Der Slalom meines Lebens (eBook)

Die Autobiografie der Ski-Olympiasiegerin
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
288 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-001-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Slalom meines Lebens -  Hilde Gerg,  Taufig Khalil
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Hilde Gerg war eine der besten alpinen Skifahrerinnen der Welt und hat in ihrer Karriere alle Höhen und Tiefen erlebt, die eine Spitzensportlerin durchlaufen kann. Als 'die wilde Hilde' begeisterte sie mit ihrer sportlichen Dynamik und erfrischenden Art die Zuschauer, musste aber auch zahlreiche Rückschläge und Katastrophen bewältigen. Im beschaulichen Tölzer Land aufgewachsen, bald als Ski-Ausnahmetalent entdeckt und gefördert, feierte sie ihren großen Durchbruch als 22-jährige Slalom-Olympiasiegerin bei den Winterspielen 1998 in Nagano. In ihrer Autobiografie erzählt die dreifache Mutter von ihrer Leidenschaft für den Skisport, ihrem Aufstieg in die Weltspitze und ihren großen Erfolgen - aber auch von Verletzungen, Krisen und den dunklen Seiten des Lebens, wie dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes und Trainers Wolfgang Grassl nach nur wenigen Jahren Ehe und zwei gemeinsamen Kindern. Ehrlich und einfühlsam gibt Hilde Gerg Einblicke in ihr Gefühlsleben und berichtet, wie sie sich von diesem Schicksalsschlag erholt hat, was der Sport ihr dabei gegeben hat und wie sie heute ein glückliches Leben führt.

Hilde Gerg, geboren 1975, ehemalige Skiathletin und Olympiasiegerin, lebt und arbeitet seit ihrem Karriereende 2005 in Schönau am Königssee. Als 'wilde Hilde' begeisterte die quirlige Sportlerin über viele Jahre Zuschauer und Wintersportfans.

Hilde Gerg, geboren 1975, ehemalige Skiathletin und Olympiasiegerin, lebt und arbeitet seit ihrem Karriereende 2005 in Schönau am Königssee. Als "wilde Hilde" begeisterte die quirlige Sportlerin über viele Jahre Zuschauer und Wintersportfans. Taufig Khalil, geboren 1966, ist Sportredakteur beim Bayerischen Rundfunk in München. Er begleitet den FC Bayern München seit Jahren um die Welt und berichtet ansonsten vor allem über Golf und Ski alpin. 2022 war er für die ARD unter anderem bei den Paralympics in Peking.

NICHT NUR ROMANTISCH


Als ich im Oktober 1975 in Bad Tölz zur Welt kam, war mir meine Skikarriere quasi schon in die Wiege gelegt. Auch wenn mein Papa allen Leuten erst mal erzählt hat, dass er jetzt eine neue Bedienung habe. Die waren alle erstaunt, dass er sich im Herbst, zum Ende des Sommers, noch eine neue Servicekraft holte. Es war seine Art, den Leuten zu sagen, dass er jetzt eine Tochter hat.

Meine Eltern bewirtschafteten zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Jahr die Tölzer Hütte im Brauneck-Skigebiet bei Lenggries. Diese Hütte liegt auf einer Ebene unterhalb der Brauneckbahn. Das Skigebiet ist im Winter sehr beliebt und gilt als Münchner »Hausberg«. Mit dem Auto fährt man kaum mehr als eine Stunde von dort. Mit ihrer Lage auf einer Höhe von 1495 Metern war die Hütte jeden Winter komplett eingeschneit. Und das ist wörtlich gemeint, denn in den 70er-Jahren hatte es noch viel mehr Schnee als heute.

Das klingt jetzt erst mal sehr romantisch. So einige Herausforderungen hat das allerdings schon mit sich gebracht. Im Winter konnte man sich da oben zum Beispiel nur mit dem Ski-Doo, also dem Motorschlitten, bewegen. Oder eben auf Ski. Im Sommer gab es Wirtschaftswege, die mein Papa mit dem Geländewagen befahren konnte.

Um uns herum waren damals noch mehrere andere bewirtschaftete Hütten. Die Stie-Alm, die Quengeralm und ein bisschen weiter unten die Bayernhütte. Mein Papa Stefan hatte dort schon während seiner Jugend oft ausgeholfen. Später war er dann erst mal Fern- und Busfahrer. Meine Mama Hilde hatte am Tegernsee gearbeitet und wollte was anderes machen. Über das Arbeitsamt ist sie dann als Bedienung auf die Bayernhütte gekommen. Viele wollten nicht auf den Berg, doch ihr hat das nichts ausgemacht. Dabei kommt sie eigentlich aus Landau an der Isar, wo es eher flach ist.

Das mit der Bayernhütte war tatsächlich eine auch für mich wichtige Entscheidung – denn dort hat sie dann meinen Papa getroffen. Der war damals der Hausmeister.

Die beiden sind dann wenig später an den Tegernsee gezogen, wo mein Papa für ein Busunternehmen Reisen gefahren hat, während die Mama als Haushälterin tätig war. Als die Tölzer Hütte 1974 dann zur Pacht ausgeschrieben wurde, bekamen meine Eltern den Zuschlag: Im November 1974 ging es los.

Man darf sich die Tölzer Hütte jetzt nicht als kleine Skihütte vorstellen, in der vier oder sechs Leute drinsitzen und verträumt in den Schnee schauen. Unter dem Begriff Berggasthaus hat man da schon eher das Richtige vor Augen.

Es war ein relativ großes Gebäude mit einer Küche. Der Hauptbereich mit der Gaststube war unten, im hinteren Teil ging es zu den Toiletten. Das war unten alles eher massiv. Der obere Teil war komplett aus Holz. Da ist man über eine Holzstiege rauf zu den Schlafräumen. Dort war auch Platz für ein paar Übernachtungsgäste. Hinter einer Tür waren dann unsere Privaträume. Im vorderen Bereich waren das Wohnzimmer und das Schlafzimmer unserer Eltern. Dahinter habe ich mir mit meinem zwei Jahre jüngeren Bruder Stefan ein Zimmer geteilt. Der heißt übrigens nach dem Papa, während ich wie meine Mama, eben Hilde, heiße. So macht man das halt oft in den Bergen.

Das Leben auf dem Berg war eigentlich immer gleich. Wenn die Bergbahnen um acht aufgemacht haben, kamen unsere Aushilfen rauf. Meine Mama stand dann den ganzen Tag in der Küche und hat gekocht. Das war Wahnsinn. Die konnte weder Ski noch Ski-Doo fahren und ist im Winter oft vier Monate nicht vom Berg gekommen. Der Papa stand hinterm Tresen, hat das Bier ausgeschenkt, die Bestellungen aufgenommen und nach hinten geschrien. Schweinsbraten, Schnitzel und Kaiserschmarrn waren besonders beliebt. Und bis die Mama und die Küchenhilfen das Essen hergerichtet hatten, hat der Papa abkassiert. Wir Kinder haben Getränke nachgereicht. Apfelschorle und Wasser durften wir übernehmen und den Leuten hinstellen. Und wenn das Essen mal länger gedauert hat, dann haben wir uns sagen lassen, wo die Gäste sitzen, und haben es ihnen gebracht. Das war jeden Tag der gleiche Ablauf. Im Sommer waren das die Leute, die wandern, im Winter halt die, die Ski fahren.

Der Betrieb ging um elf los und bis dahin musste auf jeden Fall das Essen fertig sein. So ein Schweinsbraten, der braucht ja ein paar Stunden im Rohr. Das ging dann bis gegen 15 Uhr und dann begann das Geschäft mit Kaffee und Kuchen. Und um kurz nach vier war Schluss, denn um 16:30 Uhr fuhr die letzte Bergbahn, im Sommer erst um 17 Uhr.

Wenn die Gäste weg waren, war man froh, dass der Trubel rum war. Aber die Arbeit war noch lange nicht fertig. Dann begann das Zusammenräumen und Putzen. Das Problem war, dass unsere Aushilfen halt auch mit der letzten Bergbahn runtermussten. Da blieb dann viel Arbeit für uns liegen. Die Toiletten und die Gaststube mussten geputzt werden. Da war die Mama oft noch bis um halb acht abends beschäftigt. Später, als wir größer waren, haben wir dann geholfen, wo wir konnten, damit die Mama auch mal eine Pause bekommt und mit uns in Ruhe essen kann. Das war dann unsere Familienzeit am Abend. Ein gemeinsames Mittagessen haben wir nie gehabt. Da war immer Vollbetrieb.

Überhaupt ist so ein Leben auf einer Hütte am Berg nicht so idyllisch, wie man sich das vielleicht vorstellt. Warmes Wasser war für uns keine Selbstverständlichkeit. Das kam von einer Quelle in die Hütte rein. Wenn jetzt unterm Tag schon so viel Wasser für die Gäste oder beim Kochen verbraucht worden war, dann haben wir erst mal für unser Essen keins mehr gehabt, geschweige denn zum Duschen.

Dann hat man gewartet, bis etwas nachgelaufen ist, und dann hieß es: »Ihr habt fünf Minuten Zeit zum Duschen.«

Es war halt einfach anders. Nicht so wie unten im Tal, wo man unermesslich viel Wasser zur Verfügung hat. Außerdem haben wir unseren Wohnbereich oben gehabt und die Dusche war unten im Toilettenbereich. Da musste man immer über die kalte Stiege. Das war grauslich. Wenn wir ins Bad wollten, mussten wir zudem noch durch das Schlafzimmer meiner Eltern.

Aber irgendwie war das kein Problem. Es war klein, wir waren auf sehr engem Raum, aber wir hatten immer uns.

DIE ERSTEN SKI


Wenn du auf einer Hütte im Skigebiet aufwächst, dann wird der Schnee irgendwann zu deinem Freund. Vor allem im Winter gibt es da oben weit und breit nichts anderes als Weiß.

Selbst wenn es wie verrückt geschneit hatte, musste mein Vater raus und die Terrassen freiräumen und sich um die Tische und Außenanlagen kümmern. Ich bin dadurch relativ früh immer mit ihm in den Schnee. Wenn noch ein kleineres Geschwisterchen da ist, geht das halt eher mit der Mama und als Ältere geht man selbst mehr mit dem Papa. Ich bin immer hinter ihm her. Er hatte eine Schneefräse, mit der er ohne Ende Schnee geräumt hat, und ich immer mit meiner Schaufel hintennach. Das hat mir unheimlich Spaß gemacht. Ich war als Kind wahnsinnig viel draußen. Mal mit dem Bob, mal mit dem Schlitten.

Meine ersten Ski waren dann so kleine Rutscher. Die hatten Plastikschnallen, die man um die Winterstiefel gemacht hat. Damit bin ich mit nicht mal zwei Jahren umeinandermarschiert und habe mich draußen mehr oder weniger allein beschäftigt. Mit richtigem Skifahren hatte das aber nichts zu tun.

Das erste Mal so richtig auf der Piste war ich auf den Schultern meines Papas. Der konnte richtig gut Ski fahren und hat das oft noch in der Früh gemacht, bevor die Gäste kamen. Erst hat er sein Zeug erledigt und mich dann hochgenommen. Anfangs habe ich ganz schön Angst gehabt. Du sitzt da oben und bist komplett abhängig von dem, was der unter dir macht. Das hat oft wie wild geschaukelt und war wirklich hoch.

Mit etwas über zwei Jahren durfte ich es dann selbst probieren. Es gab da einen guten Bekannten, der Skilehrer war. Wenn der keine Gruppe dabeigehabt hat, dann hat er uns Kinder mitgenommen. Mit drei bis fünf Jahren kann man ein Kind ja nicht allein im Skigebiet umeinanderfahren lassen.

Das hat sich dann erst mit meinem letzten Kindergartenjahr, als ich etwa sechs Jahre alt war, geändert. Da hat der Papa dann beim Sessellift angerufen und Bescheid gegeben, dass die Hilde jetzt kommt. Und wenn ich dann da war, hat der vom Sessellift sich wieder beim Papa gemeldet. So konnte ich nie verloren gehen.

Skifahren war einfach wichtig. Auch zur Fortbewegung. Während die anderen Kinder morgens mit dem Bus oder von der Mama in die Schule gefahren wurden, bin ich ab der ersten Klasse mit den Ski gekommen. Das war damals total normal. Man ist halt in der Früh raus mit dem Skianzug. Den Schulranzen hat der Papa auf dem Ski-Doo über den Fahrweg transportiert, während wir über die oft unpräparierten Pisten gefahren sind. Wir waren immer in einer kleinen Gruppe unterwegs. Anfangs mit einer Freundin aus einer benachbarten Hütte, später kam noch mein Bruder dazu. Ich habe mit dem Weg nie ein Problem gehabt, auch wenn es Tage gab, an denen das wirklich keinen Spaß mehr gemacht hat. Denn manchmal hat es so viel geschneit, dass ein kleines Schulkind komplett bis obenhin im Schnee versinken konnte.

Um zur Schule zu kommen, mussten wir erst ein Stück mit dem Lift rauf und dann über einen steilen Hang zu einem Flachstück runter. Da brauchte man relativ viel Schwung, um weiterzukommen. Doch da war eines Tages so viel Schnee, dass nichts mehr ging. Wir haben uns dann entschieden, einen anderen Weg rauszuwandern. Blöd war nur, dass der Papa mit dem Ski-Doo über den anderen Weg gefahren ist. Da bist du dann endlos gestapft, während die anderen alle schon im Warmen saßen. Irgendwann war dir dann auch egal, ob du pünktlich um 8 Uhr in der Schule ankommst. Da hast du wirklich andere Sorgen....

Erscheint lt. Verlag 5.11.2021
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ski- / Wintersport
Schlagworte Abfahrt • Buch • DSV • Goldmedaille • Nagano • Nordische Kombinaton • Olympia • Olympische Winterspiele • Olympische Winterspiele 1998 • Riesenslalom • Schönau am Königssee • Ski alpin • Skifahren • Skifahrer Biografie • Skifahrerin • Skirennläuferin • Skisport • Ski Weltcup • Slalom • Super-G • Wilde Hilde • Wintersport • Wolfgang Graßl
ISBN-10 3-98588-001-8 / 3985880018
ISBN-13 978-3-98588-001-0 / 9783985880010
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