Starke Füße (eBook)
152 Seiten
Kamphausen Media GmbH (Verlag)
978-3-95883-572-6 (ISBN)
Dr. med. Martin Weiß ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirotherapie. Sein großes Anliegen besteht darin, Übungen und Verhaltensweisen zur Prävention von Fußleiden zur Verfügung zu stellen sowie wirksame Behandlungsmethoden bei schmerzhaften Füßen. Dr. med. Martin Weiß ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirotherapie mit eigener Praxis in Rosenheim. dr.weiss-rosenheim.de
Dr. med. Martin Weiß ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirotherapie. Sein großes Anliegen besteht darin, Übungen und Verhaltensweisen zur Prävention von Fußleiden zur Verfügung zu stellen sowie wirksame Behandlungsmethoden bei schmerzhaften Füßen.Dr. med. Martin Weiß ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirotherapie mit eigener Praxis in Rosenheim.dr.weiss-rosenheim.de
Teil I:
Form und Funktion verstehen
1. Gesunde Füße: Form und Funktion
Fachbegriffe verstehen
Um das Zusammenwirken von »Form« und »Funktion« verstehen zu können, brauchen wir Klarheit über wichtige Begriffe. Medizinische Fachausdrücke werden im Text allenfalls neben den deutschen Bezeichnungen verwendet. An dieser Stelle möchte ich Ihnen deutlich machen, was ich bei Fußleiden unter einer Störung der »Form« beziehungsweise der »Funktion« verstehe.
Ein Beispiel: Wenn an Ihrem Fahrrad die Kette durch jahrelangen Gebrauch und mangelnde Pflege abgenutzt und rostig ist, kann das Rad trotzdem noch problemlos funktionieren. Der sichtbare Verschleiß gibt keine Auskunft darüber, ob das Rad funktioniert. Umgekehrt wird trotz bester Ausstattung jede Tour zur Qual, wenn die Schaltung verstellt ist.
Rost und Verschleiß stehen hier für Arthrose und andere mit technischen Mitteln darstellbare krankhafte Befunde. Die falsch eingestellte Schaltung entspricht der gestörten Funktion, zum Beispiel einer Blockierung der Fußgelenke. Unübersichtlicher wird es, wenn Form und Funktion Beschwerden verursachen. Aber auch dann findet der Arzt – oder Fahrradmechaniker – Mittel und Wege, wie das Problem zu lösen ist, sofern er über genügend Kenntnisse, Erfahrung und Fingerspitzengefühl verfügt. Vom Mechaniker erwarten Sie, dass er Ihr Rad nicht nur anschaut, sondern Ihr Gefährt »untersucht« und herausfindet, welches Teil defekt ist (Arthrose) oder was nicht funktioniert (Blockade). In der Medizin hat ein anderes Vorgehen Einzug gehalten: Hier wird mit immer aufwändiger werdenden Mitteln »geschaut«. Computer- und Kernspintomografie liefern ein immer genaueres Abbild der Form mit ihren krankhaften Abweichungen (Pathomorphologie). Die körperliche Untersuchung, mit der allein die »regelrechte« Funktion der 33 Fußgelenke zu ergründen ist, wird zu oft für entbehrlich gehalten. Doch solange uns Apparate nur über die Form unterrichten, nicht aber über die Funktion, ist die körperliche Untersuchung durch den Arzt ebenso unersetzbar wie die Untersuchung des Fahrrads durch den Mechaniker.
Ein weiteres für das Verständnis wichtiges Begriffspaar ist »Bewegung« und »Belastung«. »Sie sollten sich mehr bewegen!« reicht als Empfehlung nicht, wenn Sie vorbeugende oder therapeutische Ziele verfolgen. Bewegung bekommt erst durch die mit ihr verknüpften Belastungen eine Wirkung auf Muskeln, Sehnen, Knochen, Knorpel und das Herz-Kreislauf-System. Die Art der Belastung und ihr Ausmaß, die »Dosierung«, bestimmen über die Effektivität der Bewegung.
Auch hier hilft ein Beispiel, diese Unterscheidung zu verstehen: Gehen Sie flotten Schrittes bergab und bergauf, so unterscheidet sich die Bewegung nur geringfügig. Die Unterschiede in der Gelenkbelastung und in der Trainingswirksamkeit sind dagegen enorm: Bergauf werden einzelne Muskeln, Herz und Kreislauf stark beansprucht und effektiv trainiert. Die Gelenkbelastung ist gering. Bergab leisten die Muskeln überwiegend Bremsarbeit, die Gelenke werden stark belastet, Herz und Kreislauf profitieren kaum.
Eine kleine Entwicklungsgeschichte:
Von Lucy über Ötzi zum Homo sedans
Lucy hat es zu großer Berühmtheit gebracht. Sie gehörte zur Spezies Australopithecus afarensis, die vor 3,9 – 3 Millionen Jahren lebte. Die Entdeckung von 3,8 Millionen Jahre alten Fußspuren aufrecht gehender Vormenschen erbrachte den Beweis für die Entwicklung des aufrechten Gangs der frühen Menschen. Das geschah, lange bevor vor etwa 1,4 Millionen Jahren die Größenzunahme des Gehirns einsetzte. Diese Abfolge kann man so deuten, dass die Entwicklung der Füße eine Voraussetzung für die Hirnentwicklung und damit für die Menschwerdung ist.
Ein bedeutender Grund für die Entwicklung zum aufrechten Gang liegt aus Sicht der Evolutionsbiologen in der Veränderung der Vegetation in weiten Teilen Afrikas. Sinkende Temperaturen und zunehmende Trockenheit ließen die vorher dichten Wälder mit reichlichem Nahrungsangebot zurücktreten zugunsten offener Graslandschaften, in denen es viel schwieriger war, ausreichend Nahrung zu finden. Aufrecht gehende Menschenaffen und unsere Urahnen hatten einen doppelten Vorteil: Sie konnten die weiten Savannen besser überblicken und hatten die Hände frei für den Umgang mit Werkzeugen oder Nahrung. Und daraus resultierten Vorteile fürs Überleben und für die Reproduktion – das definierte Ziel jeder evolutionären Entwicklung.
Der aufrechte Gang stellte aber neue und hohe Anforderungen an die Füße. Auf sehr kleiner Standfläche musste der Körperschwerpunkt sicher balanciert werden, die Füße mussten sich Bodenunebenheiten gut anpassen können und eine ausreichende Stoßdämpfung gewährleisten. Nach Christian Larsen7 ist dies durch einen spiralförmigen Auf- und Umbau des Fußskeletts im Rahmen der Evolution sehr gut gelungen: »Spiralige Verschraubung und Keilprinzip sind die funktionellen Schlüsselmerkmale des menschlichen Fußes.« Diese extrem belastbare Konstruktion erfordert das Zusammenspiel der Fußwurzelknochen mit ihren Bändern, der Muskulatur und der Plantarfaszie. Das ist eine straffe, sehnenartige Struktur, die sich von der Ferse über die Fußballen bis in die Zehen erstreckt. Verkümmert die Muskulatur, lässt unweigerlich die aktive Spannung der Fußgewölbe nach, sie sinken ein und ziehen eine Überlastung der Plantarfaszie nach sich, die zu schmerzhaften Entzündungen (Fersensporn und Plantarfasziitis) führen kann.
Unsere Vorfahren waren über Jahrmillionen auf ständiger Wanderschaft. Zur Sicherstellung ihres Überlebens mussten sie täglich bis zu 15 Kilometer zurücklegen, um Nahrung zu beschaffen, Fortpflanzungspartner zu finden, Schutz zu suchen und vieles mehr. Sie erledigten dadurch nicht nur ihre täglichen Aufgaben, sondern hielten auch sich und ihre Füße fit und belastbar. Über die längste Zeit ihrer Entwicklung waren unsere Ahnen ausschließlich barfuß unterwegs. Erste Hinweise auf die Verwendung einfacher Schuhe gibt es durch Funde aus einer Periode vor circa 40 000 Jahren. Seit rund 10 000 Jahren sind Sandalen und Mokassins in Gebrauch. So war Ötzi, der vor etwa 5300 Jahren lebte, im Hochgebirge mit Sandalen unterwegs. Wir dürfen davon ausgehen, dass Ötzi und seine Zeitgenossen sehr gut trainierte und funktionell intakte Füße besaßen.
Das hat sich innerhalb der letzten 100 Jahre grundlegend geändert. Der mit dem Fortschritt verbundene Rückgang körperlicher Alltagsbelastungen hat die allgemeine Fitness eines großen Teils der Bevölkerung stark reduziert. Unsere Füße sind von der Entwicklung der Zivilisation doppelt betroffen. Sie leiden nicht nur unter dem Mangel an Bewegung und Belastung, sie leiden auch unter Schuhen, die den Füßen den Kontakt zum Boden rauben, die Beweglichkeit einschränken und den Vorfuß und die Zehen einengen. Hohe Absätze erhöhen die Vorfußbelastung, erschweren das Abrollen von der Ferse über die Fußaußenkante nach innen zur Großzehe oder unterbinden es ganz. Das Ergebnis: Jeder zweite Erwachsene leidet an orthopädischen Fußproblemen. Und jedes dritte Kind zeigt bereits Auffälligkeiten an den Füßen, die auf eine krankhafte Entwicklung hinweisen.
Die Anatomie der Füße: 33 Gelenke für optimale Beweglichkeit
Unter funktionellen Gesichtspunkten wird der Fuß in drei Regionen eingeteilt: Vorfuß, Mittelfuß und Rückfuß. Zum Vorfuß gehören die Zehen, die Zehenballen und die Mittelfußknochen bis zur sogenannten Lisfranc-Linie. An dieser Linie beginnt der Mittelfuß. Er reicht bis zur Chopart-Gelenklinie und besteht neben dem Lisfranc-Gelenk aus den fünf Fußwurzelknochen: dem Kahnbein, den drei Keilbeinen sowie dem Würfelbein. Das Chopart-Gelenk und die beiden Fußwurzelknochen Sprungbein und Fersenbein bilden den Rückfuß. Insgesamt sind es 33 Gelenke, die für die optimale Beweglichkeit des Fußes sorgen.
Fußskelett mit Darstellung der Fußwurzelknochen und der Gelenklinien, die für die manuelle Diagnostik wichtig sind.
Das Fußgewölbe – Eine geniale Erfindung der Natur
Wir kennen Gewölbe als statische lasttragende Konstruktionen aus der Architektur. Charakteristisch ist ihre zunehmende Festigkeit unter Belastung. Im Prinzip gilt das auch für unsere Füße, mit dem Unterschied, dass es sich hier um eine dynamische Konstruktion handelt, die in ihrer Funktion vom optimalen Zusammenspiel der Gelenke, Bänder, Muskeln und der Plantarfaszie abhängt.
In...
Erscheint lt. Verlag | 24.3.2023 |
---|---|
Verlagsort | Güllesheim |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Arthrose im Großzehengrundgelenk und Hallux rigidus • Barfußschuhe • Blockierungen im Großzehengrundgelenk • Der blockierte Fuß • Der diabetische Fuß • Fußblockaden • Fußdeformitäten • Fußdruckanalyse • Fußhygiene • Fußpflege • Fuß- und Nagelpilz • Fußwurzelblockaden • Gesunde Füße • Hallux valgus • Instabilität nach Knöchelverletzungen • Kieser-Training • Knick- und Spreizfüße • Knöchelverletzungen • Minimalschuhe • Pedographie • Plantarfasziitis • Platt- • Polyneuropathie • Schuhe • Schuheinlagen • Schwielen • Senk- • Sprunggelenkblockaden • Sprunggelenks- und Fußwurzel-Arthrosen • Umknicken • Wadenbeinköpfchen-Blockaden |
ISBN-10 | 3-95883-572-4 / 3958835724 |
ISBN-13 | 978-3-95883-572-6 / 9783958835726 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 3,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich