Was nun Koala? -  Doris Rosendorf-Collina

Was nun Koala? (eBook)

Wege raus aus dem Schlamassel
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2022 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99139-586-7 (ISBN)
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Wir befinden uns aufgrund diverser Krisen, durch die wir gerade schlittern, in einer gigantischen Veränderungssituation. Es mag im Moment für viele Menschen seltsam erscheinen, aber der Weg zu einer lebenswerteren Welt ist greifbarer denn je. Aber wie aus all dem derzeitigen Schlamassel herauskommen? Und wohin überhaupt? Immer mehr Menschen wünschen sich eine Welt, in der Wertschätzung und Kooperation herrschen anstatt die Gier nach Macht und Geld. Doch glauben die meisten, dass dies der Natur des Menschen entspricht. Dabei haben die Naturwissenschaften längst herausgefunden, dass dies nicht so ist. Unsere aktuellen Krisen machen die Reichsten der Reichen immer reicher und den Großteil der Bevölkerung immer ärmer. Es liegt am geschaffenen System, das einige sogar weiter ausbauen wollen, und nicht an der Natur des Menschen. Wie kann also der eigene, individuelle Weg aussehen, auf dem wir aufhören, Erhalter eines Systems zu sein, das uns weder entspricht noch guttut? Und das erreichen, was uns zufrieden und glücklich macht? Ein Koala aus der Traumzeit Australiens hilft uns raus aus dem Schlamassel.

Doris Rosendorf-Collina ist Trainerin und Coach von Führungskräften und Menschen in Veränderungssituationen. Sie ist Autorin der Bücher "Walkabout für Manager-Führen mit der Lebensphilosophie Australiens" und "Mit den Kopf in den Sternen und den Füßen auf dem Boden". Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften sammelte sie als Projektleiterin und Personalmanagerin ihre Erfahrungen in der Wirtschaft. Zahlreiche Weiterbildungen im In- und Ausland sowie systemische Ausbildungen und Reisen runden ihr Profil als Coach, Trainerin und Autorin ab. Sie unterstützt seit vielen Jahren erfolgreich Menschen dabei, mehr Lebensqualität und umfassenden Erfolg in ihr Leben zu holen. Sie lebt mit Mann und Hund in Wien und Südfrankreich.

Der Koala bei Charles Darwin

Der Koala trifft wirklich auf einen großen Denker. Charles Darwin ist zuerst etwas verdattert, einen Koala aus der Traumzeit plötzlich vor sich zu sehen. Er ist aber ganz fasziniert, nachdem er sich gefangen hatte. Der Koala löchert ihn mit Fragen und so erfährt er eine ganze Menge über das Leben und das Schaffen des berühmten Charles Darwin.

Nämlich zum Beispiel von seiner bahnbrechenden Entdeckung, dass alle auf der Erde lebenden Lebewesen durch einen Stammbaum verbunden sind. Ein Ergebnis von jahrelangen Forschungen und Naturbeobachtungen, bestätigt Darwin dem Koala, welches die theologische Sichtweise ablöste, dass die Welt in 7 Tagen erschaffen worden ist.

Die Naturbeobachtungen von Alfred Russel Wallace führten zu ähnlichen Ergebnissen. So veröffentlichten die beiden englischen Forscher im Jahr 1859 das Werk: „Über die Entstehung der Arten im Tier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung und Erhaltung der vervollkommneten Rasse im Kampfe um's Daseyn“.1

Im Buch „Essay on the Principle of Population“ des britischen Nationalökonomen Thomas Malthus (1766-1834), fand Darwin eine Idee, was der Motor der Evolution sein könnte. Malthus vertrat die Meinung, dass in Hungersnöten nur die Tüchtigsten überlebten und dies Ausdruck einer gottgegebenen Ordnung sei, die den Menschen vor Müßiggang bewahren soll. Diese Theorie einer natürlichen Auslese aus der Wirtschaft inspirierte Darwin zu einer seiner drei Erklärungen für die Evolution.2

Der Koala fragt ihn nach Psychologie, Molekularbiologie und der Forschung an Genen. Denn davon hatte der Koala schon bald nach Beginn seines Walkabouts gehört. Aber Darwin sieht ihn nur ratlos an. Diese Themen wurden alle nach Darwins Zeit erforscht.

Der Kern der Erklärung zur Entstehung der Arten kam also gar nicht aus den Naturwissenschaften, sondern aus einem Gedanken in der Wirtschaft und einem Glauben an ein gottgegebenes System.

Naturwissenschaftlicher Beweis waren für Darwin die Dinosaurier, von denen man zu seiner Zeit glaubte, sie seien aufgrund schlechter Anpassung ausgestorben. Der Koala wird neugierig, was hat denn die heutige Forschung dazu herausgefunden? Als Darwin ihn um eine kurze Pause bittet, nutzt unser Traumreisender die Zeit, um schnell in eine der modernsten Universitätsbibliotheken in Wien zu reisen. So stößt er auf die Ergebnisse der Untersuchungen von sogenannten Erdfriedhöfen3 und entdeckt Spannendes: Die Dinosaurier sind plötzlich und gleichzeitig mit 95% aller im Meer lebenden Lebewesen vernichtet worden. Wahrscheinlich waren die dafür zugrunde liegenden Katastrophen Meteoriteneinschläge oder eine hohe vulkanische Tätigkeit.4 Die Evolution passierte also nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. All das hat man viel später herausgefunden, Darwin hatte auf dieses Wissen noch nicht zugreifen können.

Der Koala entdeckt dabei noch etwas Interessantes: Die meisten Menschen kennen den heute wissenschaftlich fundierten Grund für das Ende der Dinosaurier. Er ist sogar in den meisten Kinderbüchern über Dinosaurier nachzulesen – ohne dabei zu realisieren, dass damit Darwins einziger naturwissenschaftlicher Beweis des ‚struggle for life‘ flöten gegangen ist.

Schnell reist der Koala zurück zu Charles Darwin, um diese Ergebnisse aus der Zukunft mit ihm zu teilen. Aber er findet Darwin bereits fest schlafend und so will er ihn nicht stören und reist stattdessen wieder in seine mittlerweile Lieblingsbibliothek an einer Universität zum Thema Naturwissenschaften. Der Grund dafür ist die sehr nette, hilfsbereite und gescheite Leiterin. Eine Frage geht ihm nicht mehr aus dem Kopf: „Gibt es andere Beweise für die natürliche Auslese?“ Aber je tiefer er in Studien buddelt, desto mehr entdeckt er das stärkste Prinzip in der Evolution, nämlich die Kooperation.

Vor zweieinhalb Milliarden Jahren gab es ein einschneidendes Ereignis auf der Erde. Erstmals wurde Sauerstoff von bestimmten Bakterien produziert.5 Das brachte die Archaeenzellen6 in Bedrängnis. Nach Darwins Theorie der natürlichen Selektion hätten diese Zellen aussterben müssen. Doch etwas ganz anderes ist geschehen. Die Zellen nahmen Bakterien in sich auf und diese wurden damit Teil ihres Zellorganismus.7 Der Zelltyp, der dabei entstand, sollte die Grundlage des Körpers aller Lebewesen in der Pflanzen- und Tierwelt sowie des Menschen werden.

„Aber das ist ja Kooperation und kein Kampf“, denkt sich der Koala. Ganz langsam kommt er der Wahrheit, weshalb er seinen Schwanz verloren hat, näher. Er hatte gegen die Natur gehandelt. Die Evolution ist eine Entwicklung von biologischen Systemen und nicht eine Folge von kämpferischen Aktionen von Spezies oder Individuen. Miteinander, nicht gegeneinander handeln, ist die Devise.8 Die Entwicklung ging in Richtung nachkommensschwacher Säugetiere, auch dies passt nicht in ein System der natürlichen Auslese. Das Artensterben fing erst so richtig mit dem Menschen an, und zwar vor nicht allzu langer Zeit. Was war das Wort, welche den Menschen dazu trieb, das der Koala gelesen hatte? „Ah“, fällt es ihm wieder ein, „Profitgier“. Hoffentlich stolperte er nicht mehr über dieses Wort. Es klang gar nicht gut, dachte er bei sich.

Der Koala blättert weiter in Büchern. Ihm schwirrt schon der Kopf von den vielen Fachausdrücken. Er entdeckt, dass viele früheren biologischen Behauptungen von der modernen Zoologie widerrufen und richtiggestellt wurden. Eine davon findet der Koala besonders lustig. Die Welt der Paviane ist eine ganz andere als vor vielen Jahrzehnten behauptet wurde.9 Man fand heraus, dass es nicht die dominantesten Männchen sind, die die besten Futterplätze kennen, sondern die Weibchen und darüber hinaus, dass diese viel lieber die netten Jungs der zweiten Reihe zur Paarung wählen. Die Männchen, die sich immer versuchen durchzusetzen, tun dies nur, wenn sie alleine mit anderen Männchen sind. Die Wissenschaftler sagen dazu, dieses Verhalten dient weder der Fortpflanzung noch der Nahrungssuche und spielt daher für die Evolution keine Rolle. Der Koala blättert in einem anderen Buch um ein Bild von diesen Tieren zu finden. Da muss er laut lachen als er eine alte Zeichnung findet mit Tieren, die ein wenig wie Menschen aussehen und ein rosa, lila Hinterteil haben. Seufzend sieht er, dass diese Affen einen langen Schwanz haben, so wie er – bis vor kurzer Zeit. Er schluckt und widmet sich gleich wieder seinen Recherchen, damit nicht sein Kummer wieder hochkommt.

Da schnappt er sich lieber das nächste Buch und liest: Die darwinistischen Prinzipien Selektion, Zufall und Kontinuität mutierten von einer naturwissenschaftlichen Theorie zu einem Dogma, das sich durch widersprechende naturwissenschaftliche Fakten nicht irritieren lässt. „Was soll das denn schon wieder?“, fragt sich der Koala.

Als der Koala sichtlich müde wieder auf meiner Couch sitzt, packe ich gerade die Eukalyptusäste aus. „Ah, da bist Du ja wieder. Schau, was gerade jemand vorbeigebracht hat.“

Der Koala bekommt große, leuchtende Augen. „Eukalyptus“, ruft er begeistert und stürzt sich gleich auf einen Zweig. „Ich war schon fast verhungert“, sagt er mampfend und sichtlich glücklich.

„Und hast Du viel herausgefunden?“, frage ich ihn als es mir scheint, dass er mit dem Essen fertig ist. So fängt er mit dem Erzählen an und endet mit der Frage an mich, was denn ein Dogma sei.

„Dogmen sind etwas Festgefahrenes“, antworte ich ihm. „Theorien entwickeln sich weiter. Dogmen nicht. Sie werden nicht hinterfragt, sie dürfen sozusagen nicht einmal hinterfragt werden.“

„Das heißt, sie haben nichts mit Wissenschaft zu tun. Denn die will ja etwas herausfinden und dann einen Dialog starten. Damit wird ein Thema weiterentwickelt. Richtig?“

„Richtig.“

„Das heißt, Dogmen können von Menschen für ihre Zwecke verwendet werden, ohne sich um reale Grundlagen zu kümmern.“

Ich nicke wieder.

Der Koala überlegt. „Weißt Du, dass in der Zwischenzeit die moderne Biologie die Prinzipien Selektion, Zufall und Kontinuität nach eindrucksvollen Forschungsergebnissen durch die Prinzipien Kooperation, Kommunikation und Kreativität ersetzt hat? Darwin selbst hat sogar einige seiner Theorien später widerrufen und hat nie von Dogmen gesprochen.“

„Willkommen in unserer Welt, Koala.“ Er lächelt mich freudig an und ich begreife, dass Sarkasmus nicht die Sprache eines Traumzeitkoalas ist. Traurig muss ich mir eingestehen, dass sie mehr die Sprache der Frustration ist. „Ich bekomme das Gefühl, es gibt Menschen, die nicht wollen, dass wir die Wahrheit über den ‚struggle for life‘ begreifen.“

Der Koala fragt nach: „Du meinst, dass es ihn gar nicht gibt.“

Ich nicke traurig.

Der Koala unterlegt meine Stimmung dazu mit den Worten: „Ich habe...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
ISBN-10 3-99139-586-X / 399139586X
ISBN-13 978-3-99139-586-7 / 9783991395867
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