Buddhismus im Alltag - Steve Hagen

Buddhismus im Alltag

Freiheit finden jenseits aller Dogmen

(Autor)

Buch | Softcover
288 Seiten
2005
Goldmann Verlag
978-3-442-21695-6 (ISBN)
7,95 inkl. MwSt
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Steve Hagen entstaubt den Buddhismus und macht ihn jenseits von Riten und Fachjargon dem westlichen Sucher verfügbar. Es geht letztlich nicht um Meditation, nicht um Rezitation von Mantras, nicht um die Befolgung von Lebensregeln. Die authentische Lehre Buddhas zielt darauf ab, uns sehend zu machen, ohne die Bevormundung durch den zensierenden Geist. Mit Hilfe von Gedichten und Anekdoten führt Steve Hagen mit sicherer Hand durch die gängigsten Untiefen des westlichen Denkens – bis hin zum Erwachen aus der geistigen Hypnose.






Steve Hagen war mehr als 30 Jahre lang Schüler von buddhistischen Meistern, allein 15 Jahre verbrachte er mit Dainin Katagiri Roshi, der ihn zum Lehren des Buddhismus ermächtigte. Als Zen-Priester leitet er das Dharma Field Zen Center in Minneapolis. Sein

Vorwort: SIEH SELBST TEIL EINS: TRÜBES WASSER 01. Paradox und Verwirrung 02. Wenn wir auf die Wahrheit treten 03. Das Problem beim Ausmerzen des Bösen 04. Komplett verdreht 05. Geistiger Juckreiz 06. Winterlich gestimmt 07. Kein Geheimnis 08. Wiedergeburt oder Reinkarnation 09. Das große Geheimnis ist offensichtlich 10. Das Webmuster der Wirklichkeit 11. Weder heilig noch profan 12. Schluchten und Kiefernberge 13. Einfach sehen 14. Die Offenbarung der Welt 15. Befreiung, nicht Resignation 16. Gast und Gastgeber 17. Bevor Ideen keimen 18. Wahre Freiheit 19. Falsch verstandene Meditation 20. Die Dinge umkehren 21. Es genügt, wach zu sein 22. Leben ohne Maßstab 23. Die wertvollste Sache der Welt 24. Bevor wir sprechen 25. Die Nadel im Wasser 26. Warum nach Befreiung streben? TEIL ZWEI: WANDEL VON HERZ UND GEIST 27. Der Geist ist die Quelle 28. Seine Sache gut machen 29. Der beste Bogenschütze der Welt 30. Die Wahrheit ist nichts Besonderes 31. Ohne religiösen Egoismus 32. Das richtige Motiv 33. Verzicht auf Verständnis 34. Wie können wir etwas wissen? 35. Nichts weiter 36. Keine Frage des Glaubens TEIL DREI: REINER GEIST 37. Wie man auf der Stelle Befreiung erlangt 38. DIES kehrt nie mehr zurück 39. Das Elixier der Unsterblichkeit 40. Eis, das im Feuer entsteht 41. Reiner Geist 42. Die Zeit und das Jetzt 43. Erleuchtung EPILOG: DIE WIRKLICHKEIT FINDET NICHT IM KOPF STATT DANKSAGUNG Die Dummen verwerfen, was sie sehen, nicht was sie denken. Die Klugen verwerfen, was sie denken, nicht was sie sehen. Huang-po Vorwort SIEH SELBST Man sagt, es sei schwierig, Zen auszuüben, doch es besteht ein Missverständnis über das Warum. Nicht deshalb ist es schwierig, weil es mühsam ist, in der Haltung mit gekreuzten Beinen zu sitzen oder Erleuchtung zu erlangen; es ist schwierig, weil es uns schwer fällt, den Geist und unsere Praxis in ihrem ursprünglichen Sinne rein zu halten. Shunryu Suzuki Dies ist kein Wohlfühlbuch für Leute, die an sich arbeiten und spiritueller werden möchten, sondern eine überaus praktische Anleitung dazu, wie man seinen Alltag offen und ehrlich, mit Weisheit und Mitgefühl lebt. Dieses Buch handelt davon, wie man erwacht und die Wirklichkeit erkennt – davon, ganz Mensch zu sein. Es spiegelt in mancherlei Hinsicht die Worte und Taten von Gautama Siddharta, besser bekannt als Buddha (»der Erwachte«). Es beschäftigt sich allerdings nicht mit dem, was Buddha sagte oder tat, sondern erforscht vielmehr, was die Welt jedem Einzelnen von uns jetzt, IN DIESEM AUGENBLICK, offenbart. In seinen Reden und Gesprächen lenkte Buddha die Aufmerksamkeit lediglich auf das, was er unmittelbar sah und erlebte. Dieses Buch beruht darauf, dass die gleiche Erkenntnis und die gleiche Erfahrung ausnahmslos jedem von uns genau in diesem Augenblick zugänglich sind. Buddha hatte kein Interesse an Theologie oder Kosmologie. Er sprach nicht über diese Themen, ja er beantwortete nicht einmal Fragen dazu. Seine Hauptanliegen waren psychologischer, moralischer und höchst praktischer Art: • Wie können wir SEHEN, dass die Welt jeden Augenblick neu entsteht, wie können wir die Welt SEHEN, wie sie ist, statt sie durch den Filter unserer Überzeugungen, Hoffnungen und Ängste zu betrachten? • Wie können wir unser Handeln auf die Wirklichkeit begründen statt auf die Sehnsüchte und Abneigungen unseres Herzens und unseres Geistes? • Wie können wir weise, voller Mitgefühl und im Einklang mit der Wirklichkeit leben? • Was heißt es, wach zu sein? Gibt es praktischere, nüchternere, uns unmittelbarer betreffende Lebensfragen als diese? Nachdem er Fragen dieser Art beantwortet hatte, bat Buddha die Menschen, seine Worte nicht ohne weiteres zu akzeptieren, sondern die unmittelbare Erfahrung des Geistes selbst zu erforschen. »Jeder von euch sei sich selbst ein Licht«, forderte er seine Zuhörer auf. »Sucht eure Rettung nicht in einer äußeren Zuflucht.« Immer wieder drängte er sie: »Reinigt euren Geist.« Doch Buddha meinte damit nicht, dass wir unseren Geist von schlechten Gedanken oder Neigungen säubern sollten. Derartige Bemühungen können leicht dazu führen, dass wir unsere Menschlichkeit verleugnen – außerdem funktionieren sie nicht. Wenn wir aktiv daran arbeiten, uns von schädlichen Gedanken zu befreien, trennen wir uns dadurch nur von den anderen und heben uns von ihnen ab. Bald entwickeln wir die Vorstellung, denjenigen überlegen zu sein, die nicht denselben Weg gehen wie wir. Eine solche Haltung verströmt selbst einen üblen Geruch. Wie können wir auf diese Weise unseren Geist reinigen, wenn bereits der Impuls dazu der Unreinheit entspringt? Als Buddha sagte: »Reinigt euren Geist«, sprach er von etwas ganz anderem. Dieses »Andere« ist Gegenstand dieses Buchs: das Erwachen. Deshalb drängte Buddha die Menschen, sich nicht blind auf Traditionen, Berichte, Hörensagen, Meinungen, Vermutungen oder die Autorität religiöser Texte zu verlassen, sondern selbst zu SEHEN und zu ERKENNEN, was wahr ist – und das, was sich als wahr erwiesen hat, zu praktizieren. Er drängte uns auch, selbst zu SEHEN und zu ERKENNEN, was uns verletzt und entzweit – und davon abzusehen. Der Schwerpunkt liegt immer auf dem SEHEN und ERKENNEN, nicht auf Denken, Berechnen und Glauben. An dieser Stelle soll auf zweierlei hingewiesen werden: Zum einen werden wir sehen, dass das, was wir als »Geist« bezeichnen, weit mehr ist als die Gedanken, Bilder, Gefühle, Erklärungen und Fragen, die – wie wir glauben – vom Gehirn erzeugt werden. In Wirklichkeit besitzt unser Geist einen weiteren Aspekt, der grenzenlos und nicht auf unsere eigenen gedanklichen und materiellen Erfahrungen beschränkt ist, der uns aber dennoch jeden Augenblick voll und ganz zugänglich ist. Zum anderen werden sich, wenn wir uns mit dem Geist beschäftigen, bestimmte Themen zwangsläufig wiederholen: Aufmerksamkeit, Motivation, Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, Weisheit, wahres Mitgefühl und der reine, unverfälschte Wunsch zu erwachen. Diese Themen sind in den 43 Kapiteln dieses Buches so gut wie überall ineinander verwoben. Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit unserer Verwirrung. Meist ist die Welt wie trübes Wasser. Wir WISSEN nicht, was vor sich geht, obwohl wir die meiste Zeit über glauben, es zu wissen. Doch wenn wir ganz genau hinschauen, wie wir das im ersten Teil tun werden, können wir sehen, wie wirr viele der vertrauten, alltäglichen Ansichten sind, die wir bezüglich der Welt haben und nie infrage stellen. Im zweiten Teil geht es erneut um unsere Erfahrung, doch nun betrachten wir sie unter einem Aspekt, der sich weniger stark auf die bekannten Annahmen stützt, die praktisch all unsere Verwirrung verursachen, sondern mehr auf einen Wandel von Herz und Geist. Im dritten Teil wird uns schließlich bewusst, dass die unmittelbare Erfahrung die reine Erfahrung des Geistes selbst ist, und doch nichts mit unserem Denken zu tun hat. In diesem Buch geht es um die weit verbreitete Verwirrung, die hinter praktisch allen Fragen und Entscheidungen steht, mit denen wir es Augenblick für Augenblick zu tun haben, und der wir im Allgemeinen keine Beachtung schenken. Allerdings gibt dieses Buch weder die Antworten noch die richtigen Entscheidungen vor – das kann es gar nicht. Stattdessen kann es uns zu etwas Wichtigerem verhelfen: zu der Erkenntnis, wie unangemessen und unsinnig unsere bevorzugten Reaktionen auf die beunruhigendsten Lebensfragen sind. Noch wertvoller ist, dass es uns durch die Praxis reiner Achtsamkeit zu einem Leben voller Freude und Freiheit verhilft. Kurz, es kann uns helfen, zu erwachen und die Realität mit eigenen Augen zu SEHEN. Wer die Unterschiede zwischen den beiden Wahrheiten (der relativen und der absoluten) nicht versteht, versteht die tiefe Wahrheit nicht, die in Buddhas Botschaft enthalten ist. Nagarjuna (2. Jahrhundert) Wenn wir von einer relativen Wahrheit sprechen – etwa: »Ich sehe das Buch vor mir« –, verwenden wir das Verb »SEHEN« im konventionellen Sinne. Die höchste Wirklichkeit zu erkennen, sie unmittelbar zu sehen, ist freilich etwas völlig anderes. Wenn in diesem Buch die Worte SEHEN, ERKENNEN und WISSEN im Sinne von EINSEHEN, VERSTEHEN (der höchsten Wirklichkeit) gebracht werden, sind sie in Großbuchstaben gedruckt. Diese Großschreibung sollte nicht als bloße Betonung der Worte missverstanden werden. TRÜBES WASSER 1. PARADOX UND VERWIRRUNG Wer in Japan einen buddhistischen Tempel besucht, wird dort vermutlich rechts und links der Eingangstür je eine riesige, dämonische Gestalt stehen sehen. Das sind die so genannten Wächter der Wahrheit. Sie heißen »Paradox« und »Verwirrung«. Als ich die beiden Figuren zum ersten Mal sah, war mir nie zuvor der Gedanke gekommen, dass die Wahrheit bewacht werden könnte – oder dass das überhaupt nötig sei. Wäre mir der Gedanke freilich gekommen, so hätte ich mir wohl schöne, engelsgleiche Figuren vorgestellt. Wieso waren diese Kreaturen so furchterregend und bedrohlich? Und wieso wurden die WÄCHTER der Wahrheit und nicht die Wahrheit selbst dargestellt? Allmählich fand ich des Rätsels Lösung. Es kann kein Bild von der Wahrheit geben. Die Wahrheit lässt sich nicht in einem Bild oder einem Satz oder einem Wort einfangen. Sie lässt sich nicht als Theorie, als Diagramm oder in Buchform darstellen. Welche Vorstellung wir auch von der Wahrheit haben, sie kann uns ihr nicht nahe bringen. Deshalb stoßen wir in dem Versuch, die Wahrheit zu fassen zu bekommen, zwangsläufig auf Paradox und Verwirrung. Das funktioniert folgendermaßen: Wir erleben die Wirklichkeit unmittelbar, ignorieren sie aber. Stattdessen versuchen wir, sie mithilfe von Ideen, Modellen, Überzeugungen und Geschichten zu erklären oder zu fassen zu bekommen. Weil all diese Dinge NICHT WIRKLICH SIND, decken sich unsere Erklärungen niemals mit der tatsächlichen Erfahrung. Paradox und Verwirrung sind die natürliche Folge der Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und unseren Erklärungsversuchen. Zudem trägt sogar eine korrekte Aussage über die Wahrheit bereits den Keim ihres Zerfalls in sich. Das lässt sie zwangsläufig paradox und widersprüchlich erscheinen. Mit anderen Worten, bei Aussagen über die Wahrheit und die Wirklichkeit handelt es sich nicht um gewöhnliche Äußerungen. Normalerweise greifen wir im Rahmen einer Aussage eine Sache heraus, definieren sie und legen sie unmissverständlich fest. Wenn es um die Wahrheit geht, müssen wir ganz anders vorgehen. In diesem Fall müssen wir bereit sein, uns dem Paradox und der Verwirrung zu stellen, statt zu versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Unsere Probleme mit Paradox und Verwirrung beruhen darauf, dass wir unsere unmittelbare Erfahrung unbedingt in eine begriffliche Schublade stecken wollen. Wir versuchen, unsere Erfahrung einzufrieren, sie in unwandelbarer Gestalt festzuhalten: »Dies bedeutet das.« In gewöhnlichen Äußerungen ist kein Platz für das Paradox. Sie sollen den Gegenstand der Aussage vielmehr festnageln und ihn so wirklich und unumstößlich wie möglich erscheinen lassen. Gewöhnliche Aussagen werden uns präsentiert im Sinne von: »Das ist die Wahrheit. Glaube daran.« Anschließend bekommen wir etwas in die Hand gedrückt, meist ein Buch oder eine Broschüre. Doch alles, was uns auf diese Weise präsentiert wird – ob es sich dabei nun um Politik, Moral, Wirtschaft, Psychologie, Religion, Wissenschaft, Philosophie, Mathematik oder Kfz-Mechanik handelt –, ist einfach nur irgendwelches Zeug. Es ist nicht die Wahrheit. Es ist lediglich der Versuch, etwas zu bewahren, das zwangsläufig irgendwann einmal vergehen wird. Wenn wir behaupten, mit Worten beschreiben zu können, was TATSÄCHLICH vor sich geht, so sind diese Worte, wie wohlgesetzt sie auch sein mögen, bereits falsch. Die Wahrheit lässt sich nicht repräsentieren. Wir sind versessen auf die Wahrheit. Wir wollen sie ganz fest in unseren Händen halten. Wir wollen sie in Form eines Wortes oder eines Satzes an andere weitergeben. Wir wollen etwas, das wir aufschreiben können. Etwas, das wir anderen aufdrücken – und womit wir sie beeindrucken können. Wir tun so, als sei die Wahrheit etwas, das wir in die Tasche stopfen und hin und wieder herausholen könnten, um es anderen mit den Worten zu zeigen: »Hier, das ist sie!« Dabei vergessen wir, dass die anderen daraufhin IHRE Zettelchen mit IHREN vermeintlichen Wahrheiten herausholen. Doch das ist nicht die Wahrheit. Wie auch? Wir müssen lediglich SEHEN, dass wir nur jenseits des wirbelnden Paradoxes einen Blick auf Wirklichkeit und Wahrheit erhaschen können. Wenn wir den Versuch, die Wirklichkeit festzunageln, einfach aufgeben, hält uns unsere Verwirrung nicht mehr von ihr fern. Wenn wir uns ganz genau ansehen, was tatsächlich um uns herum geschieht, können wir erkennen, dass vorgefertigte Überzeugungen, Konzepte und Geschichten das tatsächliche Geschehen niemals voll und ganz erklären. Wir müssen die Augen so lange offen halten, bis wir von einer neuen Erfahrung – einem neuen Bewusstsein – überwältigt werden, das gedankliche Gewohnheiten sprengt und altbekannte Geschichten auslöscht. Wir können uns von Paradox und Verwirrung nur befreien, wenn wir eine offene und neugierige Geisteshaltung einnehmen und uns gleichzeitig stets davor hüten, auf einer bestimmten Überzeugung zu beharren – wie gerechtfertigt sie uns auch scheinen mag. Auf der Suche nach der Wahrheit werden wir feststellen, dass wir uns auf KEINERLEI Vermutungen oder Vorstellungen stützen können. Stattdessen müssen wir mit bloßer, nackter Aufmerksamkeit auf die Welt zugehen, müssen sie ohne geistige Vorurteile, Konzepte, Überzeugungen, vorgefasste Meinungen, Vermutungen oder Erwartungen SEHEN. Darum geht es in diesem Buch.

Reihe/Serie Arkana
Sprache deutsch
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 240 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Schlagworte Buddhismus • Zen / Zen-Buddhismus
ISBN-10 3-442-21695-8 / 3442216958
ISBN-13 978-3-442-21695-6 / 9783442216956
Zustand Neuware
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