayerischen Rundfunk und für zahlreiche Unternehmen. Im Haufe Verlag sind von ihm über 20 erfolgreiche Ratgeber und Sachbücher erschienen.
Matthias Nöllke Dr. Matthias Nöllke hat Kommunikationswissenschaften, Politik und Literaturwissenschaft studiert. Er ist seit vielen Jahren als Autor und Keynote-Speaker tätig, u.a. für den Bayerischen Rundfunk und für zahlreiche Unternehmen. Im Haufe Verlag sind von ihm über 20 erfolgreiche Ratgeber und Sachbücher erschienen.
Angriffe souverän überstehen
Schlagfertigkeit bedeutet mehr, als nur ein paar witzige Sprüche anzubringen. Vielmehr geht es darum, dass Sie Ihre Souveränität bewahren.
In diesem Kapitel lesen Sie,
- was es heißt, souverän zu sein – und wie Sie es schaffen, unabhängig zu werden und aus der Rolle des hilflosen Opfers herauszutreten;
- warum es Ihnen hilft, wenn Sie Ihre Stärken und Schwächen gut einschätzen können und sich dem anderen zuwenden.
Wie Ihnen Souveränität nützt
»Angst kann man in sich immer finden. Man muss nur tief genug suchen.«
André Malraux
BEISPIEL |
Frau Teubner sitzt in ihrem Büro und bearbeitet einen wichtigen Auftrag. Die Tür fliegt auf. Herein kommt ihr Chef, Herr Dauenhauer, offensichtlich schlecht gelaunt. Er fragt sie gereizt: »Und Sie sind natürlich auch noch nicht fertig?!« Frau Teubner zuckt zusammen und duckt sich über ihre Tastatur. »Aber ich habe erst gestern von Herrn Ralle die Unterlagen bekommen«, erklärt sie mit piepsender Stimme. »Ach ja?«, donnert Herr Dauenhauer zurück. »Und warum haben Sie sich nicht früher darum gekümmert?« – »Habe ich doch«, piepst Frau Teubner. »Aber Herr Ralle ...« Herr Dauenhauer schneidet ihr das Wort ab: »Jetzt schieben Sie doch nicht immer alles auf Herrn Ralle, wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Arbeit zu erledigen!« Frau Teubner schaut zu Boden. |
Fast jeder kennt solche Situationen. Unvermittelt wird man auf dem falschen Fuß erwischt, bekommt irgendwelche Anschuldigungen um die Ohren gehauen und weiß nicht, was man darauf erwidern soll. Reflexartig fangen wir an, uns zu verteidigen, und machen damit alles nur noch schlimmer. Was uns in solchen Situationen fehlt, ist die Souveränität.
Die bedrohte Souveränität
Ob Sie souverän sind oder nicht, das hängt nicht allein von Ihnen selbst ab. Auch Ihre Mitmenschen können mehr oder weniger stark in Ihre Souveränität eingreifen, indem sie Sie missachten, Sie verunsichern oder der Lächerlichkeit preisgeben. Das bedeutet, Sie können nicht so sein, wie Sie sein möchten. Ihr Selbstbewusstsein nimmt Schaden, Ihr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten nimmt ab, Ihre Unabhängigkeit ist dahin. Sie fühlen sich gedemütigt.
Schlagfertigkeit, wie wir sie verstehen, hat den Sinn, Ihre Souveränität und Ihre persönliche Würde zu schützen. Sie haben ein Recht darauf, mit Respekt behandelt zu werden. Und Schlagfertigkeit soll das Mittel sein, mit dem Sie sich diesen Respekt wieder verschaffen können.
Was heißt »souverän sein«?
Souveränität, das könnten wir übersetzen mit Selbstsicherheit, Eigenständigkeit und Fähigkeit zur Selbsterkenntnis. Wer souverän ist, der lässt sich nicht so schnell von anderen nervös machen, sondern bleibt ruhig und gelassen, steht gewissermaßen »über« der Situation. Auch wenn sie heikel ist.
BEISPIEL |
Herr Küpper soll auf einer größeren Veranstaltung eines Unternehmerverbandes referieren. Nach ein paar einführenden Worten wird er vom Moderator auf die Bühne gebeten. Etwas eilig hastet er hinauf, stolpert, fällt hin und die Seiten seines Manuskripts verteilen sich auf der Bühne. Ein paar Lacher, dann peinliche Stille, während er und der Moderator hastig die Seiten aufklauben. Herr Küpper humpelt ans Mikrofon und beginnt: »Meine verehrten Damen und Herren, wie Sie sehen, konnte ich es gar nicht erwarten, zu Ihnen zu sprechen.« Gelächter. »Doch nachdem ich vor Ihnen nicht ganz freiwillig einen Kniefall gemacht habe, gestatten Sie mir, dass ich noch kurz meine Manuskriptblätter in die richtige Reihenfolge bringe.« |
Durch sein souveränes Verhalten und die augenzwinkernde Umdeutung seines Sturzes in einen »Kniefall vor dem Publikum« (über Umdeutungen gleich mehr) hat Herr Küpper diese peinliche Situation souverän gemeistert und bei seinem Publikum Sympathien geerntet.
Vier Fähigkeiten, die man lernen kann
Das Wort »Souveränität« geht zurück auf das lateinische »superanus«, das so viel bedeutet wie »über jemandem befindlich, überlegen«. Im Völkerrecht bezeichnet die Souveränität eines Staates seine Unabhängigkeit und sein Recht, über alle wesentlichen Angelegenheiten selbst zu entscheiden. Einen Menschen bezeichnen wir als souverän, wenn er selbstsicher auftritt. Und wenn jemand eine Aufgabe souverän erledigt, so heißt das nicht nur, dass er seine Sache sehr gut gemacht hat, sondern auch, dass er sie mühelos geschafft hat.
Souveränität ist eine ungemein nützliche Fähigkeit. Sie hilft Ihnen schwierige Situationen durchzustehen und sich dabei selbst treu zu bleiben. Für Führungskräfte ist Souveränität unverzichtbar. Ein unsouveräner Vorgesetzter macht eine klägliche Figur, er oder sie hat »schon verloren«, wie man sagt. Aber auch für Mitarbeiter ist Souveränität sehr wichtig. Sie erleichtert den Umgang mit den Kollegen und hilft, sich gegenüber Vorgesetzten zu behaupten.
Nach unserm Verständnis ist Souveränität nicht so sehr eine Eigenschaft, die jemand hat, sondern eine Fähigkeit, die sich in bestimmten Situationen bemerkbar macht. Und zwar durch:
- Selbstsicherheit: Wer souverän ist, strahlt Sicherheit aus. Er ist emotional stabil.
- Unabhängigkeit: Souverän sein heißt seinem eigenen Urteil zu vertrauen und aus einer Situation herauszutreten, die bedrohlich erscheint.
- Realistisches Selbstbild: Ein souveräner Mensch kennt seine Stärken und Schwächen. Er muss niemandem etwas vormachen, sondern bringt seine Stärken ins Spiel, er weiß aber auch, wo er nicht so brillant ist.
- Zugewandtheit: Souveränität bleibt nicht auf sich selbst bezogen. Sie zeigt sich erst im Umgang mit anderen.
Selbstsicherheit ausstrahlen
BEISPIEL |
Frau Teubner sitzt in ihrem Büro. Herr Dauenhauer platzt herein und blafft sie an: »Und Sie sind natürlich auch noch nicht fertig?!« Frau Teubner schaut auf, drückt das Rückgrat leicht durch und erklärt mit fester Stimme: »Natürlich nicht, Ich habe ja erst gestern damit angefangen.« – »Warum denn das?«, fragt Herr Dauenhauer. Frau Teubner lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück: »Ich habe erst gestern die Unterlagen bekommen.« Herr Dauenhauer raunzt: »Was für ein Sauladen, hier!« Und marschiert wieder nach draußen. |
Da hinterlässt Frau Teubner schon einen ganz anderen Eindruck. Sie tut eigentlich nichts anderes, als Selbstsicherheit auszustrahlen. Sie lässt sich nicht in die Haltung des ängstlichen Opfers hineinzwingen, sondern macht ihrem Chef unmissverständlich klar: »Mich können Sie nicht umpusten.« Moment mal, aber der Chef ist doch in dieser Situation genauso wütend wie in unserm ersten Beispiel. Na und? Herr Dauenhauer ist schlecht gelaunt. Doch das ist sein Problem. Denn eines ist hoffentlich klar: Derjenige, der sich in unserm zweiten Beispiel nicht souverän benimmt, ist Herr Dauenhauer.
BEISPIEL |
Nach dem Abmarsch von Herrn Dauenhauer bemerkt eine Kollegin: »Was war denn mit dem los?« Darauf erwidert Frau Teubner: »Ach, der hat einfach nur schlechte Laune. Das wird schon wieder.« |
Tipp 1:
Wenn Ihr Gegenüber Sie respektlos behandelt, lassen Sie sich nicht in die Rolle des hilflosen Opfers hineindrängen. Versuchen Sie sachlich und ruhig zu bleiben. Allein dadurch strahlen Sie Selbstsicherheit aus und wirken souverän.
Sich nicht von Gefühlen überwältigen lassen
Selbstsichere Menschen lassen sich nicht so schnell von ihren Gefühlen mitreißen. Das bedeutet nicht, dass sie gefühlskalt sind oder ihre Gefühle unterdrücken; sie sind ihnen nur nicht ausgeliefert. Sie verfügen über die wichtigste Voraussetzung für »emotionale Intelligenz«: Selbstbeherrschung.
Frau Teubner etwa empfindet vielleicht Angst oder Ärger, wenn Herr Dauenhauer sie so schroff...
Erscheint lt. Verlag | 23.1.2023 |
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Reihe/Serie | Haufe TaschenGuide | Haufe TaschenGuide |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Argumentation • Besprechung • Karriere • Kommunikation • Kommunikationstechnik • Konflikt • Körpersprache • Schlagfertigkeit • Selbstsicherheit • souverän • Stimme • Stress • Taschenguide |
ISBN-10 | 3-648-16980-7 / 3648169807 |
ISBN-13 | 978-3-648-16980-3 / 9783648169803 |
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Größe: 256 KB
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