Nimm der Ohnmacht ihre Macht (eBook)
208 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-253-1 (ISBN)
Melanie Wolfers, Dr. theol., Mag. Phil., Jahrgang 1971, ist Philosophin und Mutmacherin. Aufgewachsen in Norddeutschland, studierte sie Philosophie und Theologie in Freiburg und München und wirkt seitdem als Beraterin, Rednerin und Autorin. Seit 2004 lebt die Expertin für Lebensfragen und Spiritualität in einer christlichen Ordensgemeinschaft in Wien. Melanie Wolfers schöpft aus ihrer langjährigen Erfahrung als Seelsorgerin; sie ist Bestsellerautorin, schreibt für überregionale Magazine wie BRIGITTE und betreibt den erfolgreichen Podcast GANZ SCHÖN MUTIG - dein Podcast für ein erfülltes Leben. www.melaniewolfers.de
Melanie Wolfers, Dr. theol., Mag. Phil., Jahrgang 1971, ist Philosophin und Mutmacherin. Aufgewachsen in Norddeutschland, studierte sie Philosophie und Theologie in Freiburg und München und wirkt seitdem als Beraterin, Rednerin und Autorin. Seit 2004 lebt die Expertin für Lebensfragen und Spiritualität in einer christlichen Ordensgemeinschaft in Wien. Melanie Wolfers schöpft aus ihrer langjährigen Erfahrung als Seelsorgerin; sie ist Bestsellerautorin, schreibt für überregionale Magazine wie BRIGITTE und betreibt den erfolgreichen Podcast GANZ SCHÖN MUTIG – dein Podcast für ein erfülltes Leben. www.melaniewolfers.de
KAPITEL EINS:
WENN NICHTS MEHR GEHT
1. Kennen Sie das?
Nichts bringt uns so leicht in Rage, wie im Stau zu stecken. Im Schneckentempo geht’s voran und die Nerven stehen unter Hochspannung. Doch warum vermag der Stop-and-go-Verkehr einen fast rasend zu machen? Das liegt nicht primär am Zeitverlust, sondern vor allem an der Erfahrung: Ich bin blockiert! Ich habe keinen Einfluss darauf vorwärtszukommen und bin zur Untätigkeit verdammt. Ich fühle mich ausgebremst. Kurz: Ich fühle mich ohnmächtig! Und schon schlägt das Stresszentrum Alarm. Ähnlich ergeht es einem, wenn man mit der Bahn verreisen will und eine Stimme aus dem Lautsprecher schallt: »Zug fällt aus.«
Diese kleinen Vorkommnisse zeigen: Wir erleben uns nicht erst in lebensbedrohlichen Situationen hilflos oder ohnmächtig, sondern auch in alltäglichen Begebenheiten: Ein lang gehegter Plan geht nicht auf; die Kontrolle über eine Situation entgleitet mir oder ich fühle mich einem Menschen machtlos ausgeliefert. Das weckt Unbehagen und fühlt sich bisweilen fürchterlich an! Und deswegen versuchen die meisten, dieses Gefühl unbedingt zu vermeiden.
Doch das Erleben von Ohnmacht lässt sich nicht abschalten wie ein lästiges Störgeräusch. Wir Menschen haben vieles – genau genommen: das meiste – nicht unter Kontrolle. Wer aber das Erleben von Ohnmacht als einen Teil des Lebens anerkennt, wird mit dieser Realität besser umgehen können. Er wird sich nicht lähmen lassen, wenn die Ohnmacht nach ihm greift, sondern auch die Kraft entdecken und entfalten, die in ihm wohnt.
Ohnmacht im kleinen Kreis
»In welchen Situationen fühl(t)en Sie sich ohnmächtig?« – Diese Frage habe ich in vielen Beratungsgesprächen gestellt. Hier eine Auswahl von Antworten. Wenn Sie wollen, können Sie beim Lesen darauf achten, ob Ihnen eine oder mehrere Situationen bekannt vorkommen:
-
Seit Jahren wünsche ich mir eine Partnerin und versuche alles Mögliche, doch ich finde keine, die zu mir passt.
-
Ich wohne seit Jahren in einer schrecklich lauten Wohnung und kann daran nichts ändern.
-
Wir können keine Kinder bekommen.
-
Meine dreijährige Tochter hatte heute einen Wutanfall: Sie wollte ein zweites Schokoladeneis. Doch alles Betteln und Bitten, Heulen und Schreien half nichts – sie bekam kein zweites. Dieses Gefühl der Ohnmacht hat ihr sichtlich zugesetzt.
-
Seit Monaten warte ich auf einen Operationstermin und es ist immer noch keiner in Aussicht, da aufgrund der wenigen Pflegekräfte Stationen geschlossen worden sind.
-
Mein Ehemann hat sich von mir getrennt und lebt mit einer Jüngeren zusammen.
-
Ich kriege meine Ängste einfach nicht in den Griff.
-
Ich wurde als Kind von meinem Vater oft geschlagen.
-
Meine Frau leidet an einer tödlichen Krankheit und wird bald sterben.
-
Die 24-Stunden-Pflege meines Schwiegervaters überfordert mich und meine Familie völlig.
-
Ich bin reingelegt worden und habe nicht die Mittel, mich zu wehren.
-
Ich weiß nicht, wie ich die gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten bewältigen soll.
-
Im Blick auf Corona hatten mein Mann und ich völlig gegensätzliche Ansichten. Was für ein ohnmächtiger Schmerz: Wir lieben uns, sitzen gemeinsam am Frühstückstisch – aber erreichen uns nicht.
-
Mein Unternehmen hat Arbeitsplätze abgebaut. Auch ich wurde »freigesetzt« (was für ein zynisches Wort!) und mit meinen 55 Jahren stehen die Chancen auf eine neue Stelle schlecht.
-
Mir ist ein Chef vor die Nase gesetzt worden, der seine Macht ausspielt.
-
Ich unterrichte eine »schwierige« Klasse und werde von einigen Schülern regelrecht tyrannisiert.
-
Ich bekomme seit Jahren nur Zeitverträge und wage es nicht, eine Familie zu gründen.
-
Ich hatte einen schweren Unfall und kann in der Folge vieles, was mir bislang wichtig war, einfach nicht mehr machen.
-
…
Und wie ist das bei Ihnen: In welchen Situationen fühl(t)en Sie sich ohnmächtig?
Vielleicht wunderten Sie sich beim Lesen, wie oft wir in unserer eigenen unmittelbaren Welt ein Geschehen nicht beeinflussen können. Wir keine Kontrolle haben – angefangen von dem verweigerten Schokoladeneis bis hin zur Bedrohung von Leib und Leben. Es scheint keinen Lebensbereich zu geben, in dem nicht das Gefühl von Ohnmacht und verwandte Empfindungen wie Hilflosigkeit, Frustration, Überforderung oder Schwäche nach uns greifen können.
Vermutlich steigen in Ihnen aber auch Ohnmachtsgefühle auf angesichts einer Welt, in der Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung, fortschreitender Klimawandel und Kriege eine bedrückende Realität darstellen.
Ohnmacht im großen Stil
Bereits im Jahr 2007 war laut einer groß angelegten Studie der Mental Health Foundation das Ohnmachtsgefühl die mit Abstand häufigste Reaktion auf die Probleme der Welt.1 Aktuelle Zahlen zeigen, dass dieses Erleben stark zugenommen hat: Das rheingold institut erhob in der »Zukunftsstudie 2021«, dass 76 Prozent der Deutschen pessimistisch in die Zukunft schauen. Die Menschen erkennen die nationalen und globalen Herausforderungen und anstehenden Umbrüche, begegnen ihnen aber in der Mehrheit mit einer resignativ-ohnmächtigen Grundhaltung: Sie glauben nicht daran, dass die großen Probleme unserer Zeit gelöst werden können, und trauen auch dem Staat dabei wenig zu. Und ihr eigenes Wirken erscheint ihnen wie ein Tropfen auf den heißen Stein.2
Bei zahlreichen Menschen entsteht der Eindruck, dass wir von einer Katastrophe in die nächste hineinschlittern. Viele treibt die ohnmächtige Sorge um unseren Planeten um: Wir steuern auf Kipppunkte zu, die das weltweite Klima unumkehrbar verändern werden, und haben diese teilweise bereits überschritten. Meere werden zugemüllt und Böden versiegelt, täglich sterben 150 Tier- und Pflanzenarten unwiderruflich aus, der Grundwasserspiegel sinkt und der Meeresspiegel steigt, Extremwetter häufen sich und Amazonien wird verwüstet … Ob die kommenden Generationen noch einen lebenswerten Planeten vorfinden werden und ob die menschliche Zivilisation überhaupt überleben wird, ist zumindest unsicher geworden! Ungezählte Konferenzen beschwören den Ernst der drohenden Klimakatastrophe, vor welcher der Club of Rome bereits in den 1970er-Jahren gewarnt hat, doch Ressourcenverbrauch und unverhältnismäßiger Konsum sind seitdem massiv gestiegen.
Alles in allem steuern wir auf eine globale Katastrophe zu! Angesichts dessen greift das Gefühl der Machtlosigkeit um sich: gegenüber Regierungen, die sich vielerorts eher an Lobbyinteressen als am Gemeinwohl orientieren, gegenüber Konzernen, die Regenwälder in Monokulturen verwandeln, gegenüber dem grassierenden Konsumwahn, der die Spirale von Ressourcenverbrauch und Müllproduktion weit über die Grenzen des planetar Erträglichen am Laufen hält.
Die Coronapandemie fügt sich in dieses Krisenszenarium ein. Dass ein winziger Virus die Dynamik einer technologisch hochgerüsteten Gesellschaft total ausbremsen (»downlock«) und die Welt auf den Kopf stellen kann, überstieg unser Vorstellungsvermögen. Die rasante und weltweite Ausbreitung eines Virus offenbart eine Schattenseite der lange Zeit von vielen gepriesenen Globalisierung und enttarnt den Glauben an die Beherrschbarkeit von Krankheit und Tod als bloßes Wunschdenken.
Ein drittes Großereignis, das auf breiter Ebene Gefühle von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein weckt, ist der Angriffskrieg gegen die Ukraine mit all seinen menschlichen, politischen und wirtschaftlichen Folgen. Laut einer Studie des rheingold instituts leiden die Menschen nach Ausbruch des Ukrainekrieges noch stärker als zu Beginn der Coronapandemie an einem extremen Ohnmachtsgefühl. »Sie fühlen sich paralysiert wie das Kaninchen vor der Schlange und wissen nicht, was sie – jenseits des Befürwortens der vollzogenen Sanktionen – noch machen können.« Viele fühlen sich »manövrierunfähig und völlig niedergedrückt. Sie haben das schwindelige Gefühl, dass ihnen der Boden unter den Füssen entzogen wird.«3
Der Ukrainekrieg birgt ein unabschätzbares Eskalationspotenzial, in dem auch ein Atomkrieg gefährlich nahe rückt. Hungerkatastrophen mehren sich und der Traum von einer demokratischen Modernisierung der ganzen Welt, der in den 90er-Jahren so hoffnungsvoll begonnen hatte, zerplatzt wie eine Seifenblase. Wut, Trauer und Angst wechseln sich ab mit Ernüchterung und Ohnmacht.
Und nicht zuletzt kann einen das Gefühl von Ohnmacht überkommen, wenn man an rechtsextreme Gewalt denkt, an das weltweite Erstarken autoritärer Parteien und Regime, an flüchtende Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, an die Kriege in Syrien, Kongo und Jemen, an die Unterdrückung von Frauen in Afghanistan und vielen anderen Ländern … Auf all das haben wir wenig oder gar keinen Einfluss.
Beim Schreiben dieser Zeilen fühle ich mich wie eingezwängt zwischen zwei Ängsten: zwischen der Angst vor den Abgründen, auf die wir zusteuern, und der Angst anzuerkennen, wie krank unsere Welt ist. Denn das könnte mich in Resignation und...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
---|---|
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | an Krisen und Konflikten wachsen • christliche Geschenke • Christliche Geschenkideen • Christliche Lebensführung • christliche Ratgeber • Christlicher Glaube • Corona-Krise • Corona Pandemie • Covid-19 • Ermutigung • Ermutigung Geschenk • Geschenk Mut machen • Geschenk positiv denken • Geschenk Trost • Geschenk Zuversicht • Globale Krisen • Hoffnung • Hoffnung für Krisenzeiten • Hoffnung für Krisen-Zeiten • Hoffnung für schwierige Zeiten • Klima Krise • kraft der gedanken • Kraft schöpfen • Krieg • Krisen bewältigen • Krisenbewältigung • Krisen meistern • Krisenresilienz • Lebensfragen • Lebenshilfe • lebenshilfe bücher • Lebenshilfe Ratgeber • lebensweisheiten bücher • Menschlichkeit • Mutmachbuch • Mut mach Buch • mutmachbuch für erwachsene • Mut machen • Ohnmachtsgefühl • Ohnmachtsgefühle überwinden • Pandemien • Positiv denken • positive Einstellung • Positives Denken • Resilienz • resilienz buch • Resilienzforschung • resilienz im Alltag fördern • Resilienztraining • Resilienz-Training • Seelsorge • selbstvertrauen buch • selbstvertrauen gewinnen • Sinnkrise • Ukraine Krieg • Zukunftsvision • Zuversicht • Zuversicht Buch • Zuversicht für Krisen-Zeiten • Zuversicht Geschenk • Zuversicht im Leben • Zuversicht lernen |
ISBN-10 | 3-96340-253-9 / 3963402539 |
ISBN-13 | 978-3-96340-253-1 / 9783963402531 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,2 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich