Wutkraft -  Friederike von Aderkas

Wutkraft (eBook)

Energie gewinnen. Beziehungen beleben. Grenzen setzen.
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
256 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86645-5 (ISBN)
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Seit Kindertagen haben wir gelernt, Wut zu unterdrücken, gilt sie doch als Zeichen der Zerstörung. Das ist fatal, denn Wut ist ein Gradmesser für unser Wohlbefinden. Wer ihr nicht zuhört, läuft Gefahr, den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen zu verlieren, krank zu werden und eine Depression zu entwickeln. Wutkraft ist eine Einladung, unsere eigene Wut kennenzulernen und verantwortlich damit zu leben. Sie weist uns den Weg zu mehr Präsenz, Lebendigkeit und Wohlgefühl. Anhand von zahlreichen Übungen und Reflexionen zeigt Friederike von Aderkas, wie wir unsere Wut positiv nutzen: Wie wir lernen, Grenzen zu setzen, Entscheidungen mit neuer Klarheit zu treffen und Beziehungen neu zu gestalten.

Friederike von Aderkas, geb. 1981, ist Dipl.-Pädagogin und systemische Coachin. In ihren Wutseminaren unterstützt sie Menschen, ihre Wut besser kennenzulernen und positiv einzusetzen. Sie ist begeisterte Gefühleforscherin und nutzt Methoden der GFK und des Possibility Managements. Den Suizid ihres Bruders sieht sie in engem Zusammenhang mit unterdrückter Wut und hat sich in der Folge intensiv mit Wut und deren Kraft auseinandergesetzt. www.wutkraft.de und www.friederikevonaderkas.com

Wer Ja sagt zur Wut, sagt Ja zum Leben


Wut hat viele Gesichter. Bei einigen zeigt sie sich durch einen roten Kopf und hervortretende Adern auf der Stirn. Andere setzen eine strenge Miene auf oder begegnen dir mit einem hämischen Lächeln. Wieder andere zeigen ein undurchschaubares Pokerface, das dir keinerlei Hinweise auf die innerlich aufschäumende Wut gibt. So erkennen wir bei manchen Menschen gar nicht, dass sie wütend sind. Vielleicht schlägt uns nur ein eisiges Schweigen entgegen, das den Groll stumm in sich trägt. Andere spüren die Wut in sich selbst erst, wenn sie bereits hochgekocht ist. Plötzlich sitzt ihnen ein dicker Kloß im Hals, oder ein stechender Kopfschmerz begleitet sie durch den weiteren Tag. Viele von uns haben früh verlernt, die ersten Zeichen von Wut zu erkennen. Vielleicht war es in der Familie nicht gerne gesehen, Widerstand zu leisten und Trotz und Zorn wurden sofort gemaßregelt: »Fang jetzt bloß kein Theater an!« oder »Reiß dich zusammen!«.

Unbewusst ausagierte Wut trägt zerstörerische Tendenzen in sich. Wut hingegen, die uns dient, das Leben nach unseren Bedürfnissen zu gestalten, ist nicht blind und aggressiv, sondern klar und ausgerichtet. Wie gelingt es uns, unsere Wut auszudrücken, bevor sie unkontrolliert überkocht? Und was hat dazu geführt, dass viele von uns diese Wut in sich gar nicht zulassen?

Unterdrückte Wut schadet Seele und Körper


Während meiner Tätigkeit als Pädagogin und Seminarleiterin sind mir häufig Menschen begegnet, die sich selbst verboten haben, ihre eigene Wut zu spüren, und es erst recht nicht wagten, sie anderen zu zeigen. Ich beobachtete, dass es ihnen schwer fiel, ihr Leben mutig in die eigenen Hände zu nehmen, und suchte nach Wegen, sie bestmöglich zu unterstützen. In dem Zusammenhang nahm ich bald auch mein eigenes Familiensystem unter die Lupe und entdeckte, was mich prägte: Wenn ich als Kind ärgerlich war oder den Anweisungen meiner Eltern nicht folgte, kam es vor, dass meine Eltern mich mit dem Satz auf mein Zimmer schickten: »Bring dein Böckchen auf die Weide. Wenn du dich beruhigt hast, dann darfst du wiederkommen.« Sie sagten das bestimmt, wenn auch keineswegs herabsetzend oder besonders laut. Mir gefiel es nicht, allein im Zimmer zu sein, also verkniff ich mir rebellisches Verhalten möglichst – ich begann, die unerwünschte Wut zu unterdrücken. Ich entschied mehr oder weniger unbewusst, meine Bedürfnisse zurückzustellen und mein Verhalten anzupassen, um geliebt zu werden. So auch, wenn es mal etwas zu essen gab, das ich nicht mochte: Wir Kinder mussten drei obligatorische Löffel probieren. Ich erinnere mich, dass ich das als unfair und gemein empfand, dass das für mich nicht stimmte, etwas zu essen, was mir nicht schmeckte. Ich lernte jedoch, dass diskutieren hier nicht half, und hielt mich an die Regel. Manchmal fühlte es sich an, als würgte ich mehr als das Essen hinunter. Heute würde ich sagen, ich habe meine Wut mit hinuntergeschluckt. Denn auch wenn ich mich entschieden hatte, meine Wut nicht auszudrücken, so funktionierte es nicht, sie gänzlich loszuwerden.

Das war eine weitreichende Erfahrung für mich. Heute kann ich sehen, was ich mir mit der Entscheidung, meine Wut nicht auszudrücken, genommen habe. Heute weiß ich: Wut ist eine Kraft, die du nutzen kannst, dein Leben so zu gestalten, dass du dich präsent und lebendig fühlst! Wut zeigt dir, wo Ereignisse, Situationen und Verhältnisse für dich nicht stimmen. Sie kann dir helfen, im Beziehungs- und Familienleben und auch im Beruf neue Weichen zu stellen und positive Veränderungen herbeizuführen. Wut ermuntert dich, deine Stimme zu erheben, deine Meinung zu äußern, Grenzen zu setzen und handlungsfähig zu werden. Sie hilft dir, an wichtigen Stellen einzugreifen, Unterstützung anzubieten oder um Hilfe zu bitten; sie hilft Menschen, ihre Wahrheit zu sprechen und Streit zu beenden.

Wird Wut unterdrückt, bahnt sie sich anderweitig ihren Weg und sucht eine Form, sich zu zeigen – wenn nicht laut, dann eben leise, passiv oder schlimmstenfalls auch gegen sich selbst gerichtet. Die Schweizer Professorin für Psychologie Verena Kast hat Gefühle wie Ärger und Wut umfangreich erforscht und erkannt: Menschen, die sich Wut verbieten, leiden nicht selten an Depressionen.1 Das Herunterschlucken von Wut kann negative Folgen haben, die sich sowohl in psychischen als auch in somatischen Krankheiten ausdrücken können. Menschen, die kaum Zugang zu ihrer Wut haben, leiden nicht selten an geringem Selbstwert und starken Selbstzweifeln. Sie stellen sich häufig die Frage nach ihrer Daseinsberechtigung.

Der Zusammenhang von Emotionen mit psychischen und somatischen Beschwerden gelangt durch neue Erkenntnisse, zum Beispiel in der Traumaforschung, seit einigen Jahren stärker in den wissenschaftlichen Fokus. Panik, Angstattacken und Depressionen, wie auch verschiedene körperliche Symptome, sind nach dem Amerikaner Peter A. Levine, einem der bedeutendsten Traumaforscher unserer Zeit, Kennzeichen für anhaltenden Stress.2 »Heftige Gefühle – ebenso wie ein Mangel an Gefühlen – führen zu körperlichen Veränderungen, die zu […] psychosomatischen Störungen beitragen«, wissen die Psychologen Laurence Heller und Aline LaPierre, Experten für Bindungsstörungen und Entwicklungstraumata.3

Wissenschaftliche Untersuchungen dazu, welchen Einfluss etwa die Körperhaltung und das Körperbewusstsein auf unser Befinden haben, liegen schon länger vor. Nina Bull forschte auf diesem Gebiet ab den 1940er-Jahren an der Columbia University of New York. Sie legte Studien über den engen Zusammenhang körperlicher Haltung und Spannungsmuster mit dem Empfinden bei Depression vor. Therapien wie Feldenkrais und die Alexander-Technik, die auf eine Neuausrichtung von Körperhaltungen abzielen, basieren auf der Grundannahme, dass körperliche, geistige und seelische Prozesse miteinander verbunden sind.

Als systemische Beraterin und Begleiterin von Gefühlsprozessen lade ich meine Klienten4 dazu ein, ihren Körper zu beobachten und festzustellen, ob sie bestimmte Symptome mit unterdrückter Wut in Verbindung bringen. Ich habe bereits einige Menschen, die über eine Neigung zu chronischen Beschwerden oder depressiven Verstimmungen klagten, bei Gefühlsprozessen begleiten dürfen. Es waren fast alles Menschen, die versucht haben, es den Menschen um sie herum recht zu machen – der Familie, dem Chef, den Kollegen oder den Freunden. Dabei sind sie selbst immer wieder an ihre Grenzen gestoßen und haben den Kontakt zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen verloren. Sie hatten (noch) nicht den Mut, ihrem Gegenüber diese Grenzen mitzuteilen. Mit diesen Klienten arbeite ich an der Wahrnehmung ihres Körpers und auch ihrer Gefühle und Emotionen – vorrangig ihrer Wut, aus der sie lernen können, Kraft für ein neues Leben abseits von Schmerzen, Niedergeschlagenheit und Selbstzerstörung zu schöpfen. Ebenso hilfreich ist die Arbeit an und mit der Wut bei Menschen, die schnell hitzig oder trotzig reagieren und die deshalb womöglich Freunde verloren oder Probleme mit Kollegen oder dem Chef bekommen haben. Wenn sie lernen, ihre Wut früher zu spüren und gezielt und angemessen in herausfordernden Situationen zu agieren, verändert sich ihr Leben grundsätzlich; sie erleben Beziehungen neu und erfahren im Miteinander immer häufiger Lebendigkeit und Freude.

Wie wir mit unseren Gefühlen umgehen, trägt wesentlich zu unserer Lebensqualität und seelischen Gesundheit bei. Schauen wir doch einmal genauer hin: Wie hältst du es mit dem Gefühl der Wut? Erlaubst du dir, deine Wut zu fühlen? Wie zeigt sie sich bei dir? Und wann? Manche agieren bei Wut gerade heraus, andere sticheln erst hinterher gegen den Kollegen, der sich bei jeder Aktion immer vordrängelt. Liegst du vielleicht sogar mit Magenschmerzen im Bett, nachdem dein Partner – nicht zum ersten Mal – wegen eines Arbeitstermins eine Verabredung mit dir verschoben hat? Um Wut zu spüren, muss manch einer erst entdecken, wo sie in ihm steckt und wie sie sich zeigt. Ich biete dir in diesem Buch praktische Übungen an, die dich dabei unterstützen können zu bemerken, wie sich deine Wut zeigt oder wo sie feststeckt. Erlaube dir, Wut als hilfreiches Gefühl kennenzulernen und zu nutzen, um dein Leben so zu gestalten, dass du zu deinen Bedürfnissen stehst und dich nicht länger verstellst. Entdecke neue Möglichkeiten und Wege, die dir mehr Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit schenken. ...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-407-86645-3 / 3407866453
ISBN-13 978-3-407-86645-5 / 9783407866455
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