Ungehorsam – Wie ich der Sekte meiner Familie entkam (eBook)

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2023 | 1. Auflage
448 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0562-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ungehorsam – Wie ich der Sekte meiner Familie entkam - Faith Jones
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»Ihr Buch ist vom ersten Satz an schwer aus der Hand zu legen. Jones nimmt uns mit in eine Welt, die sich nur wenige von uns vorstellen können.«

Newsweek


Faith Jones wird in die Sekte Children of God, auch bekannt als die »Family«, hineingeboren, die ihr Großvater 1968 in Kalifornien gegründet hat. Sie wird zu einem Mitglied einer religiösen und streng patriarchalen Gemeinschaft erzogen, die sich auf den Weltuntergang vorbereitet. Beten, gehorchen, bekehren.

Im Laufe der Jahrzehnte wächst die Sekte zu einer international agierenden Organisation heran, die mit ihren alarmierenden Sexualpraktiken und Vorwürfen des Missbrauchs und der Ausbeutung für Schlagzeilen sorgt. Auch Faith wird missbraucht. Sie überlebt mit unbezwingbarem Willen, eignet sich selbstständig Schulwissen an und bricht mit dreiundzwanzig Jahren aus, um sich endlich ihren Traum zu erfüllen und zu studieren - und alles, was sie bisher in ihrem Leben kannte, hinter sich zu lassen.

Eine aufrüttelnde Coming-of-Age-Geschichte, die die Mechanismen von religiösem Fanatismus, Unterdrückung und Machtmissbrauch gnadenlos bloßlegt.


»Fesselnd und durchdacht, schockierend und manchmal anstößig, ist es auch ein sehr wichtiges Buch.«

Washington Post



FAITH JONES, geboren 1977 in Hongkong, wuchs in der Sekte Children of God auf, die ihr Großvater David Berg 1968 in Kalifornien gegründet hatte. Mit Anfang zwanzig schaffte sie es, sich zu befreien, und arbeitet heute als Anwältin, Aktivistin und Unternehmensberaterin. Faith Jones ist erfolgreiche TEDx-Rednerin (»I Own Me«), hat die Welt bereist und humanitäre Hilfe in Kasachstan, Russland, Japan und Taiwan geleistet.

EINE (NICHT GANZ SO) KURZE CHRONIK MEINER FAMILIE UND DER CHILDREN OF GOD


Vier Generationen von Evangelisten

Mein Vater ist Evangelist in der vierten Generation. Sein Urgroßvater, John Lincoln Brand aus Muskogee, Oklahoma, war ein Baptistenprediger, der in den Kirchen von Denver, Toledo, Valparaiso und St. Louis tätig war. Später wurde er zu einem Anführer im Campbellite Movement (der Stone-Campbell-Bewegung, heute als Disciples of Christ, die Kirche der Jünger Christi, bekannt) und errichtete und leitete Kirchen überall in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt. Seine Reisen führten ihn nach Kanada, Mexiko, Europa, Asien, Afrika, Australien und auf die Pazifischen Inseln. Außerdem arbeitete er als Dozent und verfasste mehr als zwanzig Bücher.

Seine Tochter Virginia war die Großmutter meines Vaters und ebenfalls eine bekannte Predigerin. Mit ihrem Programm Meditation Moments, Zeit der Meditation, das erstmals in den 1930er-Jahren in Miami, Florida, ausgestrahlt wurde, kann sie sich rühmen, als die erste weibliche evangelikale Radiopredigerin des Landes zu gelten. Sie war eine bedeutende Evangelistin und Anhängerin der Erweckungsbewegung, die mit ihren evangelikalen Mischkan-Veranstaltungen in ganz Amerika Tausende von Menschen anlockte.

Ihr starker Glaube an Jesus entwickelte sich jedoch erst später in ihrem Leben. Obwohl als Christin erzogen, wurde ihr Glaube vom frühen Verlust der Mutter im Alter von Anfang zwanzig erschüttert, und eine Zeit lang bezeichnete sie sich selbst als Agnostikerin. Nur ein Wunder konnte sie wieder zurück zum Glauben führen: Kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes, Hjalmar Jr., stürzte sie und erlitt einen zweifachen Wirbelbruch, der ihr schreckliche Schmerzen bereitete und sie häufig ans Bett fesselte. Auch mehrere Operationen halfen nicht weiter, sodass die Ärzte ihren Zustand schließlich als unheilbar diagnostizierten. Doch ihr Ehemann, Hjalmar Berg, ein evangelikaler Geistlicher, betete unermüdlich für sie.

Die Wunderheilung meiner Urgroßmutter

Eines Nachmittags flehte Virginia – schmerzzerfressen und am Ende ihrer Kräfte – Gott um Hilfe an. Eine Bibelstelle kam ihr in den Sinn: »Worum ihr im Gebet auch bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, dann werdet ihr es auch erhalten.« (Markus 11,24). Daraufhin sagte sie: »Ich glaube.« In diesem Augenblick, so heißt es, wurde sie auf wundersame Weise geheilt und stand von ihrem Bett auf.

Hjalmar predigte zu der Zeit in einer kleinen Gemeinde in Nordkalifornien, und am nächsten Morgen legte meine Großmutter dort Zeugnis über das Wunder ab. Schon bald erhielt sie unzählige Einladungen für weitere Vorträge und Virginias Renommee und Anhängerschaft wuchsen. Über wundersame Heilungen zu predigen widersprach zwar der Doktrin ihrer Kirche, doch Virginia und Hjalmar weigerten sich, darüber stillzuschweigen, und wurden schließlich von den Disciples of Christ ausgeschlossen.

Kurz darauf traten sie der Christian and Missionary Alliance bei, einer evangelikal-protestantischen Religionsgemeinschaft mit starkem Fokus auf Missionsarbeit. Zu diesem Zeitpunkt hatten Virginia und Hjalmar ihre Familie um das zweite und dritte Kind erweitert: eine Tochter, die sie ebenfalls Virginia nannten, und meinen Großvater, David, der am 18. Februar 1919 in Oakland, Kalifornien, geboren wurde.

Die fünfköpfige Familie reiste mehrere Jahre in den Vereinigten Staaten umher, da sie ihre Erweckungsvorträge in Kirchen überall im Land hielten. Virginias Geschichte von der wundersamen Heilung zog stets große Menschenmengen an, meist erschienen zwischen vier- und zehntausend Zuhörern. Dank des großen Andrangs und ihrer bewegenden Worte wurde sie schließlich eingeladen, hauptamtlich als Predigerin in einer Kirche in Miami, Florida, tätig zu werden.

Nach fünfzehn Jahren in Miami vermisste Virginia die Zeit des Umherreisens so sehr, dass sie in den späten 1930er-Jahren zu ihrem Leben als fahrende Evangelistin zurückkehrte. Mein Großvater David war als einziges von ihren drei Kindern an einem Leben im Dienst Gottes interessiert, also nahm sie ihn als Chauffeur und Assistenten mit auf Tour, und gemeinsam veranstalteten sie riesige Events und Erweckungspredigten in Zelten überall in den USA.

Grandpas Rebellion und Neuorientierung

1941 wurde David mit zweiundzwanzig Jahren in die Armee eingezogen. Er hätte dies verweigern können, denn Geistliche und Theologiestudenten waren vom Militärdienst befreit. Aber inzwischen war er es leid, unter der Fuchtel seiner Mutter zu stehen, und wollte mehr Abenteuer erleben. Im Ausbildungslager erkrankte er jedoch an einer doppelseitigen Lungenentzündung, und laut eigener Aussage rechneten ihm die Ärzte keine großen Überlebenschancen aus, also versprach er Gott, dass er im Falle der Genesung sein Leben in Seinen Dienst stellen würde. Genau wie seine Mutter behauptet David, dass er auf wundersame Weise umgehend geheilt war – ganz zum Erstaunen aller Ärzte und Krankenschwestern.

Aufgrund eines Herzleidens wurde David schließlich trotzdem aus medizinischen Gründen aus dem Militärdienst entlassen und kehrte zu Virginia zurück. Er mochte das Nomadenleben, aber die bescheidene Rolle als Assistent seiner Mutter stellte ihn nicht zufrieden. Er wollte selbst Predigten halten. Zunächst teilte Gott ihm jedoch mit, dass er geduldig sein müsse und seine Zeit irgendwann kommen werde.

Die beiden hielten sich gerade in Kalifornien auf, als Grandpa meine Großmutter, Jane Miller, in der Little Church in Sherman Oaks traf, wo sie als Sekretärin arbeitete. Jane, zierlich und brünett, war in Kentucky in einer Familie von Baptisten aufgewachsen und eine fromme Christin. Im Juli 1944 heirateten die beiden heimlich, und zwei Jahre später wurde ihre erste Tochter Deborah geboren, gefolgt von Sohn Aaron im Jahr 1948. Kurz darauf wurde David von der Christian and Missionary Alliance zum Prediger ernannt und nach Valley Farms, Arizona, entsendet, einer staubigen Wüstenstadt knapp hundert Kilometer südlich von Phoenix.

Die Gemeinde bestand aus einer Mischung von weißen Südstaatlern, Ureinwohnern Amerikas und Mexikanern, die allesamt Schwierigkeiten hatten, friedlich miteinander zu leben. Durch seine Predigten verschärfte David die Spannungen allerdings nur, da er auf Integration drängte und vorschlug, dass die vermögenderen Gemeindemitglieder mehr von ihrem Geld mit den Bedürftigeren teilen sollten. Davids Gesinnung würde sich erst später konkreter zeigen, doch schon jetzt begann er, seine Vorstellungen eines christlichen Kommunismus, begründet auf der Apostelgeschichte 2,44, zu formulieren. Seine Forderung verärgerte die der Gemeindeleitung näherstehenden weißen Kirchgänger, und so wurde er schließlich entlassen. Die Erfahrung verleidete ihm die Kirche als Institution nachhaltig. Enttäuscht, aber unbeirrt, kehrte David mit seiner sechsköpfigen Familie zum Nomadenleben zurück – mit dabei auch mein Vater, Jonathan »Hosea« Emmanuel, der 1949 geboren worden war, und seine kleine Schwester Faithy, nach der ich später benannt wurde. Sie landeten schließlich in Huntington Beach, Kalifornien, wo Davids Eltern sich für ihren Ruhestand niedergelassen hatten. David brachte die Familie mit Gelegenheitsjobs durch, darunter auch eine kurzzeitige Anstellung als Lehrer und Busfahrer an einer christlichen Schule. Doch er war zutiefst unglücklich, wandte sich daher 1951 in der Hoffnung auf einen Rat an Gott und erhielt eine Offenbarung, die ihn auf einen völlig anderen und neuen Weg führte: Er war überzeugt, dass Gott von ihm verlangte, vollkommen aus dem »System« – sozusagen der Kirche als Institution – auszubrechen und erneut auf Tour zu gehen, um für Jesus Seelen zu retten. Also kündigte er von einem Tag auf den nächsten seinen Job und schrieb sich in einen dreimonatigen Kurs an der Soul Clinic in Los Angeles ein, einer Missionarsschule, die von Reverend Fred Jordan gegründet worden war.

Grandpa geht an die Jordan Missionary School

Reverend Fred Jordan war einer der ersten Fernsehprediger in den USA und gründete im Jahr 1949 die Fred Jordan Mission, die sich um Arme und Obdachlose kümmerte und eine Schule für angehende Missionare betrieb. Meinem Vater gefielen seine Ansichten sehr, insbesondere der Glaube, dass Gott in allem war und Gläubige sich nicht in einem Gotteshaus versammeln mussten, um mit dem Herrn zu kommunizieren.

Reverend Jordan hatte großen Einfluss auf David, und die beiden arbeiteten die nächsten fünfzehn Jahre lang auf verschiedenste Art und Weise zusammen, wodurch gleichzeitig vorgegeben war, wo und wie David mit seiner Familie lebte. Teil seiner missionarischen Ausbildung war ein Aufenthalt in Jordans Texas Soul Clinic in Thurber, Texas – auch »Die Ranch« genannt –, wo sich die Bekehrten einer Art militärischem Training unterziehen mussten, welches sie auf die Entbehrungen des Lebens als Missionare vorbereiten sollte.

Mein Vater war drei Jahre alt, als mein Großvater zum ersten Mal mit der Familie auf die Ranch zog. Sie blieben zwei Jahre lang dort, bevor David und Jane nach Florida übersiedelten und in Miami eine Zweigstelle von Fred Jordans Missionarsschule eröffneten.

In Miami lebten sie in einer Kommune zusammen und teilten sich ein großes Haus mit Gleichgesinnten, die ebenfalls die Missionarsausbildung durchliefen, und verbrachten die Sommer als Familie auf missionarischen Reisen durch die USA.

Das...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2023
Übersetzer Sabrina Sandmann, Freyja Melsted
Sprache deutsch
Original-Titel Sex Cult Nun
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Geisteswissenschaften
Schlagworte Befreit • Charles Manson • Children of God • David Berg • Emanzipation • Endzeit • Familie • Fanatismus • Gewalt • Kindesmissbrauch • Law of love • Macau • Machtmissbrauch • Machtmissbrauch in Familie • Missbrauch • My Unorthodox Life • Recht am eigenen Körper • Religiöser Fanatismus • Religiöse Sekte • Sei lieb – bete und gehorche • Sekte • the family • Unorthodox • Unterdrückung • Weltuntergang • Zwischen Himmel und Hölle
ISBN-10 3-7499-0562-2 / 3749905622
ISBN-13 978-3-7499-0562-1 / 9783749905621
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