Orthopädie verstehen! -  Jürgen Kosel

Orthopädie verstehen! (eBook)

Wissen für Patienten und Therapeuten. Überraschende Fakten und Antworten auf wichtige Fragen.
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
546 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-8985-8 (ISBN)
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Fast jeder benötigt irgendwann einen Orthopäden und wird dann in meist überfüllten Praxen und Kliniken medizinisch versorgt. Die Zeit für ausführliche Gespräche ist meistens knapp. Der Erfolg von Behandlungs- und Heilungsverläufen ist jedoch auch vom Umgang zwischen Ärzten und Patienten abhängig. Deshalb sind bessere kommunikative und fachliche Kenntnisse für das medizinische Personal und die Patienten besonders wichtig. Sie ermöglichen ein auf beiden Seiten besseres Verstehen und eine erfolgreichere Behandlung. Aufgrund des dementsprechend großen Informationsbedarfs ist dieses Buch entstanden. Es ist ein Plädoyer für die Weiterentwicklung und Verbesserung des bestehenden Berufsbildes der konservativ arbeitenden Orthopäden und richtet sich gleichermaßen an Patienten und orthopädische Therapeuten. Der Autor zeigt das Übergewicht der chirurgischen gegenüber der konservativen Orthopädie-Ausbildung auf, kritisiert die hohe Zahl der oft unnötigen Operationen und macht Vorschläge, wie das auf sinnvolle Weise geändert werden kann. Das Buch ermöglicht auch medizinischen Laien den Quereinstieg in komplexe Zusammenhänge durch verständlich dargestellte Inhalte des umfangreichen und vielseitigen Fachgebietes Orthopädie. Sie können sich anhand einfacher Tests selbst überprüfen, lernen aber auch Übungen zur Vorbeugung von Problemen am Bewegungsapparat oder als Erste Hilfe-Übungen bei Beschwerden kennen. Bei Interesse kann das Wissen durch Verweise auf geprüfte Internetseiten weiter vertieft werden. Der Autor ist Facharzt für Orthopädie und hat über 20 Jahre lang sowohl in klinisch-stationären als auch in ambulanten Einrichtungen in leitender Funktion, u.a. als Chefarzt, gearbeitet. Er hat die in diesem Buch veröffentlichten Erkenntnisse, besonders auf dem Fachgebiet der konservativen Orthopädie, aus eigener Erfahrung und durch zahllose, intensive Gespräche mit seinen Patienten gewonnen. Dieses Buch bietet dem Leser nicht nur verständliche Informationen, die sich anhand des umfangreichen Stichwortverzeichnisses schnell finden lassen, sondern regt auch zur Überprüfung des eigenen körperlichen Status an und hilft mit effektiven Übungen in Akutsituationen.

Dr. med. Jürgen Kosel, Jahrgang 1958, studierte nach dem Abitur zunächst an der Deutschen Sporthochschule Köln Sportwissenschaft. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Sportlehrer war er sechs Jahre als Lehrbeauftragter am Institut für Rehabilitation und Behindertensport der Deutschen Sporthochschule Köln und im Schuldienst tätig. Das Medizinstudium absolvierte er an den Universitätskliniken Köln. Neben der Facharztausbildung zum Orthopäden hat er auch eine spezifische Ausbildung in der Allgemeinmedizin abgeschlossen und sich bereits frühzeitig in Akupunktur und TCM, Chirotherapie, Sportmedizin, Sozialmedizin, Physikalischer Therapie, Naturheilverfahren, Ärztlichem Qualitätsmanagement und Osteopathie weitergebildet. Als Facharzt für Orthopädie war er an Rehabilitationskliniken in leitender Funktion als Oberarzt und Chefarzt tätig und erhielt von der Ärztekammer Ermächtigungen zur Weiterbildung seiner Ober- und Assistenzärzte für das Fachgebiet Orthopädie und die Zusatzbezeichnungen Sozialmedizin und Physikalische Therapie. 2006 hat er sich als Orthopäde in einer Privatpraxis in seiner Heimatstadt Köln niedergelassen und behandelt seine Patienten mit einem Spektrum konservativer Methoden und Techniken. Er ist Gutachter für Sozialgerichte, Berufsgenossenschaften, private Versicherungen und hält Fachvorträge auf Kongressen und Tagungen. Von 1988 an war er sportmedizinischer Betreuer beim Deutschen Behindertensportverband e.V. (DBS) und Mannschaftsarzt der Volleyball-Nationalmannschaft, die er auch zu internationalen Wettkämpfen und den Paralympics begleitete. Bei den Paralympics in Peking 2008, Vancouver 2010, London 2012 und Rio de Janeiro 2016 hatte er als Leitender DBS-Sportarzt Leistungssport und Chief Medical Officer (CMO) für das medizinische Team der deutschen Mannschaft mit Sportärzten und Physiotherapeuten die Verantwortung.

Vom Medicus zum Orthopäden – eine ungewöhnliche Geschichte


Millionen Menschen sind vom Roman Der Medicus von Noah GORDON begeistert und haben die Verfilmung seit 2013 gesehen. Die Handlung spielt Anfang des 11. Jahrhunderts und beginnt in England. Als der neunjährige Rob Cole Vollwaise wird, nimmt ihn ein umherziehender Bader als Lehrling auf. Von ihm lernt er die mittelalterliche Heilkunde. Er merkt, dass ihm dieses Wissen nicht genügt. Um ein guter Arzt zu werden, möchte er von den besten Lehrmeistern lernen. Diese befinden sich zur damaligen Zeit in Persien. Für die Reise dorthin benötigt er fast zwei gefahrvolle Jahre und muss sich als Jude ausgeben, um an der medizinischen Fakultät als Student aufgenommen zu werden. Rob wird zum Arzt und Gelehrten ausgebildet und kehrt zurück nach England.

Auch wenn der Roman eine Fiktion ist, gibt er doch Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse im Mittelalter. Er zeigt die Stellung und Bedeutung der Heilkunde in der damaligen Zeit und erzählt spannend, wie schwierig es war, Bader zu sein und ein guter Medicus, also Arzt, zu werden. Die Verhältnisse haben sich inzwischen gebessert, doch ist es auch in der heutigen Zeit nicht einfach, ein guter Arzt zu sein. Das medizinische Wissen hat sich um ein Vielfaches erweitert, so dass immer mehr Spezialisierungen notwendig wurden, auch zum Orthopäden. Und nicht selten ist der Blick durch die Spezialisierung so weit eingeengt, dass das große Ganze, nämlich der Patient in seiner Gesamtheit, nicht mehr gesehen wird. Doch gerade für einen guten Orthopäden ist das der Fokus seiner ärztlichen Kunst des Heilens.

Der Begriff Orthopädie wird vom französischen Arzt Nicolas ANDRY de Boisregard (1668–1742) entwickelt und erstmals 1741 in seinem Buch für Eltern genannt, das bereits drei Jahre später mit folgendem Titel auf Deutsch erscheint: „Orthopädie oder die Kunst bey den Kindern die Ungestaltheit des Leibes zu verhüten und zu verbessern. Alles durch solche Mittel, welche in der Väter und Mütter und aller Personen vermögen sind, welche Kinder zu erziehen haben“.

@ Porträt ANDRY: Kurzlink www.kosel-medizin.net: I.1. oder https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Nicolas_Andry?uselang=de#/media/File:Portrait_of_Nicolas_Andre_(Andry)_Wellcome_L0000013.jpg

Unter dem Einfluss der Aufklärung will er eine natürliche Entwicklung und Entfaltung der Kinder und lehnt das damals übliche Einschnüren und Wickeln der Kinder ab. Statt Bewegungshemmung propagiert er eine körperliche Ertüchtigung durch gymnastische Übungen. Sollte es dabei dennoch zur Entwicklung von X- oder O-Beinen kommen, so sollte das Wachstum mit einem am Bein angewickelten Eisenstab die Fehlstellung beseitigen. Um dies bildlich zu verdeutlichen, zeichnet er einen Baum mit verbogenem Stamm, an dem ein Stab angeschlungen ist. Dieses Bild wird später weltweit zum Symbol der Orthopädie und ist auf dem Cover dieses Buches abgebildet.

@ Orthopädie-Symbol: Kurzlink www.kosel-medizin.net: I.2. oder https://de.wikipedia.org/wiki/Orthopädie#/media/File:Andry_tree.png

Gleichzeitig entwickelt ANDRY den Begriff Orthopädie aus den griechischen Wörtern ὀρϑός (orthos - aufrecht, gerade) und παιδεία (paidion - Kind, Kindererziehung). Er will damit auf die korrigierenden Methoden zur Beeinflussung von Wachstum und Entwicklung körperlicher Störungen bei Kindern hinweisen.

Auch wenn es im Laufe der Zeit Kritiker gibt, setzt sich die Bezeichnung Orthopädie gegen andere Bezeichnungen wie

  • Orthomorphie (Jacques Mathieu DELPECH 1777–1832),
  • Orthosomatie (Isodore BRICHETEAU 1789–1862) und
  • Orthopraxie (Henry Heather BIGG 1826–1881) durch.

Interessant ist, dass der Wortbestandteil „gerade“ bei allen Vorschlägen Bestand hat und nur versucht wird, den Wortbestandteil „Kind“ durch einen altersneutralen Begriff zu ersetzen, da sich die Behandlungsmaßnahmen nicht nur auf Kinder, sondern auch auf Erwachsene erstrecken.

Mitte des 18. Jahrhunderts kommen zur Haltungskorrektur Stützapparate und Korsetts in Mode. Operative Maßnahmen ergänzen erst ein Jahrhundert später diese konservativen Behandlungen. Die Wortkombination „orthopädische Chirurgie“ wird erstmals vom deutschen Chirurgen Louis BAUER (1814–1892) in seinem Handbuch der Orthopädischen Chirurgie aus dem Jahr 1870 benutzt.

Obwohl 1741 als das Geburtsjahr der modernen Orthopädie gilt, werden seit Menschengedenken Behandlungen durchgeführt, die man heute dem Fachgebiet der Orthopädie zuordnet. Krankheiten und Verletzungen hat es schon immer gegeben, lange bevor sie beschrieben wurden. Orthopädische und chirurgische Behandlungsmethoden sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig.

Als früheste „orthopädische“ Aufzeichnungen wurden gefunden:

  • Papyrusschriften aus dem alten Ägypten um 2.500 v. Chr. mit Behandlungsbeschreibungen von Luxationen (Ausrenkung von Gelenken), besonders von Kiefergelenken und von Wunden, insbesondere Bisswunden von wilden Tieren wie Löwen und Krokodilen, aber auch von Knochenbrüchen, deren Fehlbehandlung mit einer Prügelstrafe auf den Unterarm geahndet wurde.
  • Gesetzestafel von König HAMMURABI von Babylonien (Regierungszeit von 1792 bis 1750 v. Chr.) mit Bestimmungen über die kunstgerecht ausgeführte Behandlung bei Verletzungen körperlicher Integrität, wird auch als Codex Hammurabi bezeichnet.
  • die Veden als religiöse Sammlung im Hinduismus aus den Flussebenen des Indus und des Ganges, die zunächst mündlich weitergegeben und erst um 1.500 v. Chr. niedergeschrieben wurden und genaue Beschreibungen zur funktionellen Wiederherstellung verletzter Extremitäten bis hin zur Versorgung mit Amputationen und Prothesen enthalten.
  • in der griechischen Mythologie heißt der Gott der Heilkunst ASKLEPIOS (deutsch auch Äskulap), Sohn des Apollon und der Koronis, der vom Kentaur (deutsch auch Zentaur) Cheiron in der Heilkunst ausgebildet wurde und besonders die Chirurgie und die Medizin einschließlich der Kräuterkunde beherrschte. Daraus entwickelte sich im 7. bis 5. Jahrhundert v. Chr. der Asklepios-Heilkult u.a. auch auf der griechischen Insel Kos, in deren Heilstätte HIPPOKRATES seine medizinischen Kenntnisse erhalten haben soll. Asklepios wird meist mit einem Stab (Äskulapstab) dargestellt, um den sich eine Natter windet. Dieses Symbol wird auch heute noch von Ärzten und Apothekern verwendet.

@ Kurzlink www.kosel-medizin.net: I.3. oder
https://de.wikipedia.org/wiki/Asklepios#/media/File:Asklepios_Leutari_Chiaramonti_Inv2023.jpg

ASKLEPIOS hatte eine Tochter namens HYGIEIA, die griechische Göttin der Gesundheit, von der sich der Begriff Hygiene ableitet.

  • die Ilias von HOMER, deren Entstehung um 850 v. Chr. datiert wird, enthält genaue Angaben zu Verwundungen und Verletzungen innerhalb von 51 Tagen der zehnjährigen Belagerung im Trojanischen Krieg (12. oder 13. Jahrhundert v. Chr.) und deren Sterberaten, z.B. 106 Verletzungen durch Lanzen mit einer Sterberate von 80 Prozent sowie 12 Wunden durch Pfeile und 12 durch Schleudern mit einer Sterberate von etwa 50 Prozent.
  • das Corpus Hippocraticum besteht aus Schriftzeugnissen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr., die von mehreren Personen geschrieben wurden, u.a. vom griechischen Arzt HIPPOKRATES von Kos (um 460 – um 370 v. Chr.) und seiner Familie, und die ausführliche chirurgische Abhandlungen zu Knochenbrüchen und Luxationen enthalten. Auch heute noch wird eine Technik zum Einrenken einer Schulterluxation so gelehrt und durchgeführt, wie sie von HIPPOKRATES beschrieben wurde. Für Luxationen anderer Gelenke entwickelte er eine Vorrichtung mit Winden und Rollen, die jahrhundertelang verwendet wurde. HIPPOKRATES erklärte u.a. orthopädische Erkrankungen wie einen Klumpfuß oder eine Deformierung der Brustwirbelsäule durch einen Buckel infolge einer Tuberkulose. Wichtiger Bestandteil seiner Behandlungen war die Bewegungstherapie. Er wurde bereits zu seinen Lebzeiten sehr verehrt und wird als Begründer der Medizin als Wissenschaft angesehen. Dem Eid des Hippokrates sind auch heute noch Ärzte in vielen Ländern ethisch verpflichtet, allerdings ohne Rechtswirkung. Der Text ist eine Zusammenstellung mehrerer Aussagen aus verschiedenen Schriften von ihm und seiner Familie, d.h., er wurde von HIPPOKRATES in der heute bekannten Form nie als Einheit formuliert. Der Weltärztebund hat den Hippokratischen Eid an die Neuzeit angepasst und 1948 eine Neufassung der ärztlichen Berufspflichten...

Erscheint lt. Verlag 26.5.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
ISBN-10 3-7534-8985-9 / 3753489859
ISBN-13 978-3-7534-8985-8 / 9783753489858
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