Finde Klarheit (eBook)
240 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46022-1 (ISBN)
Monika Schmiderer ist Autorin, Speakerin und Expertin fu?r moderne Perso?nlichkeitsentwicklung. In ihren Ratgebern »Die Kraft deiner Bestimmung«, »Finde Klarheit« und »SWITCH OFF und hol dir dein Leben zurück« führt sie ihre Leserinnen und Leser zu mehr Bewusstheit, Mut und Selbstvertrauen - und bietet kraftvolle Konzepte für ein schöpferisches Leben in einer gestressten Welt. Sie ha?lt Vortra?ge, bietet individuelle Mentorings sowie Retreats und Online-Programme an und teilt ihr Fachwissen auf verschiedenen Kanälen, in Kongressen und zahlreichen Podcasts, in TV- und Radio-Interviews. Monika Schmiderer lebt in Tirol. www.monikaschmiderer.com
Monika Schmiderer ist Autorin, Speakerin und Expertin für moderne Persönlichkeitsentwicklung. In ihren Ratgebern »Die Kraft deiner Bestimmung«, »Finde Klarheit« und »SWITCH OFF und hol dir dein Leben zurück« führt sie ihre Leserinnen und Leser zu mehr Bewusstheit, Mut und Selbstvertrauen – und bietet kraftvolle Konzepte für ein schöpferisches Leben in einer gestressten Welt. Sie hält Vorträge, bietet individuelle Mentorings sowie Retreats und Online-Programme an und teilt ihr Fachwissen auf verschiedenen Kanälen, in Kongressen und zahlreichen Podcasts, in TV- und Radio-Interviews. Monika Schmiderer lebt in Tirol. www.monikaschmiderer.com
II.
Bevor wir unser Leben in Klarheit formen können, formt die Klarheit uns
Wir beide, du und ich, sind belogen worden. Immer und immer wieder. Mit ganzer Absicht und mit den verschiedensten Absichten. Uns wurde erklärt, wie gefährlich das Fallen ist, noch bevor wir überhaupt richtig laufen lernten. Wir wurden darauf trainiert, besser als die anderen sein zu wollen, noch bevor wir uns je in einer Gemeinschaft wirklich sicher gefühlt haben. Wir wurden geformt wie Maschinen, die funktionieren müssen, damit die große Maschine funktionieren kann. Und je älter und je kritischer wir wurden, umso mehr Anweisungen, Kurse und Bücher hat man uns in die Hände gedrückt, die uns zeigen sollten, wie wir diese Maschine antreiben und immer weiter optimieren können. Uns wurde gelehrt, dass Effizienz uns erfolgreich und Erfolg uns glücklich macht. Und: dass wir erst dann so richtig funktionieren, wenn wir jederzeit und rundum glücklich sind.
Ich war ein Kind der 1980er-Jahre und habe geglaubt, was die Welt mir beigebracht hat. Und so wurde ich in drei Jahrzehnten vom fleißigen Mädchen zur Spitzenschülerin, von der Spitzenschülerin zur schnellen Studentin, von der schnellen Studentin zur engagierten Jungunternehmerin, von der engagierten Jungunternehmerin zur gefragten Kreativkraft – und mit 26 Jahren bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen.
Ich war so krank, dass ich über viele Monate hinweg jeden Tag ums Überleben kämpfen musste. Jedoch nicht so, wie du dir das jetzt vielleicht vorstellst. Ich lag nicht in einem weißen Krankenbett. Keine Visite kam. Kein Besuch, der Blumen vorbeibrachte. Es gab keinen langen Flur und keine kleine Teeküche mit Früchtetee in großen, silbernen Kannen. Keine Parkspaziergänge unter großen Weidebäumen, um wieder auf die Beine zu kommen. Ich rang monatelang jeden Tag mit dem Sterben, ohne dass es jemand bemerkte.
Ich stand frühmorgens auf. Duschte. Legte Make-up auf. Brachte Frühstück auf den Tisch. Stieg in meinen kleinen, hellblauen Polo. Stand im Morgenstau. Sperrte als Erste die Bürotür auf – und als Letzte zu. Ich betreute KundInnen und holte neue, immer größere Aufträge ein. Versuchte, in jedem Projekt ein bisschen besser zu sein als im vorherigen. Wollte nicht nur performen, sondern begeistern. Ich strebte beruflich nach hohen Zielen und lebte privat nach hohen Idealen: Ich sorgte mich um die Welt, die Politik und den Wandel der Dinge. Las, hörte und sah, was auf dem Planeten geschah, doch fühlte mich machtlos – und gleichzeitig umgeben von Menschen, die ständig immer so weitermachten wie bisher. Und so tat ich es auch. Ich lief täglich in meinem ganz persönlichen Hamsterrad, und in jeder freien Minute hatte ich ein offenes Ohr für meine vielen FreundInnen. Fühlte mit. Sagte nie Nein. War immer für jeden erreichbar, und im Notfall auch spätnachts noch da. Doch immer öfter ging ich leer aus diesen Gesprächen. Immer öfter fühlte ich mich in Gesellschaft allein. Immer öfter bekam ich Angst vor der Zukunft und der Richtung, in die sie zu schlittern schien. Es wurde schwer, abends zur Ruhe zu finden, und noch schwerer, morgens aus dem Bett zu kommen. Unter der Dusche war mir zum Weinen zumute. Beim Frühstück verlor ich zuerst den Appetit, dann auch die Lust zu sprechen, und auf dem Weg zur Arbeit packte mich stumme Panik: Wie soll das alles weitergehen?
Doch die Menschen fragten nicht, ob ich mich sicher fühlte. Die verrückte Welt fragte nicht, ob ich mich noch orientieren konnte. Und die virtuelle Flut fragte nicht, ob ich noch Kraft hatte, zu rudern, sondern sie riss mich Tag für Tag in den digitalen Dauerlauf. Spülte mich von E-Mails zu Anfragen, zu Telefonaten und Meetings, von neuen Nachrichten zu Kommentaren, von Projekt zu Projekt. Und wenn ich abends die Bürotür hinter mir schloss, nahm ich alles mit: meinen Posteingang, meinen Newsfeed, meine Telefonnummer, den Druck, das Zittern und die Angst, in einem viel zu kleinen Boot auf einen gigantischen Wasserfall zuzusteuern.
Und ich googelte: »Hilfe«. Wortwörtlich. Immer wieder. Ich holte mir unzählige Bücher und Tipps, besuchte Anti-Stress-Seminare, fand Coaches und TherapeutInnen verschiedenster Art, doch mein Boot trieb mit jedem Morgen immer weiter und immer schneller auf den Abgrund zu, denn ich konnte nicht abspringen. Ich musste weitermachen. Ja, ich musste so unendlich viel:
Ich musste schnell sein, aber durfte keine Fehler machen. Ich musste mich behaupten, aber durfte niemanden vor den Kopf stoßen. Ich musste alles geben, aber sollte wenig dafür nehmen. Ich musste informiert und mündig sein, doch einfach akzeptieren, dass ich kaum etwas in dieser Welt ändern konnte. Ich musste mitfühlend sein und nahbar, aber selbst damit klarkommen, wenn mir etwas zu naheging.
Wie in dem Moment, als einer meiner Freunde mir sagte: »Monika, du bist irgendwie komisch geworden.« Ja, das war ich in der Tat. Ich war komisch geworden. Und das, wo ich doch alles hatte: eine erfolgreiche eigene Agentur, begeisterte KundInnen, klare Ziele im Leben. Eine intakte Familie. Einen großen Freundeskreis. Ja sogar einen neuen Partner an meiner Seite.
Ganz offensichtlich funktionierte ich nicht richtig, wenn ich so nicht glücklich war. Es war wohl meine eigene Schuld, dass ich mich fühlte, wie ich mich fühlte. Redete ich mir ein, und wurde härter zu mir selbst: »Reiß dich zusammen! Du musst dich im Griff haben!« Doch mit diesem Griff würgte ich mich fast zu Tode. Mein Gewicht schoss rauf und runter. Meine Haare wurden dünn. Meine Schilddrüse drosselte ihre Funktion. Mein Magen war chronisch entzündet. Meine Nieren ebenso. Mein Körper schmerzte – und es wurde dunkel in mir. Und in dieser Dunkelheit hallten zwei Stimmen wider.
Die eine befahl »Steh auf, mach weiter!« und die andere forderte »Gib auf. Es hat keinen Sinn mehr. Mach Schluss mit diesem Leben.« Jeden Tag quälten mich diese zwei Stimmen – und der Gedanke ans Sterben-Wollen wurde immer reizvoller und wuchs zu einem Wunsch heran, der immer stärker und stärker in mir brannte. Bis ich an nichts anderes mehr denken konnte und nichts anderes mehr fühlte als die Sehnsucht zu sterben.
Und das nicht für eine schreckliche Stunde, wie in einem romantischen Film. Nicht für einen schicksalhaften Tag, wie in einer dramatischen Erzählung. Sondern über Monate und Monate hinweg, wie in der schlichten, menschlichen Realität. Und in dieser Realität kamen der Tag und die Stunde, als alles zu fallen begann: an einem sonnigen Frühlingsmorgen im April.
Meine Agentur hatte ich bereits vor einigen Wochen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Hatte im Büro alles weggeräumt und die Jalousien zugezogen. Doch verließ ich jeden Tag nach einem weiteren stummen Frühstück die Wohnung, um am Innufer spazieren zu gehen. In meiner Tasche trug ich meinen Block und einen Stift, um etwas zu schreiben, wenn ich denn konnte. Falls nicht, wie so oft, würde ich (wieder) einfach nur aufs Wasser schauen und dabei das lodernde Brennen in mir ertragen, das unaufhörlich verlangte: »Spring hinein.«
Die Parkbank, auf der ich saß, war dunkelbraun, der Weg kiesgrau, das Wasser eiskalt-türkis von der Schneeschmelze, das Brückengeländer grün, der Himmel blau. »Spring!« schrie es in mir.
Ich zitterte ganz bis ins Mark, dort, wo man es außen nicht mehr sieht. »Spring.« Meine Tränen schafften es nicht einmal mehr bis über meine Lider und Wangen, aber sie trübten meinen Blick. »Spring.« Fast blind vor Schmerz stand ich auf, stolperte los, hörte den Kies unter meinen Füßen knirschen. »Spring.« Die Welt schien unwirklich weit weg. »Spring.« Mein Herz schlug bis in meine Ohren. »Spring.« Alles rauschte. »Spring.« Die Brücke war lang, ich ging, ohne zu denken – bis ans andere Ende. Überquerte die Straße und stand vor einer großen Glastür: Universitätsklinik, las ich mit verweinten Augen.
Wie von fremder Hand geführt, trat ich ein. Fand mich an einem Empfang. Dann in einem langen Gang und schließlich in einem Warteraum in dumpfen Farben. Mein Name wurde aufgerufen. Man führte mich in irgendein kleines Behandlungszimmer. Ich wurde Dinge gefragt. Ich antwortete andere Dinge. Ich wurde zu einer Liege gebracht. Mein rechter Ärmel wurde nach oben geschoben. Mein Blut wurde abgeklemmt. Eine Spritze wurde in meine Venen gedrückt. Und in dem Moment schloss ich die Augen, spürte, wie eine Träne sich löste, und wusste:
Ich würde nie mehr die sein, die ich war.
# Wenn du wie der Phönix aus der Asche steigen willst, musst du bereit sein, den Staub zu fressen.
Um es gleich vorwegzunehmen und alle Illusionen auszuräumen: Ich stieg nicht binnen zwei Wochen wie ein Phönix aus der Asche. Mein Weg war kein »In zehn Tagen aus dem Burn-out« oder »In drei Wochen zum immerwährenden Glück«.
Es war ein langer, intensiver und unglaublich heilvoller Prozess, der mich geformt, geprägt und für immer unwiederbringlich verändert hat. Denn seit diesem Aprilmorgen, an dem ich dachte, ganz unten angekommen zu sein, führte mein Pfad in neue, mir bis dahin unbekannte Räume:
Ich unterzeichnete die freiwillige Entlassung aus der Klinik und gab das Versprechen, nun jeden Morgen unversehrt in der psychiatrischen Ambulanz der Universitätsklinik zur Kontrolle zu erscheinen. Betäubt und benommen verließ ich das große Gebäude, ging zurück in die Zweizimmerwohnung, in der ich mit meinem Freund lebte, setzte mich mit ihm auf die Couch, erzählte ihm, was geschehen war, und legte drei verschiedene Medikamentenschachteln auf den Tisch.
Sediert, gebrochen und an dem...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Achtsamkeit • achtsamkeit meditation • Alltagsstress • Autogenes Training • Coaching • Daria Daria • das Leben selbst gestalten • denkmuster ändern • falsche Erwartungen • Gefühl der Getriebenheit • Glück • glücksdetektiv • Hamsterrad • Harmonie und Gleichgewicht • innere blockaden lösen • innere Mitte finden • innere ruhe buch • Innere Ruhe finden • intensiver leben • Katharina Tempel • Kreativität • Lebensfragen • Lebensführung • Lebenshilfe • lebenshilfe bücher • Lebenshilfe Coaching • Manifestieren • Meditation • Motivation • negative Gewohnheiten • nicht mehr müssen • Persönichkeitsentwicklung • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeit • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung buch • Psychische Gesundheit • Psychologie • Ratgeber • Ratgeber Leben • Ratgeber Lebensführung • ratgeber manifestieren • Ratgeber Selbstvertrauen • Rollenklischees • Sebstverantworung • Selbstbestimmt Leben • Selbstbestimmung • Selbstbewusstsein • Selbstcoaching • Selbstliebe • Selbstliebe und Selbstbewusstsein • Selbstvertrauen • Selbstvertrauen stärken • Selbstwert • Selbstwertgefühl • selbstwertgefühl stärken • self care • self care im Alltag • Self love • sinn des lebens bücher • Sinnsuche • Stressbewältigung • Stressfalle • stressfrei und gelassen • Stress und Stressbewältigung • Überforderung • überzogene Ansprüche • Verhaltensmuster |
ISBN-10 | 3-426-46022-X / 342646022X |
ISBN-13 | 978-3-426-46022-1 / 9783426460221 |
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