Quit Like a Woman (eBook)

Nüchtern und glücklich in einer Welt voll Alkohol
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
mvg Verlag
978-3-96121-732-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Quit Like a Woman -  Holly Whitaker
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Wir leben in einer Welt, die vom Trinken besessen ist. Wir trinken bei Babypartys, Arbeitsveranstaltungen, Beförderungen oder Beerdigungen. Doch niemand stellt jemals die Allgegenwart von Alkohol infrage - das Einzige, was infrage gestellt wird, ist, warum jemand nicht trinkt. Als Holly Whitaker beschließt, Hilfe zu suchen, beginnt sie eine Reise, die nicht nur zu ihrer eigenen Nüchternheit führt: Sie enthüllt die heimtückische Rolle, die Alkohol in unserer Gesellschaft und insbesondere im Leben von Frauen spielt. Therapien und Entzugsprogramme sind archaisch, patriarchalisch und nicht auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet. Deshalb entwickelt sie ihr eigenes feminozentrisches Heilungskonzept, das die notwendigen Werkzeuge bietet, um den Suchtzyklus zu durchbrechen. Unterhaltsam und informativ zeigt sie, welches Leben auf uns wartet, wenn wir auf Alkohol verzichten.

Holly Whitaker ist die Gründerin und CEO von Tempest (ehemals Hip Sobriety). Mit jahrelanger Erfahrung in den Bereichen Gesundheitswesen und Technologie hat sie 2014 ein individuelles Genesungsprogramm über eine virtuelle Plattform erstellt, die Bildungs-, Community- und Unterstützungsdienste anbietet. Sie lebt mit ihrer Katze Mary Katherine in Brooklyn. N/A

Holly Whitaker ist die Gründerin und CEO von Tempest (ehemals Hip Sobriety). Mit jahrelanger Erfahrung in den Bereichen Gesundheitswesen und Technologie hat sie 2014 ein individuelles Genesungsprogramm über eine virtuelle Plattform erstellt, die Bildungs-, Community- und Unterstützungsdienste anbietet. Sie lebt mit ihrer Katze Mary Katherine in Brooklyn. N/A

5
Die richtige Frage lautet: »Beeinträchtigt mein Alkoholkonsum meine Lebensqualität?«


Bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker, das ich besuchte, erzählte eine der Teilnehmerinnen von ihrem Weg in die Alkoholsucht. Sie war jung, gerade einmal 23 Jahre alt, und hatte erst am College zu trinken begonnen. Ihr Absturz ereignete sich schnell: Noch bevor sie das Abschlussjahr am College erreicht hatte, war sie nach gemeinschaftlichen Alkoholeskapaden mit ihren Freunden dazu übergangenen, auch allein zu trinken, und schließlich in einer Entzugsklinik gelandet. Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch vor allem durch die Aussage der jungen Frau geweckt, dass sie sich rückblickend darüber im Klaren war, ihren Weg in die Alkoholsucht bereits im Alter von fünf Jahren angetreten zu haben: »Ich zog mich tagelang von der Außenwelt zurück und verbrachte die Zeit allein in meinem Zimmer. Um meine Gefühle zu betäuben, dachte ich mir Geschichten aus, in denen ich mich selbst verherrlichte. Ich war schüchtern und unsicher und nur mit mir selbst beschäftigt.« Die anderen Teilnehmer nickten zustimmend. Ich hatte den Eindruck, von Menschen umgeben zu sein, die allesamt den Beginn ihrer Alkoholsucht in ihrer Kindheit verorteten.

Der Bericht der jungen Frau und die Tatsache, dass ihre Einschätzung, ihr Leben hätte von Anfang an im Zeichen der Alkoholsucht gestanden, einhellige Zustimmung fand, wirkten auf mich deprimierend. Ich hatte in der Erzählung ein Kind erkannt, das sich normaler Verhaltensmuster bediente, um in einer verwirrenden Welt mit oft schmerzlichen Eindrücken zurechtzukommen. Offenkundig waren sich bei dem Meeting alle Anwesenden darin einig, dass die Erkrankung der jungen Frau aus einer Gemütsverfassung resultierte, die bereits 15 Jahre vor ihrem ersten Kontakt mit alkoholischen Getränken vorgelegen hatte, und dass Alkoholsucht grundsätzlich mit einer in der Wesensart verankerten Neigung in Verbindung steht. Für mich war diese Auffassung haarsträubender Unsinn und die Einmütigkeit der Teilnehmer ließ mich an eine Art Gehirnwäsche denken.

Als ich dieses Meeting besuchte, war ich seit knapp einem Jahr trocken und bezeichnete mich noch als Alkoholikerin. Ich beschäftigte mich intensiv mit der Suche nach den Gründen für mein Alkoholproblem und den Ursachen von Suchterkrankungen im Allgemeinen. Warum trank ich Alkohol in rauen Mengen und rauchte Joints und Zigaretten im Übermaß? Warum litt ich immer wieder unter Fressattacken? Woher kam dieses unstillbare Verlangen? Warum hatte ich bis zum Exzess, bis ich massiv darunter litt, geraucht, gegessen und getrunken und mich immer wieder Männern hingegeben? Was hielt andere Menschen von diesem selbstzerstörerischen Verhalten ab? Und warum klammerten sich alle an diese eine Bezeichnung für Menschen wie mich?

Von den Mitgliedern unserer Gesellschaft wird erwartet, Alkohol zu trinken und sich daran zu erfreuen, aber nicht zu Alkoholikern zu werden. Man stelle sich vor, wir würden dem Gebrauch von Kokain dieselbe Haltung entgegenbringen. Eltern würden im Beisein ihrer Kinder beim Brunch, beim Abendessen, bei Familienfeiern, bei Sportveranstaltungen und auf Beerdigungen Koks schnupfen. Kinder würden damit aufwachsen, dass sich ihre Eltern manchmal (oder oft) im Kokainrausch befinden – so wie sie in unserer Gesellschaft damit groß werden, dass ihre Eltern manchmal (oder oft) betrunken sind. Sie würden erleben, wie Erwachsene immer wieder das nach dem Kokainkonsum auftretende Stimmungstief überwinden – so wie sie das Auskurieren eines Katers beobachten. Kokain wäre an den Kiosken in Disneyland erhältlich, damit der Tag im Themenpark auch für die Eltern zum Vergnügen wird. Mütter würden in ihren Lesezirkeln eine Line nach der anderen ziehen und statt »Mamis Traubensaft« wäre in den meisten Haushalten »Mamis Puder« vorhanden. Statt zu Weinproben würde man in Gutshöfen zu Kokainverkostungen eingeladen und in den Kellern luxuriöser Villen würden besondere Koks-Jahrgänge lagern. Für die Gesellschaft wäre es selbstverständlich, dass auch Pfarrer, Krankenschwestern, Lehrer, Trainerinnen und Ausbildungsleiter Kokain konsumieren. Kinder würden mit der Botschaft groß: »Kokain ist toll, und eines Tages wirst auch du es nehmen dürfen! Übertreibe es aber nicht, und pass auf, dass du nicht abhängig wirst. Probiere es aus und gehe verantwortungsvoll mit dem Kokain um. Werde nicht kokainkrank.«

Wer dieses Szenario für abwegig erklärt mit dem Hinweis, dass – wie allgemein bekannt – das Suchtpotenzial von Kokain im Vergleich zum Alkohol wesentlich größer ist, liegt falsch. 2010 beurteilte der Psychopharmakologe und ehemals wichtigste Drogenberater der britischen Regierung David Nutt gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern 20 legale und illegale Substanzen im Hinblick auf die Gefährdung, die der Konsum für den Nutzer und dessen Umfeld bedeutet.99 Mit 72 von 100 möglichen Punkten nahm Alkohol in der (auf Großbritannien bezogenen) Rangliste die Spitzenposition ein, gefolgt von Heroin und Crack. Die Schädlichkeit von Kokain und Tabak wurde mit 27 und 26 Punkten bewertet. Selbst wenn man die gesundheitlichen und sozialen Folgen für das Umfeld des Konsumenten außer Acht lässt, liegt das Gefahrenpotenzial von Alkohol mit 26 Punkten deutlich über der Bedrohung, die von Kokain für den Nutzer selbst ausgeht (18 Punkte). Der Autor David Sheff gibt in seinem 2014 erschienenen Buch Clean an, dass in den USA bei 40 Prozent der Personen, die Alkohol trinken, ein schädlicher Gebrauch festzustellen ist und 15 Prozent ein Abhängigkeitssyndrom entwickeln.100 Bei den Konsumenten von Kokain liegt bei 45 Prozent ein Missbrauch der Droge vor, 15 Prozent sind abhängig.

Die Tatsache, dass Alkohol gefährlicher ist als Kokain, ist nicht der zentrale Aspekt. Entscheidend ist, dass wir uns darüber im Klaren sind, dass der Gebrauch von Kokain schädlich ist und in einer Suchterkrankung münden kann. Uns ist bewusst, dass schon die Aufnahme geringster Mengen gefährlich und ein »moderater Konsum« illusorisch ist. Wir wissen um das Suchtpotenzial von Kokain und um die Gefahr, durch die Abhängigkeit von dieser Substanz alles zu verlieren, was uns lieb und teuer ist. Wer zum Kokain greift, nimmt Risiken bewusst in Kauf. Wir hängen nicht dem Mythos an, dass diese Substanz für die Mehrheit verträglich ist und nur auf wenige Menschen schädliche Auswirkungen hat. Uns ist klar, dass wir vom Kokain am besten die Finger lassen.

Auch beim Konsum von Zigaretten unterscheiden wir nicht zwischen »normalen Rauchern«, die sich in einem gesunden und sozial verträglichen Rahmen bewegen, und »Nikotinkranken«, die ein akzeptables Maß überschreiten. Wir erkennen die suchtauslösende, gesundheitsschädigende und tödliche Wirkung der Inhaltsstoffe von Zigaretten an und weisen Rauchern auf dem Spektrum der Abhängigkeit anhand ihres individuellen Konsums eine Position zu.

Zum Alkohol haben wir eine ganz andere Einstellung. Wir teilen Alkoholkonsumenten in die Kategorien »Normaltrinker« und »Alkoholiker« ein. Für den Einzelnen ist oft nicht erkennbar, welcher Kategorie er angehört. Filme und Werbekampagnen, die sozialen Medien und unsere Eltern und Freunde präsentieren uns Alkohol als wunderbares Elixier, das das Leben erst schön macht. In unserer Gesellschaft wird an jeden die Erwartung gerichtet, zu einem unproblematischen Umgang mit Alkohol befähigt zu sein. Wenn der Konsum zu Schwierigkeiten führt oder gar ein Leben zu zerstören droht, werden die Betroffenen selbst dafür verantwortlich gemacht. Diese Menschen gelten als willensschwach und mit schweren Defekten behaftet – kurz gesagt: als völlig kaputt.

In unserer Gesellschaft wird Alkoholkonsum vorausgesetzt. Gleichzeitig wird von jedem erwartet, nicht vom Alkohol abhängig zu werden. Die Frage, ob wir Alkoholiker sind, ist der einzige Maßstab für die Beurteilung unseres Trinkverhaltens. Lautet die Antwort »Nein«, setzen wir unseren Alkoholkonsum fort. Da uns das Denkmuster gelehrt wurde, Alkohol zu trinken sei »normal« und Abstinenz »nicht normal«, kommen wir nicht auf die Idee, uns sinnvolle Fragen zu stellen: Beeinträchtigt mein Alkoholkonsum meine Lebensqualität? Macht er mich unglücklich? Mindert er mein Selbstwertgefühl? Hält er mich davon ab, meine Träume zu verwirklichen? Steht mir mein Alkoholkonsum im Weg? Nimmt mir der Alkohol mehr, als er mir gibt? Hält er mich eher klein, als mich zu beflügeln? Geht durch das Trinken ein Teil meiner Persönlichkeit unwiederbringlich verloren? Empfinde ich angesichts meines Alkoholkonsums ein klein wenig Abscheu vor mir selbst?

Es gibt kein Stadium in der Alkoholsucht


Jeder Mensch ist von Geburt an der Gefahr ausgesetzt, eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt, wird im Familienkreis mit Sekt angestoßen. Frisch gebackene Mütter entscheiden sich dafür, abgepumpte Milch zu entsorgen, wenn sie ein Gläschen Wein getrunken haben. Alkoholsucht lauert im Getränkefach des Kühlschranks. Sie wird in der Familie des Kleinkinds vielleicht mit einem Onkel – oder mehreren Onkeln oder allen Angehörigen – assoziiert. Da Alkohol im Leben eines Menschen vom ersten Tag an präsent ist, ist auch das Risiko des Alkoholmissbrauchs von Anfang an gegeben. Ab dem Moment, in dem wir unser erstes Glas Alkohol trinken, besteht – unabhängig von unserem Lebensalter – die Möglichkeit, dass wir vom Alkohol abhängig werden. Wenn wir morgens häufiger verkatert sind, wenn wir vergesslicher werden oder wenn unser Alkoholkonsum zugenommen hat, ist die Wahrscheinlichkeit, eine Abhängigkeit zu entwickeln, gestiegen. Das Risiko, süchtig zu werden, steigt und fällt. Manche unserer Freunde entkommen ihm nicht. Wenn wir unseren Partner oder unseren Job verloren haben,...

Erscheint lt. Verlag 12.9.2021
Übersetzer Birgit Walter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken
Schlagworte Alkoholentzug • Alkoholentzug Buch • Alkohol Frauen • Alkohol frei • Alkoholkrankheit • Alkoholproblem • Alkoholsucht • alkoholsucht bekämpfen • Alkoholverzicht • betrunken • Entzug • Entzugsprogramm • Löschen • Nie wieder Alkohol • Nüchtern • social drinking • Sucht • Suchtberatung • Sucht Buch • Suchtentzug • süchtig • süchtig nach Alkohol • sucht und drogen • zu viel Alkohol
ISBN-10 3-96121-732-7 / 3961217327
ISBN-13 978-3-96121-732-8 / 9783961217328
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