Der Gewinn -  Anne Nieland

Der Gewinn (eBook)

Meine Erfahrung mit der Diagnose Brustkrebs in Zeiten von Corona und warum ich trotz alledem nicht verloren habe.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
274 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6839-9 (ISBN)
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Im Corona - Sommer 2020 trifft die Autorin die Diagnose Brustkrebs. Im Alter von 35 Jahren. Anne ist Mutter von drei Kindern und möchte durch dieses Buch einen Einblick in die Welt während einer Krebserkrankung geben. Das Außen daran teilhaben lassen. Anderen Betroffenen Mut schenken, dem Thema mehr Hoffnung und Zuversicht verleihen, es aus der Tabu-Zone holen. Das Schreiben während der Therapie half ihr, all die Turbolenzen zu dieser Zeit zu bewältigen. Es erwarten einen pure Emotionen, Gedanken und Momentaufnahmen, mal am Tag - mal nachts geschrieben. Die nackte Wahrheit. Authentisch, mitreißend, echt und ebenso informativ. Für manch einen Leser schenkt es Zuversicht in eine noch bevorstehende Zeit, für den anderen ein Gefühl von verarbeiten, wenn einem selbst manchmal die Worte fehlen. Oder aber der komplette Blick von außen betrachtet in die Behandlungsmethoden, Chemotherapie und Operationsverfahren. Mit Humor, schonungsloser Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit zugleich, beschreibt das Buch in Tagebuchformat die Hürden während einer Krebstherapie. Von der "Haare ab Party" bis hin zum "Schenkelbusen" oder aber den schlaflosen Nächten während der Chemotherapie. Ein Drahtseilakt zwischen Kontaktbeschränkungen, Lock-Down und Homeschooling. Stark sein und dennoch Schwäche zeigen. Mit Blick auf das kleine Glück, welches auch dann nicht verloren ist. Das möchte Anne Nieland ihren Lesern mit auf den Weg geben. Warum aber genau dieses Buch? Anne Nieland hat versucht auf ihr Bauchgefühl zu hören und durch die Veröffentlichung ihre Herzensangelegenheit wahr werden lassen. Sie möchte einen offeneren Umgang mit dem Thema Krebs ermöglichen und eröffnet dafür den Lesern einen Blick in ihre ganz private Lebenserfahrung. Durch ihren persönlichen Einblick in die Parallelwelt Krebs ermöglicht sie dem Leser, sich in verschiedene Situation während der Behandlung hineinzuversetzen. Eindrücke zum Umgang mit der Therapie zu erlangen und zeitgleich anderen Betroffenen Hoffnung und Mut schenken. Ihr großes Ziel: Niemand muss diesen Weg alleine gehen. Wir können gemeinsam ein Miteinander schaffen. Lesen und dabei noch etwas Gutes tun. Auch das ist der Autorin ein großes Bedürfnis. Andere zu unterstützen. Gemeinschaft aufrecht zu erhalten. Also hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, mit jedem verkauften Buch 1 Euro an eine deutsche Krebsorganisation für Kinder zu spenden. Auch hier heißt es wieder: Du bist nicht allein!

Anne Nieland wurde im Jahr 1985 geboren. Sie wohnt mit ihrer Familie in einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Als Mutter von drei Kindern lässt sie die Leser an ihrer wahren Lebensgeschichte teilhaben.

21.07.2020 DER MARATHON


„Bitte seien Sie um 10 Uhr in der radiologischen Praxis zur Mammographie.“ So war ihre gestrige Aussage. Mein Mann fährt mich mit den Kindern, denn wir müssen in die Nachbarsstadt. Die vier vertreiben sich die Wartezeit solange auf dem Spielplatz. Ablenkung ist sowohl für meinen Mann als auch für die Kinder gerade ganz gut. Und wie sollte es im Jahr 2020 auch anders sein, er darf eh nicht mit rein.

Ich laufe also ins Krankenhaus. Dort befindet sich das Brustzentrum sowie die radiologische Praxis, in der die Mammographie stattfinden soll. Direkt am Eingang kläre ich den jungen Mann am Empfang auf: „Hallo, ich habe heute einen Termin zur Mammographie! “ „Haben Sie Ihre Einladung dabei?“ Bitte was? Meine Einladung? Welche Einladung? Ich wollte nicht auf eine Geburtstagsfeier, sondern meinen Knubbel abklären lassen. „Ähm nein, nur eine Überweisung.“ Er klärt mich auf, dass die Damen ab 50 immer eine Einladung zur Mammographie bekommen und die vorzeigen müssen. Na vielen Dank fürs Kompliment, ich scheine wohl die 50er Marke geknackt zu haben – wobei nach dem Stress der letzten und kommenden Stunden vielleicht schon. Dann zeigt er mir den Weg. In der Praxis angekommen werde ich von einer netten Dame am Empfang begrüßt und bekomme direkt mehrere Fragebögen zum Ausfüllen. Ich nehme im Wartezimmer Platz. Dort fällt mir direkt der riesige Spruch über der Bank auf:

Bei jedem Atemzug stehen wir vor der Wahl, das Leben zu
umarmen oder auf das Glück zu warten.

(Andreas Tenzer)

Okay, nicht darüber nachdenken, geht mir durch den Kopf, sonst fange ich direkt an zu heulen. Ich fülle die Zettel aus und warte und warte. „Frau Nieland bitte“ – eine Arzthelferin nimmt mich mit in den Untersuchungsraum. „Kommen Sie doch mit rein. Waren Sie schon einmal zur Mammographie?“ „Nein“, schüttele ich den Kopf, „bisher noch nie.“ „Machen Sie sich keine Gedanken, es ist nicht so schmerzhaft, wie Sie glauben.“ Okay – dann hoffen wir mal. Ich möchte es einfach nur hinter mich bringen.

Da ich schon vorgewarnt wurde, ist mir klar, dass sie meine linke Brust in eine - wie sie in den meisten Fällen liebevoll genannt wird - „Tittenquetsche“ positionieren wird. Meine Oberweite beläuft sich auf ein humanes B - wahlweise C -Körbchen, welches nach drei zu stillenden Kindern der Oberweite einer 25-Jährigen nicht mehr ganz so ähnelt. `Platt ist sie eh schon', denke ich bei mir, dann kann es vielleicht nicht ganz so schmerzhaft sein.

Das Positionieren der Brust wird millimetergenau ausgeführt. Linker Fuss hier, rechter Fuss dort, Arm hoch, Arm runter, Blick nach links oder mal nach rechts. Alles dabei. Sehr gewissenhaft. Die Untersuchung beginnt und ist in wenigen Sekunden auch schon wieder vorbei. „So, Sie können sich schon wieder anziehen“. Hach, das ging flott. Was leider meine Nervosität nicht im Geringsten verringert. „Sie können nebenan im Behandlungszimmer noch einmal Platz nehmen.“ Und da war sie wieder: Wartezeit = Panikzeit. Mein Körper zittert, und ich flenne in einer Tour. Dabei ist noch gar nicht klar, was passiert. 10 laaaaaaange Minuten später kommt die junge Dame wieder. „Wir müssen das Ganze nochmal machen“, „der Doktor kann es nicht ganz differenzieren. Es scheint nach Kalk auszusehen, aber er will sich lieber nochmal vergewissern.“ Kalk. Kalk = gut! Kurzer Moment zum Luft holen. Also wiederholen wir das Procedere. Und danach heißt es wieder: Warten. Es dauert einen Augenblick bis der Arzt zu mir kommt. „Wir machen jetzt noch einen Ultraschall – dann schaue ich mir das noch einmal selbst an.“ Man könne es als Kalkinseln bezeichnen. Aber es ist nicht klar differenzierbar.

Auf dem Bildschirm vom Ultraschall wird der schwarze Fleck wieder sofort ersichtlich. Aber eine wirkliche Aussage trifft der Arzt nicht.

„Es macht Sinn, wenn Sie ins Brustzentrum gehen – das ist hier mit im Krankenhaus. Jedoch ist die Ärztliche Leiterin und Oberärztin des Brustzentrums heute erst aus dem Urlaub zurück, da wird es schwierig werden, dass Sie dort heute noch einen Termin bekommen.“ Oh bitte nicht - denke ich leise – und weiterhin laufen mir unentwegt die Tränen. Ich bin so nervös und aufgeregt und da das Haus gefühlt wie ein Bunker abgeschottet ist, habe ich auch einfach mal super schlechten Handyempfang, so dass ich Andre nicht wirklich über den aktuellen Stand informieren kann.

„Ich schaue, was ich machen kann“, lautet seine sehr nüchterne Aussage. Ich würde behaupten, ich flehe ihn geradezu an, dass es doch bitte klappen soll. Aber versuche dabei natürlich nicht allzu hysterisch rüber zu kommen.

Ich warte im Wartebereich und versuche, wie verrückt die Nachrichten raus zu schicken. Mieser Empfang. Blödes Whats App – einfach nichts geht. Kein Telefonieren.

15 Minuten später werde ich von einer sehr einfühlsamen Frau aufgerufen, die mich gefühlt „heimlich“ hinter einer Tür aufklärt. „Ich habe da jetzt für Sie angerufen und Sie können ins Brustzentrum. Jetzt. Aber Sie müssen Wartezeit mitbringen. Meine Kollegin sagt, Sie können ruhig erst noch einen Kaffee trinken.“

Ich bin heil froh über diese Information. Ich torkele also zum Brustzentrum, frage mich durchs Haus, bis ich schließlich da bin. Ich gebe meine Unterlagen ab und werde liebevoll auf die mir bevorstehende Wartezeit hingewiesen. Die Wartezeit darf ich draußen verbringen, also versuche ich mit ein wenig Abstand vom Krankenhaus mich zu sammeln.

Draußen scheint unentwegt die Sonne. Andre und ich verabreden uns für ein kurzes Treffen vorm nahegelegenen Supermarkt. Er macht sich mit den Kindern auf den Weg und ich warte. Mal wieder. Aber während ich vorm Markt wie ein aufgescheuchtes Huhn auf und ab laufe, rufe ich eine Freundin an. Der mir gut zuspricht. „Alles ist gut, Anne“. Lautet ihre stetige Aussage. „Kauf dir Schokolade. Das ist gut für die Nerven.“ Ernsthaft – Schokolade? Ich habe überhaupt keinen Hunger. Aber mit Sicherheit stehe ich kurz vorm Kollabieren. Gesagt getan. Eine Tafel Schokolade, Proviant für die Kids und ein paar Atemzüge später sind die Kinder mit Andre da. Ich sehe ihm seine Angst an. Ich flüstere ihm ins Ohr, dass alles gut ist. Ich versuche mir vor den Kindern nichts anmerken zu lassen. Das klappt relativ gut. Dank Sonnenbrille und Schokolade. Ich gebe ihnen einen Kuss auf die Wange und verabschiede mich für die nächsten zwei Stunden. Die Kinder machen sich auf den Weg zum nächsten Spielplatz, so dass sowohl Klein als auch Groß abgelenkt sind.

Etliche Schokostücke später laufe ich zurück ins Krankenhaus, werde weitergeleitet zum Brustzentrum und sitze da also im Wartezimmer. Warten … Ja, das kann ich mal so gar nicht gut. Aber um ehrlich zu sein, bin ich einfach froh, wenn ich endlich Gewissheit habe.

Eine junge, sehr sympathische Ärztin ruft mich auf und wir gehen gemeinsam ins Behandlungszimmer. Sie wusste direkt Bescheid und erläutert mir den Ablauf der nächsten 30 Minuten. „Also ich werde jetzt erstmal schallen und mir selbst ein Bild von Ihrer Brust machen. Es gibt so viele Möglichkeiten, was es sein kann.“ Gesagt getan. Sie schallt erneut meine Brust. Wieder einmal erst die rechte, dann die linke Seite. Es dauert nicht lang, da findet auch sie meinen Feind. Diesen fiesen schwarzen Fleck alias Knoten. Sie kommt mit ihrem Ultraschallgerät auf eine Größe von 1.5 cm.

„Okay, es gibt verschiedene Varianten, womit wir es zu tun haben könnten“, sie klärt mich auf, wobei ich kaum zuhören kann. Ich bin so durcheinander, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. „Wir werden eine Biopsie machen müssen, dann haben wir in 24 Stunden, wenn alles gut läuft, Gewissheit. Ich stanze ein Stück aus dem Knoten heraus und dann schicken wir es zum Labor.“

Stanzen??? An der Brust? Okay – mag ich mir vorstellen wie das abläuft oder eher nicht? Diese Überlegung habe ich nur ganz kurz, denn dann wird die linke Seite meiner linken Brust auch schon betäubt und etwas, das einer grossen Saugpinzette ähnelt, schiebt sich langsam ins Gewebe. Während sie das macht, spüre ich aber - Tatsache - keine Schmerzen. Es drückt und ziept ordentlich, aber es ist definitiv auszuhalten. Sie warnt mich kurz vor und mit einem „Knall“ stanzt sie ein Stück aus. Mit einem Auge immer auf den Bildschirm, da das Ganze während des Ultraschalls passiert. Wir versuchen uns über andere Themen zu unterhalten. Da bietet sich Home-Schooling und Corona ja gerade so an. Ich stöhne ihr einfach mal vor, wie anstrengend unsere letzten Monate waren und ich definitiv das Lehrerdasein nicht für mich entdeckt habe. Sie blickt zu mir rüber und erwähnt mit einem Lächeln im Gesicht, dass sie Mutter von fünf Kindern sei und ihr Mann Lehrer. Gut, denke ich bei mir. Dann fällt es doch bestimmt nicht auf, wenn er noch weitere drei Kinder bzw. es wären ja nur zwei Zweitklässler mit...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
ISBN-10 3-7562-6839-X / 375626839X
ISBN-13 978-3-7562-6839-9 / 9783756268399
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