Ausbildung zum echten Vollgebrauchshund und seine Führung in der Jagdpraxis -  Dennis Möller

Ausbildung zum echten Vollgebrauchshund und seine Führung in der Jagdpraxis (eBook)

1. Auflage 2022
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2022 | 2. Auflage
292 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-7837-4 (ISBN)
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Die Idee des Vollgebrauchshundes ist bereits über 100 Jahre alt. Sie sieht einen Jagdhund vor, der nahezu alle Aufgaben, vor und nach dem Schuss, in Feld, Wasser und Wald, gleich stark bewältigt. Im Buch wird ein ganzheitliches Konzept vorgestellt, um den richtigen Welpen auszusuchen, auszubilden und erfolgreich auf Prüfungen und in der Praxis zu führen. Ein Hauptanliegen ist es, den Hund in Anbetracht der verstärkten Schalenwildjagd zu einem vollwertigen Stöber- und Nachsuchenhund zu entwickeln, ohne die klassischen Niederwildfähigkeiten zu vernachlässigen. Der Autor setzt dazu auf eine umfassende Frühprägung, sowie die Förderung der Selbstständigkeit des Hundes. Die Ausbildung des Junghundes sieht eine faire, liebevolle Behandlung vor, ohne dabei Hund und Ausbildung zu verweichlichen. Abschließend werden auch für den Hundeführer, insbesondere für die Führung auf Nachsuchen, Tipps gegeben.

Der Autor ist Jäger, passionierter Rüdemann und anerkannter Nachsuchenführer für zwei Bundesländer. Er selbst führt aus Überzeugung Hunde der Rasse Deutsch Drahthaar, kann sich aber an jeder unserer Jagdhunderassen erfreuen. So unterstützt er auch gerne andere Hundeführer bei der Ausbildung - insbesondere, wenn Probleme auftreten. Für den Autor sind die Hunde trotz hoher Spezialisierung, Leistungsfähigkeit und Härte dennoch zunächst Familienmitglieder. Die Liebe zum Vierläufer schlägt sich daher auch in seiner Vorstellung einer angemessenen Ausbildung und Führung nieder.

2. DER VOLLGEBRAUCHSHUND


2.1. Die Idee und Entwicklung des Vollgebrauchshundes


Im späten Mittelalter herrschte in Deutschland eine Monarchie mit Feudalsystem vor. Die Jagd war ein Privileg, welches nur dem Adel zustand. Dabei wurde sogar noch einmal zwischen dem Hochadel und dem niederen Adel unterschieden. Wir finden dies noch heute in der Aufteilung zwischen Hoch- und Niederwild wieder. Die gemeine Bevölkerung hatte kein Recht, zu jagen. Tat diese es dennoch – zum Beispiel aus Hunger und Verzweiflung – galt dies als Wilderei und wurde hart bestraft.

Zu dieser Zeit konnten es sich die Fürstenhöfe erlauben, eine große Anzahl und Auswahl an Hunden für die Jagd vorzuhalten. Dadurch war eine, vermutlich aus Großbritannien stammende, Spezialisierung der Hunde möglich. So wurden für die Feldsuche auf Hühner temperamentvolle Pointer und Setter eingesetzt. Für das anschließende Apportieren an Land und aus dem Wasser kamen dann jedoch die Retriever zum Einsatz. Saumeuten bestanden ebenfalls aus verschiedenen Spezialisten wie Findern, Packern sowie Leit- und Kopfhunden.

Aufgrund der deutschen Revolution im Jahre 1848 wurden die jagdlichen Verhältnisse komplett umgeworfen. Nun war das Jagdrecht kein Privileg des Adels mehr, sondern stand den Landbesitzern – also auch Bürgern und Bauern – zu. Der einzelne Jäger hatte nunmehr meist jedoch nicht mehr den Platz und die Ressourcen, um sich eine große Hundeauswahl zu halten. Um die Jahrhundertwende schwebte dann so bekannten Rüdeleuten, wie OBERLÄNDER, HEGEWALD und KORTHALS, das Konzept eines deutschen Vollgebrauchshundes vor und wurde züchterisch angegangen. Dieser neue Typus sollte alle Fähigkeiten der vorgenannten Spezialisten vereinen und gleichermaßen in Feld, Wald und Wasser, sowie vor und nach dem Schuss, dienen. Dadurch sollte der Jäger nur noch einen Hund brauchen, der jedoch alle, auf den verschiedenen Jagdarten anfallenden Aufgaben gleichermaßen verlässlich bewältigen könne.

Dazu wurden in verschiedenen Kombinationen alte deutsche Hunderassen mit denen aus Großbritannien gekreuzt. Heraus kamen dabei in den nächsten Jahrzehnten die heute bekannten deutschen Vorstehhundrassen. Aber auch bei der Zucht des Wachtelhundes ging man in eine ähnliche Richtung und entwickelte einen vielseitigen Hund für den Waldjäger.

2.2. Derzeitiger Stand


Das Konzept des Vollgebrauchshundes hat – so scheinen die Diskussionen in Zeitschriften, Internet und unter Jägern zu zeigen – Schaden genommen und wird von den meisten schlichtweg verleugnet.

Die Schweißhundeführer halten Vorstehhunde aufgrund schlechter Erfahrungen für im Wesentlichen ungeeignet für erschwerte Nachsuchen. Selbst wenn dem Hühnerhund nicht komplett die Eignung für die Schweißarbeit abgesprochen werden sollte, so sei er zumindest nicht in der Lage, den Schweißhunden und den Bracken ebenbürtige Leistungen zu bringen. Zu unruhig seien die Hunde, zu wenig Fährtenwille sei ihnen in die Wiege gelegt und schließlich arbeite der Vorsteher zumeist mit hoher Nase.

Die Führer von Stöberhunden und Bracken sprechen den Feldhunden wiederum das Stöbern ab. Zum einen sei das Stöbern auf den entsprechenden Prüfungen kein Stöbern im Sinne der Bracken und Stöberhunde. Weiterhin würden die Vorstehhunde auf Drückjagden lediglich vor den durchgehenden Führern quasi buschieren und sich kaum lösen. Ein selbstständiges, weiträumiges Stöbern als Standschnaller erscheint ihnen undenkbar. Zudem seien die meisten Vorstehhunde stumm und wenn nicht, dann hätten sie zumeist nur Sichtlaut.

Alle sind einhellig der Meinung, dass es einen Vollgebrauchshund nicht gebe und Vorstehhunde nur ihr eigentliches Metier wirklich beherrschten. In den übrigen Arbeitsgebieten seien sie lediglich ein müder „Abklatsch“ der Spezialisten.

Die Führer der kontinentalen Vorstehhunde geben das oftmals dann auch zu. Zum einen, um sich nicht mit anscheinend übertriebenen Ansprüchen quasi lächerlich zu machen. Zum anderen aber auch, da ihre Hunde tatsächlich Schwächen in den vorgenannten Fächern haben.

2.3. Gründe für den derzeitigen Stand


Dass viele Hunde der Vollgebrauchshundrassen nicht als solche genutzt werden, sich nicht dabei bewähren und nicht anerkannt werden, liegt meines Erachtens nach primär an dem derzeitigen Prüfungssystem, der traditionellen Vorstehhundausbildung und der damit ungenügenden vielfältigen Frühprägung.

Die meisten Vorstehhunde werden meiner Wahrnehmung nach zunächst im Hinblick auf die Herbstzuchtprüfung (HZP) eingearbeitet. Diese wird eigentlich immer noch als der Standard gesehen – zumal der Hund damit in Verbindung mit den Zusatzfächern erst einmal gesetzlich brauchbar ist. Diese Prüfung ist jedoch eine traditionelle Vorstehhundeprüfung, welche Anforderungen bedient, die aus vergangenen Zeiten stammen, in denen Hunderte Hasen, Kaninchen und Fasane in den Revieren pro Jahr erlegt wurden. Dementsprechend werden viele elementare Fächer wie Stöbern und Schweißarbeit erst einmal gar nicht verlangt.

Die Kurse der Jagdhundeschulen oder Kreisgruppen zielen – soweit ich Einblick habe – somit auch bezüglich Junghundeausbildung und Prüfungsvorbereitungen auf diese klassischen Niederwildfächer für die HZP ab. Im Wesentlichen werden Apport und Wasserarbeit geübt.

Ausbildung im Stöbern und für die Schweißarbeit findet wenig oder kaum statt.

Die Verbandsgebrauchsprüfung (VGP) wird von zahlreichen Führern nicht mehr als „Pflicht“, sondern höchstens noch als „Kür“ betrachtet. Viele gehen sie gar nicht an, da ihnen der Ausbildungsaufwand im Verhältnis zum Nutzen und dem Risiko des Nichtbestehens zu hoch erscheint. Dabei ist der Schritt von der HZP zur VGP bei einem vielseitig geprägten und ausgebildeten Hund nicht besonders weit.

Bei den meisten Führern apportiert der Jährlingshund nach der HZP meist an Land und Wasser gut bis hervorragend, hat aber bis dahin noch nie richtig gestöbert oder ernsthaft Schweißarbeit geübt. Nun wird dem Hund in diesem Alter, um die VGP zu bestehen, das Stöbern in einem kleinen Waldstückchen beigebracht. Zudem wird ein wenig mit Schweiß entsprechend der Prüfungsordnung geübt. Die Art und Weise, wie bei der Vorstehhundeausbildung klassischerweise die Schweißarbeit geübt wird, entspricht jedoch nicht den Anforderungen der realen Nachsuchenpraxis. Hier seien unter anderem nur „Vorsuche“ und „Verweisen“ als Stichworte angeführt. Nach der VGP hat es sich dann auch bei den meisten Gespannen recht schnell wieder mit dem regelmäßigen Üben dieser Arbeitsfelder erledigt.

Die meisten dieser Hunde werden gar nicht oder selten auf den Drückjagden geschnallt. Sie werden lediglich zum Stöbern in kleineren Dickungen nach Niederwild eingesetzt. Kommen sie doch auf einer großen Drückjagd zum Einsatz, fehlt ihnen die Prägung und die Erfahrung, selbstständig den weiten Jagdbogen auszunutzen, warme Fährten anzufallen und zu verfolgen.

Die Nachsuchen beschränken sich meist auf wenige Akte der Nachbarschaftshilfe, in denen ein Stück nicht am Anschuss liegt. Der ungeübte Hund, der vor einigen Jahren einmal eine 400m lange Schweißfährte auf seiner VGP absolviert hat, ist dann mit den Gegebenheiten eines Laufschusses schnell überfordert und es muss ein Nachsuchenführer gerufen werden.

Dass von den Teilnehmern der Drückjagd und von dem Nachsuchenführer über die Idee des Vollgebrauchshundes nicht viel Gutes zu hören ist, ist in diesen Fällen natürlich klar. Erstere sagen, da suche ein Hund 30m vor seinem Führer im Wald. Vorstehhunde könnten halt einfach nicht stöbern! Der Nachsuchenführer – selbst meist mit einem Schweißhund oder einer Bracke am Riemen – erzählt davon, wie oft er schon habe nachsuchen müssen, nachdem ein anderer Hund versagt habe. Meist seien es die Hühnerhunde gewesen. Die seien für mehr als 150m lange Totsuchen einfach nicht zu gebrauchen.

Der Fehler liegt hier meiner Meinung nach aber weder beim Hund als Individuum, noch als Rasse. Vielmehr sind die Gründe bei der vorgenannten Prüfungssystematik und der damit verbundenen mangelhaften Prägung und Ausbildung zu suchen. Ein Hund, welcher als echter Vollgebrauchshund auch Stöbern wie ein Stöberhund oder eine Bracke können soll und der Nachsuchen sicher wie ein Schweißhund arbeiten soll, muss von Anfang an in diesen Arbeitsfeldern mit der gleichen Ernsthaftigkeit geprägt und ausgebildet werden, wie eben die Spezialisten. Dies bedeutet natürlich auch etwa das Dreifache an Ausbildungsaufwand.

Damit aus dem jungen Vierläufer ein guter Stöberhund wird, braucht er dann noch ausreichend Gelegenheit, um die entsprechende Erfahrung zu sammeln.

Die Anforderungen, um einen starken Nachsuchenhund heranzubilden, sind noch etwas umfangreicher. Zunächst braucht der Hund...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-7562-7837-9 / 3756278379
ISBN-13 978-3-7562-7837-4 / 9783756278374
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