Wandern und Pilgern auf historischen Pfaden von Paderborn nach Elspe

Ein Anschlussprojekt auf die Heidenstraße nach Köln - ca. 154 km
Buch | Spiralbindung
214 Seiten | Ausstattung: Sonstiges Produkt
2022 | 1. Wandern und Pilgern auf historischen Pfaden von Paderborn nach Elspe
WOLL Verlag Hermann-J. Hoffe
978-3-948496-50-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wandern und Pilgern auf historischen Pfaden von Paderborn nach Elspe - Annemarie Schmoranzer
19,90 inkl. MwSt
Beginn der Pilgerfahrt zum hl. Jakobus
Von Annemarie Schmoranzer

Warum wurde ein kleiner Ort nahe dem „Ende der Welt“ im Nordwesten Spaniens neben Jerusalem und Rom zum größten Wallfahrtsort im Mittelalter?

Eine Darstellung am Schrein Kaiser Karls im Dom zu Aachen scheint die Antwort zu geben: Denn der Legende nach erschien der hl. Jakobus Karl dem Großen im Traum und forderte ihn auf, sein Grab in Santiago de Compostela aus den Händen der Mauren zu befreien, die Anfang des 9. Jahrhunderts begannen, Spanien zu erobern und damit „das christliche Abendland (zu) erschüttern“ (Dieterich 51). Der „Sternenweg“, also die Milchstraße, die Karl am Himmel gesehen hätte, führe ihn nach Galicien, und später würden „alle Völker dorthin pilgern … bis ans Ende der Zeiten“ (Barret / Gurgand 238).

Allerdings kam Kaiser Karl mit seinem ganzen Tross im 9. Jahrhundert nur bis Pamplona. Die „Mönche von Cluny“ waren erfolgreicher mit ihrer Werbung für Santiago. Sie forderten die Gläubigen in Europa auf, zum Grab des hl. Jakobus zu pilgern. „Und aus allen Teilen Europas strömten … Tausende … nach Santiago“, sozusagen in einem „waffenlosen Kreuzzug wider die Mauren“ (Dieterich 51). Durch „intensive Förderung von Seiten der asturischen Könige“ mittels besonderer „Privilegien, Schenkungen, Kirchenbauten …“ gewann der „Jakobuskult“ weiter an „überregionaler Bedeutung“. Diese „sakrale Massenbewegung“ erfasste „im Hoch- und Spätmittelalter das ganze christliche Europa“ (Plötz, Geleitwort 11-13).

Viele Gläubige wollten den Heiligen jetzt an seinem Grab verehren. Zum einen ist Jakobus einer von nur zwei Aposteln, „deren Grab sich im Abendland befindet“, zum anderen waren Wunder dort geschehen. Und Rom mit dem Petrusgrab hatte längst „nicht die geographische Lage am Ende einer antiken keltischen Straße … am äußersten Ende der nach damaligem Verständnis bewohnten Erde: finis terrae“ (Barret / Gurgand 20). Außerdem war Pilgern zu heiligen Stätten für den Menschen des Mittelalters Ausdruck seines religiösen Lebens (Engelhardt 1-3). Er verstand sich als „Erdenwanderer“, der „auf der Welt nur unterwegs war“. Leben und Weg gehörten zusammen: „Vita es via“ (Schmugge 14-47).

In Deutschland entstanden sog. Pilgersammelpunkte, an denen sich potentielle Pilger treffen konnten, um gemeinsam nach Santiago de Compostela zu ziehen, in unserem Bereich z. B. in Köln, Aachen und Trier. Ab dem 14. Jahrhundert gründeten sich Jakobusbruderschaften. Mitglied konnte anfangs nur werden, wer von einer Jakobuswallfahrt zurückgekehrt war, die er „freiwillig“ unternommen hatte (Barret / Gurgand 139). Diese Bruderschaften boten neuen Pilgern Rat und Hilfe an, versorgten sie medizinisch oder halfen auch mit Geld aus.

Der erste deutsche Pilger, ein Geistlicher des Klosters Reichenau, war wohl schon um 930 in Santiago. Pilger aus Europa und Asien folgten, darunter die heilige Birgitta, Königin von Schweden, Erzbischof Siegfried I. von Mainz, Bischof Anno von Minden. Bald waren neben Adel, Bischöfen und Kaufleuten auch Bauern sowie Handwerker als Pilger unterwegs. Damals wie heute konnten und können Pilger erfahren, dass Pilgern nicht nur Aufbruch ins Unbekannte und Ungewohnte bedeutet, sondern auch Rückkehr in den Alltag, allerdings durch die Erfahrungen unterwegs mit einer veränderten Einstellung.

Manch einer trat die Pilgerfahrt nicht freiwillig an, sondern wurde wegen seiner Verfehlungen auf Strafpilgerfahrt geschickt (Schmoranzer Wege 115 ff ) oder als „Ersatz“ für seinen Herrn, der eine Pilgerfahrt gelobt hatte, sie aber nicht antreten wollte. Bei besonderen Katastrophen konnten Pilger auch von „Pfarreien oder Marktgemeinden“ beauftragt werden, stellvertretend für alle nach Santiago zu gehen. 1482 beispielsweise wurden in Perpignan zwei Personen als „Vergebungserbitter“ nach Compostela entsandt, „um das Erlöschen der Pest zu erflehen“ (Barret / Gurgand 30).

Für Ritter gab es vor allem „im 15. Jahrhundert“ noch einen anderen Grund, Santiago zu besuchen: „auf der Suche nach ritterlichem Nervenkitzel und Abenteuern (reisten) sie ... von Hof zu Hof“ und machten in Santiago ebenfalls Station. Beispielsweise war der „Patrizier von Augsburg, Diplomat und Reisender Sebástian Ilsung … gegen März 1446 (unterwegs) … nach Spanien … und verehrte (dort auch) den Apostel Santiago“. Er hat seine „großartige Reise nach Señor Santiago und Finisteren Stern ... selber niedergeschrieben“. Das „Manuskript (wird) in der British Library“ in London aufbewahrt (Jusué Simonena).

Gewöhnlich jedoch hatten die Wallfahrten privaten Charakter, d. h., sie wurden selten beschrieben und sind deshalb schwerlich nachzuweisen. „Zwischen dem 10. und dem 18. Jahrhundert (haben) unter den Millionen Santiagopilgern nur etwa fünfzehn schriftliche Spuren ihrer Wallfahrt hinterlassen“ (Barret / Gurgand 9). Dennoch findet man entlang dieser Fernwege ihre Spuren, z. B. in Güterverzeichnissen, Chroniken, Urkunden und Testamenten, vor allem aber in Kirchenpatrozinien, Altarstiftungen, Bildstöcken, Skulpturen und Jakobusbruderschaften (Schmoranzer Wege 25 f).

„Unterwegssein alleine genügt nicht.
Irgendwann bewusst aufbrechen,
irgendwann erfüllt zum Ziel gelangen,
das macht den Sinn.“
(Matthiesen 97)

Geleitwort Seit rund 20 Jahren betreibt die Altertumskommission für Westfalen die Erforschung historischer Fernwege, die im Mittelalter auch von Jakobspilgerinnen und -pilgern auf ihrem Weg ins nordspanische Santiago de Compostela genutzt wurden. Seit ungefähr genauso langer Zeit besteht ein immer enger werdender Kontakt zur Projektgruppe Jakobuswege im Sauerland, ganz besonders in Person von Annemarie und Herbert Schmoranzer. Die akribische und gewissenhafte Forschungsarbeit der Projektgruppe schenkt der Region Sauerland nun eine zweite historische Route, die von Jakobspilger*innen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela begangen wurde. Nach der 2005 eröffneten Heidenstraße von Schmallenberg nach Marienheide ist nun die aus Via Regia, Heerweg und Römerstraße zusammengesetzte Route von Paderborn nach Elspe mit Anschluss an die Heidenstraße zum Netz der westfälischen Jakobswege hinzukommen. Dies ist in wissenschaftlicher Hinsicht ebenso eine Bereicherung wie für Jakobspilger. Der Weg von der Erforschung zur Fertigstellung der Strecke war steinig. Der Tod von Herbert Schmoranzer im November 2019 hat eine Lücke hinterlassen, die nur schwer zu füllen ist. Zudem bedauern wir sehr, dass aufgrund der Corona-Pandemie 2020/21 keine offizielle Eröffnungsfeier für den neuen Weg stattfinden konnte, sind aber der festen Überzeugung, dass dies dem Erfolg und der Beliebtheit einer solchen historisch belegten Route durch das wunderschöne Sauerland keinen Abbruch tun wird. Seit 2019 liegt die inhaltliche Betreuung des Jakobswegs von Paderborn nach Elspe und der Heidenstraße in den Händen der Altertumskommission, worüber wir uns sehr freuen. Die Zusammenarbeit mit allen, die am Erscheinen dieses Buches mitgewirkt haben, aber auch mit den Wegepaten des Sauerländer Heimatbundes (SHB) vor Ort ist bisher sehr anregend und konstruktiv verlaufen und wird dies dank des soliden Grundsteins, den die Projektgruppe gelegt hat, auch in Zukunft sein. Das Projekt „Jakobuswege im Sauerland“ ist ein Musterbeispiel für engagierte ehrenamtliche Arbeit in Westfalen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Wir wünschen der neu erschlossenen Pilgerstrecke regen Zulauf und den Pilger*innen spannende Einblicke in eine landschaftlich und kulturhistorisch attraktive Region. Dr. Aurelia Dickers Vorsitzende der Altertumskommission für Westfalen Ulrike Steinkrüger Wissenschaftliche Referentin der Altertumskommission für Westfalen

Erscheinungsdatum
Verlagsort Schmallenberg
Sprache deutsch
Maße 2400 x 1700 mm
Gewicht 700 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
Reisen Bildbände
Schlagworte Brilon • Elspe • Heidenstraße • Historische Pfade • Jakobsweg • Köln • Marsberg • Paderborn • Pilgern • Pilgerwege • Schmoranzer • Wandern
ISBN-10 3-948496-50-1 / 3948496501
ISBN-13 978-3-948496-50-0 / 9783948496500
Zustand Neuware
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