Mitgefangen in der Sucht (eBook)

Wie du dich aus der Co-Abhängigkeit bei Alkoholismus befreist
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
mvg Verlag
978-3-96121-786-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mitgefangen in der Sucht -  Julia Maria Kessler
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Als Partner*in oder Angehörige*r ist man ebenso betroffen von der Sucht wie Alkoholkranke selbst. Wenn man für sie lügt, sie bei der Arbeit »krank« meldet, hinter ihnen aufräumt, versucht ihre Sucht zu kontrollieren und die Verantwortung für sie zu tragen, wird ungewollt das Suchtsystem unterstützt, während man sich selbst zunehmend in einer Co-Abhängigkeit verstrickt. Julia Kessler lebte jahrelang mit einem Alkoholiker zusammen und kennt die Kämpfe, die man mit dem Partner und sich selbst austrägt. Als erfahrene Coachin hilft sie Betroffenen in ihrem Buch, mit praktischen Tools, Inspirationen und bewegenden, ehrlichen Erzählungen aus ihrem eigenen Leben Manipulationen zu erkennen, die zerstörerische Dynamik von Alkoholsucht und Co-Abhängigkeit zu durchbrechen und den Fokus wieder auf sich selbst zu lenken.

Julia Maria Kessler, geboren 1976, arbeitet nach einer Ausbildung an der Dr. Bock Coaching Akademie als systemischer Coach. Sie nutzt ihre persönliche Geschichte als Mutmacher und zeigt Co-Abhängigen einen Ausweg aus dem Suchtsystem. Beim Blauen Kreuz in München leitet sie eine Gruppe für Angehörige von alkoholkranken Menschen. Sie lebt mit ihren zwei Söhnen am Starnberger See. Weitere Infos unter juliamariakessler.de.

Julia Maria Kessler, geboren 1976, arbeitet nach einer Ausbildung an der Dr. Bock Coaching Akademie als systemischer Coach. Sie nutzt ihre persönliche Geschichte als Mutmacher und zeigt Co-Abhängigen einen Ausweg aus dem Suchtsystem. Beim Blauen Kreuz in München leitet sie eine Gruppe für Angehörige von alkoholkranken Menschen. Sie lebt mit ihren zwei Söhnen am Starnberger See. Weitere Infos unter juliamariakessler.de.

Einleitung


Solange du versuchst, die Sucht eines anderen Menschen zu kontrollieren, wird diese Sucht dich kontrollieren.

Co-Abhängigkeit bezeichnet ein sozialmedizinisches Konzept, nach dem sich Angehörige oder Bezugspersonen eines Suchtkranken im Bestreben zu helfen immer tiefer in dessen Abhängigkeit verstricken. Sie entwickeln Strategien, die ihnen selbst extrem schaden und die das Suchtverhalten unbeabsichtigt stabilisieren. So weit, so gut, aber was nützt es einem, solche Einordnungen zu lesen, wenn man betroffen ist? Was nützen einem Statistiken und hochtrabend formulierte Abhandlungen über Suchtprozesse? Was nützt es einem zu hören: »Das ist nur eine Frage des Willens … er/sie soll einfach aufhören zu saufen!« Es nützt Angehörigen eines alkoholkranken Menschen gar nichts. Ganz im Gegenteil: Symptome wie Scham, Schuldgefühle, Angst und Isolation, die der Nährboden der Co-Abhängigkeit sind, werden sich sehr wahrscheinlich noch verstärken.

Ich bin Julia Maria Kessler, 45 Jahre alt, Mutter von zwei großartigen Jungs, das Gesicht hinter dem Account juliamariakessler.de, Autorin, zertifizierter Life Coach für co-abhängige Menschen, und ich leite beim Blauen Kreuz in München eine Gruppe für Angehörige von Alkoholkranken.

Durch die Beziehung zu einem Alkoholiker rutschte ich in einem schleichenden Prozess in die Co-Abhängigkeit. Obwohl die Zahl der Betroffenen, alleine in Deutschland, auf rund acht Millionen Menschen geschätzt wird und die tatsächliche Zahl sicherlich weit darüberliegt, fallen sie häufig durch das Netz und erleben leider nicht selten, wie schwer es ist, Hilfe zu bekommen, die auch tatsächlich eine Hilfe ist.

Auch ich steckte in dieser Sackgasse fest. Heute wundere ich mich, wie es möglich ist, dass ich auf meinem Weg so lange niemanden traf, der mir sagte, was ich heute weiß. Und da es mit allen Zielen im Leben so ist, dass man am besten denjenigen um Rat fragt, der schon da ist, wo man selbst hin möchte, entschied ich mich in diesem Buch, meine gelebten Erfahrungen mit der nach wie vor tabuisierten Krankheit Alkoholismus und der daraus resultierenden Co-Abhängigkeit zu teilen.

Es ist für dich und enthält alles Wissen, das ich mir selbst vor Jahren gewünscht hätte. Ich erzähle dir von meinen absoluten Tiefpunkten, von meinen größten Ängsten und allen bahnbrechenden Erkenntnissen, die ich auf dem Weg zurück zu mir gesammelt habe. Ich erzähle dir meine Geschichte, die – ob du es glaubst oder nicht – auch gleichzeitig deine Geschichte ist.

Denn unabhängig von den individuellen Umständen, dem Einkommen, dem Bildungsgrad, der gesellschaftlichen Stellung, der beruflichen Laufbahn oder dem Elternhaus, läuft die Beziehung zu einem alkoholkranken Menschen immer nach demselben Schema ab.

Das war mir lange nicht bewusst, und schließlich war es für mich ein wichtiger Türöffner hinaus aus meiner Scham, der mir half, zurück in mein Selbstvertrauen zu finden. Mir wurde klar, dass sowohl das Verhalten meines Partners als auch mein eigenes einem bestimmten Muster folgten, das absolut nichts über uns, unsere Intelligenz oder gar unseren Wert aussagte. Es war die typische Entwicklung von selbstsabotierenden Denk- und Verhaltensweisen in einem Suchtsystem. Egal, ob es ein altes Kanu oder eine Luxusyacht ist: Co-Abhängige sitzen alle im selben Boot.

Du bist mit deinen schlimmen Erfahrungen, deinem Schmerz und deiner Ohnmacht nicht alleine, denn was Alkoholismus aus den betroffen Menschen und ihren Angehörigen macht, läuft in den Grundzügen immer gleich ab. Und im Umkehrschluss lässt sich bereits erahnen, dass es sich mit dem Ausweg ähnlich verhält. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er von ein paar essenziellen Erkenntnissen gepflastert ist, die es einem ermöglichen, verunsichernden Gedanken die Stirn zu bieten und endlich wieder eine andere Richtung einzuschlagen: zurück zu deinem Selbstvertrauen, zurück zur emotionalen Freiheit, zurück in deine Kraft und vor allem zurück zu dir!

Als ich die Krankheit Alkoholismus endlich verstanden hatte und für mich somit auch die Zusammenhänge zu meiner daraus resultierenden Co-Abhängigkeit herstellen konnte, verspürte ich plötzlich den überbordenden Wunsch, die für mich richtungsändernden Erkenntnisse, die es mir schließlich ermöglichten, die zerstörerischen Muster des Suchtsystems zu durchbrechen, mit anderen Betroffenen zu teilen.

Ich konnte kaum glauben, dass mir weder ein Arzt noch ein Therapeut das, was ich mir selber erarbeitet hatte, zuvor erklären konnte. Stattdessen bekam ich, als ich nach Hilfe suchte, Antidepressiva verschrieben. Das war tatsächlich alles, was dem Professor, der – Internist und Psychotherapeut – als Koryphäe auf dem Gebiet der Suchterkrankungen gilt, zu meinem Zustand einfiel.

Fast schien es, als ginge es darum, dass ich als Partnerin seines alkoholkranken Patienten weiterhin funktionieren konnte, anstatt mir die Augen dafür zu öffnen, dass ich co-abhängig und es allerhöchste Zeit war, die manipulativen, zerstörerischen Fesseln dieses Zustands emotionaler Abhängigkeit endlich zu sprengen.

Schließlich litt ich nicht an einer nicht nachvollziehbaren, gedrückten Stimmung oder einer unbegründeten Antriebslosigkeit, sondern an den Folgen des Zusammenlebens mit einem nicht trockenen Alkoholiker. Doch nachdem ich ihm schilderte, in welcher Situation ich mich befand, erntete ich nichts weiter als gedankenschweres Stirnrunzeln, verständnisvolles Nicken, ein Rezept und einen festen Händedruck zum Abschied, nicht zu vergessen die Rechnung für diese bahnbrechende Sitzung. Es fiel kein einziges Wort über Co-Abhängigkeit. Kein Hinweis auf die Dringlichkeit, mich um mich selbst zu kümmern und alte Strategien durch neue zu ersetzen. Er ging direkt über zur Tagesordnung und all meine Aufmerksamkeit war wie zuvor auf meinen alkoholkranken Partner fokussiert. Ich sollte, als Fazit der Erkenntnis, dass ich verzweifelt, ratlos und am Ende meiner physischen und psychischen Kräfte war, ab sofort meinem Partner und mir Medikamente verabreichen. Dazu später mehr.

Meine Erfahrung ist, dass die Co-Abhängigen häufig durch das Netz fallen, während es für Alkoholkranke zahlreiche Angebote gibt. Ich nenne die Angehörigen von alkoholkranken Menschen deshalb »Die vergessene Mehrheit«.

Während es für wahrscheinlich alle anderen Themen einen Ansprechpartner und gute Ratgeber gibt oder sogar Spezialisten im Freundeskreis und der Familie, steht man mit dieser Problematik meistens einsam und alleine da. Das liegt daran, dass zwar jeder eine Meinung zu Alkoholismus hat, aber kaum jemand wirklich versteht, wie diese Krankheit funktioniert. Daraus resultieren bei den meisten Menschen be- oder auch abwertende Kommentare, weshalb man sich als Co-Betroffener noch mehr schämt und es so schwerfällt, sich jemandem anzuvertrauen.

Normalerweise erfährt man, wenn man krank ist, Mitgefühl und Verständnis. Das ist bei diesem stigmatisierten Tabuthema häufig nicht der Fall. Viele Menschen glauben nicht einmal daran, dass es sich bei Alkoholismus überhaupt um eine Krankheit handelt, obwohl Suchterkrankungen generell zu den häufigsten psychiatrischen Krankheitsbildern zählen. Die Alkoholabhängigkeit ist ebenso weit verbreitet wie stigmatisiert und wird nicht selten fälschlicherweise als Charakterschwäche oder Teil des Lebenswandels einer sozial schwachen Schicht betrachtet, was den betroffenen Menschen einen zielführenden Umgang mit dieser Krankheit umso schwerer macht. In der Folge führen Scham- und Schuldgefühle sie eher in die Isolation, als dass sie die Betroffenen ins Handeln bringen.

Angehörige von alkoholkranken Menschen winden sich nicht selten in Erklärungen, schämen sich und fühlen sich schuldig. Auch ich versuchte jedem, der mich auf den Alkholkonsum meines Partners ansprach, zu beweisen, dass ich alles im Griff hatte, oder zu vermitteln, dass es eben nicht so einfach ist … Und im selben Moment wusste ich längst, dass solche Gespräche alles andere als hilfreich sind, und setzte alles daran, sie in Zukunft möglichst zu vermeiden. Ich versuchte, meine Rolle noch überzeugender zu spielen, den Schein noch perfekter zu wahren und meinen Partner noch besser zu decken, als wäre ich seine Komplizin, sein Bodyguard und sein Alibi im Dauerabo. Irgendwann hatte ich diese Rolle wie so unendlich viele Co-Abhängige oskarverdächtig gut drauf. Ich funktionierte wie mechanisch, wusste ganz genau, was mir welche Situation abverlangte, und Selbstsabotage wurde zwangsläufig zu meiner Königsdisziplin. In meinem Kopf kreisten die immer gleichen Fragen: »Wie geht es ihm? Wie ist er drauf? Wie läuft die Therapie? Wie läuft es nach der Therapie? Was könnte seinen Zustand das nächste Mal zum Kippen bringen? Wer oder was könnte ihn stressen? Was könnte ich ihm noch abnehmen? Was darf ich ihm zumuten? Ist die Einladung...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte Alkohol Buch • Alkoholismus • co abhängigkeit alkohol • co abhängigkeit in beziehungen • co abhängigkeit ratgeber • emotionale abhängigkeit überwinden • hilfe für angehörige von suchtkranken • mann alkoholiker • mann alkoholiker muss ich mich trennen • mann alkoholproblem • Selfcare
ISBN-10 3-96121-786-6 / 3961217866
ISBN-13 978-3-96121-786-1 / 9783961217861
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