Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen (eBook)

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2022 | 3. Auflage
200 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7549-6818-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen -  Alcoholics Anonymous World Services Inc.
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Dieses Buch ist eine eingehende Darstellung der Grundsätze, durch die Anonyme Alkoholiker genesen und nach denen ihre Gemeinschaft funktioniert. Die Zwölf Schritte sind Grundsätze spiritueller Art. Werden sie im täglichen Leben angewendet, nehmen sie dem Kranken seinen Zwang zu trinken und helfen ihm, ein zufriedener und nützlicher Mensch zu werden. Auch Nichtalkoholikern kann das Zwölf-Schritte-Programm einen Weg aufzeigen, um mit Lebensproblemen fertig zu werden. Die Zwölf Traditionen gelten für das Leben innerhalb der AA-Gemeinschaft. Sie beschreiben Mittel und Wege zur Aufrechterhaltung der Einigkeit von AA und ihrer Beziehung zur Umwelt.

Alcoholics Anonymous World Services Inc. (Die Weltdienste der Anonymen Alkoholiker) sind die rechtliche Vertretung der weltweiten AA-Gemeinschaft, die 1935 in den USA entstanden ist. Sie sind der korporative Verfasser von Alcoholics Anonymous (Anonyme Alkoholiker).

Alcoholics Anonymous World Services Inc. (Die Weltdienste der Anonymen Alkoholiker) sind die rechtliche Vertretung der weltweiten AA-Gemeinschaft, die 1935 in den USA entstanden ist. Sie sind der korporative Verfasser von Alcoholics Anonymous (Anonyme Alkoholiker).

Der Zweite Schritt

Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.

Die meisten Neuen bei den Anonymen Alkoholikern geraten beim Lesen des Zweiten Schritts in einen inneren Zwiespalt, der ziemlich ernst sein kann. Wie oft hören wir von ihnen: „Schaut, was ihr uns angetan habt! Ihr habt uns überzeugt, dass wir Alkoholiker sind und unser Leben nicht mehr meistern können. Nachdem ihr uns in den Zustand völliger Hilflosigkeit heruntergedrückt habt, erklärt ihr uns nun, dass nur eine Höhere Macht uns von unserer Sucht befreien kann. Einige von uns wollen nicht an Gott glauben, andere können es nicht. Wieder andere, die glauben, dass Gott existiert, vertrauen nicht darauf, dass Er dieses Wunder vollbringen kann. Ja, ihr habt uns aus dem Sumpf gezogen, das stimmt, aber wie soll der Weg nun weitergehen?“

Wir wollen zuerst den Fall des Streitlustigen betrachten, der sagt, dass er nicht glauben will. Seine Geisteshaltung kann nur als rebellisch bezeichnet werden. Seine Lebensanschauung, auf die er so stolz war, ist bedroht. Für ihn ist es schon schlimm genug, zugeben zu müssen, dass der Alkohol ihn in der Gewalt hat. Doch jetzt, da ihn sein Eingeständnis noch schmerzt, sieht er sich einer weiteren unmöglichen Zumutung gegenüber. Wie sehr hängt er an dem Gedanken, dass der Mensch, so majestätisch aus einer einzigen Zelle im Urschlamm emporgestiegen, die Krönung der Entwicklung ist und darum auch der einzige Gott, den seine Anschauung vom Weltall anerkennt. Muss er sich hiervon lossagen, um sich selbst zu retten?

An dieser Stelle lächelt sein Sponsor meistens. Das ist der letzte Tropfen, denkt der Neue: Jetzt läuft das Fass über. Das ist der Anfang vom Ende. Und so ist es auch: der Anfang vom Ende seines alten Lebens und der Aufbruch in ein neues Leben. Sein Sponsor wird wahrscheinlich sagen: „Mach es dir nicht so schwer. Der Reifen, durch den du springen musst, ist größer als du glaubst. Ich jedenfalls empfand es so. Ebenso mein Freund, seinerzeit Vizepräsident der ,Amerikanischen Atheistischen Gesellschaft‘. Aber auch er kam hindurch – und es blieb noch viel Platz übrig.“

„Also gut“, sagt der Neue, „ich weiß, dass du mir die Wahrheit sagst. Es ist zweifellos richtig, dass in der AA-Gemeinschaft viele sind, die einst dieselbe Einstellung hatten wie ich. Wie geht das: ,Mach es dir nicht so schwer‘? Das möchte ich gern wissen.“

Der Sponsor stimmt ihm zu: „Ich glaube, ich kann dir sagen, wie du es dir leichter machen kannst. Du brauchst dich nicht einmal sehr zu plagen. Wenn du willst, kannst du dir drei Feststellungen anhören: Erstens: Die Anonymen Alkoholiker verlangen nicht, dass du irgendetwas glaubst. Diese Zwölf Schritte sind nur Empfehlungen. Zweitens: Um nüchtern zu werden und nüchtern zu bleiben, brauchst du den Zweiten Schritt nicht auf einmal zu machen. Zurückblickend stelle ich fest, dass ich ihn nach und nach verstanden habe. Drittens: Alles, was du brauchst, ist Bereitschaft. Tritt einfach aus deinem Diskussionsklub aus und quäle dich nicht mit so tiefgehenden Fragen, ob zuerst die Henne da war oder das Ei. Ich sage es dir noch einmal: Alles, was du brauchst, ist Bereitschaft.“

Der Sponsor fährt nun fort: „Nimm meinen eigenen Fall als Beispiel. Ich hatte eine wissenschaftliche Ausbildung. Natürlich achtete ich die Wissenschaft, verehrte sie, betete sie sogar an. Ich habe auch heute noch eine hohe Meinung von der Wissenschaft, aber ich bete sie nicht mehr an. Nach und nach haben mir meine Lehrer das Grundprinzip allen wissenschaftlichen Fortschritts eingeprägt: Suchen und Forschen – unaufhörlich, immer mit klarem Verstand. Als ich mich zuerst mit dem Programm der AA befasste, war meine Reaktion genau wie deine. Diese AA-Sache, so dachte ich, ist völlig unwissenschaftlich. Das kann ich nicht schlucken. Über solch einen Unsinn will ich einfach nicht nachdenken.

Dann wurde ich wach. Ich musste zugeben, dass die Gemeinschaft der AA Erfolge aufzuweisen hatte, erstaunliche Erfolge. Ich merkte, dass meine Einstellung diesen Erfolgen gegenüber alles andere als wissenschaftlich gewesen war. Es waren nicht die AA, die engstirnig waren, ich selbst war es. In dem Moment, als ich keine Einwände mehr machte, war ich fähig, zu sehen und zu fühlen. Gleichzeitig drang der Sinn des Zweiten Schrittes ganz allmählich in mein Leben ein. Ich kann nicht sagen, bei welcher Gelegenheit oder an welchem Tage ich zu dem Glauben an eine Höhere Macht kam, aber jetzt habe ich diesen Glauben ganz sicher. Um ihn zu erlangen, musste ich nur aufhören zu kämpfen und versuchen, das übrige AA-Programm zu leben.

Dies ist nur die Meinung eines Einzelnen, die selbstverständlich auf dessen eigener Erfahrung beruht. Ich möchte noch ergänzen, dass Anonyme Alkoholiker bei ihrer Suche nach dem Glauben zahllose Wege gehen. Wenn dir der von mir vorgeschlagene Weg nicht zusagt, wirst du sicher einen anderen entdecken, der dir besser gefällt, wenn du nur beobachtest und zuhörst. Manch einer wie du hat zu Anfang das Problem gelöst, indem er für die Höhere Macht einen Ersatzbegriff wählte. Wenn du willst, kannst du die Gemeinschaft der AA als deine Höhere Macht betrachten. Das sind viele Menschen, die ihr Alkoholproblem gelöst haben. In dieser Hinsicht sind sie wirklich eine Macht größer als du, denn du bist nicht einmal einer Lösung nähergekommen. Du kannst ihnen unbedingt vertrauen. Selbst dieses Minimum an Glauben wird dir zunächst genügen. Du wirst viele AA finden, die die Schwelle auf diese Weise überschritten haben. Sie alle werden dir bestätigen, dass sich ihr Glaube danach festigte und vertiefte; sie wurden vom Zwang ihrer Sucht befreit. Ihr Leben verwandelte sich auf eine unerklärliche Weise. Sie kamen zum Glauben an eine Höhere Macht – und die meisten von ihnen begannen von Gott zu sprechen.“

Betrachten wir nun die Not derer, die einst einen Glauben hatten, ihn jedoch verloren haben. Unter ihnen sind viele, die sich in Gleichgültigkeit treiben ließen und andere, die von sich selbst so überzeugt waren, dass sie sich vom Glauben lösten. Wieder andere waren voller Vorurteile gegen die Religion – und noch andere zürnten Gott, weil Er ihre Wünsche nicht erfüllen wollte. Können die AA aus ihrer Erfahrung allen diesen Menschen sagen, dass sie einen Glauben finden können, der ihnen hilft?

Manchmal wird der AA-Weg für jene Menschen schwieriger, die ihren Glauben verloren oder verworfen haben, als für die, die nie einen Glauben hatten. Denn sie sind der Meinung, sie hätten den Glauben ausprobiert und er habe versagt. Sie sind ihren Weg zunächst mit einem Glauben und dann ohne einen Glauben gegangen. Da sich beide Wege als bittere Enttäuschung erwiesen haben, sind sie zu dem Schluss gekommen, dass es für sie überhaupt kein Ziel mehr gibt. Für sie sind Gleichgültigkeit, eingebildete Selbstherrlichkeit, Vorurteile und Trotz stärkere und bedrohlichere Hindernisse als die, die von glaubenslosen Agnostikern oder selbst kämpferischen Atheisten errichtet wurden. Die Religion sagt, dass die Existenz von Gott bewiesen werden kann; der Agnostiker sagt, dass sie nicht bewiesen werden kann; und der Atheist fordert den Beweis der Nichtexistenz von Gott. Da muss doch der nach dem Glauben Suchende in große Verwirrung geraten. Er merkt, dass keine dieser Theorien ihm helfen kann, da er nicht den Bruchteil der Sicherheit erreicht, die der Gläubige, der Ungläubige oder der Atheist besitzt. Er hat allen Halt verloren.

Es gibt viele Anonyme Alkoholiker, die dem Nichtglaubenden sagen können: „Ja, wir waren auch von unserem Kindheitsglauben abgefallen. Das blinde Vertrauen der Jugendzeit wurde uns zu viel. Natürlich waren wir froh, dass uns ein gutes Elternhaus und eine religiöse Erziehung gewisse Werte gegeben hatten. Es war uns klar, dass wir einigermaßen ehrlich, tolerant und gerecht sein sollten, ehrgeizig und arbeitsam. Wir kamen zu der Überzeugung, dass solche einfachen Lebensregeln von Sitte und Anstand ausreichen würden.

Nachdem sich bei uns materieller Erfolg allein aufgrund dieses normalen Verhaltens eingestellt hatte, glaubten wir, das Leben meistern zu können. Das war aufregend; es machte uns glücklich. Warum sollten wir uns um theologische Abhandlungen und religiöse Pflichten kümmern oder um den Zustand unserer Seelen im Diesseits und Jenseits? Das Hier und Heute genügte uns. Der Wille zu gewinnen würde uns schon weiterbringen. Aber dann trat der Alkohol in unser Leben. Als wir schließlich keine Trümpfe mehr in der Hand hatten, erkannten wir, dass wir bei der nächsten Runde aus dem Spiel waren. Wir mussten nach unserem verlorenen Glauben suchen. Bei den AA haben wir ihn wiedergefunden. Und das kannst du auch.“

Wir kommen nun zu einem Problemtyp: Das ist der intellektuelle selbstzufriedene Mensch, ob Mann oder Frau. Diesem können viele AA nur sagen: „Ja, wir waren genauso, viel schlauer als uns guttat. Wir hatten es gern, wenn die Leute uns Wunderkinder nannten. Wir benutzten unsere Schulbildung, um uns aufzublasen und meinten, die anderen würden es nicht merken. Insgeheim glaubten wir, wir könnten allein mit unserer Intelligenz alle anderen überflügeln. Der wissenschaftliche Fortschritt zeigte uns, dass es nichts gab, was Menschen nicht vollbringen konnten. Wissen war Macht. Der Intellekt konnte die Natur bezwingen. Da wir uns für gescheiter als die meisten Menschen hielten, meinten wir, mit dem Verstand alles schaffen zu können. Der Gott des Intellekts ersetzte den Gott unserer Väter. Doch wieder trat König Alkohol dazwischen. Wir, die wir so elegant auf der ganzen Linie gesiegt hatten, verwandelten uns in ständige Verlierer. Uns wurde klar,...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Schlagworte 12 Schritte • 12 Traditionen • Anonyme Alkoholiker • Genesungsprogramm • Selbsthilfe • Zwölf Schritte • Zwölf Traditionen
ISBN-10 3-7549-6818-1 / 3754968181
ISBN-13 978-3-7549-6818-5 / 9783754968185
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