Dr. Wald und sein Holzknecht
Frischluft-Edition (Verlag)
978-3-945419-10-6 (ISBN)
Sebastian Viellechner entwickelt bereits als Kind eine große Leidenschaft für essbare Pflanzen und Kräuter im beheimateten Mangfalltal. Während der Arbeit im Gotzinger Forstamt verstärkt sich seine Vorliebe für den Wald, das Leben in Einklang mit der Natur wird fortan zu seiner Lebensmaxime. Als staatlich anerkannter und zertifizierter Kräuterpädagoge fühlt er sich dazu berufen, sein fundiertes Wissen in Form von Kräuterwanderungen, Seminaren und Vorträgen an seine Mitmenschen weiterzugeben.
Das vorliegende Buch wurde von einem Suchenden geschrieben und verfasst, der sich immer so freute, wenn er etwas gefunden hatte. Ja, und ich habe gefunden, entdeckt und dadurch viele Zusammenhänge verstanden. Es ist meine Absicht, die gewonnenen Erkenntnisse als vollen Korb weiterzugeben. Stellt Euch einen Schwammerlsucher vor, der seinen vollen Korb voller Freude nach Hause trägt. Ich trage auch vor, indem ich dieses Glücksgefühl, das ich im Wald fand und bis heute finde, beschreibe. Im Wald werde ich zum Beschenkten und nicht zum Eigentümer oder gar zum Besitzer. Unser Sammelkorb wird zum Geschenkkorb. Es ist ein erhabenes, ein besonderes Gefühl, aus einem vollen Geschenkkorb zu schenken. Früher verwendeten wir hierzu auch das Wort „verehren“. Die Inhalte dieser Geschenkkörbe zu verehren, das ist mein innerstes Bedürfnis. Mit Schenken und Verehren möchte ich meinen eigenen Beitrag für die Mitmenschen leisten. Und auf diese Weise unserer Gesellschaft, den ebenfalls Suchenden meine Erfahrungen auf einfache Weise zukommen lassen. Ich möchte alle Gleichgesinnten, Gleichfühlenden, die Leser in mein Glücksleben einbinden und sie daran teilhaben lassen. Ich möchte mit meiner großen Begeisterung und Erfahrung allen die „göttliche Natur“ ganz nahebringen. Mein Unterstützer, mein Helfer, Begleiter und Therapeut ist Doktor Wald. Lasst uns gemeinsam zu ihm gehen. Euer Holzknecht da Wastl
Mit einem Schrei fing alles an Gleich nach dem Ende des 2. Weltkrieges hörte man am Waldrand aus einem selbst gezimmerten Holzhaus einen kräftigen Schrei – an der Sonnleiten wurde im weiten Kreis der altehrwürdigen keltischen Gärten ein Bub geboren. Nach seinem ersten lauten Schrei – das Leben beginnt ja mit dem Ausatmen – atmete der Neugeborene, atmete ich Waldluft ein. Und das tue ich noch heute. Die Mutter Rosa stellte, so oft es ging, den Kleinen in einem Vorkriegskinderwagen stets an die frische Luft. Ja, und das tat ihm wirklich gut. Bester Schlaf ließ ihn wachsen, trotz einer Zeit der echten Armut. Das einfachste Essen war nicht immer ausreichend vorhanden. Heute kaum oder nicht vorstellbar. Probleme wurden überwunden und die Weichen für das kommende Leben seinerzeit schon gestellt. Meine früheste Erinnerung an familiäre Gebundenheit hing immer mit Wärme zusammen. Die körperliche Wärme zu Mutter und Vater wurde ergänzt und vergrößert durch die häusliche Wärme. In unserem sehr einfachen Holzhaus hatten wir drei Wärmespender. Der wichtigste war der Holzküchenherd in der Wohnküche, dann der Waschkessel in der Waschküche und ein kleiner Kanonenofen. Gegen die Kälte, gerade im Winter, gab es dicke Decken und das Prinzip „kuscheln“. Das Morgenlicht war damals schon mein Wecker. Gleich zu Tagesbeginn beschäftigte ich mich mit Wetterkunde, die Vorfreude auf das Spielen war stets vorhanden. Spielen in der freien Natur auf dem Spielplatz Wald. Im Wald war ich nie alleine – Bäume und Sträucher dienten nicht nur als Spielzeug, sondern sie waren auch Begleiter und bedeuteten Schutz. Ein selbstgebautes Mooshäusl mit selbstgefertigten Figuren aus verschiedenen Zapfen, Zweiglein und Steinen haben Zeit und Raum vergessen lassen. Heute würde man sagen: Es war eine gute Kindheit! Statt einer olympischen Sportart wie Laufen, Werfen oder Springen erlernte ich das Baumklettern – das werde ich nie vergessen. Die schönsten Baumerlebnisse in meinem direkt am Elternhaus gelegenen Wald habe ich heute noch fest in Erinnerung. Das Baumklettern schulte mich, Strategien wurden geboren, erlernt und auch umgesetzt. Hoch bin ich hinausgekommen. Ein Lieblingsspielplatz in einer dominanten, weit ausladenden Fichte, genannt „Daxbaum“, wurde zu meinem Stützpunkt. Ich brachte ein etwa ein Meter langes Brett auf eine Höhe von fast acht Metern und fixierte es mit dicken Stricken am Geäst. Einen Nagel wollte ich in das Leben meines Baumes nicht schlagen. Ich lehnte mich an den Baumstamm, drückte die Äste zur Seite und hatte von hoch oben einen Überblick, eine Aussicht. Jetzt konnte ich sogar auf die anderen „unter mir“ herabschauen. Mein erster bedeutender Kraftort auf dem Baum im Schutzbereich Wald wirkte nachhaltig auf mich. Ich hatte dadurch auch einen Zufluchtsort gefunden, wenn mich die Maßnahmen der elterlichen Erziehung schon mal überforderten. Ich wich dann gerne aus, stieg auf den, auf meinen „Daxbaum“ und fand, was ich suchte: Beruhigung, Selbstvertrauen und viele passende Antworten. In meinem späteren Leben nutzte ich die Hochstände der Jäger, um mich beispielsweise auf Prüfungen vorzubereiten. Der absolut beste Platz zum Lernen, nicht oberflächliches Lernen für Prüfungen, sondern als Stabilität für das „Künftige“. Für meine Bindung zum Wald sehr bedeutend war auch meine Großmutter, die Kreszenz, eine schlanke Frau mit einem auffälligen Kropf am Hals. Sie kochte gut, erledigte den Haushalt und es zog sie jede freie Minute in den Wald. Sie verstaute ihren „Daxnkrei“, eine kleine Axt, mit der Geäst und Zweige zerkleinert werden können, in ihrem hölzernen Leiterwagen und suchte im Holz – wie sie den Wald nannte – Stellen auf, wo Bäume gefällt wurden. Von den liegengebliebenen Ästen entfernte sie das Fichtenreisig. Großmutter meinte, dass die Äste nun keine Aufgabe mehr hätten und ihr energiereiches Holz liefern würde. Ich höre heute noch ihre Stimme, wie sie sagte: „De Daxprügel, die machen eine Hitz!“ Mit vollgeladenem Leiterwagen ging es dann heim zur Holzlege, wo sie stolz ihre Tagesration deponierte. In ihrem Gesicht spiegelte sich die Freude über das Tageswerk deutlich wider. Auf einem Fichtenhackstock bekam dann der Daxprügel, also der Ast, seine Ofenlänge. Das Aufrichten, das Aufschlichten in der Holzlege (welch schönes Wort) betrachtete sie als kleine Kunst, mit der sie es manchmal ganz genau nahm. Ich stand Spalier mit kleinen Hilfereichungen, da konnte ich durchaus schon mitwirken. Als dann die Türe zum Holzschuppen zugemacht wurde, war ich immer noch begleitet vom Duft, dem Aroma des aufgearbeiteten Astes und seinen schon eingelagerten „Vorgängern“. Lange nach dem Tod der Großmutter habe ich noch ihre „Daxprügel“ verheizt und im Holzherd Speisen zubereitet. Damit das Andenken und die Erinnerung bei mir wieder aufleben können, braucht es nur ein Stück Holz, einen Ast. Ein bis heute unvergessenes Sonntagserlebnis war der Waldspaziergang mit Vater Wastl. Da wir kein Auto hatten und auf dem alten „Sachs“, einem kleinen Motorrad Baujahr 1925, nur ein Gepäckträger war, gingen wir natürlich zu Fuß. Geschickt wählte der Vater jedes Mal einen anderen Weg. Es sollte ja auch abwechslungsreich für mich und meine Schwester sein. Über Waldbäche zu springen, war die erste Herausforderung. Das Schöne war, dass wir nicht geschimpft wurden, wenn wir unser Ziel, das andere Bachufer, nicht erreichten, sondern in den Bach platschten. Obwohl als eindrückliche Spuren dann die Walderde an unseren Kleidern kleben blieb. Die Mutter Rosa bekundete ihr Erstaunen über kleinere Missgeschicke immer mit der Frage: „War's schön?“ Das sonntägliche Walderlebnis wurde sehr oft auch zum Traumbegleiter. Waldträume, also schönste Träume. Die Glücksgefühle als Kind wurden zu einem echten Reichtum. Heute würde man cool sagen, das Umfeld stimmt. Dabei war es bedeutend mehr als ein Feld, es war der Wald. Der Wald, der Waldrand, die großen Wesen, die Bäume haben sich als beste Berater und „Beiständer“ erwiesen. Meine Zukunftsplanung, im Wald, im Forst zu arbeiten, nahm Gestalt an. Das Glück war auf meiner Seite, lag in der direkten Nachbarschaft doch das Forstamt Gotzing. Die Waldbehörde hat als Teil des Magistrats der Stadt München einen sehr großen Gestaltungs- und Verantwortungsbereich. Der Schutz des Grundwassers wird durch den Schutz des Waldes gewährleistet. Aus meiner Heimat, aus meinem Wald wird heute die Weltstadt München mit Europas bestem Trinkwasser versorgt – welch Reichtum! Rückwirkend betrachtet, stellte ich mir damals vor, im Wald arbeiten zu wollen und dort als Förster meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Weg mit Hindernissen, wie sich später herausstellen sollte. Ich fing als kleiner Waldarbeiter, als Holzknecht an und erhielt vom Forstbeamten Franz die Zusage, dass mir als Stundenlohn 1,71 DM zustünden, inklusive Sozial- und Rentenversicherung. Mensch, war ich stolz! Das Arbeiten hatte mir mein Vater ja schon nachhaltig beigebracht. Als Kindergeburtstagsgeschenk bekam ich eine Schaufel und einen Pickel, deren Stiele aus heimischer Esche waren. Und eine Schubkarre, mit der ich mithelfen sollte, an der Sonnleiten einen ebenen Platz zu gewinnen; für ein Ballspiel hätte dieser ohnehin nicht gereicht. Beim Auftakt zur Waldarbeit beim „Forst“ bestand mein Handwerkszeug aus einer Hacke (heute sagen wir Beil), einem Rindenschäler („Schäpser“), einer Schaufel zum Planieren von Wegen (Forstwege brauchen Wartung und Pflege), einem Sapin zum Holzziehen und Holzstapeln („Gantern“) sowie einer kurzen Kultursense für den Einsatz bei der Jungwuchspflege. Erst in meinen späteren, reifen Jahren habe ich mitbekommen, welchen für mich heute so wichtigen Wert das Pflanzen von Bäumen darstellte. Ich durfte früh mithelfen, Kulturen, Pflanzbereiche anzulegen. Obwohl ich der Kleinste in der Mannschaft der Holzknechte war, durfte ich damals schon erkennen, dass aus meinem Mitarbeiten später mal ein Wald werden würde. Ja, und so ist es auch geschehen. Heute blicke ich als alter Holzknecht somit auf ein Werk meiner Jugend zurück, Ehrfurcht ergreift mich beim Anblick des Gewachsenen noch oftmals. Jetzt kommt mir eine Erinnerung aus meiner Schulzeit in den Sinn. Als junger Ministrant überzeugte mich der Pfarrer, beim Anpflanzen, beim Aufforsten des Pfarrholzes mitzuhelfen. Ein Förster zeigte mir, wie ich die Arbeit richtig durchführen soll. Die Korona, eine Pflanzerin, hob mit der Kreuzhacke einen Bodenschnitt aus, ich steckte die Fichtenpflanze hinein, zog sie wieder etwas zurück und schloss das Pflanzloch mit wenigen Fußtritten wieder. Am Abend spürte ich dann die geleistete Arbeit schon etwas im Rücken, der Schlaf war aber tief. Das Handgeld, mein Stolz.
Erscheinungsdatum | 31.03.2022 |
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Zusatzinfo | Zahlreiche Fotografien und ein Herbarium und Illustrationen von Sebastian Viellechner |
Verlagsort | Weyarn |
Sprache | deutsch |
Maße | 165 x 235 mm |
Gewicht | 404 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Natur / Ökologie | |
Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Naturführer | |
Schlagworte | Bäume • Erkenntnisse • Ernährung • gesunde Kost • Gesundheit • Gesundheit! • Heilpilze • Herbarium • Holzarbeit • Holzknecht • Kräuter • Kräuterküche • Kräuterkunde • Kräuterpädagoge • Kräuterwastl • Lebensweisheiten • Naturführer • Naturverbundenheit • Oberbayern • Pflanzen • Philosophie • Pilze • Pilzrezepte • Rezepte • selbstgemachtes • Wald • Waldbaden • Waldleben • Waldluft • Wasser • Wildkräuter |
ISBN-10 | 3-945419-10-7 / 3945419107 |
ISBN-13 | 978-3-945419-10-6 / 9783945419106 |
Zustand | Neuware |
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