Meine Sehnsucht nach der Welt -  Thomas Döbler

Meine Sehnsucht nach der Welt (eBook)

Vom Osten in den Osten
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2021 | 1. Auflage
216 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-5788-0 (ISBN)
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2018 erfüllt sich Thomas Döbler einen Traum: In einem zum Fernreisemobil umgebauten LKW bricht er zusammen mit einem Freund nach Russland und zum sibirischen Baikalsee auf. Einmal unterwegs, kommen spontan noch Kasachstan und Kirgistan hinzu. In der Weite des Landes mit seinen atemberaubenden Landschaften genießen sie die beeindruckende Gastfreundschaft der Menschen, eine schier grenzenlose Freiheit und die totale Entschleunigung ... 10 Monate und 23.000 km on the road!

Thomas Döbler wurde 1966 in Potsdam geboren. Er absolvierte eine Ausbildung bei der Deutschen Reichsbahn als Elektriker für Lokomotiven in Seddin, es folgten 3 Jahre Armeedienst bei der Volksmarine der DDR in Bad Sülze. Während der Armeezeit ließ er sich zum Nachrichtentechniker ausbilden. 1989, also noch zur Zeit des Bestehens der DDR, begann er seine Tätigkeit bei der Deutschen Volkspolizei in Potsdam. Nachdem in weiterer Folge drei Sicherheitsüberprüfungen erfolgreich bestanden waren, erfolgte die unbefristete Weiterbeschäftigung im Landdienst des Landes Brandenburg, wo er bis heute arbeitet.

Sogar mit getrennten Boxen für Männlein und Weiblein. Wie es dort aussieht, wussten wir schon. Kennt man eine, kennt man alle. Im Fußboden ein Loch. Die schlimmsten sind aber die, wo der Kegel schon aus dem Loch herauswächst. Der Gestank nach Ammoniak lässt die Augen tränen. So haben wir es überall in Russland, Kasachstan und der Ukraine erlebt.

Rechts und links der Straße sumpfige Tümpel, hin und wieder kommt ein kleines Dorf, bestehend aus den typisch russischen Holzhäuschen, bunt angemalt und mit hübschen Schnitzereien versehen. Dazwischen vereinzelte, aufgegebene Gehöfte. Neue Geschäftsidee: Alte Holzhäuser aufkaufen, zerlegen, restaurieren und in Deutschland verkaufen. Gibt es garantiert einen Markt für. Fantastisch als Partylaube oder Sauna geeignet.

Unterwegs quittierte mein Navi den Dienst. Eigentlich nicht schlimm, wir mussten uns ja nur ostwärts halten. Es gab ja nur die eine Straße. Aber trotzdem gut, dass wir zwei von den Dingern dabeihatten. Darauf war auch Software von jeweils einen anderen Hersteller, hatten wir vorher extra drauf geachtet. Meine Navisoftware wünschte sich plötzlich, dass sie mit vielen schönen gelben Sternen bewertet wird. Da ich das jetzt nicht machte, war Uschi eingeschnappt und sprach ab jetzt nur noch auf Englisch mit uns. Das gibt sich erst, als wir irgendwo ein offenes WLAN fanden und sie ihren Willen bekam.

Blöd ist es, wenn das eine Navi linksrum, das andere aber rechtsrum will. Aber letztlich kommt man immer wieder auf den Asian Highway Nr. 6. Die Magistrale ist grundsätzlich in gutem Zustand, hat aber immer wieder Baustellen. Kein Wunder, dass hier ständig etwas repariert werden muss bei Temperaturen von minus 40 Grad im Winter und über 30 Grad im Sommer.

In den Dörfern gibt es meistens einen kleinen Laden, in dem man sich mit allem versorgen kann, was benötigt wird. Zum Beispiel Zahnpasta. Haben sie. Genau eine Sorte. Oder Toilettenpapier. Kein Problem, eine Sorte. Deo für Frauen geht natürlich auch für Männer. Hauptsache, man stinkt nicht! Das trifft eigentlich auf alles zu. Wozu auch mehr? Der Transport ist teuer. Wir kommen endlich weg von unserem ganzen Luxus. Werden sehr schnell geerdet. Kein Schnickschnack mehr. Dieter Moor schrieb einmal in einem seiner Bücher von »Wir haben, was Sie brauchen. Was wir nicht haben, brauchen Sie auch nicht«. So viel Wahrheit!

Und dann war da noch die Geschichte mit dem Brot. Jeder hat verinnerlicht, dass man Brot, auch wenn es einen Tag alt ist, noch essen kann und nicht wegschmeißt. So kam es dann auch. Morgens aßen wir das Brot vom Vortag, legten das neue Brot ins Fach, um es auch alt werden zu lassen und am nächsten Tag zu essen. Sehr schlau!

Holzhäuser am Straßenrand

Langsam wurde die Gegend hügelig, dann bergig. Die Straße kletterte in Serpentinen über die Berge, das bedeutete jede Menge Schalterei. Dann rechts ein Hinweisschild: Zyratkul Nationalpark. Noch nie davon gehört. Haben wir Zeit dafür? Ja, haben wir. Steht zwar nicht auf unserer Liste, aber warum eigentlich nicht?! Es ging immer höher die Berge des Uralgebirges hinauf. Nach der Schranke zum Nationalpark endete auch direkt die Asphaltstraße. Dann das Ziel: ein Dorf, direkt am Zyratkulsee gelegen. Hier lag noch Schnee. Mittlerweile hatten wir schon den 13. Mai. Dann die Überraschung. Der See war noch zugefroren, bedeckt von einer geschlossenen Eisdecke. Dafür herrlich klare Luft und das Gezwitscher von Vögeln. Wir suchten einen Stellplatz. Hier gab es heute wohl keinen Landstrom, war aber nicht schlimm. Da die Sonne den ganzen Tag geschienen hatte, waren die Batterien randvoll.

Ein Geländewagen kommt an und hält neben uns. Ein großer Typ steigt aus und fragt, was wir hier tun. Vor allem, warum wir hier stehen? Wir sollen doch bitteschön mitkommen, er betreibt im Dorf eine Pension mit Zimmervermietung. Dort können wir auch stehen und von ihm Strom bekommen.

Genial!

Er stellt sich als »Pawel« vor und telefoniert mit seiner Frau, kündigt uns an. Er muss nur noch schnell weg, Fisch holen. Das Haus, so wie beschrieben, ist nicht zu übersehen. Maria erwartet uns schon und zeigt uns, wo wir uns hinstellen sollen.

Nach Besichtigung und Small Talk wird uns offeriert, dass nachher die Banja, also die Sauna, angeheizt wird. Wir sind herzlich eingeladen, es kommen noch Freunde von Pawel.

Eine Banja können wir gut gebrauchen. Hier oben ist es nicht gerade warm. Für solche Fälle haben wir vorgesorgt und eine Flasche Jägermeister eingepackt. Drei Schwitzgänge, der Rücken wird mit gewässerten Birkenzweigen malträtiert. Fast schon unangenehm, gerade noch so erträglich. Zwischen den Schwitzgängen geht es hinunter an einen Wildwasserbach. Was, dort rein? Der Bach ist der Auslauf des Zyratkulsees, der einhundert Meter weiter oben noch gefroren ist. Das Wasser kommt angepfeffert, dazwischen liegen große Steine. Dort rein? Ehrlich jetzt? Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. Also gut festhalten, um ja nicht abgetrieben zu werden. Tatsächlich, es geht. Wir haben es überlebt.

Anschließend gibt es gesalzenen Fisch, Brot, Wodka und Bier. Pawels Freunde werden immer lustiger. Der, der sich besonders hervortut, bekommt von Sven den Namen »Pinoccio«. Das finden alle total lustig. Irgendwann später wird Pinoccio zur Seite geräumt, um bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen.

Am nächsten Tag geht es weiter. Auf einem Rastplatz steht eine gemauerte Pylone. Darauf steht in kyrillischen Buchstaben auf der einen Seite »ASIEN«, auf der anderen Seite »EUROPA«. Daneben ein paar Souvenirstände mit Taschenmessern aus China, allerhöchster Qualität, und Tassen mit dem Bild von Stalin oder Putin.

Kontinentalgrenze Europa – Asien

Bei Kilometerstand 141801 überqueren wir also die Grenze und sind nun wirklich in Asien. Nach genau 8478 Kilometern seit unserer Abfahrt und am 67. Tag unserer Reise. Der Ural liegt hinter uns und wir nähern uns Tscheljabinsk. Es fällt direkt auf, dass zwischen den Städten immer so etwa vierhundert bis fünfhundert Kilometer liegen. Für uns jeweils in zwei bis drei Tagen zu schaffen, aber warum diese Regelmäßigkeit? Wir erklären es uns, dass früher auf dieser Straße jeweils immer wechselseitig ein Gespann mit Pferden und Postkutsche unterwegs war. Die haben für die Strecke dann immer eine Woche gebraucht. Vielleicht wurde auf diese Art und Weise Sibirien erschlossen? Keine Ahnung, ob diese Theorie stimmt.

Die Magistrale ist gut ausgebaut, ab und zu lange Baustellen. Hier läuft der komplette Fernverkehr drüber. Das zu unterhalten ist eine Herausforderung und gigantische Leistung. Die Straße läuft meistens auf einem Damm, rechts und links beginnt direkt die Taiga. Neben uns die Gleise der Transsibirischen Eisenbahn. Dazwischen Sumpf. Wo kein Sumpf ist, da ist Pampe.

Es ist Frühling, der Permafrost ist an seiner Oberfläche getaut. Dass darin buchstäblich das Grauen heranwächst, sollen wir erst später erfahren. Die wenigen Straßen, die zu den Dörfern abseits der Magistrale führen, sind nass und schlammig. Den Überlandbus ersetzt ein geländegängiger URAL-LKW.

Es ist einfach nicht möglich, die Straße zu verlassen und sich einen Stellplatz im Wald zu suchen, ohne im Modder zu versinken.

Asian Highway Nr. 6

Mit dem Panzer zum Einkaufen

Endlich kommt dann doch mal eine befestigte Abfahrt mit befahrbarer Straße. Ausgeschildert das Dorf Pifkino. Also heute mal keine Awtostojanka und keine Banja.

Eine Dorfrunde macht allen klar, dass Fremde da sind. Wir stellen uns zentral neben die Kirche. Damit haben wir immer gute Erfahrungen gemacht.

Nur heute ist es anders. Nachts ein lautes Geklopfe an der Tür. Unproblematisch, die Tür ist immer von innen verriegelt, wenn wir schlafen. Wieder Polizei?

Nein, ein Zivilist. Er hört nicht auf. »He, was willst du?« Geklopfe und Gebrabbel, das für uns keinen Sinn macht. Anziehen und Tür auf. Der Typ versucht sofort reinzukommen. Jetzt ist aber genug! Sanfte Gewalt bugsiert ihn die Leiter runter. Im Nachhinein gesehen sehr leichtsinnig, die Leiter draußen am Fahrzeug stehen zu lassen.

Man kennt es ja von zu Hause. In jedem Dorf gibt es den Dorfidioten. Und genau der hat sich uns ausgesucht. Besoffen und bekloppt, eine schlechte Mischung. Und bei aller Schubserei die Erkenntnis: An der jetzt offenen Tür hängt unsere Axt. Unten. In seiner Reichweite, wir würden von oben nicht drankommen. Er schon. Ein Ruck und er hätte sie in der Hand. So eine Situation haben wir nicht bedacht. Zum Glück hängt ein Handtuch drüber.

Auf Pifkino haben wir jetzt keine Lust mehr. Ein paar Kilometer außerhalb des Dorfes die Zufahrt zu einer Kolchose. Hier bleiben wir stehen, weit genug weg vom Dorfidioten. Der Rest der Nacht bleibt ruhig und wir schlummern dem Morgen entgegen.

Über Kalatschinsk geht es die nächsten Tage durch scheinbar endlose Birkenwälder weiter in Richtung Novosibirsk. Der Himmel ist grau und es...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7543-5788-3 / 3754357883
ISBN-13 978-3-7543-5788-0 / 9783754357880
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