Vergleiche dich nicht, sei du selbst (eBook)
192 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46051-1 (ISBN)
Maja Günther ist Dipl. Soziologin und arbeitet seit über 15 Jahren in ihrer Praxis für Beratung und Coaching mit Einzelpersonen und Paaren sowie als Systemische Business Coach und Trainerin für Unternehmen und Institutionen. Sie berät Führungskräfte und Mitarbeiter*innen zu Themen wie Überbelastung und Stress sowie in persönlichen Krisen und Konflikten. Darüber hinaus ist sie Autorin, Regisseurin und Podcasterin des Life-Coaching-Podcasts 'Wecke deine Lebensfreude!'
Maja Günther ist Dipl. Soziologin und arbeitet seit über 15 Jahren in ihrer Praxis für Beratung und Coaching mit Einzelpersonen und Paaren sowie als Systemische Business Coach und Trainerin für Unternehmen und Institutionen. Sie berät Führungskräfte und Mitarbeiter*innen zu Themen wie Überbelastung und Stress sowie in persönlichen Krisen und Konflikten. Darüber hinaus ist sie Autorin, Regisseurin und Podcasterin des Life-Coaching-Podcasts "Wecke deine Lebensfreude!"
An der Oberfläche –
Vergleiche in den Medien
Das soziale Umfeld, in dem wir leben, fördert automatisch unser inneres Bestreben, in den Vergleich zu gehen. Egal ob Kindergarten, Schule, Ausbildung oder Arbeitsplatz: Da, wo wir uns aufhalten, vergleichen wir uns. Auch das Privatleben oder Hobbys sind nicht vor unserem vergleichenden Geist sicher. Wir können gar nicht anders. Wir schauen nach links und rechts, zum einen und zum anderen – und gleichen uns ab. Es kann also nicht Ziel dieses Buches sein, dir das Vergleichen abzugewöhnen. Das würde nicht gelingen. Mein Ziel ist es, dass du zukünftig in der Lage bist, die unbewussten Vergleiche aufzuspüren und ihnen die Möglichkeit zu nehmen, dass sie dich frustrieren und demotivieren.
Das ist heutzutage noch viel schwieriger als früher. Einerseits rückt die Globalisierung die Welt zusammen, andererseits verschaffen uns die digitalen und sozialen Medien Einblicke in die entlegensten Winkel der Welt. Bis in die Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts war es verhältnismäßig schwierig, sich mit einem Menschen in einer anderen Lebenssituation oder an einem anderen Ort auf diesem Globus zu vergleichen. Die Welt wirkte riesig, die Möglichkeiten waren begrenzt, sowohl in der beruflichen wie auch in der individuellen Weiterentwicklung. Ein Flug von Deutschland nach Thailand war im Jahr 1970 noch eine teure Reise und für viele fast utopisch, heutzutage wird er zu weitaus erschwinglicheren Preisen mehrmals täglich von den großen deutschen Flughäfen angeboten.
Auch Fernsehen und Internet haben die Welt zusammenschrumpfen lassen und sind ein echtes Vergleichs-Eldorado. Sie zeigen uns Helden, Models und Vorbilder und suggerieren eine perfekte, makellose Welt mit ewiger Jugend. Wir gewinnen leicht den Eindruck, wir sollten faltenlos, glatt und gesund altern – obwohl, eigentlich sollten wir möglichst gar nicht altern. Wir sollten stark und energievoll bleiben und uns auch noch als Rentner aufs Motorrad schwingen und in die schicke Seniorenresidenz flitzen, wo uns der natürlich genauso agile Partner oder die Partnerin erwartet.
Doch trotz aller Versuche, ewig jung, schön und stark zu bleiben, lässt sich der biologische Prozess vielleicht manipulieren, nicht jedoch gänzlich aufhalten. Trotzdem fühlen wir uns oft schlecht, wenn wir beim morgendlichen Blick in den Spiegel Krähenfüße, Falten um die Mundwinkel oder lichteres Haar erblicken. Sind wir die Einzigen, denen man ihr Alter ansieht?! Wie gelingt es den anderen, jünger auszusehen, als sie tatsächlich sind? Wir sehen auch hier nur einen Ausschnitt und nicht die ganze Wahrheit.
Wenn wir dann auch noch anfangen, uns mit den Menschen zu vergleichen, die über die Bildschirme flimmern oder den Feed unseres Facebook- oder Instagram-Accounts fluten, ist die Krise perfekt. Bedenke jedoch: Wir wissen nicht, welches Bild nachbearbeitet wurde, und können nicht mit Sicherheit sagen, dass die Person, mit der wir uns vergleichen, morgens im Spiegel nicht genauso müde und zerknittert aussieht wie wir.
Erinnere dich noch einmal an das Schlüsselloch. Die sozialen Medien sind genau so ein Schlüsselloch, durch das wir einen winzigen Ausschnitt der gesamten Realität wahrnehmen. Wir sehen nicht, wie lange das Bild eingerichtet wurde, wie viele Versuche es gebraucht hat, die perfekte Pose und das tollste Lächeln einzunehmen, und natürlich sehen wir auch nicht, mit welchen Filtern das Foto überlagert oder wo es retuschiert wurde.
Von Schönheitschirurgen weiß man, dass es mittlerweile immer mehr junge Menschen gibt, die mit dem Wunsch in die Klinik kommen, wie eine Person des öffentlichen Lebens auszusehen – oder, noch absurder, wie ihr eigenes, bearbeitetes Selfie-Bild.
Natürlich wird nicht jeder, der sich von einem Sportler auf Instagram motivieren und inspirieren lässt, irgendwann unter dem Druck des andauernden Vergleichs zusammenbrechen. Allerdings führt die »Fitspiration« nicht nur zu sportlichen, gesunden Menschen, sondern auch zu Depressionen und Magersucht. Auch hier gilt das Prinzip des Schlüssellochs: Man sieht auf dem jeweiligen Kanal nur einen sehr kleinen Ausschnitt der eigentlichen Bemühungen des Influencers. Beinahe erleichtert nimmt man da zur Kenntnis, dass auch die bekanntesten Influencer von Zeit zu Zeit von Durchhängern oder Medienmüdigkeit berichten. Wenn es ganz schlimm wird, wie beispielsweise bei Deutschlands bekanntester Fitnessfrau Sophia Thiel, kann die mediale Omnipräsenz und der Druck, der auch auf den Personen des öffentlichen Lebens liegt, sogar bis zu Krankheit und Berufsunfähigkeit führen.[3]
Es kommt vor, dass die ständigen Erfolgsmeldungen anderer, egal ob prominent oder nicht, zu einem Gefühl der eigenen Wertlosigkeit oder Minderwertigkeit führen. Nur die wenigsten sind so ehrlich, auch das Regenwetter an der Mecklenburgischen Seenplatte, den missratenen Kuchen oder die eigene Orangenhaut in der Nahaufnahme mit den Followern zu teilen. Stattdessen fragt man sich als Betrachter oft: Wie zum Teufel machen die das? Warum sieht das Essen bei Food-Bloggern immer großartig aus? Weshalb wirkt der Trip nach Vietnam der Travel-Blogger stets aufregender als unsere eigene Reise? Und wie gelingt es den Mode- und Kosmetik-Influencern, so verdammt gut auszusehen? Ganz einfach: Sie investieren einen beachtlichen Teil ihres Tages, diesen einen Teller herzurichten, auf die drei Sekunden blauen Himmels in der Bucht von Halong zu warten oder sich von einer professionellen Stilistin schminken und frisieren zu lassen. Die Fotos wirken gleichermaßen inszeniert wie alltäglich – es soll schön, aber auf keinen Fall unglaubwürdig wirken. Am besten sind Bilder, die wie ein Schnappschuss, aber perfekt und fehlerlos aussehen.
Wissenschaftler haben untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und Depressionen gibt, und sind zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Tatsache ist aber, dass die passive Nutzung der genannten Medien ein höheres Risiko birgt, Neid und Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln. Gleichzeitig fördern soziale Netzwerke den Austausch und ein positives Miteinander sogar über die Grenzen von Kontinenten hinweg. Sie ermöglichen Teilhabe und dienen neben der Kommunikation auch der Inspiration.[4] Trotzdem geben mehr als 60 Prozent aller deutschen Frauen an, mit ihrem Äußeren nicht zufrieden zu sein.[5] Ich selbst bin keine Wissenschaftlerin, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die andauernden Vergleiche mit schlanken, schönen Models, die uns von jeder Litfaßsäule und in jedem zweiten Instagram-Feed entgegenblicken, dem eigenen Wohlbefinden zuträglich sind.
Ich erinnere mich an eine Freundin, die vor ein paar Monaten zum ersten Mal in ihrem Leben nach Südamerika reiste. Sie ist selbst von kurviger Statur und im Großen und Ganzen ganz zufrieden mit sich. Als sie jedoch in Rio war und mir eine Nachricht von der Copacabana schrieb, klang sie alles andere als gut. Sie berichtete mir von den winzigen Bikinis, die die Brasilianerinnen am Strand zur Schau trugen, und den makellosen Körpern, so weit das Auge reichte. Ein interessanter Fakt ist, dass Brasilien 2018 das Land mit den meisten Schönheitsoperationen weltweit war.[6] Die Brasilianer werden jedoch nicht mit mehr Missbildungen als andere Völker dieser Erde geboren – was bedeutet, dass der Großteil der Eingriffe keinen medizinisch-ästhetischen Zweck erfüllt. Aber in Brasilien ist Aussehen wohl eben noch mehr Trumpf als in anderen Ländern, oder aber die Bereitschaft, sich unters Messer zu legen, ist höher, weil es sowieso alle machen.
Wie dem auch sei: Meine Freundin fühlte sich mit Kleidergröße 44/46 unwohl. Die Vorstellung, sich mit ihrer Sanduhr an den Strand zu legen, kam ihr beinah absurd vor.
Doch nur wenige Tage später schickte sie mir ein Foto, das sie im türkisblauen Wasser des Karibischen Meers zeigte. Sie war auf Kuba angekommen – einem Land, das seit mehreren Jahrzehnten von der Außenwelt wie abgeschnitten war. Der Zugang zum Internet hatte sich erst seit etwa 2014 verbessert, immer noch hatte ein nur geringer Prozentsatz der Haushalte dort einen privaten Internetanschluss, fast keine ausländischen Fernsehkanäle konnten empfangen, keine internationalen Modezeitschriften gekauft werden. Das spiegelte sich nicht nur im Äußeren, sondern auch im Selbstwertgefühl der Kubanerinnen wider: Sogar die rundesten Damen zeigten auf Kuba, was sie hatten, ohne sich zu schämen und ohne zu glauben, etwas mit ihnen sei nicht in Ordnung. Dieses positive Körpergefühl übertrug sich auch auf meine Freundin, die mir begeistert erzählte, dass sie sich in Havanna zum ersten Mal getraut habe, ihre superkurzen Shorts anzuziehen, für die sie sich eigentlich etwas zu üppig fühlte.
Und da will mir noch jemand sagen, dass Medien keinen Einfluss auf unser ästhetisches Empfinden und unser Selbstbewusstsein haben! Eine Studie aus dem Jahr 1999 belegt, wie schnell Medien zu einer verschobenen Körperwahrnehmung und sogar Essstörungen führen können. Bis in die Neunzigerjahre gab es auf den entlegenen Fidschiinseln keinen internationalen Fernsehanschluss. Erst 1995 zogen Satellitenschüsseln ein – damit waren zum ersten Mal in der Geschichte des Inselstaates amerikanische Fernsehserien zu empfangen. Die perfekte Ausgangslage für eine Studie. Dr. Anne Becker, damalige Direktorin des Harvard Eating Disorders Centers der Harvard Medical School, befragte 63 fidschianische Mädchen im Altersdurchschnitt von siebzehn Jahren zu...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | alte Glaubenssätze • Authentisch Leben • Befreiung von alten Mustern • Blockaden lösen • denkmuster ändern • Gewohnheitsmuster • Ich bin nicht gut genug • ich selbst vertrauen • Inneres Wachstum • Kindheitsmuster lösen • Lebensfreude Kalender • lebenshilfe bücher • Lebenshilfe Coaching • Maja Günther • negative Glaubenssätze • pal verlag • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung Psychologie • positive Einstellung • Praktische Lebenshilfe • psychologie bücher • Psychologischer Ratgeber • Psychologisches Praxisbuch • Ratgeber Psychologie • Ratgeber Selbstvertrauen • Selbstbestimmt Leben • Selbstbestimmung • Selbstbewusstsein • Selbstcoaching • Selbsthilfe Coaching • Selbsthilfe Psychologie • selbstwertgefühl stärken • sich selbst kennenlernen • Stress • Traumatische Konditionierung • Übungen zur Selbsthilfe • Vergleichen • Vergleichsfalle • Verhaltensmuster auflösen • Zufriedenheit • zufrieden leben • zufrieden sein |
ISBN-10 | 3-426-46051-3 / 3426460513 |
ISBN-13 | 978-3-426-46051-1 / 9783426460511 |
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Größe: 980 KB
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