Reiserouten: Bolivien, Brasilien, Guyana-Staaten, Kolumbien (eBook)
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-6804-4 (ISBN)
Bernd H. Eckhardt ist Diplom-Mathematiker, in Wuppertal geboren, hat in Göttingen (Deutschland) Mathematik wirtschaftswissenschaftlicher Richtung und Jura studiert und danach in Asien und Europa in der Versicherungswirtschaft gearbeitet. Zuletzt war er während 17 Jahren Vorstandsmitglied in der börsennotierten BHW Gruppe (Bank, Bausparkasse, Versicherung). In der BHW Lebensversicherung AG, BHW Pensionskasse AG, BHW Rückversicherung S.A. und der BHW Invest S.a.r.L. leitete er die Vorstandsressorts Kapitalanlage, Mathematik, Öffentlichkeitsarbeit, Personal, Rechnungswesen und Vertrieb. Aktuell gehört das ehemalige Beamtenheimstättenwerk BHW zur Postbank, die von der Deutschen Bank übernommen wurde. Bernd H. Eckhardt ist heute Eigentümer einer sich mit der Beratung Institutioneller Anleger und vermögender Privatkunden befassenden Firma, Eigentümer der Web-Seite www.Investors-Office.com und Vorsitzender des Verwaltungsrates und CEO einer auf die Kapitalanlage ausgerichteten Aktiengesellschaft mit Holdingfunktion.
Route BOB 1
Tupiza und der Wein, Salar de Uyuni und das Lithium, Potosí und das Silber, Sucre Haupt- und Modestadt
Bolivien, ein facettenreiches Land, ein plurinationaler Staat, ein landschaftlich wirklich schönes Land.
All das wussten wir. Aber Bolivien sollte auch ein gefährliches, unsicheres Land sein, die Menschen sollten verschlossen sein.
Das dachten wir. Wir wurden eines Besseren belehrt.
Bolivianer sind keineswegs cerrado, verschlossen.
Wir sind mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen, sei es im Taxi, im Hotel, im Restaurant, in den Comedores der Markthallen, auf der Parkbank, bei einem Friseurbesuch, beim Schuhputzservice oder wenn es um Möglichkeiten für Investitionen ging.
Bolivianer äußern offen ihre politische Meinung und sind demonstrations freudig, sei es für bessere Schulkost, Schulcomputer für die Kinder, gegen Korruption im Amt (Wahlgesetzänderung zugunsten Amtsinhaber) oder auch für Großprojekte: Wir wollen unseren Zugang zum Pazifik wiederhaben.
Lässt man die eigentlich überall auf der Welt nötige Vorsicht walten, ist Bolivien ein sicheres Reiseland. Und die hygienischen Verhältnisse sind keinesfalls desaströs, wie oftmals suggeriert wird.
Von Asunción kommt man mit dem Flugzeug in 1,5 Stunden für ca. 150 Euro oder in 14 Stunden mit dem Bus für etwa 50 Euro bzw. eigenem Auto nach Salta (Argentinien) und von dort aus mit Bus oder eigenem Auto weiter. Mietwagen machen keinen Sinn, weil sie die Grenzen nicht überqueren dürfen.
Und die Fahrt nach Bolivien verlangt gesundheitsbewussten Menschen zur Vermeidung der Höhenkrankheit etwas Zeit ab. Man sollte dem Körper Gelegenheit geben, sich mehrere Tage an 2.500 Meter und dann in jeweils weiteren 500 Meter Höhenschritten zu akklimatisieren.
Wir haben die Grenze La Quiaca (Argentinien) - Villazon (Bolivien) zu Fuß überquert, denn eine direkte grenzüberschreitende Busverbindung gibt es nicht. Es ist ein beschaulicher Grenzübergang, der ohne Kontrollen auch von Pendlern und ambulanten Händlern sowie Tagestouristen genutzt wird.
Per Taxi geht es zum neuen Busbahnhof.
Online - Buchungen sind in Bolivien nicht üblich, da der einheimische Kunde dies nicht kennt bzw. fordert. Auch Informationen zu Fahrplänen findet man kaum. Trotzdem ist die Weiterfahrt kein Problem. Das Transportsystem funktioniert.
Mehrmals täglich fahren Busse über eine landschaftlich wunderschöne gut ausgebaute Asphaltstraße nach Tupiza.
Tupiza ist überschaubar
Obwohl Tupiza schon als Einfallstor für Touren zum Salzsee Salar de Uyuni zählt, vermissen wir offizielles Informationsmaterial. Agenturen, die Touren zum Salar verkaufen, gibt es zur Genüge, aber auch sie verfügen nur über wenig Anschauungsmaterial.
Im Comedor der Markthalle stärken wir uns mit einem typischen bolivianischen Mittagessen (ca. zwei Euro).
Die Toiletten, deren Benutzung überall in Bolivien ein bis zwei Bolivianos (unter 30 Eurocent) kosten, sind sauber. Man wird angehalten, sich die Hände zu waschen. Der Umsatz an Essen im Comedor ist hoch, so dass man von frischer Kost ausgehen kann.
Wir machen es wie die Einheimischen und würzen mit scharfer Salsa picante - die tötet notfalls alles ab. Abends im Restaurant beschränkt sich das Angebot eher auf Pasta, Pizza, Tacos und einige typische Gerichte meist mit Reis und Pommes Frites. Wir fragen uns, wem die reiche Auswahl an Obst, Gemüse und verschiedenen Kartoffeln, die im Markt angeboten wird, zugutekommt?
Samstag ist Bauernmarkt. Das Angebot ist groß. Die Stände mit den unterschiedlichsten Kartoffeln interessieren uns besonders.
Chuño ist eine kleine getrocknete Andenkartoffel. Sie wird auf einer grasbewachsenen Fläche ausgelegt, dort, wo über Nacht Frost herrscht. Morgens bei Sonnenaufgang treten die Bauern auf die gefrorenen Kartoffeln bis das Eis abbröckelt. Dieser Vorgang wird drei Tage und Nächte wiederholt. Übrig bleibt Chuño, die Monate und sogar Jahre später noch essbar sein soll.
Vor dem Kochen wird Chuño über Stunden in Wasser eingelegt, dann werden die Schalenreste und der bittere Geschmack durch zahlreiche Wasserbäder entfernt. Anschließend wird Chuño in Salzwasser gekocht.
Tunta, auch bekannt als weiße Chuño, wird ebenfalls dem Frost ausgesetzt, aber anschließend in wasserdichte Plastiktüten gepackt. Bei starkem Sonnenschein versenken die Bauern die Tüten in einen Fluss oder einen See, wodurch die weiße Farbe entsteht. Auch diese Trockenkartoffeln müssen erst eingeweicht werden, bevor sie gekocht und oft mit einer Sauce aus Erdnüssen angerichtet werden.
Pünktlich zum Schulschluss strömen die Schüler in ihren Schuluniformen über den zentralen Platz und stärken sich an den verschiedenen Ständen, die Salteños, Empanadas oder Ähnliches anbieten.
Wir beobachten sie und fragen uns, ob sie wohl auf die staatliche oder eine private Schule gehen, und informieren uns über das bolivianische Schulsystem.
Dieses sorgt für eine positive Überraschung. Im Ley 070 vom 20.12.2010 stehen festgeschrieben, sechs Jahre Primaria und dann anschließend obligatorisch sechs Jahre Secundaria bis zum Bachillerato - Abitur.
Selbst in Europa besteht Schulpflicht zumeist nur bis zum 16. Lebensjahr. Ob in Bolivien Theorie und Praxis bzw. Wunsch und Realität übereinstimmen, können wir nicht beurteilen.
In den Städten mag es zutreffen, auf dem Land ist nicht immer eine Secundaria vorhanden.
Die Kinder müssen dann im Internat untergebracht werden, für das es zwar einen ordentlichen staatlichen Zuschuss gibt, aber wohl keine vollständige Übernahme.
Die Landbevölkerung gehört nun auch nicht gerade zur reichen Bevölkerungsschicht.
Bolivien als multinationaler Staat hat darüber hinaus auch drei Universitäten speziell für die indigne Bevölkerung ins Leben gerufen (Decreto Supremo N° 29664, de 2 de agosto de 2008). Auch die Analphabetenrate - zumeist sind indigene Frauen betroffen - ist deutlich gesenkt worden.
Die Besitzer unseres sauberen kleinen Hotels sind ein Beispiel für eine bolivianische Erfolgsgeschichte. Der Juniorchef (28), studierter Jurist, englischsprachig, bietet Touren in die Umgebung und an den Salzsee an. Seine Eltern, seine Mutter war 16 und schwanger mit ihm, sind von Uyuni nach Tupiza gezogen und haben langsam ein heute florierendes Hotel aufgebaut, dem Sohn das Studium ermöglicht und werden es sicher der jüngeren Tochter auch bezahlen. Die Familie hält zusammen.
Hier haben wir auch zum ersten Mal bolivianischen Wein probiert, der uns bis dahin unbekannt war.
Der Weinbau in Bolivien wurde durch spanische Missionare um 1550 begründet. Sie brachten Rebsorten wie Moscatel de Alejandria und Misionaria, bekannt als Negra Criolla mit. Bevorzugt hergestellt wurde Singani, ein reines Destillat aus Moscateltrauben. Erst in den 1960er Jahren begannen bolivianische Weinbauer in Technologie und Weinproduktion zu investieren und ab 1978 importierte man auch europäische Rebsorten, die sich dem Mikroklima auf hoher Höhe anpassten, heimisch wurden. Die Trauben entfalteten ihren eigenen Charakter und der Wein ist seit 1993 unter der Marke Vino de Altura bekannt. Er wird überall vermarktet.
Die drei Hauptanbaugebiete umfassen das
- Zentraltal von Tarifa mit 2.400 Hektar Rebfläche auf einer Höhe von 1.600 bis 2.150 Metern. Die wichtigsten roten Sorten sind Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot, Malbec, Tannat, Garnacha und Barbera; die wichtigsten weißen sind Moscatel von Alexandria, der Sauvignon Blanc, Riesling, Franc Colombard und Chenin Blanc.
- Tal von Conti mit 300 Hektar Rebfläche und auf einer Höhe von 1.600 bis 2.030 Metern mit seinen roten Sorten Negra Criolla, Vicchoqueña, Misionera, Tintorera, Syrah und Cabernet Sauvignon; die weiße Sorte ist der Moscatel von Alexandria.
- die Täler von Santa
Cruz mit 100 Hektar Rebfläche auf einer Höhe von 1.600 bis 3.000 Metern mit den roten Sorten Syrah, Tannat, Cabernet Sauvignon und Malbec, sowie den weißen Torrontes, Sauvignon Blanc, Riesling und Moscatel de Alejandria.
Darüber hinaus gibt es noch kleinere Weingüter in den Tälern von Potosí, La Paz und Cochabamba. Bolivien ist eines der kleinsten Weinerzeugerländer der Erde, was jedoch nichts über die Qualität aussagt. Der Tannat ist jedenfalls exzellent.
Tupiza ist umgeben von einer absolut eindrucksvollen Landschaft mit wüstenhaftem Klima, die zu Fuß, hoch zu Pferd oder bequem im Jeep entdeckt werden kann. Am Tag ist es trocken, heiß und sonnig, nachts gibt es eine deutliche...
Erscheint lt. Verlag | 10.3.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
ISBN-10 | 3-7534-6804-5 / 3753468045 |
ISBN-13 | 978-3-7534-6804-4 / 9783753468044 |
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