Always Home (eBook)

Familie, Freunde & Food - Mit einem Vorwort von Alice Waters und Fotografien von Brigitte Lacombe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
336 Seiten
btb (Verlag)
978-3-641-23429-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Always Home -  Fanny Singer
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Rezepte für die Seele: Die ungewöhnliche Hommage einer Tochter an ihre Mutter
Fanny Singer ist die Tochter von Alice Waters, der weltweit bekannten Köchin und Aktivistin auf dem Gebiet gesunder Ernährung. In einer einzigartigen Mischung aus unterhaltsamem Memoir und einer Sammlung herausragend einfacher Rezepte schreibt sie über die spannende Lebensgeschichte ihrer Mutter und von ihrem eigenen kulinarischen Erwachsenwerden. Sie erzählt dabei von herrlichen Gerichten, gutem Wein und bemerkenswerten Festessen - voller Liebe und Anerkennung, Humor und interessanten Einblicken in ein außergewöhnliches Leben im Dienste des Genusses.

Fanny Singer ist Autorin, Unternehmerin und Kunstwissenschaftlerin. Sie erwab 2013 ihren Doktortitel an der University of Cambridge für ihre Arbeit zum Spätwerk des Pop-Art-Künstlers Richard Hamilton. Sie und ihre berühmte Mutter, die Slow-Food-Päpstin Alice Waters, veröffentlichten bereits ein gemeinsames Buch mit dem Titel »My Pantry« (dt.: »Meine Speisekammer«), welches sie selbst illustrierte. Als Kulturjournalistin und Kunstkritkerin schreibt sie regelmäßig für verschiedene Magazine, u.a. für Frieze, das Wall Street Journal Magazine und Art Papers. Fanny lebt mit ihrer Familie in San Francisco.

Vorwort


Memoiren, falls dies überhaupt das richtige Wort für diese Seiten ist, sind für eine Mittdreißigerin ein ungewöhnliches Unterfangen. Eigentlich ist der Begriff Memoiren ohnehin nicht ganz zutreffend, suggeriert er doch etwas weitaus Umfassenderes und möglicherweise eher Chronologisches, als das, was nun folgt. Nämlich eine Sammlung von Geschichten und Erinnerungen, manche weniger oder mehr detailliert, manche mehr oder weniger ausführlich – doch egal, wovon sie handeln oder wie lang sie sind, ihre Hauptdarstellerin, der Grund für ihre Existenz, ist stets meine Mutter.

Meine Mutter ist schon »berühmt«, solange ich mich erinnern kann, wobei ich ihre Berühmtheit nicht daran maß, wie häufig ihr Gesicht in den Medien auftauchte oder wie oft sie auf der Straße erkannt wurde – nicht einmal an den eher sporadischen Autogrammwünschen auf unseren Reisen –, sondern vielmehr daran, dass es für sie kein Problem war, jederzeit einen Tisch für vier Personen in den besten, völlig ausgebuchten Restaurants zu bekommen. Allem Anschein nach war sie eigentlich gar nicht so bekannt, und schon gar nicht über die Kernzelle der Food-Welt hinaus. Was sich natürlich in den letzten gut zwanzig Jahren geändert hat: Inzwischen ist sie Thema einer Biografie, einer Masterclass, hunderter von Artikeln und diverser Fernsehsendungen geworden, dazu wurden ihr mehr Ehrendoktorwürden und andere Auszeichnungen verliehen, als ich zählen kann, einschließlich einer National Endowment for the Humanities-Medaille (Medaille der Staatlichen Stiftung zur Förderung der Geisteswissenschaften), die ihr Präsident Obama verlieh (diese Ehre war bis dato noch keinem Küchenchef zuteilgeworden) sowie zahlreiche Preise, zweimal wurde sie in den Ritterstand erhoben (in Frankreich und Italien) und so weiter. Sie gehört dennoch nicht zu den Personen, die öffentlich belagert oder von professionellen Paparazzi verfolgt werden, aber sie wird von vielen Menschen auf der ganzen Welt geliebt.

Was ihren Bekanntheitsgrad – und zwar länderübergreifend – mitbegründet, ist, dass sie vor allem aufgrund ihres Altruismus geschätzt wird und weil sie so ist, wie sie ist. Und zwar mit einer solchen Überzeugung, dass sogar ihr Mangel an moralischer Flexibilität zu einem maßgeblichen Charakteristikum ihres Ansehens geworden ist. Das ist wohl die beste Form von Berühmtheit: für alle unsichtbar zu sein außer für diejenigen, die dich aufgrund deiner Taten verehren (und für den gelegentlichen Kritiker, der meint, er müsse mit ins Horn einer kleinen oppositionellen Minderheit stoßen).

Dass meine Mutter berühmt ist, war für mich jedoch kein Grund, dieses Buch zu schreiben. Im Gegenteil: Ich wollte es schreiben, obwohl sie berühmt ist. Auch wenn sich ihre öffentliche Persönlichkeit im Wesentlichen mit ihrer privaten deckt, existiert dennoch ein weniger öffentliches Puzzleteil von ihr, das das bestehende Bild größer und bunter macht: der Familienmensch. Ich habe keinerlei Enthüllungsstory zu erzählen, aber ich bin nun mal der einzige Mensch auf dieser Erde, der sie mit den Augen einer Tochter sieht. Vor kurzem wandte sich ein älterer Kollege nach dem Mittagessen mit den Worten an mich: »Ich glaube, du bist der einzige Mensch mit einem berühmten Elternteil, den ich kenne, der nicht komplett gaga ist.«

Dass meine Mutter und ich uns nahestehen, ist offensichtlich. Sogar diese ersten Zeilen schreibe ich auf dem Sofa, das in einem Zimmer in ihrem Haus steht, das ich eigentlich immer noch als mein eigenes betrachte und in dem – egal, wie viele Jahre ich inzwischen in anderen Bundesstaaten und Ländern verbracht habe – ein Schrank steht, der mehr meiner Schuhe und Klamotten beherbergt als irgendeine andere Wohnung, in der ich gelebt habe, seit ich Kalifornien 2001 verlassen habe. Der Buchtitel Always Home bezieht sich sowohl auf mein ursprüngliches Zuhause (das Haus in Berkeley, in dem ich aufgewachsen bin) als auch auf die Tatsache, dass egal, an welchem Ort der Welt ich mich gerade befinde, es sich wie ein Zuhause anfühlt, solange ich mit meiner Mutter zusammen bin. Sie werden in diesem Buch immer wieder kleine Szenen miterleben, wie sie Ferienhäuser umgestaltet oder in Wohnungen, in denen wir nur vorübergehend bleiben, Blumenschmuck verteilt und Glühbirnen gegen solche mit niedrigerer Wattzahl austauscht, damit sie freundlicheres Licht verbreiten, oder einfach nur Rosmarinzweige abbrennt: Sie besitzt die Gabe, überall ein Zuhause zu schaffen.

Das Handwerkszeug und die Verhaltensweisen, die ich im Laufe meiner Kindheit von ihr übernommen habe, trugen in vielerlei Hinsicht dazu bei, dass ich mich auf meinem späteren Lebensweg an dem orientieren konnte, was ich als Kind erlebt hatte. Ich arrangiere Blumen, als ob meine Mutter mir über die Schulter blicken würde. Ich weiß genau, ob sie etwas gegen eine bestimmte Farbe oder Blüte einzuwenden hätte oder ob etwas zu stark duftet, um es in der Küche stehen zu lassen, dann stelle ich es weg (oder entscheide mich in einem gelegentlichen Anflug von Rebellion, es trotzdem stehen zu lassen). Genauso wie ich, ohne nachzudenken, eine Hühnerbrühe aufsetze, wenn ich länger von zu Hause weg war, und ähnlich unreflektiert einen Rosmarin- oder Lorbeerzweig abbrenne, um für einen angenehmen Duft im Haus zu sorgen. Der zarte Rauch, der sich um mich herum ausbreitet, stellt – mal bewusst, mal unbewusst – immer eine Verbindung zu meiner Mutter her. Das tue ich nicht in der Absicht, ein Gefühl von Nähe heraufzubeschwören – ich empfand es nie so, dass ich übermäßig von ihr abhängig gewesen wäre. Es ist vielmehr so, dass diese Verhaltensweisen, dieses Nachahmen mein Leben an allen Ecken und Enden bereichern und auch das vieler anderer Menschen, die im Restaurant oder als Freunde von ihr gelernt haben.

Während meines Studiums in England stieß ich durch einen Freund, einen Altphilologen, auf den Begriff nostos. Ein altgriechischer Terminus aus der Literatur des Altertums, der für die Heimkehr nach einer endlosen Reise steht. Das bekannteste literarische Beispiel ist natürlich Homers Odyssee. Nostos bezeichnet jedoch nicht alleine den Moment der physischen Heimkehr, sondern insbesondere das Gefühl von Heimat, das Odysseus die ganze Zeit in sich trägt. Man könnte es auch so ausdrücken: Heimat ist der innerste Kern seiner Identität. Ohne jetzt pathetisch klingen zu wollen: Das ist genau das, was ich schon immer gefühlt habe. Lange bevor ich den passenden hellenistischen Namen dafür parat hatte. Auch wenn ich keine besonders heroischen Irrfahrten vorweisen kann, entsprechen meine persönlichen Erfahrungen von nostos doch ganz der homerischen Idee: Das Gefühl von Heimat – wozu für mich auch die unmittelbare Nähe meiner Mutter zählt – ist gleichzeitig eine Art innerer Kompass und ein Trost.

Das heißt nicht, dass ich nie das Bedürfnis gehabt hätte loszuziehen, um mich selbst zu finden, ein Selbst, das sich – wie mir durchaus bewusst war – vermutlich nie materialisieren würde, solange ich nicht den Dunstkreis meiner Mutter verließ. Ich beschreibe meine Mutter oft als eine Person mit eigenem Kraftfeld, das quasi Produkt einer ganzen Reihe von Eigenschaften ist: Charisma, Überzeugung, ein Hauch von Narzissmus. Sie ist davon überzeugt, dass sie weiß, was für all ihre Lieben das Beste ist. Und dazu steht sie voll und ganz, auch wenn sie dafür häufig den nötigen Kontext ignoriert und unverfroren auf jegliche Überprüfung der Sachlage verzichtet. Normalerweise liegt sie richtig, doch lässt es dem Objekt ihrer resoluten Fürsorge kaum Luft zum Atmen. Ich denke, hätte ich nicht fast siebzehn Jahre lang an anderen Orten gelebt (davon ein ganzes Jahrzehnt nahezu ununterbrochen in England), hätte ich wohl nicht wieder nach Hause zurückgefunden. Ganz sicher hätte ich diese komplizierte Frau, der ich so viel von meiner Identität verdanke, nicht mit der Liebe und Empathie betrachten können, die nötig sind, um ein solches Buch zu schreiben.

Vermutlich ist Ihnen aufgefallen, dass mein Vater Stephen Singer auf diesen Seiten eher selten auftaucht, was sich allerdings keineswegs auf meine Jugend übertragen lässt – er und meine Mutter waren bis kurz nach meinem dreizehnten Geburtstag zusammen. Doch während meine Mutter die dominante, raumeinnehmende Macht in meiner Kindheit gewesen war, ist mein Vater im Laufe der letzten Jahre zu einer wichtigen Orientierungshilfe für mich geworden. Ohne seinen unstillbaren intellektuellen Hunger hätte ich sicher niemals in Erwägung gezogen, die Graduate School (Hochschule für Aufbaustudien) zu besuchen oder hätte überhaupt den Mut aufgebracht, so weit wegzuziehen. Aber dies ist kein Buch über meinen Vater, und eigentlich ist es auch keins über mein eigenes Leben. Sondern eine Hymne an die Frau, die von diesem ersten gemeinsamen Moment meiner Geburt an von mir gefesselt war und die mir, auch wenn sie in ihrer Karriere die höchsten Gipfel erklommen hat, an jedem einzelnen Geburtstag ein Briefchen zusteckte, auf dem stand: »Du bist das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist.«

Bob (Eine Fußnote)


Da dieses Buch nicht chronologisch aufgebaut ist und auch keine durchgehende Handlung erzählt, kommt es immer mal wieder vor, dass bislang unerwähnt gebliebene Personen auftauchen, die in meinem Leben eine große Rolle spielen. Wie Bob Carrau. Während der generell fehlende Kontext bei den meisten Personen, wie ich finde, ganz im Sinne dieses Formats ist, kann ich Bob auf keinen Fall guten Gewissens in der Geschichte auftauchen lassen, ohne mehr über ihn gesagt zu haben. Immerhin ist er mein dritter Elternteil. Er hat unsere Familie in eine verrückte...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2021
Illustrationen Brigitte Lacombe
Übersetzer Susanne Kammerer
Zusatzinfo mit zahlreichen s/w-Fotos
Sprache deutsch
Original-Titel Always Home. A Daughter's Recipes & Stories
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken Grundkochbücher
Schlagworte Alice Waters • Biografie • Biographien • eBooks • Ernährung • Farm • Genießen • Gesunde Ernährung • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Küche • Memoir • Mutter Tochter Beziehung • Slow Food
ISBN-10 3-641-23429-8 / 3641234298
ISBN-13 978-3-641-23429-4 / 9783641234294
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