Digital-Life-Balance -  Franz Eidenbenz

Digital-Life-Balance (eBook)

Bewusst und selbstbestimmt dem Online-Sog begegnen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
224 Seiten
Beobachter-Edition (Verlag)
978-3-03875-329-2 (ISBN)
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Digitale Medien sind im beruflichen und privaten Alltag zum unentbehrlichen Werkzeug geworden. Doch seit das World Wide Web auf dem Smartphone in der Hand- oder Hosentasche stets dabei ist, kommen wir vom Screen häufiger nicht mehr los. Das Internet mit seinen unendlichen Inhalten, raffinierte Belohnungsmechanismen und clevere Algorithmen bei Social Media, Games etc. sorgen dafür, dass der Konsum bisweilen aus dem Ruder läuft - ohne dass wir das wollen. Dieser Ratgeber hilft, die einschlägigen Mechanismen zu durchschauen, die Kontrolle über den digitalen Konsum zurückzugewinnen und das Gleichgewicht zwischen echtem und virtuellem Leben wieder herzustellen, bevor eine Sucht droht. Das Ziel ist dabei ist nicht die Abstinenz, sondern dass Sie über Computer und Handy wieder die Oberhand gewinnen.

Franz Eidenbenz ist Psychologe lic.phil. und Fachpsychologe für Psychotherapie FSP. Seit 1999 engagiert er sich für die Behandlung und Weiterbildung zum Thema Onlinesucht und baute 2011 das Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte, Radix, in Zürich auf. Er ist als Referent im In- und Ausland und in privater Praxis tätig.

Medien gesund nutzen

Moderne Medien sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens. Da stellt sich nicht mehr die Frage, ob wir sie einsetzen, sondern nur noch, wie. In guter Balance zwischen dem Netz und dem realen Leben, massvoll und selbstbestimmt, kann eine gesunde Nutzung durchaus gelingen.

Gesunde Nutzung als Ziel

Gesunde Mediennutzung – gibt es das überhaupt? Ja, das ist möglich! Die meisten Menschen schaffen es, digitale Medien auf konstruktive Art einzusetzen. Die Informationen, Hinweise und Tipps in diesem Kapitel helfen, die Gratwanderung zwischen Risiko und Chance zu meistern und eine angemessene, sinnvolle Nutzung zu fördern.

Mediennutzung ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, und die Abhängigkeit von digitalen Medien wird in Zukunft noch zunehmen. Das Smartphone oder andere mobile devices, also Geräte, von denen Sie unterwegs auf das Internet und damit auf weitere vielfältige Anwendungen zugreifen können, sind bereits so unverzichtbar wie Elektrizität, Heizungen, Warmwasser und Autos. Auch diese technischen Errungenschaften waren fantastische und nützliche Erfindungen, die in den Anfängen kritisch beäugt wurden. Sie waren zu Beginn einer reichen Oberschicht vorbehalten, und es erforderte Zeit, den Umgang damit zu erlernen.

Inwieweit es sich dabei um gesunde Entwicklungen für den Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes handelte, wurde je nach Sichtweise unterschiedlich beurteilt. Nur allmählich wurden auch die negativen Auswirkungen sichtbar, und es brauchte (und braucht) noch mehr Zeit, um diese zu korrigieren. Bei den neuen Medien ist es ähnlich, nur dass alles viel schneller geht. Damit Sie grobe Fehler vermeiden können und die Nutzung in gesunder Weise erfolgt, finden Sie in diesem Kapitel einfache Informationen, Hilfestellungen und Tipps.

Erstrebenswerte Net-Life-Balance

Gesunder Mediengebrauch meint eine selbstbestimmte, kontrollierte Nutzung virtueller Möglichkeiten. Anders gesagt: Es besteht ein gutes Gleichgewicht zwischen offline gelebten direkten Kontakten auf der einen Seite und der Nutzung der virtuellen Welt auf der anderen Seite. Eine ausgewogene Net-Life-Balance bedeutet somit eine Mediennutzung, die eine Ergänzung zu einem befriedigenden realen Leben darstellt, bei der Sie und Ihre Umgebung zufrieden sind.

Für Freundschaften, Beziehung und Familie bedeutet das, dass Sie gleich viel oder mehr Freizeit und Aufmerksamkeit für reale Kontakte einsetzen wie für virtuelle Aktivitäten. Das muss nicht jeden Tag so sein, aber über eine längere Dauer von zum Beispiel ein bis zwei Wochen sollten Sie diese Balance erreichen.

TIPP Überlegen Sie, wie viel Aufmerksamkeit Sie realen Kontakten im Vergleich mit virtuellen Aktivitäten schenken: gleich viel, mehr? Sprechen Sie mit nahestehenden Personen darüber, wie sie das einschätzen. Versuchen Sie auf untenstehender Skala, die letzte Woche einzuschätzen. Sie können das natürlich auch über mehrere Wochen machen.

Natürlich lässt sich die Welt nicht mehr so leicht in Off- und Online einteilen. Menschliche Direktkontakte und digitale Welten vermischen sich im Alltag zunehmend. Das ist kein Problem, solange intensive, direkte Begegnungen immer wieder stattfinden. Wenn Sie beides erleben, können Sie die Unterschiede dieser Welten gut wahrnehmen.

ACHTUNG Reale Begegnungen bieten eine unvergleichliche Qualität, weil sie mit allen Sinnen erfahrbar sind. Begrüssungsrituale vom Händeschütteln (oder zu Coronazeiten eher von einem Lächeln mit Blick in die Augen) über Berührungen wie Schulterklopfen oder Umarmungen bis zu Zärtlichkeiten gibt es in dieser einzigartigen Spürbarkeit nur in direkten Begegnungen. Auch das unmittelbare Wahrnehmen der Welt mit Wetter, Licht, Gerüchen und Temperaturen ist in dieser Intensität nur in der realen Wirklichkeit möglich.

Beziehungsqualität vor Handygebrauch

Wie erwähnt sind sinnlich-reale Begegnungen nicht vollständig von virtuellen zu trennen, da das Handy als ständiger Begleiter meist mit dabei ist. Es gibt kaum jemanden bzw. etwas, mit dem wir mehr Körperkontakt und Nähe haben als mit diesem kleinen Technologiewunder. Und es kann bereichernd sein, wenn eine Stimmung durch Fotos oder kurze Filme für später auf- und mitgenommen werden kann. Oder praktisch, etwa wenn sich der elektronische Begleiter zwischendurch für eine Frage, die in einer Diskussion auftaucht, konsultieren lässt. Das ist kein Problem, solange langfristig die Qualität der realen Begegnung gut, besser und spannender ist als das, was das smarte Teil in der Hand- oder Hosentasche zu bieten hat.

Wenn Sie also den Austausch mit dem Gegenüber geniessen und schätzen können, sind Sie auf der guten Seite. Das heisst auch, dass Sie in der Lage sind, sich ganz auf eine Situation, Aufgabe oder Arbeit einzulassen, ohne sich durch Medien stören zu lassen oder vom Kurs abzukommen.

TIPP Lassen Sie sich durch einen Menschen, sei es ein Erwachsener oder ein Kind, mindestens so gerne ablenken oder stören wie von einem Handysignal!

Massvolle und gesunde Nutzung bedeutet, dass Sie selber aktiv bestimmen, wann und wofür Sie neue Medien, insbesondere das Handy, nutzen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, stellt der Gebrauch digitaler Geräte eine Ergänzung und nicht eine Einschränkung des realen Lebens dar.

TIPP Gut wäre es schon, wenn Sie in Ihrer Freizeit mindestens so viele Berührungen mit einem Menschen oder auch einem Tier hätten wie mit Ihrem Smartphone. Probieren Sie es aus: Berühren Sie jedes Mal, wenn Sie das Handy in die Hand nehmen, auch einen Menschen, ein Tier oder einen Gegenstand sinnlich.

Wenn Sie einen schlechten Tag haben und einiges mehr an Medien konsumieren als sonst, nehmen Sie sich das nicht übel. Die Hauptsache ist, dass Sie nach einer Krise wieder auf Menschen und auf die Natur zugehen können, um die Qualitäten des realen Lebens möglichst wieder zu finden. Dabei geht es nicht nur darum, dass Sie auf Ihre Umgebung achten, sondern auch auf sich selber, mit all Ihren unterschiedlichen Stimmungen. Zum Beispiel indem Sie ein Lächeln wahrnehmen, einen Windzug auf der Haut und damit den eigenen Körper spüren oder sich an schöne Erlebnisse erinnern, die das Leben lebenswert machen.

INFO Gesunde Nutzung meint nicht, das Leben ins Netz zu integrieren, sondern die Medien ins Leben. Medien sollten eine selbstbestimmte, kontrollierte Ergänzung zum sinnlichen, realen Leben sein.

Konkrete Massnahmen für eine gesunde Nutzung

Richten Sie Ihre Geräte so ein, dass sie Ihnen den Alltag erleichtern, Sie aber nicht zu oft ablenken. Nützliche sowie für Sie hilfreiche und unverfängliche Anwendungen wie eine digitale Agenda oder Fahrplan-Apps sollten leicht verfügbar sein. Verführerische Zeitfresser wie Social-Media-Apps oder Handyspiele platzieren Sie besser etwas versteckt. Das heisst, Sie schieben diese Apps auf dem Screen nach hinten, verstauen sie in Ordner oder löschen sie. Das hilft bei einer bewussteren Nutzung des Handys. Zudem können Sie den Konsum besser steuern, wenn «gefährliche» Anwendungen nicht direkt in Ihrem Blickfeld sind. Bunte Symbole auf dem Handy sind schliesslich gerade deshalb von den App-Designern so einladend und anregend programmiert, damit sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und möglichst häufig angeklickt werden.

TIPP Machen Sie den Versuch, und stellen Sie Ihren Handy-Bildschirm auf Schwarz-Weiss. Beobachten Sie, wie dies Ihren Konsum verändert. Sie können den Modus bei den Einstellungen einrichten. Anleitungen finden Sie im Internet zum Beispiel mit den Suchbegriffen «handy bildschirm schwarz weiss».

Eine Studie mit Schülerinnen und Schülern zeigte, dass sich die Handyzugriffe allein schon mit der Umstellung auf Schwarz-Weiss reduzierten. Besser ist natürlich, wenn Sie es schaffen, sich mit etwas Selbstdisziplin willentlich selber zu steuern und zu kontrollieren. Das ist nicht immer einfach; wir Menschen bilden uns gerne ein, etwas besser im Griff zu haben, als dies tatsächlich der Fall ist. Um zu prüfen, wie gut Sie unterwegs sind, kann das Umfeld hilfreich sein. Wenn Ihnen nahestehende Menschen einen Handlungsbedarf erkennen, Ihr Verhalten als unhöflich bis gefährlich einschätzen und unzufrieden sind, sollten Sie sich neue Ziele setzen und Ihre Nutzung korrigieren. Motto: Das reale Leben geht vor.

Im Folgenden einige Tipps, die Ihnen helfen, sich vor zu viel Mediennutzung zu schützen:

Nutzungszeiten und Dauer selber kontrollieren und aktiv steuern. Sie können technische Möglichkeiten wie «Bildschirmzeit» oder Digital Wellbeing nutzen (siehe Seite 21).

Nachtmodus auf Smartphone, Tablet und Desktop aktivieren. Die aktivierend wirkenden Blauanteile des Bildschirms werden...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-03875-329-7 / 3038753297
ISBN-13 978-3-03875-329-2 / 9783038753292
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