Yes we camp! Wohnmobil-Touren durch Norddeutschland (eBook)

REISEPLANUNG

Ein gewisses Maß an Flexibilität ist wichtig bei der Reise- und Routenplanung für einen Campingurlaub, denn Verzögerungen sind beim Campen eher die Regel als die Ausnahme. Manchmal gefällt ein Ort so gut, dass man gar nicht mehr weiterfahren möchte. Andere Ziele bleiben links liegen, weil man gerade keine Lust auf Stadt hat oder das Wetter schlecht ist. Oder der Campingnachbar berichtet von einer besonderen Sehenswürdigkeit, die unbedingt noch angeschaut werden sollte. Einmal will man den Tag früh anfangen, ein anderes Mal lieber länger liegen bleiben oder im Liegestuhl noch etwas vor sich hinträumen.

Die Vorfreude beginnt schon zu Hause bei der Planung. Eine Vielzahl von Broschüren und Informationen gibt es bei den Touristeninformationen der Länder und Regionen, entweder zum Download oder zum Bestellen per Post. Auch ihre Internetseiten stecken voller Tipps und Anregungen. Vor Ort sind die Touristeninformationen gerne behilflich. Und auch das Personal auf Stell- und Campingplätzen gibt gerne Hinweise, und ausliegendes Infomaterial bietet manch gute Idee.

Sehr praktisch sind die »ADAC Toursets«: Straßenkarten, Reisetipps für Regionen und Städte werden kostenlos und individuell für ADAC Mitglieder zusammengestellt. Familien mit Kindern finden viele Tipps in den »ADAC Toursets family«. Für Camper gibt es ebenfalls wertvolle Informationen. Viele weitere Anregungen für schöne Touren, Ziele und Campingplätze liefert auch die Buchreihe »Yes we camp!« von PiNCAMP.

KLIMA UND REISEZEIT

Eigentlich gibt es keine beste Reisezeit für Norddeutschland. Ostsee, Nordsee und die angrenzenden Regionen sind zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Im Frühjahr stehen die Obstbäume und die Rapsfelder in voller Blüte. Im Sommer wird die Landschaft zum Flickenteppich verschiedener Grüntöne mit Farbtupfern von Mohn, Korn- und Sonnenblumen, und natürlich locken die Strände. Im Spätsommer blüht die Heide in sattem Lila. Im Herbst färbt sich die Natur bunt, und gewaltige Vogelschwärme fliegen übers Land – der ideale Zeitpunkt zur Beobachtung von Zugvögeln. Der Winter lockt dann wieder mit langen Strandspaziergängen und so manch vorweihnachtlichem Event in den Städten. Ein Nordseeurlaub ist zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter schön, solange man auch im Herbst und Winter an die passende Kleidung denkt. Das gemäßigte, maritime Klima der Ostseeregion ist fast mit dem Mittelmeerklima vergleichbar. Die Sonne ist allerdings längst nicht so stechend. Ständige Luftbewegung sorgt dafür, dass auch heiße Sommertage vergleichsweise angenehm bleiben. Die Ostseeregion Mecklenburg-Vorpommerns gehört zu den sonnigsten Zonen Deutschlands, was auch im Frühling und Herbst schöne Tage verspricht.

Besonders während der Sommerferien kann es an beliebten Reisezielen am Meer sehr voll werden. Das bedeutet viel Verkehr und weniger Flexibilität bei den Übernachtungsmöglichkeiten. Camping- und Stellplätze sind dann oft ausgebucht. Aber auch in der Hochsaison findet sich abseits mit ein wenig Geduld meist noch ein Plätzchen. Viele Camping- und Stellplätze sind auch auf Wintergäste eingestellt, wobei die Ver- und Entsorgung dann witterungsbedingt manchmal nicht möglich ist.

Der Veranstaltungskalender verzeichnet das ganze Jahr über die unterschiedlichsten Festivitäten. Im Winter dürfen sich Besucher auf das große Angebot stimmungsvoller Weihnachtsmärkte freuen, während im Frühjahr, Sommer und Herbst zahlreiche Feste, Märkte, Konzerte und andere Events unter freiem Himmel Gäste anlocken.

ANREISE, VERKEHR UND FÄHREN

Egal wo der Einstieg in die Touren geplant ist, auf gut ausgebauten Autobahnen und Landstraßen ist das Erreichen des Startpunkts kein Problem. Unterwegs empfehlen wir, auch einmal kleinere Straßen zu wählen und Umwege zu fahren. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch einige alte Kopfsteinpflasterstraßen. Und auch Fahrten über die inzwischen befestigten ehemaligen Sandwege machen wirklich Spaß. In der Regel ist genügend Platz für ein Wohnmobil. Unterwegs muss man aber auf Gewichtsbeschränkungen achten.

Vorsicht ist besonders beim Befahren der unzähligen Alleen geboten. Das Lichtspiel verlangt äußerste Konzentration. Gegenverkehr und Hindernisse werden oft erst spät gesehen. Und besonders mit einem großen Wohnmobil ist bei eng stehenden Bäumen und tief hängenden Ästen defensive Fahrweise und Ausweichen nötig, denn zwei Wohnmobile passen hier nicht aneinander vorbei.

In der Regel sind die Fähren auf den Routen auch für große und schwere Fahrzeuge zugelassen. Ausnahmen sind im Text vermerkt. Besonders im Fehngebiet und im Ammerland sind viele der Kanalbrücken sehr schmal und auch wegen Tonnenbeschränkungen nicht für Wohnmobile geeignet. Dann findet sich aber mindestens alle zehn Kilometer eine alternative Überquerungsmöglichkeit. Falls nicht, hilft dann manchmal nur noch Umdrehen und einen Umweg Fahren.

Auch die Anschaffung einer guten Straßenkarte ist für die Entdeckung und Erkundung von Norddeutschland nützlich. Wer sich nur auf das Navigationsgerät verlässt, erlebt manchmal ungute Überraschungen, wie die Routenführung über nicht campertaugliche Waldwege.

INFRASTRUKTUR FÜR CAMPER

Heute hier und morgen da – und nur dort mit dem Wohnmobil ankern, wo es gefällt. Der Norden von Deutschland bietet ein dichtes Netz an Reisemobilstellplätzen und Campingmöglichkeiten. Wer die Übernachtungsorte mehrfach wechselt, lernt die Vielfalt der Region besonders intensiv kennen. Heute ein Stellplatz direkt in einer belebten Kleinstadt, ein bisschen shoppen, durch die verträumte Altstadt bummeln und am nächsten Tag auf einem Campingplatz direkt am See die Ruhe genießen oder zu einer Radtour entlang einer spannenden Themenroute aufbrechen.

Viele Stell- und Campingplätze bestechen mit ihrer idyllischen Lage: Aufwachen zum Gezwitscher der Vögel, vor dem ersten Kaffee ein Bad im See, während der Nebel noch über dem Wasser schwebt. Tagsüber erkundet man die Gegend, abends trifft man Gleichgesinnte am Lagerfeuer oder beim Grillen und lässt unter dem Sternenhimmel den Tag Revue passieren. Wie gut, dass man mit dem Camper so flexibel ist, spontan zu entscheiden, wie lange man wo bleiben möchte.

Da Camping immer beliebter wird, ist es dennoch angeraten, sich unterwegs nicht zu spät nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzuschauen und zusätzlich auch immer noch einen Plan B in petto zu haben.

STELLPLATZ ODER CAMPINGPLATZ?

Norddeutschland bietet eine große Auswahl an gut gelegenen Stell- und Campingplätzen mit unterschiedlichster Ausstattung und Anlage. Wir empfehlen zu jeder der 45 vorgestellten Routen verschiedene Übernachtungmöglichkeiten, die ideal zur Strecke liegen. Campingneulinge fragen sich vermutlich, was genau denn nun einen Stellplatz von einem Campingplatz unterscheidet. Darum stellen wir im Folgenden die Eigenheiten dieser beiden Übernachtungsmöglichkeiten genauer vor.

Stellplätze

Wohnmobilstellplätze eignen sich hervorragend für einen klassischen Roadtrip. Das System, ohne Reservierung hier anzukommen und zu schauen, ob ein Platz frei ist – und das auch spät abends oder früh am Morgen –, fördert die Spontaneität. Der Stellplatz wird pro Fahrzeug pauschal bezahlt, und auch die Entsorgung von Brauchwasser und Chemietoilette ist im Preis inbegriffen. Dazu kommen dann je nach Ausstattung Strom nach Verbrauch oder pauschal sowie Duschmarken. Wohnwagen und Zelte sind auf dem Stellplatz nicht erlaubt. Auch sogenanntes Campingverhalten, also die Nutzung von Markise und Campingmöbeln, ist nicht überall gestattet.

Hinsichtlich Größe und Atmosphäre gibt es vom kleinen, einfachen Parkplatz über die gepflegte Wiese eines Segelvereins bis hin zum riesigen Wohnmobilhafen alles. Schon ein Parkplatz, der für Wohnmobile ausgeschildert ist, gilt offiziell als Wohnmobilstellplatz. Inzwischen gibt es auch sehr gut ausgestattete Stellplätze, die über eine Rezeption verfügen und auf denen für zusätzliche Besatzungsmitglieder oder für Hunde Gebühren anfallen. Reservieren ist hier ebenfalls möglich und zum Teil auch nötig. Ausstattung und Preisgestaltung sind dabei völlig verschieden.

Mit dem anhaltenden Boom gibt es auch immer mehr Wohnmobilstellplätze, die in der Saison voll belegt sind. Sie liegen oft nah der Küste, schön am Wasser oder mitten in der Stadt. Nicht alle Besitzer oder Gemeinden beschränken die Anzahl der Übernachtungen, sodass dort auch wenig Fluktuation herrscht. In solchen Fällen hilft das Ausweichen ins Hinterland oder auf Plätze, die nicht ganz so komfortabel ausgestattet sind. Und auch bei Campingplätzen lohnt der Anruf, für eine Nacht findet sich fast immer noch eine Eckchen. Um nicht in Stress zu kommen, sollte man nicht zu spät am Tag mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz anfangen. Alles genau vorauszuplanen und zu reservieren, ist...