Der beste Platz zum Leben (eBook)

Wie ich loszog, ein Zuhause zu finden, das zukunftstauglich ist und glücklich macht | Sieben nachhaltige Wohn-Experimente

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46276-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der beste Platz zum Leben -  Anne Weiss
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Tiny House, Klimahaus, Selbstversorgerhof, Mehrgenerationenhaus - Bestseller-Autorin Anne Weiss erzählt von sieben Wohnexperimenten und wie es sich nicht nur besser wohnt, sondern auch einfach besser lebt Du suchst ein Zuhause, aber alles, was du dir leisten kannst, ist das schimmelige Souterrain? Du fragst dich, wo du bleiben sollst, wenn der Klimawandel unsere Städte aufheizt? Und du willst wissen, wie du in Zukunft menschenwürdig leben sollst, wenn die Wohnpolitik sich nicht ändert?  Anne Weiss träumt schon lange davon, dass der Wohnungsmarkt menschlicher wird. Davon, dass Städte lebenswert werden - naturnaher, nachbarschaftlicher, gerechter. Wie dieser Traum Wirklichkeit werden kann, probierte sie eines Tages einfach aus. Sie erzählt so hautnah wie humorvoll von sieben Wohnexperimenten: vom Leben im Tiny House, in einem Mehrgenerationenhaus, als Selbstversorgerin nahe der Natur oder im Plusenergiehaus - und zeigt dabei: So lebt sich's in Zukunft besser! Ein inspirierendes Buch zu einem der drängendsten Themen unserer Zeit - für alle, die sich Gedanken um ihre Zukunft und um die Zukunft unserer Gesellschaft machen.

Anne Weiss, Jahrgang 1974, studierte Sprachen und Kulturwissenschaften in Bremen. Sie arbeitete lange als Verlagslektorin und leitete eine Schreibschule. Inzwischen lebt sie als Autorin, Ghostwriterin und Coach in Berlin, entwickelt neben Sachbüchern auch fiktionale Formate und schreibt für verschiedene Magazine. Sie ist in Umweltinitiativen aktiv, setzt sich für Tierrechte ein und hält bundesweit Vorträge zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit Stefan Bonner zusammen schrieb sie höchst erfolgreich mehrere Bücher, darunter 'Generation Doof', 'Wir Kassettenkinder' und 'Generation Weltuntergang'. Zuletzt erschien von ihr bei Knaur 'Mein Leben in drei Kisten'.

Anne Weiss, Jahrgang 1974, studierte Sprachen und Kulturwissenschaften in Bremen. Sie arbeitete lange als Verlagslektorin und leitete eine Schreibschule. Inzwischen lebt sie als Autorin, Ghostwriterin und Coach in Berlin, entwickelt neben Sachbüchern auch fiktionale Formate und schreibt für verschiedene Magazine. Sie ist in Umweltinitiativen aktiv, setzt sich für Tierrechte ein und hält bundesweit Vorträge zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit Stefan Bonner zusammen schrieb sie höchst erfolgreich mehrere Bücher, darunter "Generation Doof", "Wir Kassettenkinder" und "Generation Weltuntergang". Zuletzt erschien von ihr bei Knaur "Mein Leben in drei Kisten".

Vor(w)ort


Petra steht in ihrer offenen Küche am Herd, der Duft von warmem Olivenöl und kochender Pasta steigt mir in die Nase, als ich mit einer großen Handvoll Salbeiblätter aus dem Garten zurückkehre.

»So viel ungefähr?« Ich zeige ihr meine Ausbeute – dickädrige Blätter, die ich von dem Strauch am Steinmäuerchen abgepflückt habe, der mich überragt. Warm von der Sonne schmiegen die Kräuter sich in meine Hand. Petra nickt, und ich beginne, die Blätter in einer Schüssel abzuspülen. Als sie das Grün ins heiße Fett wirft, zischt es.

»Puh, ist das warm.« Sie dreht den Hebel des Fensters neben der Spüle auf und schiebt die Flügel nach außen, wie es für diese Art Bauernhäuser typisch ist, dann wendet sie sich wieder der Pfanne zu. »Das wird lecker!«

Während der Salbei röstet, läuft auch mir das Wasser im Mund zusammen. Es gibt kaum etwas Besseres als dieses einfache Gericht. Mit einem Spaghettilöffel hieve ich Nudeln auf zwei Teller. Ich stelle sie auf den runden Tisch und lege Besteck daneben, dazu kommen unsere Gläser mit Wasser aus dem eigenen Brunnen. Petra kehrt mit einem Holzlöffel die krossen Blätter als Topping auf die Pasta.

»So ein schönes Haus«, sage ich zwischen zwei Bissen, als ich mich in ihrer Küche umsehe. Das Gehöft ist 370 Jahre alt, und meine Freundin hat es mit ihrem Mann selbst ausgebaut. Der Denkmalschutz schreibt ihr vor, wie sie das zu tun hat, darum gibt es auch die ungewöhnlichen Fenster.

»Musste ich anfertigen lassen«, hat sie mir einmal erzählt. »In der damaligen Zeit hielten die gut dicht, der starke Wind hat die Fensterflügel in den Rahmen gepresst.«

Die Regeln einer anderen Zeit.

Den Boden bilden große Steinplatten, die Zimmerdecke wird von dunklen Balken getragen, die Wände sind etwas uneben und heben sich hell vom Holz ab.

»Ich zeig dir später mal Bilder von der Renovierung.« Petra schüttelt den Kopf. »Das sah aus! Das Haus war so verfallen, dass die Nachbarn gesagt haben, ich wär übergeschnappt.« Sie lacht.

»Wieso ausgerechnet dieses Haus?«

»Wir hatten damals einen Ort gesucht, wo wir genug Platz für die Proben unseres Theaters hätten. Die Mieten in der Stadt waren so hoch, dass wir überlegten, aufs Land zu ziehen. Vom Denkmalamt haben wir uns eine Liste besorgt, auf der geschützte Häuser und Bauernhöfe in der Gegend standen, da kann man richtige Perlen finden.« Sie lächelt. »Es war Wochenende, ein sonniger Tag. Ich hab die Wiese gesehen, den alten Hof, die Linde vor dem verfallenen Stall, und ich wusste einfach: Das ist der beste Platz zum Leben.«

In diesem Moment beneide ich meine Freundin. Sie hat einen wunderbaren Ort geschaffen, mit ihren eigenen zwei Händen und nicht ganz ohne Schmerzen. Ihr Freund ist bei den Renovierungsarbeiten einmal sogar aus zwei Meter Höhe von der Leiter gefallen.

Petra hat für eine solche Aktion nicht nur den Durchhaltewillen, sondern auch eine besondere Gabe. »Ich sehe richtig vor mir, wie es später mal aussehen könnte«, sagt sie. Und wenn dieses innere Bild stimmt, so meint sie, dann schaffe sie eben auch scheinbar Unmögliches. So wie bei ihrem Haus.

Anders als sie habe ich ihn noch nicht gefunden, meinen besten Platz zum Leben. Den, wo ich immer bleiben werde, den ich erst verlasse, wenn man mich mit den Füßen voran rausträgt. Und ich kann mir kaum vorstellen, so viel Energie in einen Ort zu stecken wie Petra. Vielleicht fehlt mir die Fantasie dafür, was aus verfallenen Mauern rauszuholen ist, und die Gabe, aus der letzten Bruchbude ein Maximum an Gemütlichkeit zu kitzeln. Vielleicht scheue ich auch ganz einfach den ganzen gewaltigen Aufwand. Oder ist es mit den besten Plätzen wie mit der großen Liebe – sie sind einfach rar?

Merkwürdig, dass gerade ich mich so lange mit den immobilen Tatsachen in meinem Leben zufriedengegeben habe. Immerhin habe ich mir tausend Gedanken gemacht, wie viele Dinge in meinen vier Wänden herumstehen, aber nie über die Wohnung selbst. Und das, obwohl ich eine besondere Leidenschaft für menschliche Behausungen hege: Wenn ich eine fremde Stadt besuche, male ich mir gern aus, in welchem Viertel ich wohnen wollen würde. Ich bewundere die prunkvollen Fassaden oder ärgere mich über Bausünden.

Früher wusste ich genau, wie mein Traumhaus aussehen konnte. Als ich klein war, zeichnete ich nämlich immerzu Häuser. Große, kleine, in den Wolken und unter der Erde, mit Rutschen aus dem Obergeschoss in den Garten – das Haus konnte sogar auf dem Kopf stehen oder mitten im Meer. Stundenlang saß ich am Esstisch, tagsüber oder abends im Schein der Korblampe, und erschuf Wohnträume mit meinen Buntstiften. Gemeinsam mit meiner kleinen Schwester malte ich mir aus, wie wir später in eine Kate hinterm Deich ziehen würden. Sie wäre Malerin und ich Schriftstellerin, dann würde sie meine Bücher illustrieren und ich ihre Bilder betexten.

In meiner Fantasie entstand damals ein ganz genaues Bild, das ich noch immer vor meinem inneren Auge sehe: ein windgeschützter Garten, in dem frei ein paar Gänse und Hühner laufen, ein von Rosen überranktes Tor, Fachwerk und Reetdach, hellblaue Fensterläden. Die gute Stube mit dem knarzenden Dielenboden, der einladende Holztisch in der Wohnküche, das gemütliche Schreibzimmer samt Ausguck unterm Dach. Dieser Traum hat sich nicht erfüllt, aber das kleine Haus am Deich trage ich weiter in meinem Herzen. Wahrscheinlich, weil ich eben Norddeutsche bin – auf dem platten Land und am Meer fühle ich mich auch nach Jahren in der Stadt besonders wohl.

Gibt es diesen magischen Ort, an den ich mich in meiner Kindheit geträumt habe, eigentlich auch in der Wirklichkeit – und falls ja, hält er dann, was er verspricht?

Auch wenn ich die Sehnsucht danach behielt, mit meinem Fahrrad und im Südwester auf dem Deich gegen eine stramme Brise anzustrampeln, zog es mich als junge Erwachsene in die Großstadt: Da waren die Jobs, und ich wollte was erleben. Alles sollte nahebei sein, Leute, Party, Kultur.

Nach dem Studium zog ich in die Buchstadt Frankfurt am Main und machte ein Praktikum, dann weiter nach Köln fürs Volontariat, inzwischen bin ich in Berlin gelandet. Mit jedem Jahr und jedem Umzug wuchs mein Bedürfnis nach Natur, die Partylust dagegen schrumpfte. Aber ich zog keine Schlüsse daraus, weil andere Fragen wichtiger waren: der Lebensabschnittspartner, der bessere Verlagsjob, später die Selbstständigkeit, für die ich reisen und Kontakte pflegen musste.

Zweiundzwanzig Mal bin ich von einem Übergangszuhause zum nächsten gezogen, seit ich mein Elternhaus verlassen habe. Jede Wohnung war wie ein Kokon, den ich abstreifte, sobald die Zeit gekommen war und ich die Mittel hatte, mir was Besseres zu leisten. Oder bis ich umzog in eine andere Stadt, je nachdem, wohin der Job oder meine Laune mich verschlug. Jede Lebensphase eine Verpuppung – vom Wohnheimzimmer über die WG bis zur Zweizimmerwohnung. Einmal hatte ich mein Traumzuhause fast gefunden, da wohnte ich in einer Hausgemeinschaft. Doch die war in Köln, und Berlin lockte. Nachdem ich einige Jahre lang jeden Tag das Gefühl hatte, etwas zu verpassen, gab ich endlich nach und packte meine Sachen.

Meine Wohnvergangenheit hat keine gute Bilanz. Ich habe mir meinen Traum vom besten Zuhause nicht nur nicht erfüllt, ich habe auch nie wirklich danach gesucht. Dabei ist Wohnen ein, sagen wir, existenzieller Teil meines Lebens: Früher bin ich in den Verlag gefahren, heute sitze ich zu Hause und arbeite. Seit ich selbstständig bin, wohne ich praktisch rund um die Uhr.

Und mit Ende vierzig habe ich es nicht nur verpasst, mich heimelig einzurichten, ich habe auf dem Weg durch die verschiedenen Kokons auch ganz schön was eingesteckt. Habe in abgerockten möblierten Wohnungen gehaust. Ohne Bad. Mit Gemeinschaftskühlschrank, in dem die abgelaufenen Lebensmittel aus den Fächern darüber in meines tropften. Im feuchten Souterrain genauso wie ohne Isolierung unterm Dach. Im dunklen Altbau, wo büroklammerlange Silberfische über die Küchenwände liefen. Mit einer Mitbewohnerin, die feldwebelartig Zettel mit Anweisungen verteilte. Im Wohnheim mit einem Typen, der einen Drohbrief an meine Tür pinnte. Und einmal erklärte ich mich in der Not bereit, 2000 Euro Abstand zu zahlen für ein paar Baumarktmöbel, die nur noch für den Sperrmüll taugten. Für all das war ich sogar noch dankbar, weil ich überhaupt etwas gefunden hatte. Dankbar, weil die Wohnungen für das, was ich zahlen konnte, ganz okay waren und weil ich dem hektischen Gerangel bei der Wohnungssuche vorübergehend entkommen war.

 

Als ich eines Tages beschloss, Wohnexperimente zu wagen, hatte ich keine Vorstellung davon, was auf mich zukommt. Ich dachte, es ginge nur darum, eine gemütliche Bleibe für mich selbst zu finden. Um Fragen zu beantworten wie: Stadt oder Land? Allein oder zusammen? Und wie lebe ich im Alter? Die Orte suchte ich danach aus, wie gut ich mir vorstellen konnte, dass das Wohnen dort zukunftstauglich ist und glücklich macht. Und so lebte ich unter anderem im Bahnwaggon, im Tiny House, in einem Mehrgenerationenprojekt, im Ökodorf und in einer Jurte.

Dabei wusste ich, wie schwierig es oft ist, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu finden. Während meine Oma noch vom eigenen Häuschen träumte, sind die Menschen heute dem Wohnungsmarkt zunehmend ausgeliefert. Sie haben Angst, ihr Zuhause zu verlieren, etwa wegen Eigenbedarf gekündigt zu werden und in der Nähe nichts Vergleichbares zu finden. Für Menschen, die rassistisch diskriminiert werden, weil sie keinen deutsch klingenden Nachnamen haben oder ihr Äußeres der vermietenden Person nicht passt, ist die Suche oft gleich noch...

Erscheint lt. Verlag 21.8.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Anne Weiss • Architektur • Baumhaus • Bestsellerautorin • Buch • Buch über Wohnen • Experiment • Fahrradcity • Fassadengrün • Gemeinschaftshaus • Generation Doof • Glück • Glücklich sein • grünes Wohnen • Haus • Home office • Inspirierend • Jurte • Klimahaus • Leben auf dem Land • Leben in der Stadt • Leben in der Zukunft • Lebenshilfe • Mehrgenerationenhaus • Mein Leben in drei Kisten • Mietwohnung • Minimalismus • minimalistisches Leben • nachhaltig • Nachhaltigkeit • nachhaltig leben • Nachhaltig Wohnen • Ökodorf • ökologisches Wohnen • Ratgeber • Ratgeber wohnen • Sachbuch • Sachbuch Gesellschaft • Selbstexperiment • Selbstversorger • Siebenlinden • Soziales Wohnen • Sozialwohnung • Städtisches Leben • Stadtplanung • Stefan Bonner • Tiny House • Umwelt • unterhaltend • wie will ich leben • Wie wohnen wir in der Zukunft? • Wie wollen wir wohnen? • Wir Kassettenkinder • Wohnen • Wohnen in der Natur • Wohnexperimente • Wohnformen • Wohnung • Wohnungsmarkt • Wohnungsnot • Wohnwagen • Zukunft des Wohnens
ISBN-10 3-426-46276-1 / 3426462761
ISBN-13 978-3-426-46276-8 / 9783426462768
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