Aufgestiegen Abgefahren (eBook)

Ein Sommer solo auf dem Rad von Faro bis ans Nordkap
eBook Download: EPUB
2023 | 2. Auflage
278 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-3008-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aufgestiegen Abgefahren -  Angelika Gaufer
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Job verloren, abgefahren! 8400km solo auf dem Rad, am Atlantik entlang, vom Süden Portugals ans Nordkap Norwegens, in einem Sommer. Folgen Sie der fröhlichen Tour d'Europe durch herrliche Begegnungen, kulinarische Köstlichkeiten, atemberaubende Naturerlebnisse, durchleben Sie kleine Pannen und Nächte vom Sternen-Hotel bis unters Sternenzelt. Unsere Autorin hat sich neben der Abenteuerreise gleich noch einen zweiten Traum erfüllt: Sie halten ihn gerade in der Hand. "Sportlich anspruchsvoll, ein gehöriger Schuss Abenteuer, macht Spaß zu lesen!" Jonas Deichmann, Langstrecken-Ausnahmesportler und Spiegel-Bestseller-Autor "Ein Text, der inspiriert und immer wieder ein Lächeln hervorruft. Für Entdecker jeden Alters." Paul Maar, Autor

Berufliche Vita: sozialer Bereich, Vertrieb, Marketing, und mehr als ein Jahrzehnt professionelle Unternehmenskommunikation. Aufgestiegen bis zur Pressesprecherin eines der größten Pharmaunternehmen weltweit. Die Bambergerin hat umgesattelt: Nach Verlust des Arbeitsplatzes ist sie abgefahren, durch Westeuropa, von ganz im Süden nach ganz im Norden, immer an der Atlantikküste entlang. Aus den faszinierenden Eindrücken der Reise wie kulinarischen Köstlichkeiten, herrlichen Begegnungen und atemberaubenden Naturerlebnissen, die einfach aufgeschrieben werden wollten, hat sie folgerichtig dieses Buch entwickelt.

PORTUGAL


Am 8. Mai 2022 hob mein Flugzeug ab von Frankfurt nach Faro. Ich hatte eine große Verabschiedungsrunde hinter mir. In der Firma sowieso, bei Familie, Freunden und Bekannten. Man überhäufte mich mit einem Berg an Geschenken und guten Wünschen für die Reise, und nicht alles konnte im kleinen Gepäck seinen Platz finden. Letzte Abschiedstelefonate auf dem Weg zum Gate. Und dann ging es los.

Die Welt von oben war an sich ja schon immer aufregend und besonders und dieses Mal hüpfte mein Herz bei der Überquerung der weißen Pyrenäen-Gipfel. Und dann wieder, als ich die Sandstrände von oben sah, die das Ziel des Fluges ankündigten: Faro am südlichsten Ende Portugals. Es war warm, als ich aus dem Flugzeug stieg. Mein Gepäck bestand nur aus einem großen Pappkarton, in dem sowohl das Rad als auch die Packtaschen untergekommen waren. Es wurde heil an die Sperrgepäckausgabe geliefert, und als erstes Extra wartete daneben ein voll ausgestatteter Montageständer, an dem ich in Ruhe mein Rad zusammenbasteln konnte.

Vorderreifen einbauen, Schutzblech anschrauben, Lenker wieder montieren, den Sattel und die Pedale anschrauben. Darauf achten, dass der Lenker mittig und in der richtigen Neigung angebracht ist und dass der Sattel gerade ausgerichtet und in der richtigen Höhe festgeschraubt wird. Diese Handgriffe waren geübt. Es gab eine ordentliche Standluftpumpe, denn die Reifen dürfen wegen des geringen Luftdrucks in Flughöhe nicht vollgefüllt sein, sonst würden sie platzen. Reifen aufgepumpt, Packtaschen angeklippt und schon saß ich auf dem Rad. Das Navigationsgerät stellte ich auf Faro, Stadtzentrum ein.

Die sechs Kilometer führten schon über einen Feldweg, und mir fielen gleich die blühenden Kakteen, Bougainvilleen, Verbenen und die Orangenbäume mit ihren sattgrünen Blättern und dicken Früchten ins Auge. Hier war die Vegetation Anfang Mai eine Pracht. Sowohl die Wildblüher, als auch die Kulturpflanzen in den Gärten.

Die Natur war bunt und voll und einladend. Ich rollte in das südländische Städtchen und quartierte mich für die erste Nacht in einem sehr gut bewerteten Hostel ein. Dort bekam ich noch einen ordentlichen Werkzeugkasten, da ein paar Nachjustierungen mit dem kleinen Toolset aus dem Gepäck nur schwer zu bewerkstelligen waren. Ich verstaute mein Gepäck in einem Schließfach im 9-Bett-Schlafraum für Frauen und machte mich auf den Weg, vorbei an einer hübschen kleinen Kirche, auf deren beiden Türmen Störche nisteten.

Diese ersten Schritte waren ein wenig vorsichtig und zaghaft. Vor mir: Eine riesige Distanz und mehrere Wochen on Tour. Erstmals in meinem Leben. In den Semesterferien stand ich meist am Fließband, um mein Leben zu finanzieren. Jetzt war der Moment für eine lange Reise gekommen, und obendrein hatte ich jetzt nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Dennoch. So viele Wochen von zu Hause weg. Alleine unterwegs. Das war Neuland. Ich stromerte ein wenig durch den Ort und wollte mit einem Ausflugsschiff auf eine vorgelagerte Insel fahren. Bootsfahrten, das war eine sichere Bank – denn sie gefielen mir einfach immer. Dort akklimatisierte ich mich, nahm einen Drink am Strand ein, wanderte umher und freute mich über die Möwenschwärme und die Einsamkeit in der Natur. Am Abend rollte ich noch einmal mit dem Fahrrad in den Hafen hinab, um zu essen. Ein Restaurant direkt am Meer, eine gegrillte Dorade, und ich stimmte mich ein. Ein paar Meter weiter spielte eine Live-Band Cover-Songs, und sie spielte richtig gut. Am Schriftzug des Ortes ließ ich noch ein Foto von meinem Rad und mir machen, und ein kleiner Junge kletterte dazu. Das war also der Start. Der erste Tag. Ich blieb, bis die Band ihren letzten Song gespielt hatte, tanzend. Ein guter Start. Wärme, Meer, Sportboote im Hafen, hohe Palmen über mir und der volle Mond.

Im Schlafsaal schreckte ich nachts um zwei hoch und dachte: „Wenn jetzt hier eine Corona hat, dann hab ich’s auch!“. Das wäre natürlich keine gute Wendung gewesen, alleine irgendwo in einem Hotel in Quarantäne zu verharren, ohne dass ich mich versorgen konnte. Und ich hatte ja auch etwas vor, für das ich einen leistungsfähigen Körper brauchte. Also legte ich vorsorglich bereits in der ersten Woche das Thema Mehrbettzimmer ad acta. Eines war klar: Den Erfolg der Reise wollte ich nicht fahrlässig gefährden. Ich sollte während der gesamten Zeit gut auf mich und meinen Körper achtgeben, vom Sonnenschutz über Covid-19-Prävention bis hin zum abendlichen Dehnen. Genauso erhielt mein Fahrrad ordentliche Pflege: Putzen, Luftdruck prüfen, Kette säubern und fetten. Diese Akribie und Voraussicht kannte ich gar nicht von mir, und so freute ich mich über diese neue Disziplin, die ganz von selbst und aus der Sache heraus entstand. Der Leitgedanke war: Wenn etwas schief geht, dann bitte so, dass ich nicht nachher eingestehen muss, dass es leicht vermeidbar gewesen wäre.

Am nächsten Tag startete ich früh in Richtung Westen, das Ziel lautete Aljezur an der Westküste Portugals. 109 Kilometer und 900 Höhenmeter durch die Algarve. Die Fahrt war schön und sie war heiß. Ich fuhr viel im Gelände, und manchmal musste ich schieben, denn bei ein paar Zentimeter tiefem Sand hatte man keine Chance mit dem schweren Rad. Mittags legte ich einen zweistündigen Stopp am Strand ein. Schwimmen im frischen Atlantik, abkühlen, ausruhen in der Sonne. Die Temperatur betrug deutlich über 30 Grad. Das Navigationsgerät im „Gravel-Bike“-Modus führte mich über kleine Wege, entlang an Feuchtgebieten und Seen, wo viele Vogelarten lebten. Ein hübsches Bild. Und ich sah einen Schwarm Flamingos dort stehen. Nicht wie man sie kennt, in rosa. Sie waren hellgrau gefiedert. Es machte mir Spaß, diese Fülle an Vögeln und Vogelarten dort vor Ort zu beobachten. Abends checkte ich in einem einfachen Vier-Sterne-Hotel ein, mit sehr leckerem Abendessen im Restaurant gegenüber. Das war doch schon ein guter und entspannter Beginn.

Und schon bog ich auf der großen Europakarte von der Südküste Portugals ab an die Westküste, unterwegs nach Norden. Diese Gegend hieß Alentejo, und sie war sehr schön. Die Touristenburgen, die es an der Algarve gab, waren verschwunden. Die Gegend einfacher und ursprünglicher. Es ging vorbei an Korkeichen, die wohl vor nicht allzu langer Zeit geerntet worden waren. Die mehrere Zentimeter dicke Rinde war vom Stamm geschält worden. Portugal ist weltweit einer der größten Produzenten von Kork, und die Korkproduktion dort umgekehrt ein relevanter Wirtschaftszweig. Die Bäume werden 150 bis 200 Jahre alt und können etwa alle zehn bis zwölf Jahre abgeerntet werden. Die Qualität des Korks hat in der zweiten, dritten und vierten Ernte ihren Höhepunkt, und der Rohstoff wird zum Herstellen von Flaschenkorken oder auch als Dämm- und Isoliermaterial verwendet. Der Boden in meinem Kinderzimmer war aus Kork, ebenso wie die Sohlen der Flip-Flops, die ich dabeihatte. Ein schönes Material, das sich auch gut anfühlte.

Diese Nacht war die erste in meinem Zelt, auf einem Campingplatz etwas über dem Meer, nach etwa 110 Kilometern Wegstrecke. Am Abend rollte ich noch zum Meer hinunter, ging barfuß über die Holzbohlen und an den Strand. Dort setzte ich mich bei untergehender Sonne in eine Strandbar auf einen Liegestuhl und streckte die Füße in den feinen Sand. Ein kleines kühles Bier namens „Super Bock“ neben mir am Tischchen. Die Welt war in Ordnung.

Die portugiesische Küche genoss ich in vollen Zügen. Überall gab es den wunderbaren typischen Milchkaffee, den Galão, frisch gepressten Orangensaft, und Pasteis de Nata, ein kleines Puddinggebäck auf Blätterteig. Oben drauf, wenn man mochte, eine Prise Zimt. Das Leben war preiswert, 7 Euro der Campingplatz, manchmal 1 Euro in der Bäckerei für einen kleinen schwarzen Kaffee und ein Pasteis de Nata. Die erste Fähre meiner Reise über den Fluss Sado nach Setúbal war mir gerade davongefahren. So hatte ich Freude, mir in einem schönen, gepflegten Eco-Resort bei kleinen Köstlichkeiten die Zeit zu vertreiben. Überhaupt erinnerte mich die portugiesische Küche in drei Punkten sehr an die ländliche Küche in meiner Heimat Franken: Viel, deftig und preiswert. Für Radfahrer eine passable Ausgangslage, denn ohne Motor, mit Rad und Gepäck im Gesamtgewicht von 30kg und mehr als 100 Kilometern im Tagesdurchschnitt wurde viel Energie verbrannt und musste ordentlich nachgeschoben werden.

Heute erreichte ich den ersten „Road Block“. Ich fuhr, wie mich das Navigationssystem leitete. Die Straße wurde immer schmaler, und plötzlich stand ich vor einer durchgängigen, fast hüfthohen Betonsperre vor einer kleinen Brücke. Die Brücke machte keinen guten Eindruck, sie sah sehr baufällig aus. Also versuchte ich es zurück auf die größere Straße. Dort stand ich dann in einem Kreisverkehr, und die einzige Strecke in meine Richtung war eine Schnellverkehrsstraße für Kraftfahrzeuge, explizit gesperrt für Radfahrer und Eselskarren, ausgebaut fast wie eine Autobahn. Das war also keine Option. Umfahrungen...

Erscheint lt. Verlag 5.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Abenteuer • Frauenliteratur • Nordkap • Norwegen • Radreise • Sabbatical • Selbstfindung
ISBN-10 3-7568-3008-X / 375683008X
ISBN-13 978-3-7568-3008-4 / 9783756830084
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