Die Sinne als Tor zur Achtsamkeit (eBook)

Über die körperliche Wahrnehmung zu einem gelassenen Geist - Mit 7-Wochen-Workshop für alle Sinne

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
208 Seiten
Irisiana (Verlag)
978-3-641-28109-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Sinne als Tor zur Achtsamkeit - Inga Heckmann
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Mit allen Sinnen in ein achtsames Leben
Die bewusste Beschäftigung mit den Sinnen ist reine Meditation, durch die wir automatisch ganz im Moment ankommen. Gleichzeitig lernen wir die versteckten Mechanismen unserer Wahrnehmung kennen und gelangen so zu mehr Selbsterkenntnis. Diese faszinierende und körperbasierte Achtsamkeitspraxis wird hier mit altem Yoga-Wissen, neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und zahlreichen kreativen Übungen kombiniert. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen sowie die Körperwahrnehmung (Propriozeption) werden geschult. Darüber hinaus beruhigt sich Ihr Geist, entschleunigt sich Ihr Denken und das Empfi nden verfeinert sich. Der praktische »7-Wochen-Workshop für alle Sinne« führt Sie nicht nur zu Ihrem wahren inneren Wesen, sondern sorgt auch für die bessere Vernetzung bestimmter Hirnareale. Dies erleichtert die Verarbeitung von Stress und schafft Resilienz für schwierige Lebenssituationen.

Inga Heckmann ist Yogalehrerin, Autorin, Musikerin und Redakteurin. Seit frühester Jugend befasst sie sich mit Spiritualität, Yoga und Meditation, seit über 25 Jahren unterrichtet sie Gesang und Yoga in Einzelstunden, Workshops und in Retreats. Inga Heckmann lebt und arbeitet in München.

DIE SINNE UNTER DER LUPE

DER SEHSINN: EIN SPÄTENTWICKLER

So wie sich das Gehirn über die Jahrtausende weiterentwickelte, so muss es natürlich auch einen Prozess im Mutterleib durchlaufen – und es sind dennoch nicht alle Sinne bei der Geburt vollständig einsatzbereit. Gehör, Geruchs- und Tastsinn sind zwar bereits in der achten Schwangerschaftswoche voll entfaltet, das Kleine kann zum Beispiel seine Mutter schon nach wenigen Tagen am Geruch erkennen. Von diesen Sinnen vollständig Gebrauch zu machen, ist aber für Junior noch nicht möglich, es wird noch ungefähr sieben Jahre dauern, bis all die Eindrücke vom gereifteren Gehirn eingeordnet und zu sinn-vollen Handlungen umgesetzt werden können.

Besonders der Sehsinn, der sich relativ spät entwickelt, hinkt lang hinter den anderen Sinnen her: Bei der Geburt können Babys ihre Umgebung nur schemenhaft wahrnehmen, erst nach drei bis vier Monaten können sie Dinge und Gesichter in der Nähe erkennen. Nach rund sieben Monaten kann das Kind auch Gegenstände wahrnehmen, die sich etwas weiter weg befinden, und sich in Bewegung setzen, um diese interessanten Objekte in die Hand zu nehmen. Mit einem Jahr hat das Baby dann ungefähr die Hälfte des Sehvermögens eines Erwachsenen erreicht. Das räumliche Sehen entwickelt sich allerdings recht langsam und ist erst mit neun Jahren dem eines Erwachsenen ähnlich. Weswegen die Anzahl der vielen Kleinen, die schon mit vier oder fünf oder auch sechs Jahren auf eigenen Fahrrädern durch die Städte radeln, sehr bedenklich ist: Sie können weder Geschwindigkeit noch Abstand von herannahenden Fahrzeugen, Fußgängern, Hunden oder anderen Fahrrädern einschätzen. Das Gesichtsfeld, also die Fähigkeit, einen weiteren Winkel mit beiden Augen zu erfassen, ist sogar erst im Alter von zehn bis zwölf Jahren voll entwickelt.

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Vergleich unseres Blickwinkels mit dem Tierreich. Bei den Primaten, unseren Verwandten aus der entfernten Vergangenheit, sind die Augen wie bei uns Menschen vorn im Kopf angebracht. Das hat zur Folge, dass sie (und wir) immer nur in eine Richtung sehen können. Bei anderen Säugetieren, man denke an Katzen, erfassen die Augen einen viel weiteren Winkel. Insekten oder Kraken lassen die Säugetiere, was die Sehkraft angeht, sogar weit hinter sich. Seesterne, Quallen und Seeigel zum Beispiel sehen die Welt sogar im 360-Grad-Modus – die räumlichen Begriffe »rechts« und »links« oder »vorn« und »hinten« sind für diese Meeresbewohner irrelevant.

VOM BILD ZUR GESCHICHTE

Die faszinierende Frage beim Sehen ist natürlich: Wie kommt das Bild ins Gehirn und woher wissen wir, was es darstellt? Immerhin nehmen wir 80 Prozent aller Informationen über unsere Umwelt über die Augen auf. Der äußerst komplexe Vorgang, wie die vom Sinnesorgan übermittelte Information dann im Gehirn verarbeitet wird, ist noch nicht wirklich vollständig erforscht (siehe auch Kasten). Einige interessante Tatsachen gibt es selbstverständlich dennoch zu berichten. Rund 130 Millionen lichtempfindliche Zellen warten in der Retina, der Netzhaut des Auges, auf optische Eindrücke. Das heißt, lang warten müssen sie nicht, denn sobald sich das Auge öffnet, strömen die Reize herein. Allerdings schaltet sich auch hier wie bei allen Sinnen die selektive Weiterleitung ein, denn das Gehirn würde mit der Quantität an Reizen kaum fertigwerden.

Rein »technisch« nehmen die Sinneszellen die elektromagnetischen Wellen des Lichts auf und wandeln diese in elektrische Impulse um. Diese Impulse werden an den Sehnerv hinter dem Glaskörper des Auges geleitet. Das Bild zu den Impulsen entsteht erst im Gehirn. Die Aufgabe des Auges dabei ist grob mit der Linse einer Kamera vergleichbar. Kurz gesagt werden die Lichtstrahlen, die im sogenannten Brennpunkt auf der Retina eintreffen, zu einem Bündel zusammengefasst und produzieren wie bei einer Kamera zunächst ein Bild, das auf dem Kopf steht. Unser Gehirn dreht dieses Bild im selben Moment um, in dem es eintrifft. Diese Leistung ist unglaublich, denn das Hirn dreht das Bild nicht nur, sondern gleicht die Bilder mit allem ab, was wir jemals in unserem Leben gesehen haben. Und noch mehr: Alle Emotionen, die mit dem Bild verknüpft sind, und auch die Erfahrungen, seien sie negativ oder positiv, werden sofort analysiert. Das heißt, das Bild, das unser Auge aufnimmt, wird in unserem Kopf »produziert« – als würden wir die Linse einer Kamera auf ein Bild richten und in Bruchteilen einer Millisekunde mit Photoshop-Bearbeitung unsere ureigene Version des Bildes erstellen.

ALLES SO SCHÖN BUNT

Dem nicht genug, denn wir sehen Farben und können hell und dunkel unterscheiden. Über Letzteres, also die Lichtverhältnisse, geben uns die Stäbchen im Auge Auskunft, die Farbinfo liefern uns die Zapfen. Das dichteste Zapfenvorkommen befindet sich im gelben Fleck des Auges, auch Makula genannt. Jede einzelne Sehzelle hat über Nervenfasern einen direkten Draht zum Gehirn und die Zapfen haben dabei auch noch Spektral-Spezialgebiete: Manche absorbieren die kurzen Wellenlängen, die blauem Licht entsprechen, sind also »blauempfindlich«. Grünempfindliche Stäbchen leiten mittlere Wellen, rotempfindliche lange Wellen weiter – aus diesen drei Farbinformationen werden alle anderen Farben »zusammengebaut«. Noch mal zum Auf-der-Zunge-zergehen-Lassen: Unser Auge kann im Grunde nur drei Farben sehen – Rot, Grün und Blau. Den Rest erledigt das Gehirn. Die Gesamtinformationen, also die zusammengebastelten Farben, werden in den Kortex geleitet, von dort direkt ins Gefühlszentrum. Hier entscheidet sich, welche Farbinformation schließlich in unser Bewusstsein treten darf.

Sehen ist also, wie alle Sinne, nicht nur eine physiologische, sondern auch eine psychische Angelegenheit, eine zutiefst emotionale Sache. Deswegen sehen wir auch nicht alle dieselbe Farbe, wenn jemand von »Grün« oder »Blau« spricht, weil jeder Mensch andere Emotionen mit bestimmten Farben verknüpft. Dennoch gibt es in jedem Kulturraum eine »Farbsprache«, die die meisten, die ihm zugehören, verstehen. In unserem mitteleuropäischen Raum wirkt Rot im Allgemeinen lebendig bis aggressiv, Grün beruhigend bis kreativ, Blau ruhig bis melancholisch etc. In anderen Regionen der Welt gibt es allerdings völlig andere Farbkonzepte. Das können wir gern als den ersten Hinweis darauf verstehen, dass nicht alles, von dem wir glauben, es wäre auf der Wahrnehmungsseite sonnenklar, auch so ist. Wahrnehmung hängt von vielen Faktoren ab und hat nichts Allgemeingültiges. Apropos, bei den Geschlechtern geht es schon los: Männer sehen mehr Blau – sie nehmen Farbtöne geringfügig bläulicher wahr als Frauen. Wissenschaftler vermuten, dass das männliche Hormon Testosteron dafür verantwortlich sein könnte. Nur am Rande: Dafür hören Frauen besser als Männer und auch der Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn ist bei ihnen sensibler. Allerdings ist hierfür kein Hormon verantwortlich, sondern die schlichte Tatsache, dass Frauen mehr entsprechende Sinneszellen besitzen. Warum – das weiß (bis jetzt noch) niemand …

FARBPSYCHOLOGIE

Farben haben eine psychologische Wirkung, wie oben erwähnt. Zudem besitzen sie eine interessante physische Eigenschaft, die sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirkt: Die sogenannten Komplementärfarben sind Farbkombinationen, deren Wellensumme ein weißes Licht ergibt. Im Allgemeinen ist dieser Begriff aber weiter gefasst und deswegen auch verständlicher: Eine Farbe, die man mit ihrer Komplementär- oder auch Gegenfarbe mischt, ergibt Grau. So wird aus der Kombination von Grün und Rot oder Gelb und Lila schließlich Grau, während die Farben, nebeneinandergelegt, anfangen zu leuchten. Diese Kontraste, die entstehen, wenn man komplementäre Farben kombiniert, ergeben interessante bis unangenehme Flimmereffekte – wie eine grüne Schrift auf rotem Grund.

Das menschliche Auge beziehungsweise unser Gehirn hat zudem die Fähigkeit, die »fehlende« Farbe zu ergänzen, was Simultankontrast genannt wird: Wenn Sie auf eine große, blau gestrichene Wand blicken und in der Mitte ein kleines oranges Bild hängt, wird dieses Orange für Ihr Auge eine extreme Leuchtkraft entwickeln, da Blau und Orange Gegenfarben sind. Würde sich dieses orange Bild hingegen auf einer gelben Wand befinden, hätte es einen leichten Blaustich, da Ihr Auge sich das fehlende Blau hinzudenkt. Noch beeindruckender ist der sogenannte Sukzessivkontrast, den Sie in der folgenden Übung ausprobieren können. Beim längeren Betrachten einer Farbe beginnt die Netzhaut des Auges die Komplementärfarbe allmählich, also sukzessive, zu erzeugen. Dieses Nachbild können Sie dann sehen, wenn Sie auf eine andersfarbige Fläche blicken oder die Augen schließen.

DER NACHHALL DER KOMPLEMENTÄRFARBE

Suchen Sie sich eine größere, einheitliche Farbfläche aus dem Farbenkreis: Grün, Blau, Rot, Gelb, Orange oder Lila. Versuchen Sie, mindestens 30 Sekunden darauf zu schauen, ohne zu blinzeln. Dann schließen Sie entweder kurz die Augen oder blicken auf eine weitere Fläche in einer anderen Farbe. Warten Sie kurz ab und beobachten Sie, welche Farbe langsam vor Ihrem äußeren oder inneren Auge entsteht. Manchmal hält der Effekt auch ein paar Minuten lang an und die Farbe blinkt bei jedem Blinzeln auf.

DER HÖRSINN: EINE ZWISCHENMENSCHLICHE BRÜCKE

Der Hörsinn befindet sich beim Baby, ähnlich wie der Sehsinn, noch länger in den Kinderschuhen: Erst mit ungefähr sechs Jahren ist er vollständig ausgereift und weitere ein bis zwei Jahre später können Kinder Geräuschquellen wie ein herannahendes Auto als Gefahr einstufen. Bis dahin ist es für das Kind schwierig, Geräusche zu orten und insbesondere...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2022
Zusatzinfo 20 Illustrationen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Entspannung / Meditation / Yoga
Schlagworte 2022 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Atemübungen • Atmen • Atmung • eBooks • Intuition • Körperbewusstsein • Körperwahrnehmung • Meditation • meditation buch • Neuerscheinung • Neurowissenschaft • Patanjali • Persönlichkeitsentwicklung • Pranayama • Ratgeber • Resilienz • sechster Sinn • Siebter Sinn • Yoga
ISBN-10 3-641-28109-1 / 3641281091
ISBN-13 978-3-641-28109-0 / 9783641281090
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