Zur historischen Entwicklung der Seitigkeit in leichtathletischen Bewegungsformen

Seitigkeit ist ein Phänomen, das sich insbesondere in der menschlichen Bewegung ausdrückt. In den Unterrichtsstunden zu dem Thema „Links wie rechts“ äußerten Grundschüler1 ihre
Gefühle beim Werfen mit links. Die Sportlehrerin Wenzel sammelte die Äußerungen der Kinder: „Man kugelt sich fast den Arm aus...Es ist, als ob der Arm abreißt...Das ist ein komisches Gefühl...Als wenn der linke Arm hohl ist...Als wenn der linke Arm nicht zu mir
gehört...“. Ähnliche Erfahrungen sammeln Linkshänder vermutlich beim Werfen mit dem rechten Arm. Während „links wie rechts“ Thema einiger Sportstunden ist, bleibt analog dazu „rechts wie links“ bei Linkshändern ein alltägliches Thema – bewusst und unbewusst.
Die Überlegungen, wie das Körperschema eines linkshändigen Kindes, meiner inzwischen achtjährigen Tochter, in unserer rechtshändigen Gesellschaft beeinflusst wird, inspirierten
mich zu meiner Arbeit. Für die Seitigkeitsproblematik sensibilisiert, rückte die Frage nach der Seitigkeit in der Bewegungswelt in den Mittelpunkt meines Interesses. Nicht nur die Bedeutung der Händigkeit wird vielfach unterschätzt, sondern auch die Beziehung zu den Seitigkeitsphänomenen Füßigkeit und Drehseitigkeit. Wird z.B. im Sport die bevorzugte Drehrichtung meiner Tochter (nach rechts) genügend berücksichtigt?
Für die Sportmotorik sind Händigkeit, Füßigkeit und Drehseitigkeit wichtige Seitigkeitserscheinungen. Händigkeit zählt zu den bekannteren und vielfach untersuchten Phänomenen. Während die meisten Menschen Erfahrungen mit ihrer gewohnten Hand
gemacht und die ungeschickten Bewegungen ihrer ungewohnten Hand bereits gefühlt haben, nimmt der Mensch sein bevorzugtes Bein im Alltag und die „Lieblingsseite“ bei Drehungen kaum wahr. Diese Erscheinungen sind jedoch für das Gelingen einer
sportlichen Bewegung sehr bedeutsam und rücken ins Bewusstsein des Sportlers.
Gegenstand der Arbeit ist die Seitigkeit – elementar für jede Bewegung und Handlung. Händigkeit, Phänomene der Füßigkeit und die Drehseitigkeit drücken sich u.a. in den Bewegungen des Laufens, Springens, Werfens und Stoßens aus.
Die Arbeit befasst sich daher mit den Seitigkeitserscheinungen in den Grundelementen der Sportart, die sich heute Leichtathletik nennt.