Anleitung zum Weinsaufen (eBook)
208 Seiten
Südwest (Verlag)
978-3-641-30553-6 (ISBN)
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Kochbuchpreis Silber 2023
Willi Schlögl ist einer der besten Sommeliers im deutschsprachigen Raum und vielfach ausgezeichnet (Sommelier des Jahres) und betreibt in Berlin Mitte die Weinbar 'Freundschaft'. Zusammen mit dem Rapper Curly veröffentlicht er den erfolgreichsten Wein-Podcast in deutscher Sprache. In 'Terroir & Adiletten' sprechen die beiden jede Woche 90 Minuten lang über alle Themen rund um den Wein mit Gästen wie renommierten Winzer*innen oder Prominenten wie Spitzenkoch Tim Raue oder Bestseller-Autorin Sophie Passmann. Der Podcast ist stets in den Top-5 der Food-Podcasts (100.000 monatliche Abrufe). Das Markenzeichen von Terroir & Adiletten: frech, spontan, aber stets mit handfesten Tipps rund ums Thema Wein. Das aufwändig gestaltete Hardcover ist mit einem Lesebändchen versehen.
Der österreichische Sommelier Willi Schlögl (Bar 'Freundschaft' in Berlin) wurde bereits vielfach ausgezeichnet, u. a. als 'Sommelier des Jahres' vom Rolling Pin. Er vemittelt sein Weinwissen frisch und unkonventionell und freut sich immer auf die nächste gute Flasche. Im Podcast 'Terroir und Adiletten' ist er der charmante Weinprofi, der die Zuhörer*innen durch seine Weinwelt führt.
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Terroir. Und Adiletten. Der Podcast
»Warum habt ihr dem Podcast eigentlich diesen seltsamen Namen gegeben?« Das werden wir oft gefragt und wenn man schon ein Buch schreibt, dann ist das vielleicht der Moment, mal darauf zu antworten. »Terroir « also. Kein Allerweltswort, französisch auch noch. Kleiner Lifehack: Wenn ihr euch irgendwann mal einen Namen ausdenkt, zum Beispiel für einen Podcast, nehmt ein Wort, das von der Diktierfunktion eures Handys oder Laptops erkannt wird. Erleichtert vieles. Lifehack Ende.
Es war von vornherein unser Plan, dass wir mit dem Titel unseres Podcasts den Gegensatz beziehungsweise die ganze Spannweite ausdrücken wollten: Weinprofi-Talk trifft auf Ahnungslosigkeit, Spaß, Unterhaltung. »Terroir« steht dabei für den Profi-Teil, ein Wort, das im Gespräch von Wein-Geeks sehr oft vorkommt. Wenn man genauer drüber nachdenkt, ist der Begriff sogar absolut essenziell für das ganze Bohei, das rund um Wein veranstaltet wird.
Aber mal der REIHE nach
»Terroir« ist im Weinkontext zunächst mal ein bestimmter Ort mit definierten Eigenschaften. Den Ort selbst findet man auf jeder normalen Landkarte.
Der Clou ist aber, dass der Begriff auch Faktoren miteinbezieht, die nicht auf den ersten Blick bei Google Maps zu erfassen sind: den Boden, das Klima, die Topografie. Und dann auch noch das, was der Mensch aus all dem macht oder vielleicht schon seit Jahrhunderten gemacht hat – die Kulturlandschaft. Also beruht »Terroir« auf einem wilden Mix von Eigenschaften, die zusammen so etwas wie eine Herkunft, ein Erbe, aber auch Erwartungen definieren.
Beginnen wir beim Boden: Er hat großen Einfluss auf Wein – der berühmte Kalkstein, oder Lehm, Basaltböden etc. Das Thema ist komplex: »Boden« ist ein Mosaik aus tausend kleinen Teilen, von seiner Fähigkeit, Wasser zu speichern, bis zu bestimmten Mineralien und den kleinen Viechern, die darin leben – oder auch nicht (Shoutouts an die Glyphosat-Dealer von Bayer, vormals Monsanto). Eng zusammen hängen Klima und Topografie: Wenn sich zum Beispiel in eigentlich südlichen, heißen Breitengraden ein Weinberg hoch an den Hängen eines Vulkans befindet, dann sind oben die Tage und vor allem Nächte kälter als weiter unten. Das heißt dann: anderes Terroir, anderer Wein. Oder wenn in einem eigentlich nördlichen Gebiet, sagen wir mal zum Beispiel an der Mosel, ein Weinberg in steiler Lage mit Blick nach Süden liegt, dann bekommt der Hang deutlich mehr Sonne und Hitze ab als ein flaches Feld direkt nebenan. Nachvollziehbar?
Hier merkt man schon den Einfluss des Menschen als einflussreichen Faktor des »Terroir«: Weinreben an einem Steilhang anzupflanzen, nach Süden in Richtung Sonne ausgerichtet, in einer Flusskurve, in der sogar der Fluss noch die Sonne widerspiegelt, ist eine geniale Methode, um Wein selbst in einer verregneten Gegend in Nordeuropa möglichst jedes Jahr zum Reifen zu bringen. Danke, Römer – der nächste Kabi geht auf euch!
The Heat is on
Natürlich befinden sich all diese Faktoren in langsamem, aber stetigem Wandel. Während es inzwischen dank des Klimawandels überhaupt nicht mehr schwierig ist, Trauben auch in den nördlichen Regionen von Deutschland und Frankreich reif zu bekommen, steht man inzwischen vor der Herausforderung, auf zu heiße und trockene Sommer reagieren zu müssen. Das kann geschehen, indem Weinberge statt mit Südausrichtung eher in Richtung Norden angelegt werden, oder durch veränderte Arbeit im Weinberg – von der Form, wie man die Reben bindet, bis zu der Art, wie man wann welche Blätter abschneidet.
Und natürlich spielt auch die Auswahl der Rebsorten eine große Rolle. Während wir dieses Buch schreiben, gibt der Weinbauverband von Bordeaux gerade bekannt, dass ab sofort ein kleiner Prozentsatz von neuen Arten in Bordeaux angepflanzt werden darf: die Rebsorten Arinarnoa, Marselan, Castets und Touriga Nacional. Zumindest die ersten drei kennt keine Sau. Zwei davon sind Neuzüchtungen, die auf Hitze optimiert sind, eine Rebsorte aus den Pyrenäen und eine aus Portugal, die sogar an den im Sommer glühenden Hängen des Douro-Tals noch frische Weine hervorbringt. Winzer denken in langen Zeiträumen, in Generationen, Jahrhunderten. In Bordeaux weiß man: Die nächsten 100 Jahre werden schwierig, weil sie wahnsinnig heiß und trocken werden – von immer häufiger auftretenden Unwettern, Hagel und Tornados mal abgesehen. Darauf stellt man sich nun ein und bald werden die »neuen« Rebsorten zum traditionellen Terroir von Bordeaux dazugehören wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc heute. Zum Begriff »Terroir« gehört also auch, welche Rebsorten am jeweiligen Ort angebaut werden.
Ein bisschen gaga
Zusammengefasst: Wenn wir über »Terroir« reden, dann ist das ein Versuch, all das zu beschreiben, was durch den Ort des Weinbaus und die Art und Weise des Traubenanbaus einen Einfluss auf den Wein hat. Und wenn der Wein dann in der Pulle ist, ist »Terroir« etwas, das Wein- Nerds versuchen, aus dem Wein herauszuschmecken. Schockierender Disclaimer: Das Ganze ist absolut keine exakte Wissenschaft, im Gegenteil. Es hat vielmehr mit einer Vereinbarung zu tun, die Weinleute untereinander getroffen haben. Das trägt zum Teil auch absurde Züge. Ein Beispiel: Während es ja naheliegt, dass »Terroir« über natürliche Methoden und ohne Zusatzstoffe ausgedrückt werden soll, gibt es oft Kritik an Naturweinen ohne Schwefel, weil diese angeblich eben nicht das Terroir widerspiegeln. Okay, das bedeutet also, dass Schwefel zum Terroir gehört? Ihr seht, hier wird es auch schnell ein bisschen gaga.
Nun aber mal zur Frage, warum das eigentlich alles so wichtig ist. Warum ist das Wort so zentral, wieso ist es bei uns im Titel gelandet? Terroirwein, also Weine, die durch den Geschmack ihre Herkunft wiedergeben, sind der natürliche Gegenspieler zum Massenwein, zum Industriewein, zum Blanchet aus dem Supermarkt. Man kann Hunderte von Zusatzstoffen von Aromahefen bis zu Holzspänen und Gelatine in den Wein kippen, vieles davon mit dem Ziel, eine bestimmte Stilistik vorzugaukeln und mit niedrigen Kosten »Qualität« zu imitieren. Wenn zum Beispiel ein Wein rund, samtig und üppig sein soll, war das früher Weinen aus dem Süden vorbehalten. Exotische Aromen im Weißwein erzählten von heißen Jahren oder Südhängen. All das ist inzwischen völlig losgelöst voneinander möglich. So wie Himbeerjoghurt ohne Himbeere. Naturidentische Aromastoffe, olé!
Viel weniger lustig
Gäbe es keine Terroirweine, die die Geschichte ihrer Herkunft transportieren, von der Rebsorte bis zur Zusammensetzung des Bodens, Weine, die in einem Kontext ihrer Region und Tradition gesehen werden können, bei denen man vielleicht sogar spüren kann, ab welchem Jahrgang früher gelesen wurde oder das Weingut vom Vater an die Tochter übergeben wurde – dann bräuchte es keine Sommeliers, kein Weinwissen, keinen Podcast. Dann wäre Wein gleich Coca-Cola, Beck’s und Rotkäppchen – ein Industrieprodukt mit einem simplen Zweck: gleichbleibender Geschmack, fester Preis. Das wäre sehr langweilig und auch geschmacklos. Man würde weder etwas über die Macherinnen und Macher hören wollen noch den Versuch unternehmen, Jahrgänge, Flaschen und Produzenten auseinanderzuhalten. Würde die Menschheit daran zugrunde gehen? Nein. Aber es wäre doch viel weniger lustig, oder?
Also, deswegen heißen wir Terroir & Adiletten – und nicht wie unser erster Podcast-Co-Host Harry beim ersten Telefonat damals sagte: »Wie soll dit Ding heißen? Terror und Buletten?« Never change, Harry! Fehlt nur noch das Thema Adiletten: Adiletten sind bequeme Badelatschen von Adidas, die wir sehr mögen.
Die beiden Begriffe stecken unsere Spannweite ab. Da passt viel rein. Aber eigentlich ist die Sache ganz simpel: Jede und jeder möchte gerne eine gute Flasche Wein trinken – egal ob im Businessdress nach der Arbeit oder zu Hause auf dem Balkon in Bademantel und Adiletten. Wir wollen unseren Spaß am Wein an euch weitergeben, inklusive ein bisschen Weinwissen – Basics, Hintergründe, Insiderstorys. Schon im Podcast ist uns keine Frage zu banal, um nicht gestellt zu werden. Curly hat da keine Hemmungen. Und Willi gibt auf fast alles Antwort und löchert seine Podcast-Gäste. Von denen sind übrigens auch ein paar mit an Bord in diesem Buch. Was uns alle antreibt, ist die Neugier beim Thema Wein. Das Gute zu mögen, ist keine Frage der Erfahrung, nicht wahr, Curly?
Auf die Freundschaft!
Curly: Genauso ist es – und deswegen erzähl ich euch mal von einem Abend in der Freundschaft, der zu meiner Lernkurve beigetragen hat. Ich sitze dort in der Küche, schon was Besonderes, denn backstage dürfen ja nur die ganz engen Homies. Ich schaue mit Stammgast Simon alias @saufbae (checkt ihn unbedingt auf Insta!) Champions League auf dem Laptop. Hinter uns tobt der Küchenkrieg. Heute sind Dennis Aukili und Benjamin Hübner mit ihrer Frankfurter Pop-up-Küche am Start. Die beiden rufen sich die Bestellungen zu, finalisieren Backhendl, Carpaccio vom Kräuterseitling und vierteilen die Wildschwein-Salsiccia. Die Gerichte kommen draußen super an, sonst wären die Jungs nicht so im Stress. Wir also auf zwei kleinen Stühlen an dem kleinen Beistelltisch, die Schaltkonferenz der Champions League, und nebenbei trinken wir Wein, was sonst? Simon ist beruflich an der Humboldt-Uni als Dozent für Wirtschaftswissenschaften, könnte aber durchaus eine Parallelkarriere als Sommelier starten, denn er hat einen erstaunlichen Geschmack, den nicht viele im Weingeschäft haben. Sagen zumindest Willi und Schelli, und die müssen es ja wissen.
Simon ist jetzt in Stimmung und durchforstet die Weinkarte nach etwas mit...
Erscheint lt. Verlag | 24.5.2023 |
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Zusatzinfo | circa 30 farbige Abbildungen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Essen / Trinken ► Getränke |
Schlagworte | 2023 • Adiletten • Alkohol • Berlin • Billy Wagner • Cordobar • Curly • eBooks • Freundschaft • Hip Hop • julien bam • Knossi • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Neuerscheinung • OMR • Online Marketing Rockstars • Ratgeber • Rebsorten • rolling pin • Sommelier • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Styleheads • Terroir • Tim Raue • Wein • Weinführer • Weingüter • wein saufen • Willi Schlögl |
ISBN-10 | 3-641-30553-5 / 3641305535 |
ISBN-13 | 978-3-641-30553-6 / 9783641305536 |
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