Das Wunder des Gebärens (eBook)

In diesem Kapitel verschaffst du dir einen Überblick über körperliche und emotionale Veränderungen und Entwicklungen in den einzelnen Stadien der Schwangerschaft. Du erfährst, welche Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen welche Ergebnisse liefern und welche Resultate zu deinem Kind die Pränataldiagnostik liefern kann bzw. welche Risiken sie birgt. Welchen besonderen Fokus du bei der Auswahl der Lebensmittel legst und auf welche Nahrungsmittel du besser verzichtest verrät dir der Abschnitt über Ernährung in der Schwangerschaft. Gesunde Frauen gebären ihre Kinder leichter. Was ist Gesundheit überhaupt und wie kannst du sie stärken? Antworten findest du in deiner persönlichen Ich-Stärke.

DIE VERSCHIEDENEN ENTWICKLUNGSSTADIEN

Vierzig Wochen. Über den Daumen gepeilt. So lange dauert eine Schwangerschaft. Der Arzt berechnet diese vierzig Wochen, 267 Tage, vom ersten Tag der letzten Menstruation weg, da sich der Eisprung und damit die Befruchtung, nicht mit Sicherheit auf einen Tag festmachen lässt. Vierzig Wochen also. Über den Daumen gepeilt. Eigentlich sind es 37 bis 42 Wochen nach der letzten Menstruation, innerhalb derer Menschenbabys in der Regel schlüpfen. Eine lange Zeit, in der sich dein Körper, dein Frausein, dein Leben verändern und an die neue Situation gewöhnen können. Eine lange Zeit auch für dein Baby, in der es wachsen und reifen wird, um schließlich sichtbar in dein Leben zu treten. Der Verlauf der Schwangerschaft wird in drei Abschnitte zu jeweils drei Monaten beziehungsweise je 13 Wochen eingeteilt. Die einzelnen Abschnitte werden Trimenon genannt und haben sowohl für die Mutter als auch für das Kind ihre ganz besonderen Eigenheiten und Schwerpunkte.

Das erste Trimenon

1.–12. Woche

Der Beginn einer Schwangerschaft kündigt sich oft durch ungewöhnliche Gemütszustände und eine veränderte Körperwahrnehmung an. Viele Frauen wissen »intuitiv«, dass sie schwanger sind, noch bevor die Periode ausbleibt. Andere nehmen sich selbst einfach als »anders« wahr, verstehen aber erst mit bestätigter Schwangerschaft, warum sie sich in verschiedenen Situationen so anders gefühlt haben. Wahrscheinlich bringt der große Veränderungsprozess, in dem du dich nun befindest das gewohnte Gleichgewicht durcheinander. Dein Seelenleben begibt sich genauso wie dein Körper auf neue, noch nicht begangene Wege. Du erlebst dich neu und anders und kannst weniger auf das bestehende Repertoire routinierter Antworten zurückgreifen. Eine Schwangerschaft kann Freude bringen, aber auch Chaos und Aufregung.

Zeit im Schneckentempo

Viele schwangere Frauen erleben diese erste Zeit als eine Zeit der Entschleunigung und Entspannung. Der Körper zeigt neue Grenzen auf, will der gewohnten Welt anders begegnen, vielleicht bedächtiger. Gelingt es, auf die aktuellen Bedürfnisse und Signale des Körpers einzugehen und sie anzunehmen, wird dich ein langsamerer, persönlicher Rhythmus durch diese Zeit tragen.

» Und eines Tages sagt die Stimme deines Herzens klar und deutlich ›Jetzt‹ und nichts und niemand kann dich mehr aufhalten.« JOCHEN MARISS

Licht auf die Hormonwelt

Das hormonelle Gleichgewicht wird mit Beginn der Schwangerschaft vollkommen durcheinander gewirbelt, was verschiedene Symptome mit sich bringen kann. Die Sinneswahrnehmungen verändern sich. Unangenehme Gerüche wie scharfe Putzmittel, Abfälle oder aufdringliche Parfüms empfinden viele als beinahe unerträglich. Nach gewissen Nahrungsmitteln sind Frauen wiederum geradezu fanatisch, was zu einer unausgeglichenen Ernährung in den ersten Wochen führen kann. Manche stellen den Zigaretten- oder Kaffeekonsum bereits ein bevor sie von ihrem Schwangersein erfahren. Im Mund kann ein metallischer Geschmack entstehen. Bisher harmlose Berührungen können sich intensiver oder sogar unangenehm anfühlen. Läuft etwas nicht nach Plan, können schwangere Frauen schon mal mit großer Impulsivität reagieren und ihre Wünsche und Vorstellungen sehr bestimmt durchsetzen. Warum dieses Chaos? Im Körper steigt der Östrogenspiegel an, was unter anderem Gewebewachstum in der Brust bewirkt. Die Brust spannt, während die Brustwarzen zunehmend empfindlicher werden. Die Brust bereitet sich auf das Stillen vor. Gemeinsam mit dem Botenstoff Relaxin macht Östrogen Schleimhäute und Gelenke beweglicher und weicher, damit sich der Körper für die Geburt öffnen kann. Aber nicht nur das körperliche, auch das emotionale »Weicherwerden« wird hormonell gefördert. So ist es kein Wunder, wenn du über Vorfälle oder Vorstellungen weinen musst, die dich normalerweise nicht so tief berühren oder wenn dein Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit in dieser Zeit steigt, weil du dich verletzlicher fühlst. Der Spiegel des Hormons Progesteron steigt und löst eine allgemeine körperliche wie geistige Verlangsamung aus. Sie bewirkt, dass die Frau das Kind halten, ernähren und sich ihm öffnen kann. Progesteron ermöglicht die Einnistung der befruchteten Eizelle und reguliert den Erhalt der Schwangerschaft in den ersten Wochen. Progesteron verhindert, dass in den Eierstöcken weitere Eizellen produziert werden und sorgt im Verlauf der Schwangerschaft dafür, dass sich die Brustdrüsen auf die Milchabgabe vorbereiten. Auch das Gefühlschaos ist der hormonellen Situation zuzuschreiben. Die Freude über das Kind und die veränderte Familiensituation weicht oft unerwarteten Gefühlen wie Überforderung, Chaos oder dem Wunsch alles rückgängig machen zu wollen. Die ambivalenten Gefühle verwirren die Schwangere genauso wie ihren Partner. Geduld, Vertrauen und Einfühlungsvermögen sind die besten Ankerpunkte. Neun Monate sind ausreichend Zeit, um alle aufgeworfenen Fragen zu beantworten und wieder Stabilität zu finden. Die Reise in die neue Lebensphase kann Schritt für Schritt angetreten werden. Dein Körper unterstützt dich dabei.

Die ersten Schwangerschaftswochen laden dich ein, die beginnenden Veränderungen in deinem Leben, das Muttersein und dein Kind anzunehmen. Unangenehme Begleiterscheinungen kannst du positiver erleben, wenn du sie hinnimmst, wenn du versuchst, die inneren Widerstände gegen die Veränderungen aufzugeben. Akzeptieren und Hingeben sind wesentliche Bausteine deines neuen Weges als Mutter.

Der Wunsch nach Ruhe

Viele Frauen ziehen sich zurück, sind verträumter, weniger kommunikativ und mit sich selbst beschäftigt, was Verwirrung in der Außenwelt auslösen kann. Der Partner versteht nicht, warum die Partnerin plötzlich scheinbar weniger Interesse an ihm zeigt, Freundinnen und Familie wundern sich vielleicht über das Ausbleiben von regelmäßigen Anrufen und Besuchen. In dir öffnet sich ein neuer Raum für ein Lebewesen, das sehr viel Platz in deinem Leben einnehmen wird. Es braucht Hinwendung, Akzeptanz und Öffnung um diesen Raum zu schaffen. Geh behutsam und verständnisvoll mit dir selbst um, dann wirst du diese Reaktion auch in deiner Umgebung finden. Spätestens wenn alle in dein Geheimnis eingeweiht sind, werden sie verstehen, warum du in letzter Zeit so anders bist.

Schlafen und Träumen

Die Träume gewinnen an Farbe und Intensität. Die Nächte sind fast ebenso voller Eindrücke und Erlebnisse wie die Tage. Es tut gut, ein Schwangerschaftstagebuch zu führen und darin besonders eindrückliche Träume aufzuschreiben. Vielleicht versteckt sich in manchem Traum ein Hinweis auf Geschlecht, Name, Eigenheiten, Bedürfnisse oder Wünsche deines Kindes? Vielleicht zeigen sich auch Erinnerungen an deine eigene Geburt oder Kindheit, die in dieser Lebensphase oft an die Oberfläche des Bewusstseins gelangen. Der Wach- und Schlafrhythmus verändert sich, Müdigkeitsattacken überfallen dich gleich einem Vorschlagshammer mehrmals am Tag. Gib dieser Müdigkeit sooft du kannst nach. Leg dich hin, ruh dich aus, schlafe. Du gibst deinem Körper dadurch die Möglichkeit sich zu regenerieren und die Kraft, die im Moment notwendigen Prozesse bestmöglich auszuführen.

Das zweite Trimenon

13.–27. Woche

Die zweite Etappe der Schwangerschaft schenkt vielen Frauen Genuss und Selbstsicherheit. Das Kind hat sich im Körper genauso wie im Herzen der Mutter gut eingenistet und die anfängliche Zurückhaltung weicht oft der Freude über den bevorstehenden Familienzuwachs. Die Energie ist zurückgekehrt. Der wachsende Bauch ist jetzt für die Mutter und ihr Umfeld deutlich sichtbar. Das Kind ist ganz Teil von der Mutter geworden. Die Schwangere fühlt sich fest in ihrer Welt verankert und fähig alles zu schaffen, was das Leben ihr bietet.

Licht auf die Hormonwelt

Die Hormonproduktion, die...