Gesundheitstipp Nr.1 Vollkornweizen

Vollkornweizen

Als älteste Getreidepflanzen sind Gerste, Weizen und Hirse bekannt. Am Nil kannte man Weizen schon im 6. Jahrtausend v. Christus. Zusammen mit dem Roggen, der erst um 700 v. Christus entlang der Nordküste des Schwarzen Meeres aufkam, wurde der Weizen zum Getreide der Europäer. In Afrika herrscht Hirse vor. In Asien war Nahrung gleichbedeutend mit Reise. In weiten Teilen Süd- und Mittelamerikas siegte der Mail.

Getreide ist heute bei nahezu allen Völkern der Erde die Grundlage der Ernährung. Geändert hat sich nur die Anbauweise und die Qualität des Getreides durch Industrielle Verarbeitungs- und Konservierungsmethoden. In Amerika, Europa und Russland wird heute Getreide erzeugt, das auf vorwiegend kunstgedüngten Boden wächst. Kunstdünger weisen aber nur etwa 8 bis 10 Mineralien auf, während es über 100 gibt. Wird dem Boden nicht auf natürlicher Weise Nahrung zugeführt, dann entstehen Mangelzustände, die in weiterer Folge auch auf Pflanzen, Menschen und Tiere übergehen.

Die Erhaltung und Stärkung der Volksgesundheit ist weitgehend von der Brotfrage abhängig. Es ist daher die vordringlichste Aufgabe von uns allen, für einen gesunden Boden und für eine gesunde Umwelt einzustehen, um Leben und Gesundheit auf dieser Erde zu retten.

Durch die technischen Fortschritte haben sich nicht nur die Boden- und Umweltverhältnisse grundlegend geändert, sondern auch unsere Nahrung selbst. Beim Getreide werden seit ca. 180 Jahren Randschichten und Keim abgetrennt und damit eine für lange Zeit lagerfähige Mehlkonserve geschaffen – obwohl auch das ganze Getreidekorn eine natürliche Konserve darstellt und doch zugleich ein lebendiger Organismus ist.

Die Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie wurde durch die alte Ernährungslehre unterstützt, die nach Kalorien rechnet und besagt, dass Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate genügen, um den Menschen gesund zu erhalten. Je mehr Kalorien ein Nahrungsmittel enthielten, also umso wertvoller wurde es eingestuft. Alle Nahrungsbestandteile, die nicht aus einem der 3 Grundnährstoffe bestanden, wurden als überflüssiger Ballast bezeichnet. Daher immer noch die Bezeichnung aller Randschichten des Getreides (Kleie, usw.) als Ballaststoffe. 

Aus dieser Sicht werden Nahrungsmittel in isolierter Form erzeugt, die in zu hoher Konzentration einzelne Grundnährstoffe enthalten, während andere wichtige Nähr- und Vitalstoffe völlig fehlen.

Erst mit der Entdeckung der Vitamine und deren lebenswichtigen Bedeutung für die Gesundheit der Menschen, trat eine radikale Wandlung in der Ernährungslehre ein und der vermeintliche große technische Fortschritt hat sich als folgenschwerer Irrtum erwiesen. Mit der Industrialisierung begann auch, den Zeitfaktor miteinbezogen, die Abnahme der Gesundheit der Menschen in den Industrieländern im „Wohlstand“.

Der Jahrzehntelange Verzehr von denaturierter Nahrung zeigt sich hauptsächlich am Gebissverfall, Krankheiten der Verdauungsorgane, Gallensteine, Herz- und Kreislauferkrankungen, Rheuma, Fettsucht, Arthrose, Diabetes, Arteriosklerose. Die Liste ließe sich noch verlängern. Aufklärung tut Not.

So wie Körper – Seele – Geist eine Einheit sind, so kann auch unsere Nahrung nur in vollständiger Form Leben und Gesundheit geben. Die neuzeitliche Ernährungswissenschaft hat genügend Beweise erbracht, dass die Ausgewogenheit innerhalb der Getreidesubstanzen nur ausnutzbar ist, wenn das Getreidekorn in seiner Ganzheit als lebendige, vollwertige Nahrung dient.

Prof. Kollath, der sich mit der Geschichte des Getreides und der Menschen wissenschaftlich befasste, teilte unsere Nahrung in Lebensmittel und Nahrungsmittel ein. Die Lebensmittel – Mittel zum Leben – können die Gesundheit erhalten, die Nahrungsmittel nicht, sie sind nur Mittel zur Sättigung des Hungers, nicht zur Erhaltung der Gesundheit.
Betrachten wir nun das Getreide und seine Wirkstoffe. Alle Getreidearten haben eine ähnliche Zusammensetzung. Wir greifen den Weizen heraus, andere Getreidearten haben wir in Gesundheitstipps Nr.2, Nr.3, Nr.4, Nr.5., Nr.6, Nr.7 genau beschrieben.
Die Wirkstoffe des Getreidekornes sind im Weizen in einem sehr ausgeglichenen Verhältnis vorhanden. Er bildet daher die harmonische Mitte unter den Getreidearten.

Der Mehlanteil ist der Hauptbestandteil des Kornes. Er enthält 75% Stärke und 10% Eiweiß. Die zur Aufschließung und Verstoffwechslung des Mehlkörpers notwendigen Vitalstoffe befinden sich vorwiegen in den Randschichten und im Keim.

Der Keim muss alles vorgebildet erhalten, was für den geregelten Ablauf von Wachstum, Stoffwechsel, Atmung und Assimilation notwendig ist. Er enthält leichtverdauliche physiologisch wertvolle Eiweißkörper, hoch ungesättigte Fettsäuren (Lecithin), wasserlösliche Vitamine (Vitamin B1, B2, B6, Nicotinsäureamid, Panthotensäure, Biotin, Inosit), fettlösliche Vitamine Vitamin E und K, sowie Provitamin A und D) Mineralstoffe (Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Schwefel, Mangan, Chlor), Spurenelemente (Kupfer, Aluminium, Nickel, Kobalt, Zink, Gold), sowie blutbildende oder Antianämie, Vitamine. Der Getreidekeim ist unser größter Vitamin B1 Lieferant und die reichste Vitamin E Quelle unter den Lebensmitteln.

Ein Mangel an Vitamin B1 verursacht tiefgreifende Stoffwechselstörungen. Vitamin B1 hat eine Schlüsselstellung im gesamten Stoffwechselgeschehen und somit kann alleine schon ein Mangel an diesem einen Vitamin eine Kettenreaktion an Störungen auslösen und praktisch alle ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten hervorrufen. Die Auswirkung von Vitamin B1 Mangel haben wir im Gesundheitstipps Nr.12 genau beschrieben.

Vitamin E ist das Fruchtbarkeitsvitamin und ist von größter Bedeutung für die Funktion von Nervenzentren, innersekretorischen Drüsen und Gefäßen. Es ergänzt die essentiellen Fettsäuren und ermöglicht den Fettstoffwechsel. Vitamin E schützt vor dem raschen Zerfall der Blutkörperchen (Hämolyse), fördert die Muskelzell- und Bindegewebsfunktion und den Eiweißstoffwechsel.

Vitamin E Mangel kann daher unter anderem Muskelerkrankungen, Herz- und Gefäßschäden, Rheuma, Anämie, Sterilität, Fehlgeburten verursachen.

Vitamin E ist bei mangelnder Spannkraft und bei Überarbeitung ein hervorragendes Stärkungsmittel.

Wird der Weizen gekeimt, dann erfährt er eine Steigerung an einzelnen Vitaminen, besonders an Vitamin C, das vor der Keimung kaum feststellbar ist. Bekannte ernährungsforscher wie Kollath, Evers, Kuhl, Bircher Benner empfehlen gekeimten Weizen bei Nervenerkrankungen, Überarbeitung, Blutarmut, zu niedrigen Blutdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, Reisekrankheiten, Altersbeschwerden, Hautausschlägen.

Dr. Vogel empfiehlt gekeimten Weizen als eines der besten Mittel bei Neigung zu Frühgeburten, ebenso bei Frauen, die auf Grund von Störungen in den Eierstöcken übergewichtig sind. Regelmäßiger Verzehr von gekeimten Weizen reguliert in diesen Fällen bald wieder das Gewicht.

Dr. Evers hat gekeimten Weizen bei Multiple Sklerose erfolgreich eingesetzt.

Im Weizenkeim befindet sich auch Allantoin, ein hochwirksamer Stoff zur Bildung des Zellschutzgewebes und für das Zellwachstum.

Der Wert der Randschichten des Getreides, der sogenannten Ballaststoffe (Kleie) wurde lange Zeit nicht erkannt.
 Die Weizenkleie hat das größte Quellvermögen und aktiviert dadurch die Darmfunktionen. Die Durchgangszeit der Nahrung wird durch Ballaststoffe erheblich verkürzt und die Ausscheidungsmenge wesentlich vergrößert. Das ist von entscheidender Bedeutung, weil unerwünschten Bakterien und Darmgiften, die auf die Darmschleimhäute ungünstig einwirken, wenig Möglichkeiten gegeben wird, sich zu entwickeln. Die Aktivität dieser Bakterien, sowie geringer Stuhl und lange Durchgangszeit begünstigen nämlich die Bildung von Darmkrebs. Bitte keine reine Weizenkleie einnehmen, die reizen den Darm enorm. Nur im Verband als Ganzes Korn.

Auch Blinddarmentzündung hängt mit Ballaststoffmangel in der Nahrung zusammen. Ohne Ballaststoffe kommt es sehr häufig zu Stuhlverstopfungen und die Blinddarmöffnung ist blockiert. Der große Druck, der dadurch entsteht, schädigt die Darmschleimhäute. Bakterien dringen ein und können eine Entzündung des Blinddarms verursachen.

Darmpolypen lassen dieselbe Ursache vermuten. Bei Divertikulose (Ausstülpungen des Dickdarmes, die sich entzünden) spielen ebenfalls die Ballaststoffe eine entscheidende Rolle.

Die stärkere Inanspruchnahme der Verdauungsorgane durch ballaststoffhaltige Nahrung gewährt eine intensive Durchblutung und damit eine bessere Versorgung der Darmmuskulatur mit Nährstoffen. Die Verdauungsorgane werden gesünder und kräftiger. Bei ballaststoffarmer Nahrung, wie Weißmehl und daraus hergestellte Produkte, werden die Verdauungsorgane schwach und verkümmern.

Im Munde bewirken die Ballaststoffe eine Verlängerung des Kauens und eine vermehrte Absonderung eines puffenden basischen Speichels. Beides ist wichtig für die Zahnerhaltung und für Vorverdauung der Speisen.

Die Ballaststoffe haben auch einen dämpfenden Einfluss auf den Anstieg der Blutzuckerkurve nach Verzehr von Kohlenhydraten und haben damit eine günstige Wirkung bei der Vorbeugung und Behandlung von...