Der Blutwerte-Code (eBook)

2

Was ist Blut wert? Die Regeln des Blutwerte-Codes

Blutwerte sind der Schlüssel, um deine Gesundheit eigenverantwortlich zu optimieren. Sie verraten dir sehr viel über den Zustand deines Körpers, die Auswirkungen deines Lebensstils und die Erreichbarkeit deiner Ziele.

Damit Blutwerte jedoch aussagekräftig sein können, musst du einige Regeln beachten. In diesem Kapitel vermittle ich dir das notwendige allgemeine Hintergrundwissen, um die Sprache deines Bluts zu verstehen.

Warum regelmäßige Messungen der Blutwerte sinnvoll sind

Wenn dein Auto einen niedrigen Ölstand meldet, gehörst du entweder zu der Kategorie Mensch, die den Hinweis galant ignoriert, bis das Auto ausgehungert stehen bleibt, oder zu der Kategorie Mensch, die sofort handelt und sich kümmert, bevor es zu größeren Schäden kommt. Und ob du zu Gruppe 1 oder 2 gehörst: Der Ölstand ist und bleibt ein wichtiger Parameter zur Messung des Zustandes und der Fahrtüchtigkeit deines Autos und er wird dich früher oder später zu einer Handlung zwingen. Die Frage ist jetzt nur: Wie willst du (ver-)fahren?

Dein Körper ist wie dein Auto, nur ist er viel wichtiger, da er nicht ersetzbar ist. Ist er einmal kaputt, gibt es nach aktuellem Stand der Technologie keine Alternative. Du allein bist verantwortlich dafür, dass er funktioniert und dich von A nach B transportiert − und das möglichst komfortabel, smooth und weit. Dich mit deinen Blutwerten auszukennen und sie im Blick zu haben, ist wie den Ölstand deines Autos ernst zu nehmen und somit ein gewissenhafter, vorausschauender Fahrzeugbesitzer zu sein.

Musst du die molekularen oder chemischen Zusammenhänge der Prozesse verstehen, die in deinem Körper stattfinden? Nein, denn wie die Zündkerzen deines Autos funktionieren, weißt du auch nicht und kannst trotzdem problemlos dein Auto bedienen und fahren. Dass etwas mit den Zündkerzen nicht stimmt, weißt du aber dann, wenn die Kontrollleuchte angeht. Und dann wirst du dir von Google oder der Werkstatt deines Vertrauens helfen lassen, und das ist völlig in Ordnung! Wenn wir versuchen würden, alles in der Tiefe zu durchleuchten und zu bedienen, würden wir viel zu selten in den Genuss schöner Fahrstrecken kommen.

Du kannst dir aber sehr viel Ärger, Werkstattbesuche und Kosten ersparen, wenn du nicht erst wartest, bis die Kontrollleuchten aufleuchten oder dein Auto liegen bleibt, sondern dich vorsorglich um den Ölstand deines Körpers kümmerst: die Blutwerte. Anhand dieser erkennst du, ob du minimal oder optimal versorgt bist. Dein regelmäßiger Arztbesuch kann dein »TÜV« sein − du erfährst, dass etwas nicht stimmt, bevor dein Körper unbequeme Signale schickt. Die Zahnmedizin empfiehlt eine professionelle Zahnreinigung zweimal im Jahr und kommt dem Körper-TÜV von allen Disziplinen am nächsten. Die Schulmedizin sieht den Bedarf für solche Checks nur ab einem bestimmten Alter und nur mit Blick auf bestimmte Erkrankungen. Wenn du mich fragst, sollten wir unseren Gesundheitszustand regelmäßig und proaktiv checken, solange unser »Auto« läuft. Denn ich habe oft genug beobachten müssen, was passiert, wenn der Check zu spät passiert. Die gute Nachricht: Es muss nicht gleich zum schnellen Tod kommen. Die schlechte: Du stirbst. Vielleicht schneller als nötig und langsam genug, um zu leiden, weil die Medikamente, die du nehmen musst, nicht ohne Nebenwirkungen einhergehen. Verstehe mich nicht falsch: Ich bin ein großer Fan der Schulmedizin und (konventioneller) Medikamente. Wären sie nicht so fortgeschritten, würden wir vermutlich immer noch nicht älter als 50 Jahre alt werden und die Hälfte davon unter Schmerzen und diversen Krankheiten leiden. Sie sind deshalb nicht nur sinnvoll, sondern oft genug lebensnotwendig − und manchmal eben auch vermeidbar.

»Regelmäßige Blutkontrollen sind der TÜV für deinen Körper.«

Ob Medikamente nötig sind oder vermeidbar, liegt zum großen Teil in der Hand eines jeden Menschen. Viel zu viele geben die Verantwortung für ihre Gesundheit ab und in die Hände anderer Menschen (in Weiß), die aber auch nur das tun können, was das Gesundheitssystem erlaubt oder abrechnen möchte. Das Ergebnis ist, dass sich eigentlich keiner mehr verantwortlich fühlt − und der Körper nicht (schnell genug) bekommt, was er braucht.

Auch deswegen habe ich dieses Buch geschrieben. Es soll für die Dringlichkeit der Eigenverantwortung sensibilisieren, dir gleichzeitig aber auch große Lust darauf machen, dich um dich selbst zu kümmern, dafür deinen Körper besser kennenzulernen und mit ihm in einen heilsamen Dialog zu treten. Denn ja, dein Körper spricht mit dir, du hast seine Sprache bloß noch nicht gelernt. Wenn du aber den Blutwerte-Code kennst, kannst du die Nachrichten deines Körpers decodieren und du erkennst auch die Zusammenhänge zwischen Ursache, Symptom und der gezielten Supplementierung, die die GAP schließt und dir zur bestmöglichen, ganzheitlichen Gesundheit verhilft.

Und by the way: Weißt du eigentlich, wie du den Ölstand deines Autos kontrollierst, bevor dein Auto die Warnleuchte anschmeißt?

Referenzwerte versus Optimalwerte

Die meisten Menschen werden irgendwann von ihrem Hausarzt zur Blutabnahme gebeten und haben weder Mitspracherecht noch Ahnung von den Werten, die bestimmt werden. Diese Werte sind in der Regel begrenzt und oft nicht aussagekräftig genug. Sie weisen zwar meist auf die gängigsten Mängel oder zum Beispiel auch Entzündungszustände in spezifischen Bereichen des Körpers hin, sind aber in den meisten Fällen leider nicht umfangreich genug. Oder besser gesagt, sie sind zu oberflächlich und berücksichtigen oft auch nicht das individuelle Ziel. Hast du schon einmal in einem unabhängigen Labor mit modernen Analyseverfahren Blutwerte bestimmen lassen? Im Gegensatz zu den meisten Standardlaboren, die die Blutwerte als Tabelle herausgeben, bekommst du bei modernen Laboren nicht nur die von dir gewünschten Messwerte mitgeteilt, sondern eine grafische Darstellung deiner Ergebnisse. Dies ist ein optischer Vorteil, birgt jedoch ein Problem. Die Werte werden in aller Regel in einem Ampelsystem − Rot, Gelb und Grün − dargestellt. Dies gibt unserem faulen Gehirn Orientierung, ist aber teilweise irreführend. Denn wir packen Grün in die »gute Schublade«, Rot in die »schlechte Schublade« und Gelb ist einfach mal »okay«, und das wird dem Gehirn reichen.

Wo welche Farbe beginnt und endet, wird von »Referenzbereichen« bestimmt − und leider nicht von »Optimalbereichen«. Denn eins ist ganz wichtig zu verstehen: Ein Referenzwert ist nicht ein idealer Wert und sagt somit nur bedingt etwas über deinen Gesundheitszustand aus.

»Normal« heißt bei Blutwerten nicht unbedingt »optimal«.

Wie du dieser Grafik entnehmen kannst, sind Referenzbereiche pure statistische Werte. Du findest hier eine sogenannte Gauß-Normalverteilung vor, bei der immer 95 Prozent der untersuchten Personen, bei denen Blutwerte bestimmt wurden, in den Referenzbereich fallen. Das Problem hinter der Methode ist jedoch, dass meist nicht die gesunden Menschen zur Blutabnahme gehen, sondern die bereits kranken und alten. Unsere Referenzbereiche sind also nicht der Schnitt der fitten und vitalen Gesellschaft, sondern der Leidenden. Ich kann nur hoffen, dass das Buch für jeden Einzelnen motivierend genug ist, um dies zukünftig zu verändern, und immer mehr gesunde Menschen zur Blutabnahme gehen.

Auch die Referenzbereiche werden sich dynamisch verändern, da auch die Menschheit im stetigen Wandel ist. Leider sind die Entwicklungen nicht immer positiv − vor allem nicht, was den gesunden Lebensstil angeht. Und so werden Referenzbereiche nicht immer eine verlässliche Aussage darüber ermöglichen, ob du primär gesund bist oder krank. Das überrascht dich?

Überraschend war vielleicht auch schon die Information, dass du ein Labor auf eigene Initiative beauftragen kannst − doch ja, jeder kann das, sollte aber eben auch wissen, was er braucht und wen er mit der Auswertung beauftragt. Auf meiner Website www.medletics-academy.de findest du eine Liste mit Therapeuten, an die du dich für deine Laboranalysen wenden könntest.

Bevor wir uns in den kommenden Kapiteln die spezifischen Blutwerte im Detail anschauen, ist es noch wichtig, dass du zwei weitere Punkte verstehst:

1. Die Referenzwerte eines jeden Labors unterscheiden sich, sie stimmen also nicht überein. Die meisten deutschen Labore bestimmen ihre eigenen Referenzbereiche. Drastisch formuliert: Laut Labor 1 kannst du einen Mangel oder auch eine Erkrankung haben, laut Labor 2 aber nicht. Die korrekte und sinnvolle Einordnung der Werte hängt dann vor allem von dem Arzt oder Therapeuten ab, der das Blutbild analysiert. Doch wer es nicht kritisch hinterfragt, wird den Laboranalysen folgen. Das ist meiner Meinung nach einer der größten Fehler in der Behandlung oder Prävention.
2. Die Ergebnisse einer Blutuntersuchung aus ein und demselben Blut unterscheiden sich bei mehrfacher Bestimmung. Wie auch die Angaben der Kalorien und Makronährstoffe (Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate) auf der Verpackung von...