Stadtgemüse (eBook)
184 Seiten
Löwenzahn Verlag
978-3-7066-2929-4 (ISBN)
Angefangen hat Anna Meincke auf ihrer Dachterrasse in Duisburg, wo sie Gemüse, Kräuter und Beeren aus allen möglichen Kübeln wachsen ließ. Heute ist sie mit ihrem Unternehmen 'Dachgemüse' selbstständig, beliefert in Erfurt gemüsehungrige Städter*innen, betreibt einen Online-Shop mit Saatgut und Jungpflanzen und erzählt in Workshops und Seminare liebend gerne von Puffbohnen, Pak Choi und Hörnchenkürbissen - und wie du dein Lieblingsgemüse nicht mehr loswirst.
Angefangen hat Anna Meincke auf ihrer Dachterrasse in Duisburg, wo sie Gemüse, Kräuter und Beeren aus allen möglichen Kübeln wachsen ließ. Heute ist sie mit ihrem Unternehmen "Dachgemüse" selbstständig, beliefert in Erfurt gemüsehungrige Städter*innen, betreibt einen Online-Shop mit Saatgut und Jungpflanzen und erzählt in Workshops und Seminare liebend gerne von Puffbohnen, Pak Choi und Hörnchenkürbissen – und wie du dein Lieblingsgemüse nicht mehr loswirst.
Gemüseanbau in der Stadt ist auch auf scheinbar unbrauchbaren Flächen möglich und sinnvoll.
Hast du gewusst, dass 60 % der Europäer*innen in Städten leben? Ich gehöre auch dazu. Und ich lebe gern in der Stadt. Ich liebe ihre vielen kulturellen und gastronomischen Angebote. Sie eröffnet mir wahnsinnig viele Möglichkeiten auf kleinem Raum. Obwohl ich ein sehr naturverbundener Mensch bin, könnte ich mir nie vorstellen, auf dem Land zu wohnen. Das Schöne ist, Naturverbundenheit und Stadtleben schließen sich nicht aus. So kann ich Stadtmensch und Naturliebhaberin gleichzeitig sein. Wir können diese beiden Welten miteinander verschmelzen. Wir können nicht nur, wir müssen sie sogar zusammenführen, wenn wir die Probleme unserer heutigen Zeit lösen wollen.
Gesundheit, Urbanisierung und Umweltschutz sind drei der zwölf Megatrends unserer Zeit (Zukunftsinstitut, 20211). Immer mehr Menschen leben in Großstädten und legen Wert auf eine gesunde und nachhaltige Lebensweise. Aber die zusehends größer werdenden und dichter bebauten Städte bewirken genau das Gegenteil, sie verursachen viele nachteilige Umwelteffekte und wirken sich zudem negativ auf unsere Gesundheit aus. Die Städte leiden unter einer Überhitzung im Sommer, weil es zu wenig Grünflächen gibt und sich der Beton stark aufheizt. Die vielen versiegelten Flächen verhindern außerdem, dass Regenwasser vom Boden aufgenommen wird, wodurch Überschwemmungen entstehen. Die Luft wird von Abgasen verunreinigt, und es gibt kaum Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere, was sich wiederum negativ auf die Biodiversität auswirkt.
Wie aber können wir diesen Konflikt lösen und die großen Themen unserer Zeit – Urbanisierung, Umweltschutz und Gesundheit – miteinander kombinieren? Für mich gibt es dafür nur eine Lösung, die so naheliegend ist, dass ich es schockierend finde, dass wir sie noch nicht flächendeckend umgesetzt haben. Wir müssen wieder mehr Natur in die Stadt holen. Wir müssen kleine Ökosysteme und Grünflächen überall in der Stadt schaffen, wo es nur möglich ist: auf Balkonen, Flachdächern, in Innenhöfen, auf ungenutzten städtischen Brachflächen – einfach ÜBERALL! Es gibt so viele ungenutzte Flächen in der Stadt … Lasst sie uns nutzen und in kleine grüne Stadtoasen verwandeln und so die Luft verbessern, Wärmeinseln aufbrechen und Lebensräume für Kleinstlebewesen schaffen!
Das Leben beginnt, wenn man einen Garten beginnt.
Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Lasst uns die Städte essbar machen! Wir sollten diese Flächen nicht einfach nur mit hübschen Blumen und Sträuchern bepflanzen, sondern mit essbaren Pflanzen. Das wäre ein erster Schritt in die Ernährungssouveränität.
Das Wachstum der Städte führt nämlich auch dazu, dass die Landwirtschaft immer weiter verdrängt wird, da wertvolle Stadtrandlagen für den Wohnungsbau genutzt werden. Die Lebensmittelerzeugung entfernt sich so immer weiter von den Konsument*innen. Ohnehin werden nur 36 % des in Deutschland verbrauchten Gemüses auch hierzulande erzeugt (BIZ2). In Österreich sind es immerhin 50 %3. Der Rest muss aus dem Ausland importiert werden. Das führt zu einer doppelten Umweltbelastung. Durch die langen Transportwege der Lebensmittel werden unnötige Emissionen verursacht, und Frischgemüse muss aufwendig verpackt werden, damit es die langen Transporte unbeschadet übersteht. So entsteht jede Menge vermeidbarer Abfall. Auch das Verderben von Waren während der langen Transporte lässt sich nicht vermeiden und führt zusätzlich zu Lebensmittelverschwendung.
Gleichzeitig verursacht die konventionelle Landwirtschaft durch den Einsatz von Kunstdüngern hohe Treibhausgasemissionen und belastet das Grundwasser mit Nitrat.
Der Anbau von Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt, sowohl bei Insekten als auch bei Nutzpflanzen. Die Art der Bewirtschaftung schädigt außerdem die Bodenfruchtbarkeit und zerstört den natürlichen CO2-Speicher Humus.
Zusammenfassend: Wir Stadtbewohner*innen sind gezwungen, Gemüse zu essen, das weite Transportwege zurücklegt, unzählige Nährstoffe verloren hat, umweltschädlich angebaut wurde und in unnötig Plastikmüll gehüllt ist. Wir waschen unser Gemüse mit belastetem Trinkwasser, während wir unsagbar schlechte Stadtluft einatmen. Warum also überhaupt noch in der Stadt wohnen? Ich hätte da einen Lösungsansatz für genau diese Herausforderungen: Bauen wir doch das Gemüse einfach in der Stadt an.
Wenn man alle ungenutzten städtischen Flächen in kleine Gemüsefarmen verwandelt, schafft man Ökosysteme in den Städten, die einen Lebensraum für Kleinstlebewesen bieten, die Luftqualität verbessern, die Stadt kühlen, Regenwasser aufnehmen und zudem noch gesunde Lebensmittel erzeugen, die unverpackt mit minimalen Transportwegen, maximal frisch und nährstoffreich zu den Endkonsument*innen gelangen. Klingt zu schön, um wahr zu sein?
Vielleicht. Lasst uns diesen grünen Traum wahr machen! Ich habe schon damit begonnen und jetzt möchte ich diese Idee in die Welt tragen und mit dir teilen.
Aber jetzt erst mal: Alles auf Anfang
Wie es dazu kam?
Der grüne Daumen ist bei mir quasi genetisch verankert: Meine Mutter ist Floristin, meine Großeltern haben Gartenbau gelernt und mein Vater ist leidenschaftlicher Schrebergärtner. Schon als kleines Kind hockte ich mit meiner Urgroßmutter im Gemüsebeet, naschte Zuckerschoten direkt von der Pflanze oder pulte Gemüsekerne aus dem Abendessen, um sie einzupflanzen.
Während meiner Schulzeit ging diese Leidenschaft erst einmal verloren – andere Dinge waren wichtiger. Und es dauerte über zehn Jahre, bis ich sie schließlich wiederentdeckte. Alles begann nach meinem Studium. Ich studierte Ökologie und Umweltschutz in Zittau. Danach verschlug es mich nach Duisburg, wo ich eine kleine Zweizimmerwohnung bezog. Die Wohnung war zwar klein, aber dafür gab es eine 40 m2 große Dachterrasse. Und als ich eines Morgens so dasaß und überlegte, was ich mit dieser Fläche bloß anstellen sollte, fiel mir der Teebeutelspruch meines Yogitees in die Augen: „Das Leben beginnt, wenn man einen Garten beginnt.“
Natürlich, ein Garten! Und so begann ich, auf meiner Dachterrasse einen Gemüsegarten anzulegen. Und entgegen aller Vernunft kaufte ich nicht nur ein, zwei oder drei Pflanzkübel, sondern stellte binnen einer Saison die gesamte Dachterrasse mit Gemüse und Kräutern voll und pflanzte alles Mögliche und unmöglich Erscheinende dort an: Auberginen, Kartoffeln, Physalis, Zucchini, Brokkoli und vieles mehr. Und das alles mit erstaunlich großem Erfolg. Meine Gärtnerleidenschaft und Pflanzenneugier wurden wiedererweckt.
Und weil es so gut lief, fing ich an, Blogartikel über mein Dachgemüse zu schreiben und einen Instagram-Kanal aufzubauen. Das war 2016, das Jahr, in dem ich meine Gärtnerleidenschaft wiederentdeckte. Danach durfte es keine Wohnung mehr ohne Balkon oder Terrasse sein.
Inzwischen bin ich in meine Heimatstadt Erfurt zurückgezogen, wo ich zwar nur noch zwei Balkone bepflanzen kann, aber dafür andere große Gärtnerpläne schmiede. Heute, sechs Jahre später, habe ich meinen Job in der Stahlindustrie gekündigt, mich mit Dachgemüse selbstständig gemacht, eine Stadtfarm aufgebaut und schreibe dieses Buch.
Mein Unternehmen Dachgemüse umfasst drei verschiedene Geschäftszweige: einen Onlineshop für Saatgut und Jungpflanzen, die Direktvermarktung von Gemüse, das mitten in der Stadt angebaut wird, und Urban-Gardening-Events.
In meinem Onlineshop biete ich Biosaatgut und Jungpflanzen an, die speziell für den Anbau in Kübeln ausgewählt wurden, damit vor allem Stadtgärtner*innen ohne Garten ihr eigenes Gemüse anbauen können. Außerdem verwandele ich städtische Brach- und Dachflächen in kleine Gemüsefarmen, auf denen Sortenraritäten angebaut und in Form von Abo-Kisten direkt an die Endverbraucher*innen oder an die Gastronomie verkauft werden. Und inmitten dieser Stadtfarmen finden dann Events statt, wie Urban-Gardening-Workshops, Tomatenverkostungen oder Führungen.
Mein Ziel mit Dachgemüse ist es, den Gemüseanbau wieder dorthin zu bringen, wo die Menschen leben, die es auch essen. Ich will beweisen, dass es möglich ist, auch auf kleinen, städtischen Flächen wirtschaftlich, nachhaltig und modern Gemüse anzubauen. Ich möchte den Stadtbewohner*innen die dafür nötigen Mittel (Saatgut, Jungpflanzen und Wissen) an die Hand geben, um selbst tätig zu werden. Und natürlich möchte ich so viele Menschen wie...
Erscheint lt. Verlag | 13.3.2023 |
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Verlagsort | Innsbruck |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Garten |
Schlagworte | Anpflanzen auf kleiner Fläche • anpflanzen in der Stadt • Aqua Ponic • Dachfarm • Dachgemüse • Ernährungssouveränität • Essbare Stadt • Fassadenbegrünung • Gärtnern am Balkon • Gärtnern in der Stadt • Gemeinschaftsgarten • Gemüse und Obst in der Stadt anbauen • Grüne Städte • selbstversorgung in der stadt • Stadtbegrünung • Stadt der Zukunft • Stadtgarten • städtisches Gärtnern • Stadtnutzungskonzepte • Urban Farming • Urban-Farming-Projekte • Urban Gardening • Urban Gardening am Balkon • Urban-Gardening-Projekte |
ISBN-10 | 3-7066-2929-1 / 3706629291 |
ISBN-13 | 978-3-7066-2929-4 / 9783706629294 |
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Größe: 44,2 MB
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