Mit 66 Jahren - PARKINSON! -  Walter Ondrich

Mit 66 Jahren - PARKINSON! (eBook)

'... geschüttelt und nicht gerührt'
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99125-488-1 (ISBN)
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Im Buch 'Mit 66 Jahren - PARKINSON!' beschreibt der Autor mit offenen Worten und selbstironischem Humor die Gefühle beim Erkennen der Krankheit Parkinson. Der Untertitel '... geschüttelt und nicht gerührt' lässt das tägliche Auf und Ab des Parkinsonlebens erkennen. Über die selbsterlebten Symptome können Leser Einblick in die Krankheit gewinnen und Tipps helfen den Betroffe-nen, mit dieser umzugehen. Mit Witz und pointierten Cartoons schildert der Autor das Leben mit den Parkinsonbeschwerden und richtet sich damit an die Menschen, die an Parkinson erkranken, an deren Angehörige und an die interessierte Allgemein-heit. Der Autor appelliert auch, aktiv zu bleiben und täg-lich gegen die Auswirkungen der Krankheit anzukämp-fen. Damit kann der Krankheitsverlauf gebremst und Lebensfreude gewonnen werden. Der Abschnitt der Früherkennungssymptome soll die Anzeichen von Parkinson bekannt machen, damit die Krankheit frühzeitig erkannt werden kann. Zitat: Dr. Rosemarie Stern, Korrektur ? Lektorat, Graz 'Das Buch überzeugt mit sehr guter Ausdrucksweise und sehr gutem Aufbau! Außergewöhnlich sind die humorvollen Passa-gen, die mehr als einmal für herzhaftes Lachen sorgten! Ein wirklich gut verfasstes Buch mit einem wunderbar positiven Ansatz!'

Walter Ondrich, Jahrgang 1950, wohnt in Leoben/Steiermark, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Der gelernte Schlosser war im Beruf als Programmierer und Abteilungsleiter in der IT tätig. Seine Vorlieben liegen im kulturellen Bereich. Er war auch viele Jahre lang Mitglied einer Theatergruppe. Bergwandern war sein liebstes Hobby. Er pilgerte 2011 in 102 Tagen entlang des Jakobsweges 3.000 km zu Fuß von Leoben nach Santiago de Compostela. Mit 66 Jahren hat er selbst erkannt, dass er an Parkinson erkrankt ist. Anfang 2019 gründete er die Parkinson-Selbsthilfegruppe Leoben. Das Buch "Mit 66 Jahren - PARKINSON!" ist sein 2. Buch. "Geh den Jakobsweg" mit den täglichen Erlebnissen und Gefühlen als Pilger, ist nur als private Ausgabe entstanden.

Abschnitt I: Parkinson erkennen „Es gibt ein Leben vor Parkinson ..."


Herr Doktor, unser Walter zittert, wenn ihm kalt ist.

Kann das Parkinson sein?

Der erste Teil des Buches beschreibt die Zeit und die Gefühle, wenn erste Symptome auftauchen.

Es vermehren sich die Anzeichen und sie beunruhigen.

Sie führen zur Diagnose „Morbus Parkinson“.

Kapitel 1 „Was ist los mit mir?“


Der Arzt meint, ich wäre gesund, aber ich würde an hochgradiger Hypochondrie leiden. Was jetzt, gesund oder schwer krank?

„Oida, wos is los mit mia?“1

Dieser Gedanke geistert seit Wochen, und wenn ich es bedenke, schon seit Monaten, teils im Unterbewusstsein und immer öfter als bange Frage durch meinen Kopf. Ich weiß nicht, was diesen Gedanken auslöste, aber er ist vorhanden, verfolgt mich und drängt sich immer mehr in den Vordergrund meines Lebens. Gesundheitlich ist nicht alles bestens. Das eine oder andere gesundheitliche Problem(chen) hat sich in den letzten Jahren angesammelt und es war deshalb notwendig, die Ordinationen verschiedener Ärzte aufzusuchen.

Das war zwar lästig, aber auch kein Grund zur Sorge, denn es ist bekannt, dass bei zunehmendem Alter, und der „6er“ führt schon die zweistellige Jahreszahl an, auch die Wehwehchen auftauchen. Schließlich wartet sogar schon der 66er gefeiert zu werden.2

Es ist so, wie es landläufig heißt, dass man ab dem Fünfziger immer öfters im Freundeskreis gesprächsweise über Krankheiten oder gesundheitlichen Probleme zu diskutieren beginnt - und ich habe mich selbst meist ungewollt auch an diesem „Jammern“ beteiligt. So lange, bis ich, wie es meine Art ist, mit einem humorvollen Statement diesen Gesprächskreislauf unterbrochen habe, indem ich die Freundesrunde auf unser Verhalten aufmerksam machte - „Wir reden nur über Krankheiten. Haben wir kein anderes Thema? Wann war es zum letzten Mal, dass Ihr ,Zwischen- menschliches‘ aus dem ehelichen Bett vermelden könnt?“ Das nachfolgende Gelächter durchbrach dann immer das Aufzählen der „kränklichen“ Unpässlichkeiten und brachte den erwarteten Gesprächsumschwung - heitere Gespräche und Witze aller Art statt der Krankheitsthemen.

Nun bin ich es, der über seinen Gesundheitszustand grübelt. Dabei war ich nie ein Hypochonder. Ich kommentierte auch die ärztlichen Befunde der regelmäßigen Gesundenuntersuchung mit einem fröhlichen Kommentar: „Eh klar, dass die Werte passen, schließlich wurde eine ,Gesunden‘-Untersuchung durchgeführt und keine ,Kranken'-Untersuchung!"

Jetzt aber beobachte ich mich fast schon hypochondrisch, was mit mir los ist. Dabei muss ich sagen, es geht mir gesundheitlich nicht schlecht, vor allem, wenn man berücksichtigt, wie andere vom Schicksal gebeutelt werden. Da braucht man nur das Stichwort „Krebs" heranzuziehen. Ich bin körperlich fit und ich sollte zufrieden sein, so wie es mir geht. Trotzdem nehmen meine Arztbesuche zu.

Seit vielen Jahren (mehr als 20 an der Zahl) ist meine „Reiz“-Blase außergewöhnlich „reizend“ zu mir und an schlechten Tagen oder zu unvorhersehbaren Zeiten bin ich viel unterwegs - unterwegs zum nächsten WC oder zu einem versteckten Winkel in der freien Natur, um mich zu erleichtern. Erleichtern ist zwar richtig gesagt, aber bevor es mangels einer passenden Möglichkeit zu einer Erleichterung kommen kann, tritt durch das krampfhafte Zurückhalten der natürlichen Ausscheidung eben eine Verkrampfung ein. Der Zustand wird immer lästiger, noch dazu geht es ohne Einlagen nicht, sonst könnte ich mich nicht mehr in der Öffentlichkeit sehen lassen. Aber man gewöhnt sich daran. Dabei habe ich schon das gesamte Medikamentensortiment durchprobiert, das mir der Urologe verschrieben hat. Nur hat keines davon bei mir Wirkung gezeigt.

Als Nächstes sind die Schluckprobleme zu erwähnen. Oft lässt sich auch ein gut durchgekauter Speisenbrei nicht schlucken - Steaks bestelle ich gar nicht mehr - und ohne genügend Flüssigkeit zu trinken, würde nichts weitergehen. Die ständige Verschleimung ist auch lästig. Auf der anderen Seite passiert es oft, dass ich mich „verschlucke“ - an Speisenteilchen, Flüssigkeiten oder wenn gar Speichel in die Luftröhre kommt. Somit huste ich meinem Umfeld ordentlich was - nicht unproblematisch in Corona-Zeiten. Auch die vermehrten Refluxprobleme stoßen mir immer wieder sauer auf.

Also steht eine Ärzte-Rally am Programm. Nun weiß ich, warum man als Pensionist „keine Zeit“ hat, weil man so viel davon in den Wartezimmern der Ärzte herumsitzt und wartet und wartet und wartet...! Zuerst geht es zum Hausarzt, dann steht überwiesenermaßen der Termin für den HNO-Facharzt am Kalender. Der Nächste ist der Radiologe, auf dessen Anweisungen ich eine undefinierbare Flüssigkeit schlucken muss, während er seine schwarz-weißen Bilder schießt. Diese Aufnahmen und der Befund lassen leider nichts erkennen, erklärt mir der HNO-Spezialist, bei dem ich wieder gelandet bin, und er schickt mich dann weiter. Im LKH Leoben soll eine Videoschluckanalyse Aufklärung bringen. Grauslich, würg, ist dieser geschmacklose dicke Schlauch...!

Zurückgeschickt zum HNO-Arzt und dann zum Hausarzt, hört sich das Ergebnis der sieben Arztbesuche so an, dass keine besonderen Auffälligkeiten erkennbar wären. Die verordneten LogopädieÜbungen waren im LKH zwar gratis, für die Problemlösung aber umsonst.

Auffallend ist auch, dass ich ein „Schwitzer“ geworden bin. Nein, ich habe keine Angst, einen schmalen Steig am Berghang zu beschreiten oder in unserer Kirche auf einer langen Leiter stehend eine kaputte Glühbirne zu tauschen. Auch Verantwortung übernehme ich ohne „anzuschwitzen“. Das starke Schwitzen kommt bei jeder vermehrten Bewegung und sogar nächtens im Schlaf. Beim Gehen, wenn ich mit meinem flotten Gehschritt unterwegs bin, darf ich auch im tiefsten Winter nicht winterlich bekleidet sein, sonst wird das Hemd schnell feucht vom Schwitzen. Ich bin auch ein Tanzmuffel geworden, denn ich will den Tanzpartnerinnen nicht mein schweißnasses Sakko zumuten. Ein vom Hausarzt empfohlenes Anti-Schwitz-Medikament belastete das Budget nur einmal, denn mangels Wirksamkeit verzichte ich darauf, eine weitere Packung zu kaufen.

Dann wäre noch zu erwähnen, dass die fettige (talgige) Haut auch einen Vorteil hat, man erspart sich nach der Körperreinigung das Einfetten der Haut. Unangenehmer und schmerzhafter sind aber die ziehenden Rückenmuskelverspannungen. Die Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur und die Heilmassagen, die mir der Arzt verschreibt, tun zwar gut, aber andauernde Linderung der Beschwerden ist damit nicht zu erreichen. Gegen die Depressionsschübe und die Antriebsschwäche soll ich Medikamente nehmen. Doch der Blick auf den Beipackzettel lässt mich die Packung im Sondermüll entsorgen und ich versuche selbst gegen die psychischen Problemchen anzukämpfen, denn wenn es möglich ist, will ich weitgehend ohne Medikamente auszukommen.

Diese Probleme sind lästig und sie sind immer wieder Bestandteil meiner Gedanken. Es scheint so, dass ich damit leben muss.

Zugleich versuche ich sie aber zu verdrängen und die Probleme dem anscheinend normalen Alterungsprozess zuzuschreiben. Trotzdem spukt immer wieder die eingangs erwähnte Frage durch den Kopf. Was ist es, das mir Sorgen bereitet?

Zuallererst sind da die ungeschickten Finger und die eingeschränkte Beweglichkeit der linken Hand zu nennen. Schon eine Zeit lang fällt mir auf, dass mir beim Essen die aufgenommenen Speisen wieder von der Gabel fallen, besonders die Reiskörner oder die Spiralnudeln. Anfangs beschimpfe ich mich als „ungeschickten Deppen, der scheinbar alt wird“ (im innerlichen Zwiegespräch geht es oftmals rauer zu). Es fällt mir zusätzlich auf, dass es einiger Energie bedarf, das Besteck so zu halten, dass ich mit dem Messer in der einen Hand die Speisen auf die Gabel schieben kann. Ein Zustand, der mich zwar irritiert, den ich aber weiter nicht beachte.

Ein anderes Mal erschrecke ich nach dem langsamen Bewegungsablauf beim Anziehen. Ich habe im Zeitlupentempo gegriffen, mich bewegt und gedreht. Dabei bin ich normalerweise ein quirliger Typ, dem es nicht flott genug gehen kann. Aber dann ist die Situation vorbei, die dazugehörenden Gedanken verflüchtigen sich, und das Leben, das vermeintliche Älterwerden, geht weiter. Nur diese Blitzlichter kommen wieder und werden aber von mir verdrängt - ich bin doch gesund, siehe Gesundenuntersuchung.

In letzter Zeit sind noch ziehende und schneidende Schmerzen im Nacken und oberen Rückenbereich zu spüren - na und? Rückenprobleme, aber im Lendenbereich, verfolgen mich schon lange. Außerdem kommt es auch oft vor, dass ich nicht gut drauf bin und zum „Grantscherm“ mutiere - dabei bin ich vom Naturell humorvoll.

Im Kontakt mit dem Umfeld fällt mir oft nichts ein, um ein Gespräch zu führen - im Kopf ist oft nur eine Leere und selten gelingt es mir, fröhlich zu lachen oder einen Wortwitz anzubringen. In diesen depressiven Phasen versagt mir auch die Stimme. Mir, der sonst theatererprobt die Lautstärke drosseln muss, entschlüpfen dann nur geflüsterte Worte.

Und wieder führt eine alltägliche Situation zu einer Irritation. Ich sehe mich, besser gesagt, ich fühle es, wie ich als Fragezeichen im Raum stehe - den Oberkörper rundlich nach vorne geneigt. Dieses gefühlte Spiegelbild führt dann zu der (schrecklichen) Erkenntnis, was mit meinem Körper los ist. Es ist ein Bild, wie man es von Personen mit Parkinson kennt.

Wie auf Stichwort, nicht umsonst habe ich...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-99125-488-3 / 3991254883
ISBN-13 978-3-99125-488-1 / 9783991254881
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