ADHS ist kein Makel (eBook)

Hilfreiche Strategien für Kinder und Erwachsene
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01220-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

ADHS ist kein Makel -  Edward M. Hallowell,  John J. Ratey
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Ein Verstand wie ein Rennwagen ... mit Fahrradbremsen. Edward Hallowell und John Ratey richten den Fokus in diesem leicht zugänglichen Ratgeber auf die positiven Seiten von ADHS. Denn: Was Menschen mit ADHS auf der einen Seite daran hindert, sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren, verschafft ihnen auf der anderen die Fähigkeit zum Superfokus. Dem Hang zu Prokrastination steht die Gabe gegenüber, viele Dinge in kurzer Zeit erledigen zu können. Und die Tendenz zu impulsiven Entscheidungen? Ermöglicht kreative Problemlösungen! Die Autoren stellen in diesem Buch einfache Strategien vor, diese Stärken hervorzubringen und die negativen Begleiterscheinungen von ADHS so zu kanalisieren, dass sie im Alltag weniger hinderlich sind - eine inspirierende und hilfreiche Anleitung für das Leben mit einem Gehirn, das im Bruchteil von Sekunden von 0 auf 100 springen kann, aber mit dem Bremsen so seine Probleme hat. Zum Inhalt dieses Ratgebers - Die «richtige» Herausforderung: Finden Sie heraus, welche Arbeit, Aktivität oder kreative Tätigkeit am besten zu Ihren oder den individuellen Stärken Ihres Kindes passt. - Eine neues Umfeld schaffen: An diesen Stellschrauben sollten sie zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz drehen, um die Kreativität und die Unternehmungslust zu fördern, die dem ADHS-Geist innewohnen. - Angeborene neurologische Tendenzen richtig verstehen: Erfahren Sie mehr über neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung, die für Menschen mit ADHS von großem Nutzen sind. - Die heilende Kraft der Verbindung: Tipps für den Aufbau und die Stärkung tiefer Beziehungen - das «andere Vitamin C» und das beste Gegenmittel gegen quälende Gedanken, die so viele Menschen mit ADHS plagen. - Medikamente - Ein wertvolles Hilfsmittel?: Informieren Sie sich über Zusammensetzung,  Nebenwirkungen und den nachgewiesenen Nutzen der zugelassenen pharmazeutischen Optionen. - Hilfe suchen und finden: Greifen Sie auf ein umfangreiches Verzeichnis von Anlaufstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und Literatur zum Thema ADHS zu.

Edward M. Hallowell ist Psychiater und Co-Autor des Bestsellers «Zwanghaft zerstreut» und «Liebe in Zeiten der Ablenkung». Er hat zwanzig Jahre an der Harvard Medical School unterrichtet und leitet heute die Hallowell Centers for Cognitive and Emotional Health in Sudbury, Massachusetts und New York City. Seit 2015 hat er einen wöchentlichen ADHS-Podcast. Im Jahr 2018 wurde er von der National Alliance on Mental Illness als 'Leader of Mental Health Awareness Award' ausgezeichnet. Er ist selbst von ADHS betroffen.  

Edward M. Hallowell ist Psychiater und Co-Autor des Bestsellers «Zwanghaft zerstreut» und «Liebe in Zeiten der Ablenkung». Er hat zwanzig Jahre an der Harvard Medical School unterrichtet und leitet heute die Hallowell Centers for Cognitive and Emotional Health in Sudbury, Massachusetts und New York City. Seit 2015 hat er einen wöchentlichen ADHS-Podcast. Im Jahr 2018 wurde er von der National Alliance on Mental Illness als "Leader of Mental Health Awareness Award" ausgezeichnet. Er ist selbst von ADHS betroffen.   John Ratey ist Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Er ist Autor zahlreicher Bestseller über das Gehirn und zu Gesundheitsfragen.   Jorunn Wissmann, Jahrgang 1969, studierte zunächst Tiermedizin in Hannover und fand dann über verschlungene Pfade zum Übersetzen. Seit 1996 übersetzt sie wissenschaftliche Sachbücher sowie Kinder- und Jugendsachbücher aus dem Englischen; außerdem ist sie als Lektorin und Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Niedersachsen. Monika Niehaus, Diplom in Biologie, Promotion in Neuro- und Sinnesphysiologie, freiberuflich als Autorin (SF, Krimi, Sachbücher), Journalistin und naturwissenschaftliche Übersetzerin (englisch/französisch) tätig. Mag Katzen, kocht und isst gern in geselliger Runde. Trägerin des Martin-Wieland-Übersetzerpreises 2021.

Einführung


Im Jahr 1994 schrieben wir das Buch Zwanghaft zerstreut oder Die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein und machten so die Öffentlichkeit mit einer Störung bekannt, von der die meisten Menschen kaum oder noch nie etwas gehört hatten: der Aufmerksamkeitsdefizitstörung, kurz ADS. Da wir beide ADS haben, konnten wir die Störung von innen her beschreiben und den Leserinnen und Lesern vermitteln, was die Symptome bedeuten und wie es sich mit ihnen lebt. Da wir zudem beide Psychiater und auf diesem Gebiet tätig sind, haben wir im Laufe der Jahre und aufbauend auf den jeweils verfügbaren Informationen und Forschungsergebnissen sieben Bücher darüber verfasst, wie man diese Störung beurteilen und diagnostizieren kann, was Eltern sowie Partnerinnen und Partner von Betroffenen beachten sollten und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Zum Zeitpunkt, da wir das vorliegende Buch verfassen – mehr als 25 Jahre nach jenem gemeinsamen Erstling –, liegen die Dinge in vielerlei Hinsicht ziemlich anders. Inzwischen ist ADS nicht nur den meisten Menschen ein Begriff, nein: Viele sind selbst betroffen oder kennen jemanden, der es ist – ein Klassenkamerad, eine Kollegin, ein Partner.

Lehrende achten stets besonders auf mögliche Anzeichen, denn ein Kind mit nicht diagnostizierter (oder falsch behandelter) ADS kann auch den kleinsten Klassenverband sprengen und dabei sein eigenes Potenzial nicht voll ausschöpfen. Manchmal muss der Begriff sogar als Rundum-Erklärung für Schusseligkeiten, Vergesslichkeit oder unpassendes Benehmen herhalten: «Ich glaube, ich hab ein bisschen ADS», ob diagnostiziert oder nicht.

Und noch etwas ist anders: Statt von ADS spricht man heute von ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Diese Bezeichnung soll dem Erleben der Betroffenen mit allen Höhen und Tiefen besser gerecht werden. In diesem Buch benutzen wir diese modernere – und offizielle – Abkürzung.

So allgegenwärtig der Begriff auch sein mag, in einem Punkt hat sich doch frustrierend wenig getan: Auch heute verstehen die meisten Menschen nicht, wie machtvoll, umfassend und komplex dieses Leiden ist. Ebenso wenig ist bekannt, welch enorme Fortschritte in der Erforschung und Behandlung in den letzten Jahren erzielt wurden. Stattdessen kursieren immer noch Zerrbilder und falsche oder unvollständige Informationen. Diese Fehlinformationen fügen Millionen von Menschen Schaden zu, indem diese sie davon abhalten, sich Hilfe zu suchen oder die richtige Hilfe zu finden. In Bezug auf ADHS ist Unkenntnis bis heute sozusagen der Staatsfeind Nr. 1.

Viele glauben beispielsweise, ADHS gebe es nur bei Kindern und die Störung würde sich von selbst auswachsen. Wir wissen aber, dass sich ADHS, auch wenn schon im Kindesalter diagnostiziert, keineswegs auswächst. Menschen, bei denen dies scheinbar der Fall ist, haben schlichtweg gelernt, die Störung so weit zu kompensieren, dass sie für andere nicht mehr augenfällig ist. Wir wissen auch, dass ADHS bei manchen erst im Erwachsenenalter in Erscheinung tritt, oft dann, wenn die Anforderungen des Lebens dem oder der Betroffenen über den Kopf wachsen. Klassische Beispiele sind Frauen, die ihr erstes Kind bekommen haben, oder Anfängerinnen und Anfänger im Medizinstudium. In beiden Fällen stellen sich plötzlich ungeheure organisatorische Herausforderungen, und Betroffene zeigen dann Symptome von ADHS, die sie bislang kompensieren konnten. Zu diesem Zeitpunkt kann und sollte ADHS diagnostiziert werden. ADHS bei Erwachsenen ist sogar ein anerkanntes Leiden, das in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, ICD), nach welcher Vertragsärzte und -psychotherapeuten ihre Diagnosen verschlüsseln müssen, verzeichnet ist.

Andere glauben, ADHS sei bloß eine Erfindung der Pharmakonzerne, um Produkte verkaufen zu können. Das ist nicht der Fall, auch wenn im Laufe der Jahre zweifellos viele Scharlatane das Unwissen darüber verstärkt haben, wie und wann welche Medikamente helfen können.

Wieder andere, weniger freundlich gesonnene Menschen sehen in ADHS nur einen schicken Begriff für Faulheit und meinen, dass Leute, die «das haben», einfach ein bisschen Disziplin bräuchten! Tatsächlich aber ist das Gehirn von jemandem mit ADHS ganz und gar nicht «faul», sondern vielmehr pausenlos aktiv. Das schlägt sich vielleicht nicht immer in Produktivität nieder, doch liegt dies nicht an einem Mangel an Antrieb oder Energie!

Der allumfassende Irrtum, dem allzu viele Menschen im Hinblick auf ADHS unterliegen, besteht darin, dass sie diesen Berg von einem Leiden als Problem in Maulwurfshaufengröße betrachten, das lediglich einige wenige betrifft. Doch damit liegen sie völlig daneben.

Zunächst einmal ist ADHS nicht selten, sondern betrifft etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Wir glauben allerdings, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt, weil viele Betroffene ihr Leben scheinbar gut meistern (es aber eigentlich viel besser meistern könnten) und keine entsprechende Diagnose erhalten. Der relative Mangel an Fachleuten, die wissen, wie man ADHS diagnostiziert, drückt die Zahlen ebenfalls. Weil wir außerdem heute in Sekundenschnelle Zugang zu Informationen haben und in rasendem Tempo Reize – Bilder, Klänge und Daten überall – auf uns einstürmen, ist es durchaus möglich, dass wir alle «ein bisschen ADHS» haben: Wir sind schusseliger, vergesslicher und unkonzentrierter als je zuvor. Nun, für diese moderne Sprunghaftigkeit haben wir eine neue Bezeichnung gefunden; dazu mehr in Kapitel 1.

Tatsächlich kostet das Unwissen über ADHS Menschenleben. ADHS kann eine Geißel sein, eine nicht nachlassende, lebenslange Belastung, der Grund dafür, dass ein brillanter Mensch niemals Erfolg hat, sondern frustriert und beschämt als «Versager» dahinvegetiert und sich noch anhören muss, er solle sich mehr anstrengen, endlich tun, was man von ihm erwarte, erwachsen werden oder sich sonst wie grundlegend ändern. All das kann zum Suizid führen, zu Süchten jeglicher Art, zu Verbrechen (die Gefängnisse sind voll mit Menschen mit nicht diagnostizierter ADHS), Gewalttätigkeit und einer verkürzten Lebenserwartung.

 

Der Psychologe Russell Barkley ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet der ADHS und fasst die Gefahren nüchterner Statistiken so zusammen:

Aus Sicht des öffentlichen Gesundheitswesens ist ADHS verglichen mit anderen Killern wirklich schlimm. Rauchen verkürzt das Leben beispielsweise um 2,4 Jahre, und wenn man mehr als 20 Zigaretten pro Tag raucht, sind es sogar 6,5 Jahre. Auch Diabetes und Fettleibigkeit kosten einige Lebensjahre, erhöhte Blutcholesterinwerte neun Monate. ADHS aber ist schlimmer als die Top 5 der Todesursachen in den USA zusammen.

ADHS verringert die Lebenserwartung der Betroffenen durchschnittlich um fast 13 Jahre. Barkley fährt fort:

Und das zusätzlich zu dem gefundenen erhöhten Risiko für Verletzungen durch Unfälle sowie für Suizid. […] Etwa zwei Drittel der Menschen mit ADHS haben eine um bis zu 21 Jahre verringerte Lebenserwartung.

Nach allem, was wir heute über ADHS wissen, und basierend auf neuesten Forschungsergebnissen, können wir kategorisch und aus tiefster Überzeugung Folgendes sagen: So muss es nicht sein! Es ist höchste Zeit für eine neue Sicht auf ADHS.

Am Anfang sind Medikamente oft hilfreich. Dr. Barkley selbst merkt an:

ADHS ist ohne Frage die am besten behandelbare Störung in der Psychiatrie. Wir verfügen über mehr Medikamente mit … größerer Effektstärke, höherer Ansprechrate und mehr Verabreichungsformen, die das Leben der Menschen stärker verändern als bei jeder anderen Störung. Sie zählen zu den sichersten Medikamenten in der Psychiatrie.

Außer den Medikamenten (oder zusätzlich zu ihnen) kennen wir eine ganze Reihe von Verhaltens- und Lebensführungsstrategien, die Ihnen (oder jemandem, der Ihnen lieb ist) dabei helfen können, mit ADHS zurechtzukommen – von der beruhigenden und fokussierenden Kraft des Sports bis hin zu verschiedenen Methoden, die lebhafte, immerzu aktive Vorstellungskraft eines Menschen mit ADHS zu zügeln, sowie Wegen, die «richtige» Herausforderung zu finden, also die Arbeit oder Aktivität, die sich am besten für einen Geist eignet, der aktiv sein muss.

Wir sind selbst Kliniker und wissen aus Erfahrung, dass jede dieser Strategien funktioniert und das Leben unserer Patienten (von denen wir einige – natürlich durch Pseudonyme geschützt – auf diesen Seiten beschreiben) grundlegend verändert. Dank der unglaublichen Fortschritte bei den bildgebenden Verfahren zur Darstellung des Gehirns (Hirnscans) und des großen Interesses etlicher Forschender auf dem Gebiet der Neuropsychiatrie wird uns auch immer klarer, warum diese Strategien eigentlich funktionieren; Kapitel 2 und 3 ergründen die...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2022
Übersetzer Jorunn Wissmann, Monika Niehaus
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte ADHD • ADHD Awareness Month • ADHS • ADHS Diagnose • ADHS erkennen • ADHS Erwachsene • ADHS Symptome • Aufmerksamkeits-Defizit-Disposition • Depression • Erziehung • Hyperaktiv • Hyperaktivitätsstörung • Konzentrationsfähigkeit • Konzentrationsschwäche • Leichtfertigkeit • Medizin • Neurodiversität • Pädagogik • Psychologie • Ratgeber • Ritalin • Ungeduld • Unruhe • Zappelphillip • zwanghaft zerstreut
ISBN-10 3-644-01220-2 / 3644012202
ISBN-13 978-3-644-01220-2 / 9783644012202
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