Geschichte Berlins (eBook)

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2021 | 2. Auflage
137 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-76144-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geschichte Berlins -  Bernd Stöver
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Bernd Stöver erzählt anschaulich die rund 800-jährige Geschichte Berlins von der Gründung eines Handelspostens an der Spree über den Aufstieg zur preußischen und deutschen Hauptstadt bis zur Gegenwart. Sein besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung der Metropole im 19. und 20. Jahrhundert, die gerade wegen der vielen historischen Brüche Aussteiger und Kreative aus aller Welt magisch anzieht.

Bernd Stöver ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam.

1. Von Cölln nach Berlin: Mittelalterliche Stadtgründung und Aufstieg


Eine Doppelstadt


Berlin hat im Vergleich zu anderen deutschen Städten und erst recht zu anderen europäischen Metropolen eine kurze Geschichte. Zwar reichen die Spuren dauerhafterer menschlicher Besiedlung an den Flüssen Spree und Havel bis ins 4.Jahrtausend v.Chr. zurück, wie Funde im heutigen Berliner Stadtteil Schmöckwitz im Bezirk Treptow-Köpenick zeigen. Bis ins Hochmittelalter standen hier aber nur verstreute germanische und dann vor allem slawische Siedlungen. Seit dem 10. nachchristlichen Jahrhundert dehnte das Deutsche Reich seine Territorialherrschaft hierher aus.

Die Doppelstadt Cölln-Berlin, rechts und links der Spree, aus der das heutige Berlin hervorging, war eine deutsche Kaufmannsgründung im lange Zeit slawisch dominierten Osten. In ihrer Bedeutung blieb sie zunächst weit hinter Brandenburg an der Havel, der Hauptstadt der 1157 durch Albrecht den Bären etablierten Mark Brandenburg, zurück. Beide Teile des späteren Berlins waren wohl Marktplätze, die man auf einer Flussinsel (Cölln) und am östlichen Ufer (Berlin) gegründet hatte. Vermutlich geht der Ortsname Berlin auf den slawischen Begriff für einen trockenen Bereich innerhalb eines Sumpfgebietes zurück (brlo). Den Namen für die zunächst bedeutendere Schwesterstadt Cölln lieh man sich dagegen wohl von dem am Rhein liegenden Vorbild. Vielleicht war es aber auch nur die unspezifische Bezeichnung für eine geplante Ansiedlung (colonia). Dass weder für Cölln, noch für Berlin Gründungsurkunden gefunden worden sind, zeigt vor allem, wie unbedeutend diese Flecken zunächst waren. Nachbarorte hatten Gründungsurkunden. Für das westlich vor den Toren Berlins gelegene, bis 1920 selbstständige Spandau datiert sie auf das Jahr 1232. Bereits im 8. Jahrhundert stand hier eine slawische Burg. Auch das ebenfalls 1920 eingemeindete Köpenick war älter. Hier stand bereits Mitte des 12. Jahrhunderts – einhundert Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung 1210 – die Hauptburg der slawischen Spreewanen.

Die erste urkundliche Erwähnung Cöllns datiert auf das Jahr 1237 und kam nur deshalb zustande, weil der dortige Pfarrer Symeon als Zeuge für einen Steuerstreit zwischen dem Markgrafen und dem Bischof von Brandenburg auftrat. Sieben Jahre später erschien dann auch Berlin in den Akten, allerdings ebenso beiläufig. Besagter Cöllner Pfarrer war dort nun Propst geworden. Noch einmal sieben Jahre später wurde Berlin endlich auch juristisch als Stadt (civitas) genannt. Wie ungerecht Überlieferungen sind, zeigt sich daran, dass das ältere und bedeutendere Cölln sogar erst 1261 als Stadt erwähnt wurde.

Der Ausbau zu einem nennenswerten Handelsplatz hatte um das Jahr 1240 unter den gemeinsam das Land regierenden askanischen Markgrafenbrüdern Johann I. (1220–1266) und Otto III. (1220–1267) begonnen. Die Stadtkerne bildeten sich um die Kirchen St.Petri an der heutigen Gertraudenstraße in Cölln, deren Reste 1964 abgetragen wurden, und St.Nikolai in Berlin, im heutigen Nikolaiviertel. Jüngste Ausgrabungen zeigen, dass die ältesten erhaltenen Überreste der mittelalterlichen Doppelstadt allerdings fast fünfzig Jahre älter sind. Ihre Bewohner kamen vornehmlich aus den anderen Herrschaftsgebieten der Askanier nordöstlich des Harzes. Sie stammten aber auch vom Niederrhein und aus Flandern, von wo sie zum Teil angeworben, zum Teil aus eigenem Entschluss nach Berlin oder Cölln gezogen waren.

Die Doppelstadt stieg aufgrund ihrer günstigen Lage und der gezielten Förderung durch die askanischen Markgrafen rasch auf. Dass man an Berlin nicht vorbeikam, lag weniger an den Wasserwegen als an den Fernstraßen, die sowohl von Nord nach Süd, von Stettin in Richtung Leipzig, als auch von West nach Ost, von Magdeburg nach Frankfurt an der Oder führten. Die Spree erlaubte vor allem den Weitertransport in Richtung Hamburg. Der lukrative Handel mit der Hanse, die den Ostseeraum beherrschte, brachte auch der Doppelstadt gute Gewinne. Die Berliner Kaufleute wurden durch den Fernhandel reich. Weitere verkehrstechnische Vorteile stellten sich ein, als im 13. Jahrhundert der Mühlendamm gebaut wurde, denn mit der nun aufgestauten Spree waren die Schiffer gezwungen, in Berlin ihre Waren von der Unter- auf die Oberspree und umgekehrt umzuladen. Das sogenannte Niederlagerecht in Cölln-Berlin zwang die einfahrenden Händler, ihre Waren in der Stadt anzubieten oder aber sich durch eine Gebühr davon freizukaufen.

Aber auch die Umgebung Cölln-Berlins, zu der damals 32 Dörfer des brandenburgischen Umlands gehörten, war ein wichtiges Absatzgebiet und der Versorgungsraum für die schnell wachsende Doppelstadt. Die Bauern kamen regelmäßig auf die Märkte, von denen Berlin zwei und Cölln einen besaß. Die ländliche Bevölkerung, die hier ihre Waren anbot, wurde ebenfalls abgabepflichtig. Neben dem Marktzoll entrichtete sie unter anderem für das verordnete Mahlen des Korns eine Gebühr in der Stadt. Und hier lag vielleicht das Erfolgsgeheimnis: Cölln-Berlin brachte den Markgrafen mehr Geld ein als die anderen märkischen Städte.

Das Geld, das in die Doppelstadt strömte, war im 13. Jahrhundert auch die Grundlage für den ersten großen Stadtausbau. Berlin und Cölln wurden nun wie andere mittelalterliche Städte mit Ringmauern und Stadttoren ausgestattet. Das schützte vor Angreifern, aber auch gegen Steuerflüchtlinge. Ein letztes Stück der mittelalterlichen Befestigung aus Feldsteinen hat sich bis heute an der Waisenstraße im Bezirk Mitte erhalten. Langfristig allerdings behinderten die immer wieder erneuerten und ausgebauten Mauern das Wachstum, doch erst 1869 konnten sie weitgehend beseitigt werden. Der Reichtum der Stadt kam den Stadtkirchen zugute, aber auch die in der Stadt ansässigen Franziskaner und Dominikaner errichteten eigene Sakralbauten. Die Markgrafen standen nicht zurück und schufen sich in Berlin eine eigene Repräsentanz, das sogenannte Hohe Haus. Urkundlich 1261 zum ersten Mal erwähnt, blieb es allerdings in der Regel verwaist, weil die Markgrafen noch lange Zeit Spandau bevorzugten. Erst 1931 wurde das Hohe Haus abgebrochen – damals nicht zuletzt auch ein Opfer des fehlenden Denkmalschutzes.

Der Erfolg als Handelsplatz, an dem natürlich nicht nur die Kaufleute beteiligt waren, sondern auch die Zünfte, ließ auch in Cölln-Berlin rasch die Grenzen der mittelalterlichen Stadtverfassung deutlich werden. Regulär gab es zwei Schultheißen, die als Rechtsvertreter der Markgrafen von Brandenburg auftraten und zudem die niedere Stadtgerichtsbarkeit sowie den Stadtrat leiteten. Die beiden Ratsversammlungen wählten eine gemeinsame Vertretung sowie den Bürgermeister der Doppelstadt. Zum Problem in den Augen der Handwerkszünfte wurde, dass im Rat die wohlhabend gewordenen Kaufleute dominierten, die vor allem ihre eigenen Interessen schützten. Die auf politische Teilhabe drängenden Zünfte setzten sich erst 1346 und nur zum Teil durch, als sie auf Veranlassung des Markgrafen aus Berlin vier und aus Cölln zwei Vertreter in den Rat entsenden konnten. Damit gehörte immerhin ein Drittel der Sitze ihnen.

Berlin wird Berlin


1307 beurkundete der brandenburgische Markgraf Hermann der Lange rechtsverbindlich die Union von Cölln und Berlin. Auf der Langen Brücke (heute Rathausbrücke) zwischen den Städten wurde ein gemeinsames Rathaus errichtet. Im gemeinsamen Magistrat der Doppelstadt hatte nun bereits die Berliner Seite mehr Stimmen. Obwohl weiterhin finanziell getrennt, organisierte man jetzt auch die Verteidigung beider Städte sowie die Außenbeziehungen gemeinsam. Ein Jahr später wurde dazu ein erstes Bündnis mit anderen märkischen Städten geschlossen, das allmählich weiter ausgebaut wurde und auch den Wohlstand zu garantieren schien.

Die ruhigen Zeiten waren allerdings bald vorbei. 1320 starb mit dem noch minderjährigen Heinrich II. (1319–1320) der letzte Askanier, worauf Kaiser Ludwig IV. (der Bayer) die Mark Brandenburg 1323 als Lehen zurücknahm, um sie seinem ebenfalls unmündigen Sohn Ludwig V. (1323–1351) zu übergeben. Über die nächsten knapp neunzig Jahre wurde die Mark zunächst von Markgrafen aus den verfeindeten Geschlechtern der Wittelsbacher (1323–1373) und der Luxemburger (1373–1411) verwaltet, die gleichzeitig ihre Konkurrenz um die deutsche Königskrone ausfochten. Zeitweilig bekriegten sie sich sogar ernsthaft, so in der berühmt-berüchtigten Auseinandersetzung um den «falschen Woldemar». Er war 1348 aufgetaucht und von den Luxemburgern als wieder auferstandener askanischer Markgraf gegen die ...

Erscheint lt. Verlag 5.8.2021
Reihe/Serie Beck'sche Reihe
Zusatzinfo mit 5 Karten und 1 Abbildung
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte Deutschland • Geschichte • Handbuch • Kultur • Politik • Preußen
ISBN-10 3-406-76144-5 / 3406761445
ISBN-13 978-3-406-76144-7 / 9783406761447
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