Herzblut -  Harald Steffen

Herzblut (eBook)

MSV Duisburg-Die Spielzeit 2021/2022 aus der Sich eines Fans
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
172 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-4678-6 (ISBN)
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Im Grunde war diese Saison eine Kopie der vorherigen Spielzeit. Der Unterschied mag darin gelegen haben, dass zwei statt drei Trainer einschließlich Sportdirektor benötigt wurden, um die Klasse zu halten. Bereits ab dem zweiten Spiel war absehbar, dass im weiteren Verlauf der Saison die Unbeständigkeit die einzige Konstante sein wird, da einigen Siegen sogleich auch wieder mehrere sieglose Spiele folgten. Wie im Jahr zuvor konnte erst am vorletzten Spieltag die Klasse gesichert werden. Gegen Ende war nach dem Rückzug von Türkgücü München auch noch der Rechenschieber erforderlich, da Punkte abgezogen und Spiele am Rande der Wettbewerbsverzerrung abgesagt werden mussten. Ein trauriger Höhepunkt war aber der erste Spielabbruch im deutschen Profifußball aufgrund eines mutmaßlich rassistischen Vorfalls, der Duisburg medial erneut in ein negatives Licht rückte, an deren Aufarbeitung und Richtigstellung jenseits unserer Stadt in der Folge aber niemand mehr interessiert war. Diese extrem anstrengende Saison bestätigt erneut, dass der Fan des MSV Duisburg eine Menge Herzblut benötigt.

Harald Steffen wurde 1968 in Duisburg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Neben seiner Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter macht er Musik. Außerdem fotografiert er sehr gerne; mit Vorliebe die Landschaft Skandinaviens sowie der britischen Inseln. Und durch seine Leidenschaft zum Fußball, insbesondere dem MSV Duisburg, ist er zum Autor geworden.

8. August 2021 - 2. Spieltag
MSV Duisburg - TSV Havelse


Nein, ich habe mich nicht vertan. Unsere Saison beginnt tatsächlich mit einem Nachholspiel. Nachdem bereits das erste Spiel in Osnabrück wegen zu vielen Fällen von Corona abgesagt wurde, folgte sogleich auch das erste Heimspiel gegen Havelse. Dieses wird dann aber schon heute nachgeholt, da weder wir noch unser Gast im DFB-Pokal involviert sind, dessen Erstrundenspiele an diesem Wochenende ausgetragen werden. Was unsere Mannschaft betrifft muss ich zugeben, dass mir von den Neuzugängen noch nicht viele im Gedächtnis haften geblieben sind. Die drei von mir per Livestream angeschauten Vorbereitungsspiele waren dahingehend auch nicht ausreichend. Also wollte ich mein Wissen beim Cup der Traditionen vertiefen, wozu es bekanntermaßen aber auch nicht gekommen ist. Immerhin konnte ich mir meine Dauerkarte kaufen, wobei ich alle Hinweise einer möglichen Erstattung rund um Corona schlichtweg ignoriert habe. Ich wollte die Karte einfach nur haben. Zwar mussten die Fans für heute trotzdem ein separates Ticket kaufen, da die Plätze natürlich nicht die angestammten sein werden, aber egal. Der Kauf wurde mit der Dauerkarte verrechnet.

Natürlich reist unsere kleine Fangemeinde, bestehend aus Peter, Thomas, Lisa-Marie, Björn und mir, heute per Rad an. Der erste Stopp erfolgt dann sogleich in Homberg. Nur wenige Minuten, nachdem wir Björn abgeholt haben. Denn es gibt das erste Bier für die vier alten Männer. Lisa-Marie muss sich vorkommen wie die Betreuerin einer Seniorengruppe, die Ausgang hat. Und dann wird es uns mehr und mehr bewusst: Wir fahren ins Stadion. Wahnsinn. Das letzte Mal war es gegen Zwickau im September 2020. Es tut so gut. Und wir merken, was uns gefehlt hat Es gibt auf der Fahrt so viele Dialoge mit dummen Sprüchen, die wir so vermisst haben. Zu viele, um sie mir zum Aufzuschreiben merken zu können.

Der zweite Stopp am Rheindamm

Ich war es, der heute auf eine frühere Abfahrt gedrängt hat. Eigentlich, weil ich meinerseits mangelnde Kondition befürchtete und ich mit den Anderen nicht würde mithalten können. Das klappt aber erstaunlich gut, weshalb wir zeitig am Stadion sind. Dann aber sehen wir die Warteschlangen an den Eingängen und sind froh, den zeitlichen Puffer eingebaut zu haben. Der Grund für den Personenstau ist jetzt aber nicht das hoher Besucheraufkommen, sondern die Überprüfung der 3G-Regel. Weil Peter während der Wartezeit darauf hinweist, auf Toilette zu müssen, überlegen wir, ihn spontan als Pflegefall zu melden, um ihn und uns als sein Betreuungsteam eher in Stadion zu bekommen.

Beim Einnehmen der Plätze, zumindest sitzen wir weitestgehend zusammen, muss ich mich an zwei Dinge gewöhnen. Erstens sitze ich nicht an meinem Stammplatz, sondern eine Reihe höher und zweitens: Wir sind wieder im Stadion. Es wirkt so neu und doch so vertraut. Apropos neu: Das Thema mit den neuen Namen und Nummern wird akut. Aber mit Rolf Feltscher ist auch ein neuer Alter dabei. Wie gesagt, ich hatte im Vorfeld kaum Zeit und auch wenig Motivation, mich mit der neuen Spielzeit zu beschäftigen. Ich war primär froh, überhaupt mein letztes Buch zeitig fertigbekommen zu haben. Obwohl ich mir aufgrund der beiden Spielabsagen letztendlich auch noch etwas mehr Zeit hätte lassen können. Aber dann wäre ich vermutlich immer noch nicht fertig.

Dann ist es soweit. Die Hymne ist mit viel Gänsehaut gesungen und der Ball rollt. Sogleich gibt es auf der halbrechten Seite einen Freistoß für uns. Aber Stoppelkamps Hereingabe ist zu kurz. Wie letzte Saison. Nur eine Minute später folgt der nächste Freistoß von ähnlicher Position. Stoppelkamps Ball kommt jetzt besser, Kopfball Schmidt und … Pfosten. Schon besser. Dazu Fangesänge, als ob das Stadion ausverkauft wäre. Das ist schön und befremdlich gleichermaßen. Und ich muss mich auch erst wieder an das handschriftliche Notieren gewöhnen. Zuletzt habe ich das immer direkt am PC oder Notebook gemacht. Auch nach fünf Minuten macht der MSV macht mächtig Druck. Ich verschaffe mir einen Überblick bezüglich der Aufstellung. Neben Stoppelkamp und Weinkauf kenne ich noch Frey und Ademi. Der steht für Bouhaddouz in der Startelf, da er wohl angeschlagen ist. Ein erster Angriff der Gäste wird von Weinkauf zur Ecke geklärt.

In der 11. Minute bekommt Ajani die Gelbe Karte, weil er sich über eine Entscheidung des Schiedsrichters aufgeregt hat. Nach einem rüderen Foul der Gäste hingegen gibt es nur eine Ermahnung. Das alte Leid. Die ersten fünfzehn Minuten sind um und so langsam gewöhne ich mich wieder an das Stadionfeeling. Gewöhnen muss ich mich aber daran, dass der MSV das Spiel fest im Griff hat. Es fehlen nur der letzte Pass und das Tor. Nur. Die Hälfte der ersten Halbzeit ist um, als der Pass in den Strafraum zu Ademi kommt, der den Ball aber nicht unter Kontrolle bringen kann. Die Duisburger Dominanz verflacht etwas. Und ich stottere beim Schreiben. Weil ich so undeutlich schreibe, dass ich meine eigenen Hieroglyphen vermutlich nicht mehr identifizieren kann. Dann schreibe ich etwas, das ich definitiv lesen kann: Ich will jetzt ein Tor. Frey scheint mich gehört zu haben und versucht es aus der Distanz. Ist es ein Schuss? Denn Ademi stoppt den Ball im Strafraum mit dem Rücken zum Tor an, dreht sich, legt sich den Ball zurecht und schießt den Ball zur Führung ins lange Eck. Jubel. Oh, wie habe ich das vermisst. Gut, gejubelt haben wir auch in der letzten Saison. Aber im Wohnzimmer oder gar in der Videokonferenz ist das etwas völlig Anderes. Das hier ist Fußball.

Nach einer halben Stunde muss ich dann auf die Toilette, was ich natürlich mit einer entsprechenden biertechnischen Neuversorgung verknüpfe. Laut Björn habe ich eine Großchance von Feltscher verpasst, der frei vor dem Keeper gestanden und vorbeigeschossen haben soll. Auch in der Folge lassen die Zebras keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier Herr im eigenen Haus ist. Noch zehn Minuten bis zur Pause. Den Pass von links in den Strafraum nimmt Ademi an und legt ab zurück zu Stoppelkamp. Der avisiert mit rechts den rechten Winkel an und … trifft die Unterkante der Latte. Leider springt der Ball wieder zurück ins Spielfeld. Es hätte durchaus schon 3:0 stehen können. So aber steht es auch fünf Minuten vor der Pause nur 1:0. Der MSV macht das echt gut. Ich wusste ohnehin nicht, was ich erwarten soll. Darum habe ich nichts erwartet, weshalb meine Erwartungen übertroffen wurden. Bis jetzt jedenfalls. Bis zur Pause passiert aber nichts mehr. Ich treffe mich mit Andrea und Gunnar zum Pausentalk. Zwei Minuten verspätet kehre ich zurück und Björn berichtet erneut, dass ich eine gute Kopfballchance von Velkov verpasst habe.

Nach fünf gespielten Minuten versucht es Feltscher aus der Distanz. Dessen Schuss wehrt der Keeper aber ab. Zwei Minuten später. Nach einem Fehler im Spielaufbau kommt in unserem Strafraum ein Havelser zu Fall. Sofort entscheidet der Schiedsrichter auf Strafstoß. Wie doof ist das denn jetzt? Ich notiere den Sachverhalt noch, da gibt es schon Jubel. Weil der Schütze über das Tor geschossen hat. Einerseits ist das gut. Andererseits frage ich mich, wie es so schnell zur Ausführung kommen konnte. Oder liegt das daran, dass meine innere Uhr im Stadion noch langsamer tickt? Aber egal. Wichtig ist, dass wir nach wie vor in Führung liegen und wir den Elfmeter als Warnschuss nehmen sollten. Und zwar dafür, den zweiten Treffer zu erzielen. Nach einem abgewehrten Angriff des MSV kommt Frey aus der Distanz zum Schuss. Aber der Keeper holt den Ball aus dem Winkel. Und die Zebras haben das deutliche Zeichen offensichtlich wahrgenommen. Nach einer Flanke von links kommt Ajani zum Kopfball. Knapp vorbei. Es wird echt Zeit für das 2:0.

Eine gute Stunde ist um. Havelse kommt im Strafraum zum Schuss, aber Weinkauf ist zur Stelle. Bloß nicht einlullen lassen. Auch Peter fordert vehement das 2:0. Jetzt bricht Björn auf zur Erledigung des Toiletten- und Biergangs. Derweil kommt Bakir in den Strafraum und zu Fall. Auch hier erfolgt der Elfmeterpfiff. Wie schon zuvor gegenüber, kann ich auch diese Entscheidung weder bestätigen noch bestreiten. Stoppelkamp steht bereit und vollendet souverän zum 2:0. Yes! Björn kommt mit Bier und Pommes zurück, berichtet aber zumindest die Ausführung des Elfmeters gesehen zu haben. Zwei Minuten nach dem 2:0 nimmt Dotchev den ersten Wechsel vor. Pusch kommt und Bakir geht. Nach einem langen Pass kommt Pusch auch in Ballbesitz, nachdem er sich robust im gegnerischen Strafraum des Spielgerätes bemächtigt hat. Er macht einen Haken in die Mitte und schießt zum 3:0 ins kurze Eck. Was für ein geiler Tag. Gerade mal achtundzwanzig Sekunden hat es von der Einwechslung bis zum Tor gedauert. Das darf dann wohl als gelungener Einstand betrachtet werden. Dass mit 7.661 Zuschauern nicht alle da sind, die hätten kommen dürfen,...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-7562-4678-7 / 3756246787
ISBN-13 978-3-7562-4678-6 / 9783756246786
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