Gut leben mit dem Defibrillator -  Birgit Schlepütz

Gut leben mit dem Defibrillator (eBook)

Wie der neue Alltag mit dem Defi gelingt. Alles, was sie wissen müssen. Herz in Takt. Defi-Liga e. V. Deutschlandweites Netzwerk
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
160 Seiten
Humboldt (Verlag)
978-3-8426-2985-1 (ISBN)
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Wer einen Defibrillator bekommt, für den ändert sich das gesamte Leben - das eigene und auch das der Angehörigen. Oft braucht es Zeit, bis man das Implantat nicht als Fremdkörper, sondern als le-bensrettenden Begleiter akzeptiert. Dieser Ratgeber vermittelt Grundlagenwissen rund um das Herz, seine Erkrankungen und die Funktionsweise von Defibrillatoren, klärt über die Ursachen von Herzrhythmusstörungen auf und stellt die verschiedenen Defibrillator-Modelle vor. Er gibt praktische Tipps für die Zeit nach der Operation, beschreibt die Nachsorge und gibt Antworten auf Fragen zum Alltag sowie zum Sozial- und Berufsleben: Darf ich mit einem implantierten Defibrillator Auto fahren und reisen? Wie ernähre ich mich möglichst herzgesund und kann ich Sport treiben oder Sex haben? Darf ich wieder arbeiten und worauf muss ich dabei achten?

Die HERZ IN TAKT DefiLiga e.V. ist ein ehrenamtliches SelbsthilfeNetzwerk für Patienten mit Defibrillator. Seit 1992 bietet sie Betroffenen und ihren Angehörigen aus Deutschland unterschiedliche Foren zum Gespräch. Unterstützt wird sie von Medizinern, Psychologen und weiteren Experten, die den Patienten mit Fachwissen, Erfahrung und Empathie begegnen. Zudem organisiert die DefiLiga ein Netz telefonischer Ansprechpartner. Birgit Schlepütz ist freie Redakteurin und begleitet die DefiLiga seit 2014. Für dieses Buch hat sie tief in die Archive geblickt, Themen recherchiert, Mediziner und Patienten befragt und so das 'Defi Wissen' vieler Jahre zusammengestellt.

Die HERZ IN TAKT DefiLiga e.V. ist ein ehrenamtliches SelbsthilfeNetzwerk für Patienten mit Defibrillator. Seit 1992 bietet sie Betroffenen und ihren Angehörigen aus Deutschland unterschiedliche Foren zum Gespräch. Unterstützt wird sie von Medizinern, Psychologen und weiteren Experten, die den Patienten mit Fachwissen, Erfahrung und Empathie begegnen. Zudem organisiert die DefiLiga ein Netz telefonischer Ansprechpartner. Birgit Schlepütz ist freie Redakteurin und begleitet die DefiLiga seit 2014. Für dieses Buch hat sie tief in die Archive geblickt, Themen recherchiert, Mediziner und Patienten befragt und so das „Defi Wissen“ vieler Jahre zusammengestellt.

WENN DAS HERZ AUS DEM TAKT GERÄT


Dieses Kapitel liefert Ihnen allgemeine Informationen darüber, wie Ihr Herz funktioniert und welche Arten von Störungen es gibt. Zudem erfahren Sie, wie sich ein Defibrillator und ein Herzschrittmacher voneinander unterscheiden und welche Funktionen sie jeweils erfüllen.

Vom Herzschlag zum Kammerflimmern


Der plötzliche Herztod (PHT) ist in den westlichen Industrienationen eine häufige Todesursache. Laut dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. sterben in Deutschland jährlich 65.000 Menschen daran. Das entspricht jedem fünften Todesfall, der durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht wird.1 Aus vielen wissenschaftlichen Forschungen über den plötzlichen Herztod2 weiß man heute, dass

das Risiko mit fortschreitendem Alter steigt,

Männer deutlich gefährdeter sind als Frauen,

die meisten Betroffenen unter einer Herzerkrankung litten, die bis dahin nicht erkannt war,

die Grunderkrankungen, die den plötzlichen Herztod auslösen, mit dem Alter variieren.

Bei jüngeren Menschen sind Herzmuskelerkrankungen, elektrische Störungen, Herzmuskelentzündungen, Drogenanhängigkeit und angeborene Herzfehler wichtige Ursachen. Zwar sind auch Menschen jenseits des 40. Lebensjahres von Herzmuskel- oder Klappenerkrankungen betroffen, doch in höherem Alter spielen die koronare Herzerkrankung (KHK) und die Herzschwäche die weitaus wichtigere Rolle als Ursache für einen plötzlichen Herztod.

Auch wenn in diesem Kapitel Fachbegriffe fallen: Um im Verlauf des Buches besser zu verstehen, wo Ihre Herzprobleme liegen und was ein Defibrillator kann, helfen zunächst ein paar Grundkenntnisse rund um den menschlichen Herzschlag. Die Ausführungen sind so einfach wie möglich gehalten und beschränken sich auf Begriffe, die Ihnen sowohl in diesem Buch als auch im Gespräch mit Medizinern immer wieder begegnen werden. Gehen wir’s also an:

Der menschliche Herzschlag wird durch ein elektrisches Erregungssystem gesteuert, dessen natürlicher „Schrittmacher“ der Sinusknoten ist. Von dort aus setzt sich die Erregung bis zum Atrioventrikularknoten fort. Er befindet sich im Grenzbereich zwischen Herzvorhof (Atrium) und Herzkammer (Ventrikel) und leitet die Signale weiter an das HIS-Bündel. Als einzige echte Verbindung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern sorgt es dafür, dass die Erregung an den Kammerschenkeln (Tawara- Schenkel) entlang bis zu den Purkinje-Fasern an der unteren Spitze des Herzmuskels weitergeleitet werden kann.

Damit das Herz einmal schlägt, läuft eine elektrische Erregung Schritt für Schritt vom Sinusknoten bis zu den Purkinje-Fasern. Die Grafik zeigt alle Beteiligten an der Erregungsleitung des menschlichen Herzens.

Bei einer normalen Herzfrequenz schlägt das Herz 60–80 Mal pro Minute.

Weil der Sinusknoten den menschlichen Herzrhythmus aufbaut, bezeichnet man diesen auch als Sinusrhythmus. Die Druckwelle, die das Blut erzeugt, wenn es vom Herzen aus durch Ihren Körper gepumpt wird, können Sie als Pulsschlag fühlen und messen. In den meisten Fällen ist Ihr Pulsschlag identisch mit Ihrer Herzfrequenz. Sie gibt an, wie oft Ihr Herz tatsächlich binnen einer Minute schlägt. Da es auch „blinde“ Herzschläge gibt, die keine Druckwelle und damit keinen Pulsschlag erzeugen, lässt die Herzfrequenz genauere Aussagen über Herzrhythmusstörungen zu. Bei einem normalen Sinusrhythmus schlägt Ihr Herz 60–80 Mal pro Minute. Ist das elektrische System Ihres Herzens gestört, steigt oder sinkt diese Schlagzahl.

Schlägt Ihr Herz zu schnell, sprechen Mediziner ab einer Herzfrequenz von etwa 100 Schlägen pro Minute von einer Tachykardie. Betrifft eine Tachykardie die Vorhöfe, bezeichnet man sie als atriale Tachykardie. Dazu zählt zum Beispiel das Vorhofflimmern, von dem sehr viele Menschen betroffen sind – das aber isoliert betrachtet nicht lebensbedrohlich ist. Anders ist dies bei Tachykardien mit Ursprung in der Herzkammer. Eine solche Herzrhythmusstörung nennt man ventrikuläre Tachykardie (VT). Sie ist gefährlich und kann je nach Herzfrequenz zum plötzlichen Herztod führen. Pumpen die Herzkammern zum Beispiel über 170 Mal in der Minute, spricht man von einer Kammertachykardie. Sind einzelne Herzschläge im EKG nicht mehr voneinander abzugrenzen, spricht man von Kammerflimmern, was lebensbedrohlich ist und unbehandelt bereits nach kurzer Zeit zum plötzlichen Herztod führt. Genau für diesen Fall tragen Sie Ihren Defibrillator. Er kann Tachykardien erkennen, einen elektrischen Schock absetzen und damit das rasend schnelle und unkoordinierte Zucken der Ventrikel unterbrechen. Erst durch die Therapieabgabe des Defibrillators hat Ihr Herz überhaupt die Chance, nach wenigen Sekunden des Stillstands wieder in einen guten Rhythmus zurückzufinden.

Zu den typischen Symptomen, die auf eine Tachykardie hindeuten, gehören Kurzatmigkeit, Schwindel, plötzliches Schwächegefühl, Flattern im Brustkorb, Benommenheit bis hin zur Ohnmacht.

Hätten Sie’s gewusst?

Wie jeder andere Körpermuskel ist auch das Herz auf einen elektrischen Impuls angewiesen, damit es sich zusammenziehen kann. Bei allen anderen Körpermuskeln erfolgt dieser Impuls über Nerven. Das Herz arbeitet aber unabhängig von einer Steuerung der Nerven. Dies ist möglich, weil die speziellen Muskelzellen des Herzens innerhalb Ihres Körpers ein ganz eigenes Erregungssystem aufbauen und weiterleiten. Fällt der Sinusknoten als natürlicher Schrittmacher aus oder wird die Erregung nicht auf die Atrien weitergeleitet, kann der AV-Knoten diese Funktion übernehmen. Man bezeichnet ihn deshalb auch als sekundäres Erregungsbildungszentrum. Komplette Unterbrechungen in der Erregungsleitung werden wiederum als Block beschrieben. So kommt es zum Beispiel zu einem totalen Herzblock, wenn die Erregungsleitung von den Vorhöfen zu den Kammern nicht mehr stattfindet. Ein Rechts- oder Linksschenkelblock liegt wiederum vor, wenn die Erregungsleitung von einem Tawara-Schenkel zu den Purkinje-Fasern unterbrochen ist.

Defibrillator und Schrittmacher – wo liegt der Unterschied?


„Kenne ich. So einen hat meine Mutter auch.“ – Solche oder ähnliche Reaktionen haben Sie vielleicht auch schon erlebt, wenn Sie von Ihrem Defibrillator erzählt haben. Oft stellt sich dann aber heraus, dass die erwähnten Personen keinen Defibrillator, sondern einen Herzschrittmacher tragen. Diese Systeme unterscheiden sich grundlegend in ihren Funktionen. Zwar geben beide elektrische Impulse ab, doch dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Denn ein Schrittmacher löst mit seinen elektrischen Impulsen einen Herzschlag aus und wird deshalb bei einer Bradykardie eingesetzt – einer zu langsamen Herzfrequenz. Das Herz pumpt dann nicht richtig und braucht für einen regelmäßigen Rhythmus elektrische Hilfe. Ein Schrittmacher kann auf eine bestimmte Herzfrequenz programmiert werden, sodass er mit seinen Impulsen für einen ausreichend schnellen Herzschlag sorgt. Diese Impulse werden nicht wahrgenommen und verbessern die Lebensqualität spürbar.

Ein Herzschrittmacher sorgt für einen regelmäßigen Herzschlag, während der Defibrillator lebensbedrohliche Rhythmusstörungen durch die Abgabe von Elektroschocks therapiert.

Zwei medizinische Errungenschaften mit verschiedenen Zielen: Der Defibrillator (links) beendet schnelle und lebensbedrohliche Rhythmusstörungen in den Herzkammern. Der wesentlich kleinere Schrittmacher (rechts) löst Herzschläge aus und therapiert zu langsame und/oder unregelmäßige Herzfrequenzen.

Die Hauptfunktion des Defibrillators ist eine andere: Er erkennt selbstständig viel zu schnelle und lebensbedrohliche Rhythmusstörungen in den Herzkammern (ventrikuläre Tachykardien) und beendet diese – entweder durch einen starken elektrischen Impuls oder durch eine Überstimulation mit nicht wahrnehmbaren elektrischen Impulsen, die denen eines Herzschrittmachers ähneln. Der Elektroschock wird von Betroffenen oft mit einem Tritt vor die Brust verglichen, der sie wie aus heiterem Himmel trifft und nicht selten medizinische und psychische Nachwirkungen hat. Die Mehrheit der Defibrillatorensysteme verfügt zudem über eine Schrittmacherfunktion. Sie wird von den meisten Patienten nicht benötigt, sondern dient vielmehr als Sicherheitsfunktion. Nur der subkutane Defibrillator (S-ICD) verfügt aktuell nicht über die Möglichkeit, als Herzschrittmacher zu arbeiten. Schrittmacher wie Defibrillatoren werden meist implantiert, für Notfall- oder Übergangssituationen bis zu einer Operation existieren auch tragbare Schrittmacher sowie Defibrillator- Westen.

Zwei Varianten der Defibrillator-Therapie


Oberstes Ziel jeder Therapie mit einem Defibrillator ist es, eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung so schnell wie möglich zu beenden und dadurch Ihr Leben zu retten. Ein weiteres Ziel ist es, Ihnen im Alltag...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2021
Zusatzinfo 30 Abbildungen
Verlagsort Hannover
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte Herzkrankheiten • Ratgeber Herz • Selbsthilfe
ISBN-10 3-8426-2985-0 / 3842629850
ISBN-13 978-3-8426-2985-1 / 9783842629851
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