Epistemische Ungerechtigkeit

Macht und die Ethik des Wissens

(Autor)

Buch | Hardcover
278 Seiten
2023
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-79892-4 (ISBN)
34,00 inkl. MwSt
Dass Wissen und Macht einander beeinflussen und durchdringen, dass sie sich wechselseitig verstärken oder blockieren können, ist keine neue Einsicht. Umso erstaunlicher ist, dass die Philosophie sehr lange gebraucht hat, um die ethischen Konsequenzen für unser Erkenntnisleben genauer unter die Lupe zu nehmen, die sich insbesondere aus mächtigen Vorurteilen und Stereotypen ergeben. In ihrem wegweisenden Buch, das mittlerweile als ein moderner Klassiker gilt, nimmt sich Miranda Fricker dieser Aufgabe an: Sie erschließt eine für Wissensgesellschaften hochaktuelle Form der Ungerechtigkeit, die sowohl die Menschlichkeit der Betroffenen als auch unsere geteilten Praktiken des Erkennens massiv bedroht.

Der Begriff, den Miranda Fricker geprägt hat und der auf den Punkt bringt, was in unserem Erkenntnisleben schiefläuft, lautet «epistemische Ungerechtigkeit». Sie findet statt, wenn beispielsweise Frauen, migrantischen Gemeinschaften oder der Bevölkerung ganzer Kontinente die Fähigkeit abgesprochen wird, relevantes Wissen zu erlangen und verlässliche Wahrnehmungen mitzuteilen. Um ein Unrecht, das Personen in ihrer Eigenschaft als Wissenden geschieht, handelt es sich aber auch dann, wenn marginalisierte Gruppen gar nicht im Besitz der nötigen Deutungsmittel sind – wie z.B. der Begriffe der sexuellen Belästigung oder des Stalking –, um ihre besondere Erfahrung überhaupt einordnen zu können. Miranda Fricker enthüllt diese beiden Formen der epistemischen Ungerechtigkeit als mächtige, aber weitgehend stille Dimensionen der Diskriminierung. Dabei untersucht sie nicht nur die besondere Natur des jeweiligen Unrechts, sondern macht auch deutlich, welche Tugenden wir erlernen müssen, um es zu verhindern.

Miranda Fricker ist Professorin für Philosophie an der New York University, Co-Direktorin des New York Institute for Philosophy und Honorarprofessorin an der University of Sheffield. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Moralphilosophie und sozialer Erkenntnistheorie, wobei ihr besonderes Interesse feministischen Perspektiven und dem Begriff der Tugend gilt.

Eine wirklich soziale Erkenntnistheorie: Miranda Frickers Epistemische Ungerechtigkeit. Eine kurze Einführung von Christine Bratu und Aline Dammel

Vorwort zur deutschen Ausgabe
Vorwort

Einleitung
1 Zeugnisungerechtigkeit
1.1 Macht
1.2 Identitätsmacht
1.3 Der zentrale Fall von Zeugnisungerechtigkeit

2 Vorurteile in der Glaubwürdigkeitsökonomie
2.1 Stereotype und vorurteilsbehaftete Stereotype
2.2 Gibt es vorurteilslose Zeugnisungerechtigkeit?
2.3 Welches Unrecht bewirkt Zeugnisungerechtigkeit?

3 Bezeugungen im Licht der Tugend-Epistemologie
3.1 Eine kurze Darstellung der dialektischen Position
3.2 Die verantwortliche Hörerin?
3.3 Tugendhafte Wahrnehmung in moralischer und epistemischer Hinsicht
3.4 Die Übung der Sensibilität

4 Die Tugend der Zeugnisgerechtigkeit
4.1 Vorurteile korrigieren
4.2 Geschichte, Schuld und moralische Enttäuschung

5 Die Genealogie der Zeugnisgerechtigkeit
5.1 Eine dritte fundamentale Tugend der Wahrheit
5.2 Eine hybride Tugend: Intellektuell-ethisch

6 Ursprüngliche Bedeutsamkeiten: Eine erneute Betrachtung des Unrechts
6.1 Zwei Arten von Schweigen
6.2 Über den Begriff des Wissenden

7 Hermeneutische Ungerechtigkeit
7.1 Der zentrale Fall von hermeneutischer Ungerechtigkeit
7.2 Hermeneutische Marginalisierung
7.3 Das Unrecht der hermeneutischen Ungerechtigkeit
7.4 Die Tugend der hermeneutischen Gerechtigkeit


Schluss
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Register
Informationen zur Autorin, Übersetzerin und den Verfasserinnen des einführenden Vorworts

»'Epistemic Injustice' ist zum Klassiker avanciert. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass das Buch nun endlich auch auf Deutsch - übersetzt von Antje Korsmeier - erscheint.« Soziopolis

»Ist es das wichtigste philosophische Buch unserer Epoche? Schon 2007 erschienen, jetzt auf Deutsch: Die in New York lehrende Denkerin will Diskriminierung noch einmal genauer durchleuchten« DIE ZEIT Literatur

»Eines der wichtigsten und bahnbrechendsten Themen, die in den letzten Jahren in der Philosophie entwickelt wurden.« Ian James Kidd, José Medina und Gaile Pohlhaus

»Die spannende Untersuchung eines weit verbreiteten Problems, das selten diskutiert wird.« Feminist Review

»Mutig und überzeugend, gehaltvoll und elegant geschrieben.« Times Literary Supplement

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Epistemic injustice
Maße 139 x 217 mm
Gewicht 490 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Geisteswissenschaften Philosophie Ethik
Schlagworte Ausbeutung • Diskriminierung • Epistemische Ungerechtigkeit • Erkenntnistheorie • Ethik • Frauen • Klassiker • Macht • Migranten • Miranda Fricker • Moralphilosophie • People of Color • Philosophie • Sexueller Missbrauch • Soziale Erkenntnistheorie • Stereotype • Ungerechtigkeit • Vorurteile • Wissen
ISBN-10 3-406-79892-6 / 3406798926
ISBN-13 978-3-406-79892-4 / 9783406798924
Zustand Neuware
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